Freitag, 9. März 2018

Julie Jewels (1) Perlenschein & Wahrheitszauber, Marion Meister, gelesen von Nana Spier, DAV



Julie Jewels (1) Perlenschein & Wahrheitszauber, Marion Meister, gelesen von Nana Spier, DAV
Julie fiebert ihrem 16. Geburtstag entgegen. Sie träumt von ihrer Sweet Sixteen Party, die ein rauschender Erfolg werden soll und sie endlich aus dem Schatten in die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler und vor allem des coolen Noah, dem Gitarristen der Drunken Seagulls, der Schulband bringen soll. Sie spürt, daß er ihr Seelenverwandter ist, doch bisher scheint er sie noch nicht einmal wahrzunehmen. Zu zurückhaltend ist sie wohl, trotz ihres selbst gestalteten Schmucks, der ihr den Spitznamen Jewels eingebracht hat und ohne den sie nicht das Haus verlässt. Als der große Tag kommt, überrascht sie ihre Eltern in einem Gespräch in der Küche. Ihre unbekannte Großmutter mütterlicherseits Daria, hat für Sie ein Geburtstagsgeschenk geschickt, daß ihre Mutter ihr nicht geben will, egal wie sehr der Vater auch auf sie einredet. Aber Julie sucht es und findet eine Schatulle mit geheimnisvollen Zeichen und wunderbaren Schmucksteinen. Als sie ihrer besten Freundin Merle ihre neueste Kreation zeigen will, reagiert diese ganz merkwürdig. Langsam wird Julie klar, daß dies kein gewöhnliches Geschenk war, mit Hilfe des Schmucks aus Darias Schatulle kann sie ihre Mitmenschen magisch beeinflussen. Das ist so unglaublich, daß sie es sogar vor ihrem besten Freund Ben verheimlicht. Fortan stolpert Julie dank des unberechenbaren Schmucks von einem Chaos ins nächste. Auch ihre Sweet Sixteen Party läuft anders als geplant!
Welches junge Mädchen kennt das Gefühl nicht, daß ihr Potenzial von ihrer Umwelt nicht ganz wahrgenommen wird?  Julie fühlt sich stets als Mauerblümchen, dabei ist sie doch sooo kreativ. Aber eben nicht so forsch wie ihre ehemals beste Freundin Chrissy in ihren kurzen Röcken und der schwingenden Haarpracht, die kein Problem damit hat Jungs, die ihre gefallen anzusprechen. Durch diese heimlichen Wünsche und Sehnsüchte, die Träume und Erwartungen an den 16. Geburtstag ist Julie Jewels die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerin  gewiß. Dazu kommt das Geheimnisvolle. Wer ist ihre Großmutter und warum darf Julie sie nicht kennenlernen? Was ist so schlimm an Daria?
Die Geschichte hat mich gleich gepackt, allerdings hatte ich die Befürchtung, sie wäre vorhersehbar und könne wohl nicht für 4 CDs, geschweige denn für eine Triologie reichen. Aber die  Geschichte ging stets weiter, ohne Längen, dafür mit jeder Menge ungeahnter Katastrophen, auch wenn man mit Julie dachte, daß ja eigentlich nichts schief gehen könnte. Ja, eigentlich, was soll da schon groß passieren? Aber bei Julie, Merle und Ben passiert immer was. Dabei sind Merle und Ben oft sowas wie Julies Stimmen der Vernunft. Auch wenn Merle wohl nicht minder romantisch ist und ebenso fasziniert von der Magie und ihren ungeahnten Möglichkeiten, so wird sie doch von einem ausgesprochenen Harmoniebedürfnis geprägt. Ben