Samstag, 22. April 2017

Abenteuer & Wissen, Johannes Gutenberg, Der Siegeszug des Buches, von Ulrike Beck, Headroom



Abenteuer & Wissen, Johannes Gutenberg, Der Siegeszug des Buches, von Ulrike Beck, Headroom
Manchmal wüßte ich gerne ein bißchen mehr, einfach so, über alles Mögliche. Da kommt mir die Reihe Abenteuer und Wissen mit diversen Wissenshörproduktionen von 8 bis 88 von Headroom sehr gelegen.
Die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg wurde offiziell zur Erfindung des Jahrtausends gewählt. Erstmals war es hierdurch möglich Wissen, Meinungen und Glauben in großer Anzahl zu veröffentlichen. Hierdurch wurde Wissen für große Personenzahlen zugänglich, die Alphabetisierung schritt voran. Außer der Bibel und Ablassbriefen konnten auch Schulbücher veröffentlicht werden. Bislang mußten Schüler erst den Stoff lernen und dann selbst zu Lernzwecken aufschreiben. Im Jahr 1400 kam Johannes Gutenberg als Johannes Gänswein (genannt Hännes) als zweiter Sohn einer wohlhabenden Mainzer Patrizierfamilie zur Welt. Daher kam er in das Privileg eine Schule besuchen zu dürfen, wo er jedoch seine Lerntexte selbst schrieben mußte. Als Patriziersohn schaute er auch gerne bei Goldschmieden vorbei und beobachtete ihr Handwerk.
Fasziniert von der Idee des Druckes setzte er sein Vermögen ein, um an der Möglichkeit der Massenvervielfältigung von Texten zu arbeiten. Hierzu waren viele verschiedene Handwerkskünste nötig, die zusammen arbeiten mußten. Das brauchte Zeit, Erfahrung, Tüftelei und viel Geld, daß Gutenberg mit Beziehungen, diplomatischem und kaufmännischem Geschickt immer wieder aufbrachte, mit diversen Geschäftspartnern, die an seine Idee glaubten.
Gesprochen wird die Geschichte Gutenbergs von einem Erzähler und einer Erzählerin. Szenen aus Gutenbergs Leben werden zudem von einem Sprecher als Kind und als Erwachsener nachgespielt, musikalisch und mit Geräuschen untermalt. Zwischendurch werden wissenswerte Details von Prof. Dr. Stephan Füssel ausgeführt, in der Art einen Infoblocks, wie sie in Wissenbüchern eingefügt werden, oder ein wenig wie bei den derzeit beliebten Documentaries, Mischungen aus Spielfilmen und Dokumentationen.
Mein Mann als Fachleiter für Geschichte und Sozialwissenschaften fand das Konzept sofort vom ersten Hören an toll. Ich war etwas skeptisch, ob meine Zeitdetektiv Zeitreisekrimifans, das auch so sehen. Meine Tochter Johanna (noch 9) kam in die Küche, als ich die CD gerade angestellt hatte und wollte sofort mithören und fand es interessant. Sobald sie den Raum verließ, stellte sie mir die CD auf Pause. Sie kam auch immer wieder kurz darauf zurück, um weiterzuhören.
Florian (10) und Sebastian (8) denen ich die Produktion über Ostern auslieh, meinten: Super! Total klasse. Ihre Mutter meinte, sie hätten eine Sammlung mit Hör-CD’s zu berühmten Erfindern von jeweils einem Sprecher gelesen. Diese hier gefiel ihnen viel besser, da sie durch die szenische Lesung mit Musik und Geräuschen viel lebendiger ist und dennoch sehr informativ.
Zum Entsetzen meines Mannes, störte mich anfangs die Stimme des wissenschaftlichen Experten. Er hat keine Sprachfehler, seine Einwürfe sind auch wirklich interessant, aber er hat keine geschulte Sprecherstimme, so daß er neben den Profisprechern etwas hölzern klingt. Aber ich wurde überstimmt, die übrigen vier Hörer fanden das überhaupt nicht störend.
Für mich als Juristin waren die Vielzahl an Rechtsstreitereien die Gutenberg zu Lebzeiten hatte, die er aber stets mit diplomatischem Geschick und Kaufmännischer Gerissenheit gut überstand und oft durch Vergleiche beilegte. Faszinierend fand ich auch, welche Texte außer der Bibel bereits als erstes gedruckt wurden.
Für die Kinder war es spannender, wie viele verschiedene Handwerkskünste für den Buchdruck erforderlich waren. Die Folgen der Pest in Aachen oder die vielen Umzüge in Gutenbergs Leben waren ebenfalls beeindruckend. Einen Johannes Hännes zu nennen, fanden sie sehr witzig.
Abgerundet wird das Konzept durch ein kleines Büchlein, daß weitere wissenswerte Informationen zur Entwicklung des Papiers, Schreibstuben, Pergamentrollen, des Gutenberg Museums u.ä. ausführt und bebildert. Hier sieht man z.B. Beispiele aus der Gutenberg Bibel, aus alten Schriften der Mönche, eine Bauzeichnung einer ersten Buchpresse…
Da bleibt mir nur noch Victor Hugo zu zitieren: “ Die Erfindung der Buchdruckerkunst ist das größte Ereignis der Geschichte, die Mutter aller Revolutionen. Der Geist verwarf die alte Form und griff nach einer anderen. Als gedrucktes Wort ist der Gedanke unvergänglicher denn je. Es sind ihm Flügel gewachsen.“
Ich bedanke mich ganz herzlich beim headroom Verlag Köln für dieses spannende Rezensionsexemplar.

