Freitag, 24. März 2017

Mia und der giga-geniale Hochzeitsplan, Susanne Fülscher, Carlsen



Mia und der giga-geniale Hochzeitsplan, Susanne Fülscher, Carlsen
Dies ist Mia Band 10, aber man kann auch gut mit Band 10 beginnen, ich habe mit Band 9 begonnen:
Mia lebt mit ihren Eltern und 3 Geschwistern in Hamburg. Ihr älterer Bruder Lukas ist soo cool, daß er mit Mias Freundinnen meistens kaum spricht, aber mit ihrer Banknachbarin Christi, von Mia nur Streber-Christi genannt, zusammen ist. Mit ihrer 10 jährigen Schwester Lena teilt sie sich ein Zimmer, daß durch einen Vorhang in zwei Bereiche unterteilt ist. Mias Hälfte kann man sofort an den vielen Schmetterlingen überall erkennen. Mia liebt und sammelt alles mit Schmetterlingen und wird daher von ihren Freundinnen Jette, Leonie und Alina auch Miss Butterfly genannt. Omi Olga nennt sie gerne „mein Schmetterling“. Baby Josefinchen ist Mias liebsten Kuschelopfer, da braucht sie keinen Hund wie ihre Freundin Leonie. Die nimmt ihren Dackel Wursti überallhin, naja, nur nicht mit in die Schule. Doch eines Tages verschwindet Wursti im Park und taucht trotz großangelegter Suchaktion nicht wieder auf! Leonie wird so traurig, daß sie sogar ihren Appetit verliert. Ach als Mia die große Neuigkeit verkündet, daß Omi Olga und Diego (Mias Mathenachhilfelehrer und cooler Lebenskünstler) heiraten wollen, kann sich Leonie nicht so richtig begeistern. Jette träumt eh nur noch von dem neuen geheimnisvollen Neuen in der Klasse, Leo, Banknachbar von Leonie und bringt kaum noch einen geraden Satz heraus. Doch die große Romantikerin Alina ist sofort Feuer und Flamme und als Omi Olga Mia und ihren Freundinnen erlaubt, die Planung zu übernehmen, ist Alina voll in ihrem Element!
Auch Band Nummer 10 besticht wieder durch Mias ureigene Wortkreationen. Ein wunderbares Spiel mit der deutschen Sprache und deren Besonderheit, daß man einfach mehrere Wörter zusammen kombinieren kann. Das regt zum Spielen mit der Sprache an, aber es verlangt auch, daß man Wort für Wort, Silbe für Silbe liest, da kann man nicht mal schnell durchs Buch huddeln und erahnen was da steht, nee, da muß man richtig lesen! Da das Buch ab 10 Jahren ist, kein Problem für echte Leseprofis, für die Übrigen eine sehr gute Übung. Im Übrigen lieben Mia und ihre Freundinnen auch die Verwendung ihrer persönlichen Steigerungsform: „mega-giga“ an der die Mia-Bände schon jeweils am Titel erkennbar sind.
Passend zum romantischen Hochzeitsthema ist das Cover ist rosa mit etwas Glitzer gehalten. Da Mia anders als ihre Schwester Lena oder Freundin Alina, nicht so auf Kitsch steht, ist das Cover ansonsten aber recht schlicht, mit Mia im Schmetterlingskleid und ihren Liebsten in kleinen runden Bildchen. So sind auch die Inneneinbände der Mia-Bände gestaltet: Mia und die Hauptpersonen des Buches werden schon mal in blubberblasig anmutenden Kreisen namentlich vorgestellt. Das ist gerade für Neueinsteiger in die Serien super. Meine Töchter haben anfangs immer zu diesen Bildern geblättert.
Noch eine Besonderheit haben die Mia-Bücher: In Mias Schmetterlingstagebucheinträgen kann man gut ihre geheimsten Gedanken nachvollziehen und man bekommt oft eine Art Zeitraffer, in welchem nicht ganz so wichtige Ereignisse für die Leserinnen schnell zusammengefasst werden, damit es nicht langatmig wird und schnell vorangeht.
Geeignet ist das Buch ab 4./5. Schuljahr. Meine große Tochter hat beim Vorlesen (sie mir) so oft gekichert und gelacht, daß die kleine Schwester fortan auch immer mitgehört hat. Die Zweitklässlerin fand die Geschichte auch sehr lustig, der Text wäre aber doch etwas anspruchsvoll für sie. Schön für uns war, daß zwar Alina einen Händchenhaltefreund hat, Jette ständig verliebt ist, Leonie aber nur Augen für Hunde hat und Mia mit der Liebe auch noch nichts am Hut hat. Dadurch können sich Mädchen dieser Altergruppe wirklich gut in diese Clique hineinfühlen. Alle emotional/romantischen Entwicklungsstufen sind völlig normal.
Jettes ewiges verknalltes-Augen-Glimmern, führte bei uns fast schon zum Dauergrinsen-Augenrollen. Mit Leonie und ihrem verschwundenen Wursti haben wir total mitgelitten und Alina war irgendwie mit ihrem Weddingplanner-Eifer sehr süß. Wir haben uns für Mia gefreut, daß sie so tolle Freundinnen hat. Am meisten gerührt hat uns aber das Gespräch zwischen Mia und Lena über die Liebe für seine Schwester. Zu jeder ganz speziell, weil jede anders ist.
Dieser Mia-Band ist wieder sehr unterhaltsam. Er verbindet lustige Alltags-Slapstick-Szene, mit Schul-und Familienalltag und natürlich so außer gewöhnlichen Dramen wie Omis-Hochzeit und der verlorene Hund. Auch Jettes Brille und ihre Kurzsichtigkeit und Leonies Abneigung gegenüber ihrer Sportlehrerin stießen bei uns auf volles Verständnis. Durch diese Kleinigkeiten und die liebevolle Ausarbeitung jedes Charakters konnten wir gut mit der Geschichte mitfühlen und lachen, ohne daß es zu alltäglich oder langweilig ist.
Da es ein richtiges Buch ist und keines mehr für Leseanfänger, gibt es auch reichlich Möglichkeit den Wortschatz zu erweitern, was mir bei Band 9, den ich alleine las, gar nicht so bewußt wurde. Nun haben meine Töchter gelernt was ein Loft ist, was Aktien und Aktienkurse sind, Buddhismus….. aber hier galt: nur wer fragt gewinnt! Neugierde ist fürs Lernen schon erforderlich.
Ein sehr schönes warmherziges Buch, das auch sehr lustig ist. Sprachlich schon was anspruchsvoller, aber nur wer liest, lernt auch ;)
Wir sind begeistert mit 5 von 5 Sternen.