hingegen, ist etwas fassungslos, wozu verliebte Mädchen denn alles in der Lage sind. Dennoch gibt er seine Sandkastenfreundin nicht auf, sondern hält zu ihr. Mit Ben und Noah enthält die Geschichte zwei sympathische Protagonisten, während Merle eine super beste Freundin ist und Chrissy und Leonie, die Freundinnen, die dann doch eher Feindinnen sind, sobald sie ihr wahres Gesicht zeigen. So wird die Geschichte gefühlvoll und auch gleichzeitig spannend, denn Chrissy macht Julie das Leben nicht leicht, als ob die Schmuckmagie nicht schon für genug Komplikationen sorgen würde.
Der Stil ist angenehm und frisch, so wie das Klima bei Julie am Meer, leicht und unbeschwert, könnte doch Julies Leben nur ebenso sein. Und genauso spricht Nana Spier auch Julies magische Abenteuer.  Ihre wandelbare Stimme klingt erstaunlich jung und passt sich vielen Charakteren wirklich gut an, den weiblichen natürlich besser als den männlichen. Dennoch klingt keiner der von Nana Spier gesprochenen furchtbar nach verstellter Stimme (was mich persönlich immer furchtbar nervt), auch Atemaussetzer muß man nicht fürchten. So bekommt man fast ein Hörspielgefühl, kann der Geschichte aber deutlich besser folgen, da mit immer genau weiß, wer gerade spricht und es gibt keine störenden Lautstärkeschwankungen, wie häufig in Hörspielen. Das magische Gefühl wird noch durch die Instrumentalmusik zu Beginn und zwischen einzelnen Abschnitten in Julies Leben. Spannend und mysteriös zugleich. Auch wenn Nana Spier die deutsche Synchronstimme von Drew Barrymore,  Clare Danes und Sarah Michelle Gellar ist, die alle deutlich älter als 16 Jahre alt sind, hört man ihr ihr Alter nicht an, sondern nimmt ihr die 16 Jahre durchaus ab.
Das Hörbuchcover ist sehr liebevoll wie Julies Schmuckschatulle gestaltet und wenn man es aufklappt, findet man Julies „Sweet 16“ Liste, ihre Vorsätze und Erwartungen an diesen lang ersehnten 16. Geburtstag! Wirklich sehr gelungen und ansprechend, passt genau zum Buch, vor allem da auch die Tonträger optisch zu der Schmuckschatulle passen.
Die Geschichte endet sehr harmonisch, doch man ahnt, daß wo Magie im Spiel ist, es so harmonisch wohl kaum weitergehen kann. Sehr sympathische Hauptpersonen, die den Glauben an Magie wach halten und von denen wir noch einige romantische und katastrophale Krisen erwarten können.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim DAV für dieses Vorabexemplar.
Eine Hörprobe gibt es hier!
Und wer nun noch nicht genug hat, kann hier noch ein Hörbuch gewinnen! Verratet mir einfach bis zum 15.3.18 um Mitternacht was Euer Lieblingsschmuckstück ist, hinterlasst Euren Namen, am Besten mit Email-Adresse oder FB oder LB-Nickname, damit ich weiß wie ich Euch im Zweifel die glückliche Nachricht übermitteln kann. Versendet wird auf meine Kosten und daher nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Da dies ein Jugendbuch ist und zu nichts verpflichtet, müsst ihr noch nicht mal 18 Jahre alt sein. Es gibt nur das eine Exemplar und keinen Rechtsanspruch auf Auszahlung des Gewinns. Na dann, viel Glück!

