Sonntag, 29. Oktober 2017

Das wilde Uff… jagt einen Schatz, Michael Petrowitz, Ravensburger



Das wilde Uff… jagt einen Schatz, Michael Petrowitz, Ravensburger
Das wilde Uff ist ein blaues, wuscheliges Urzeit-Wesen mit besonderen Fähigkeiten, daß es sich im Zimmer von Lio Peppel, wie in einer Höhle gemütlich eingerichtet hat. Damit er nicht zu einem Forschungsobjekt degradiert wird, versteckt Familie Peppel ihren bisweilen sehr anstrengenden (da alles fressenden) Mitbewohner vor den Augen Dritter. Daher kommt es ungelegen, als Ulrike Peppel, die anstrengende ältere Schwester von Vater Mathias sich für einen mehrtägigen Besuch bei Ihnen ankündigt. Natürlich kommt sie früher als erwartet und Lio muß sein Zimmer räumen und bei seiner älteren Schwester Amelie einziehen. Doch wohin mit dem Uff? Tante Ulrike darf es auf keinen Fall zu Gesicht bekommen? Zum Glück verfügt das Mehrfamilienhaus ihres Vermieters Herrn Winz noch über einen aufregenden Dachboden, auf den dieser ja nicht gehen kann, da er nach einem Uff-bedingten Unfall noch immer an Krücken geht. Sehr zum Leidwesen von Vater Peppel, der seither von Herrn Winz ständig telefonisch für Hilfsarbeiten herbei zitiert wird. Währenddessen versucht Professor Snaida, der noch den Verlust des Uffs betrauert seinen wahren Platz in dieser Welt zu finden, die ihn scheinbar nicht haben will. Da sinnt er halt auf Rache!
Dies ist nun schon der dritte Band vom wilden Uff und der 4. Erscheint im März 2018! Was macht also den Erfolg aus?
Diese Abenteuer lassen sich unglaublich gut vorlesen! Da ich viel vorlese, fällt mir so etwas immer sofort auf. Das liegt zum einen daran, daß die einzelnen Charaktere gut gekennzeichnet sind, so daß man gerade das Uff toll mit einer besonderen Stimme sprechen kann, aber auch daran, daß ich die Sprache sehr harmonisch finde. Wenn man einen Satz beginnt, endet er auch entsprechend, ich erlebe keine grammatikalischen Überraschungen, die schon mal beim Vorlesen zum Verknoten der Zunge führen. Es liest sich fast von selbst. Dies mag neben der Spannung und dem Spaß ein Grund zu sein, warum meine Töchter auch freiwillig an besonders spannenden Stellen, an denen ich pausierte selbst weiterlasen. Neben der gefälligen Sprache, kommt einem auch das Druckbild sehr entgegen. Das Buch könnte man mit kleinerem Zeilenabstand und kleinerer Schrift sicherlich auch locker auf 150 Seiten drucken, aber gerade der große Zeilenabstand erleichtert Kindern, die nicht gerne lesen, die Überwindung des inneren Leseschweinehundes. Weil ich dieses Phänomen bei meinen Töchtern so faszinierend finde, vergleiche ich derzeit oft Bücher einer Altersklasse vom Schriftbild her, um heraus zu finden, warum sie einige Bücher bereitwillig selber weiter lesen und andere nur gebannt mit den Ohren verfolgen. Die zahlreichen, ungewöhnlichen schwarzweiß Illustrationen von Benedikt Beck erhöhen noch weiter den Spaßfaktor. Besonders die kleine freche Fledermaus Tabea hat es mir zeichnerisch angetan.
Professor Snaida kommt diesmal mehr so als Randfigur vor, weshalb ein Einstieg mit diesem dritten Band unproblematisch gelingen sollte. Dafür mimt Tante Ulrike bereits zu Beginn einen herrlich neuen Bösewicht, als sie erst einmal alle Ernährungsgewohnheiten der Familie auf den Kopf stellt und ihnen stattdessen Powerkleie vorsetzt. Ach, von ihrer Unfähigkeit sich Lios Namen zu merken oder an irgendetwas mal ein gutes Haar zu lassen ganz zu schweigen. Das Beste ist aber neben ihrer sofortigen Akzeptanz als Unsympath: sie verbirgt ein dunkles Geheimnis! Geheimnisse sind gut, denn sie garantieren Spannung! Dabei ist besonders schön, daß die Geschichte nicht immer die Erwartungen erfüllt, sondern positiv zu überraschen vermag. Genau dieser Punkt hat übrigens meiner achtjährigen Tochter besonders gut gefallen.
Wir sind schon sehr gespannt auf Band 4 „Das wilde Uff braucht einen Freund“ im März 2018, den wir unbedingt lesen wollen.
Begeisterte 5 von 5 Sternen.