Donnerstag, 23. März 2017

Voll von der Rolle, Lotte Minck, Droste Verlag



Voll von der Rolle, Lotte Minck, Droste Verlag
Lorettas bester Kumpel Frank erfüllt sich einen Kindheitstraum mit Kropkas Klümpchenbude. Ein typischer Ruhrpott Kiosk für alle Menschen des Viertels, insbesondere die dortigen Urgesteine.
Als Motoriklegasthenikerin streicht Loretta das Büdchen hellblau, unter der konstanten Beobachtung und den Kommentaren von 3 älteren Stammgästen genannt Juppzwo, Steiger und Locke. Als alte Stammgäste haben sie von Frank sogar eine Bank erhalten, die sie sofort als ihr Eigentum betrachten.
Noch vor der Eröffnung wird Lorettas Werk mit einer pinken Farbbombe verunziert. Doch Loretta macht aus Zitronen Limonade und verwandelt den Lackklecks in ein wunderbares Blumenwiesengemälde. Auch die Eröffnungsparty läuft nicht ganz ohne Probleme ab, da eine Skatergang versucht die Gäste zu bestehlen und von Kriminalkommissar a.D. Erwin verscheucht werden. Bei Lorettas nächster Schicht werden diese Jungs noch dreister und grinsen nur, als Loretta ihnen auf den Kopf zusagt, daß sie die Farbschmierereien begangen haben. Noch nie hat Loretta Frank so aggressiv und verunsichert erlebt. Die Gipfel folgt, als Loretta noch vor Beginn ihrer nächsten Frühschicht über den erklärten Anführer der Skatergang Keanu, oder Kähnu wie einige ihn nennen stolpert. Noch während ihres schmerzhaften Falls merkt sie, daß Keanu nicht mehr lebt. Ging das mit rechten Dingen zu?
Und wie es das Schicksal so will, stolpert Loretta mal wieder über eine Leiche, sehr zum Leidwesen ihres Freundes Pascal und von Kommissarin Küpper, Erwins Patenkind.
Dieses Déjà-Vu ist in jedem Loretta-Krimi ein Muss und so ist es auch bei diesem Band, wie bei einem Treffen mit guten alten Freunden. Auch hier gilt, man muß nicht bei jeden Treffen dabei gewesen sein, man fühlt sich dennoch sofort wieder wohl. Damit will ich sagen, daß man auch Spaß an dieser Serie hat, wenn man nicht alle Bände kennt. Loretta und ihre Freunde haben immer einen guten Spruch auf der Lippe egal ob es um Hipsterbärte oder Geschichtsverletzungen geht. Hier sorgen Frank und die Rentner Gang, die das Geschehen um sie herum kommentieren, wie Waldorf und Stattler in der Muppet Show, für das echte Pottgefühl. Da Lorettas Freundeskreis stetig wächst kommen nicht alle ihre Freunde zum Zuge, aber man kann gewiss sein, daß spätestens im nächsten Band wieder andere Freunde mehr im Mittelpunkt stehen.
Neben dem Kriminalfall geht es auch um Lorettas Liebesleben, denn Pascal kann auf Dauer nicht mit der ständigen Gefahr für Loretta und die Sorge um sie leben. Ja, so ganz ohne ist Lorettas Lebensstil nicht und ganz gesund auch nicht.
Der Stil ist wieder locker flockig, gewürzt mit trockenem Humor und noch trockeneren Sprüchen. Auch wer nicht aus NRW kommt kann Frank und die Oppa’s verstehen. Die dortigen Comedians und Kabarettisten sollten uns inzwischen gut genug geschult.
Einen Nachteil haben Loretta-Krimis: sie machen Appetit, auf neue Fälle und all die Köstlichkeiten die Loretta und Co. ständig während ihrer Ermittlungen und konspirativen Treffen nach Herzenslust vertilgen. Da wird geschlemmt was das Zeug hält. Ständig bringt jemand Loretta als Trost, zur Ablenkung, zur Stärkung oder zur Geselligkeit halbe Büffet vorbei. Da kann man schon neidisch werden. Aber eines ist gewiss: Loretta stolpert sicher schon bald wieder über eine neue Leiche und sie wird gar nicht anders können als zu ermitteln. Wie gut, daß der Ruhrpott so dicht besiedelt ist.
Ein wirklich kurzweiliger, humorvoller Wohlfühlkrimi, den ich gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehle. Ich freue mich schon auf Lorettas nächstes Abenteuer!