Freitag, 21. April 2017

Venezianisches Verhängnis, Daniela Gesing, Midnight



Venezianisches Verhängnis, Daniela Gesing, Midnight
In Luca Brassonis viertem Fall ruht anfangs das Verbrechen im schönen Venedig. Das passt wunderbar, denn Lucas Frau, Gerichtsmedizinerin Carla erwartet das 1. Kind und Luca soll nachmittags mit zur Vorsorgeuntersuchung ins Krankenhaus. Doch es kommt mal wieder alles ganz anders. Eine Bekannte des Vice Questore vermisst ihre Tochter Camilla und kann auch ihren Schwiegersohn nicht erreichen. Der junge Chef einer angesehenen Privatbank Nicola Scolari wird erschlagen und ertrunken im Kanal aufgefunden. Sein Mitgesellschafter und Cousin Piero Marciani verhält sich verdächtig unbeteiligt und seine Bemerkungen sind ebenfalls nicht hilfreich. Seine junge Witwe Camilla taucht wieder auf, sie hatte einen vor ihrer Mutter verheimlichten Arzttermin und scheint erschüttert. Alle Ermittlungen scheinen ins Leere zu laufen und zu allem Überfluß zerrt sich Lucas Kollege Maurizio Goldini noch die Sprunggelenksbänder und kann nicht laufen. Luca hat stets die Uhr im Blick, denn Carla würde ihm die Hölle heiß machen, würde er nicht pünktlich zum Vorsorgetermin erscheinen.
Da kommt es wie gerufen, daß sein Cousin, der deutsche Journalist Stefan Mayer, genannt Caruso, sich langweilt und anbietet sich doch mal ein wenig zu den Hintergründen des Bankhauses umzuhören. Ein Angebot, daß natürlich Caruso rechtzeitig ins Krankenhaus einliefern wird…
Es ist schön, Luca, seine Familie und seine Kollegen wieder in Venedig zu treffen. Neben der eigentlichen kriminalistischen Spannung, sorgt nun die bevorstehende Entbindung noch für extra Aufregung. Kann Luca alle Erwartungen erfüllen? Geht bei der Geburt alles gut? Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Die sonst so gewissenhafte Pathologin geht in ihrer Schwangerschaft völlig auf und überlässt ihrem Assistenten nur allzu gerne das Feld. Anders als Lucas Ex-Geliebte Maria Malafante, der es zu Hause mit Baby wohl etwas langweilig ist, weshalb sie stundenweise wieder arbeiten kommt. Diese kleinen Details aus den Privatleben und die Wiederkehr vertrauter und liebgewonnener Charaktere, machen diesen Krimi so sympathisch. Man läuft durch die Gassen Venedigs, nimmt ein Vaporetto und genießt die Hitze in der Lagune, während es in Deutschland noch richtig kalt ist. Herrlich diese Wärme durch Lesen. Durch die krankheitsbedingte Personalknappheit werden auch neue Charaktere eingeführt, die für frischen Wind sorgen. Ich bin gespannt, ob die neue Ispettore bleiben darf, ich fand sie eine interessante Neuerung.
Der Fall ist spannend, aber kein Reißer. Gerade durch die Verknüpfung der kriminalistischen Ermittlungen mit der bevorstehenden Entbindung wird es gegen Ende sehr spannend. Allerdings, und hierfür ziehe ich einen Stern ab, ist der Fall auch etwas konstruiert, Kommissar Zufall bringt die Ermittlungen immer wenn sie gerade ins Stocken geraten, wieder ein gutes Stück voran. Aber der Fall löst sich natürlich nicht nur durch Zufälle. Wer aber in so kurzer Zeit einen Fall der Größe lösen will, braucht auch ein wenig Hilfe von oben.
Sehr angenehm empfand ich die kurzen Kapitel, die den Wiedereinstieg in das Ebook stark erleichtern. Bei den Lesezeichen habe ich irgendetwas wohl verstellt und die Kapitelanzahl sich zu merken ist deutlich praktischer als die Leseposition.
Abgerundet wird das Ganze durch ein atmosphärisches Cover, daß hervorragend zu den 3 Vorgängertiteln Venezianische Verwicklungen, Venezianische Delikatessen und Venezianische Schatten passt. Nicht nur für Venedigfans eine tolle Reihe, sondern auch für Liebhaber entspannter Krimis mit Atmosphäre. Gerne gebe ich gute vier von fünf Sternen.