Mittwoch, 7. März 2018

Ein Sommer in Sommerby, Kirsten Boie, Oetinger Verlag



Ein Sommer in Sommerby, Kirsten Boie, Oetinger Verlag
Martha (12), Mikkel (7) und Mats (4) wachsen modern und gut behütet in Hamburg auf. Ihre Eltern verdienen sehr gut, sie sind im Geldhandel an der Börse tätig und reisen viel. Während einer Geschäftsreise in New York hat Mutter Leonie einen schweren Unfall und muß ins Krankenhaus mit mehreren Knochenbrüchen und Gehirnerschütterung. Der Vater bucht sofort einen Flug nach New York und bittet die beste Freundin seiner Frau, die Kinder zur Oma nach Sommerby zu bringen, an die sich Martha nur noch vage erinnern kann und die die jüngeren Brüder noch nie gesehen haben. Aus unbekannten Gründen herrscht Funkstille zwischen Oma und Eltern. Mit sehr gemischten Gefühlen tauchen die Kinder auf dem abgelegenen Hof der Großmutter auf, zu der noch nicht einmal eine richtige Straße führt. Wer zu ihr auf die Landzunge am Meer möchte, muß entweder eine Kuhweide überqueeren oder ein Boot nehmen. Logisch, daß es so weit ab vom Schuß kein Wlan, kein Fernsehen und keinen Handyempfang gibt. Während Martha sich ein Leben ohne soziale Netzwerke nicht vorstellen kann, sind ihre kleine Brüder ganz begeistert von den Tieren und dem Leben am Wasser. Nach uns nach stellt auch Martha fest, daß dieser Sommer ganz schön aufregend ist!
So wie die Eltern der Kinder, immer wieder die Köpfe über die Oma zu schütteln scheinen, habe ich beim Lesen immer wieder den Kopf über die Eltern geschüttelt. Tischmanieren und das Auslassen von Fäkalsprache ist in der Erziehung anscheinend wichtiger, als Selbstständigkeit. Die Kinder sind offensichtlich sehr behütet und jede Gefahr soll von ihnen fern gehalten werden. Doch das Leben ist voller Gefahren, wie man schon an dem schweren Unfall der Mutter inmitten der „Zivilisation“ sehen kann. Dennoch ist es den Eltern gelungen, den Kindern ein Gefühl von Liebe und Verantwortung mitzugeben. Denn ganz alleine bei der unbekannten Oma, die sie ständig mitarbeiten lässt und sie nicht betüddelt, macht sich bei Martha ein starkes Verantwortungsgefühl für ihre jüngeren Brüder breit und ihr wird bewußt, wie sehr sie sie liebt. Nichts da, mit „nervige kleine Brüder“! Wenn die Oma so schroff und fordernd ist, hat sie das Gefühl, sie in Liebe hüllen zu müssen. Abgeschnitten von Wlan und Fernsehen, entdeckt Martha auch den Reiz der Bücher, die ihre Mutter früher offensichtlich verschlungen hat (ich habe Désir´´ von Annemarie Selinko auch geliebt) und zum Einschlafen liest sie ihren kleinen Brüdern Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ vor. Bücherliebhaber werden an Marthas Stöbertour durch Omas Bücherregal ihre wahre Freude haben! In der Einsamkeit von Oma werden die Kinder auch mit der Realität des Überlebens konfrontiert. Rehkitze sind nicht nur süß und Landwirte müssen ihr Vieh durchaus schlachten, um Leben zu können. Harte, ehrliche Arbeit, die aber erfüllt und einen mit dem guten Gefühl etwas geschafft zu haben einschlafen lässt. Als diese Idylle dann bedroht wird, merkt auch Martha, daß Whatsapp nicht alles ist und wie sehr sie dieses Leben und auch ihre Oma liebgewonnen hat. Wetten, daß sie sicher nicht die langweiligsten Ferienerlebnisse der Klasse hat und das obwohl ihre Freundin auf den Malediven ist?
Nach und nach merken Kinder beim Lesen oder zuhören, wie die Bedeutung von Handy und Fernsehen abnimmt. Gut, da wir selbst nicht in der Großstladt leben, können sich unsere Kinder das durchaus vorstellen und kennen es auch, daß das Spielen draußen wichtiger ist, als Fernsehn zu schauen. Aber in Städten sind ja schon Schnecken nicht mehr bekannt (ja, habe ich selbst erlebt, als vor Jahren eine Freundin im Urlaub fasziniert zum ersten Mal im Leben eine Schnecke beobachtete!). Es ist auch toll, wie Mikkel den Lesern zeigt, daß es schön ist, das Gefühl zu bekommen, gebraucht zu werden. Denn zu helfen, heißt nicht ausgebeutet zu werden, sondern daß es auf jeden einzelnen ankommt, daß jeder gebraucht wird und wichtig ist. Erzählt wird aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern einfach durch Beobachten der Kinder und ihrer Entwicklung. Klingt langweilig? Ist es aber nicht, sondern richtig spannend, denn wie bereits angedeutet, ist die Idylle in Gefahr und das muß unbedingt verhindert werden! Und auch im Spannungsteil des Buches dürfen die Kinder noch Kinder sein und handeln entsprechend, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber außerhalb dessen, was ihnen ihre Eltern raten würden.
Eine wirklich tolle Geschichte, über das was wirklich zählt, wie z.B. Zeit im Snne von sich Zeit nehmen und Natur.
Spannend, kurzweilig und einfach wunderschön!