Samstag, 28. Oktober 2017

Otto und der kleine Herr Knorff auf Monsterjagd, Andrea Schomburg, Stefanie Reich, cbj



Otto und der kleine Herr Knorff auf Monsterjagd, Andrea Schomburg, Stefanie Reich, cbj
Dies ist der zweite Band von Otto & dem kleinen Herrn Knorff. Herr Knorbelius Knorff ist ein kleiner, höflicher Knorff (sowas ähnliches wie ein Klabautermann), der stets auf gutes Benehmen, Ordnung und Reinlichkeit und die Einhaltung von Regeln achtet. Ganz anders, als seine Artgenossen, die sich kloppen, immer erst an sich denken, ungepflegt und unordentlich sind und am Liebsten Knorffsoppe (nur echt mit Schneckenschleim, Popeln, Knorffspucke und Pupsbeeren) schlabbern. Ihr schlimmstes Schimpfwort lautet: „Du Mensch!“. Doch Knorbelius träumte von der sauberen, ordentlichen Menschenwelt und ist in diese ausgerissen, nun kann er nie wieder zurück. In der Menschenwelt lebt er in der chaotischen Künstlerfamilie von Otto, die so gar nicht seinen Vorstellungen von Menschen entspricht, aber sie nähern sich an und hängen nun sehr aneinander. Umso schlimmer als der kleine Herr Knorff plötzlich grün leuchtende Punkte bekommt: die Klabauterkrätze! Die Punkte werden immer mehr und mehr, bis der betroffene platzt! Das einzige Gegenmittel das hilft ist die widerliche Knorffsoppe, die es nur in Knorffien gibt, in das Knorbelius nicht mehr zurück kann, so besagen es die Regeln. Doch Otto meint, in einem solchen Notfall, kann man sich doch nicht an die Regeln halten und so machen sie sich auf den Weg.
Da es sich um einen zweiten Band handelt, geht es direkt richtig zur Sache. Das gefällt uns sehr gut. Keine langen Vorstellungen, aber doch genug Hintergrundinformationen, um der Geschichte folgen zu können. So beginnt die Geschichte mit einem Fußballspiel, dessen chaotisches Rumgerenne Knorbelius ganz furchtbar findet, bis er die Regeln gelernt hat und natürlich versteht er auch die Abseitsregel und ihre Tücken. Diese kleinen Einfälle und Parallelen gefallen mir sehr gut. Denn kleine Jungs bolzen gerne mal einfach so drauf los, doch wenn man die Regeln bei einem Spiel nicht beachtet, kann der Schuß nach hinten los gehen! Otto und Knorbelius vermitteln sehr schön und spielerisch die Bedeutung und die Grenzen von Regeln, denn man muß auch mal 5 gerade sein lassen, wie wir Rheinländer sagen. In Notfällen gilt es einfach nur seinen Freunden beizustehen und auch mal über den eigenen Schatten zu springen. Denn wie sagt Knorbelius so schön? „Mutig sein, wenn man keine Angst hat, das kann jeder. Aber mutig sein, wenn man Angst hat – da kann eben nur jemand mit Pups-Piraten-Panther-Mut.“ Ja, so Knorffe drücken sich nicht immer fein aus, aber wenn es drauf ankommt, zeigen sie Herz und das hat uns am Ende ganz besonders gut gefallen!
Übrigens spielt die Geschichte jetzt, um Helloween! Das macht sie schön herbstlich, wobei das Fest keine so große Rolle einnimmt, daß man es nicht auch noch zu einer anderen Jahreszeit noch einmal lesen kann.
Die farbigen Illustrationen von Stefanie Reich, heben sich angenehm von derzeit häufigen Illustrationen ab. Ich mag es ja, wenn nicht alle Bücher gleich aussehen. Meine 8 jährige Tochter findet sie aber auch super und besonders die Gesichtsausdrücke findet sie klasse. Gerade die größeren Illustrationen weisen viele liebevolle Details auf und jedes Kapitel hat Seitenzahlen in einer anderen Farbe, passend zum Inhalt. Eine wirklich süße Idee.
Das Buch eignet sich sehr gut für Jungen und Mädchen ab der 2. Klasse zum Selberlesen, aufgrund der vielen farbigen Illustrationen ist es aber auch zum Vorlesen sehr gut geeignet. Die Kapitel sind angenehm kurz, so daß die kleinen Leser nicht so schnell ermüden, aber auch die Konzentrationsspanne von zuhörenden Kindergartenkindern nicht überschritten wird. Die Geschichte ist sehr fantasievoll und mit Knorffreimen und Knorffwörtern gespickt, die das Sprachgefühl schulen und das Erlesen unbekannter Begriffe trainieren und gleichzeitig die Fantasie anregen. Dabei sind die Wörter nie zu schwierig. Fremdwörter bis auf Helloween kommen nicht vor. Es ist ein Buch für Leseanfänger, aber für echte Anfänger steht einfach zu viel Text auf einer Seite und die Schrift ist für echte Anfänger einfach zu klein. Doch ist die Schrift schöne klare Fibelschrift ohne Serifen. Für fortgeschrittene Anfänger, Opas, Omas und nicht mehr ganz so junge Eltern ist der dicke klare Druck aber sehr angenehm zu lesen. 
Andrea Schomburg ist eine wirklich schöne Geschichte für fortgeschrittene Leseanfänger gelungen und hoffen, daß ihr in ihren knorffigen Arbeitszimmern noch viele weitere Abenteuer einfallen.
Gerne geben wir 5 von 5 Sternen und bedanken uns ganz herzlich bei cbj für dieses schöne Rezensionsexemplar.