Freitag, 3. März 2017

Unter der Sonne nur wir – Robin Lyall, Arena



Unter der Sonne nur wir – Robin Lyall, Arena
Nele ist 18, hat gerade das Abi fast in der Tasche und als sie ihren Freund zu ihrem 2. Jahrestag überraschen will, überrascht sie ihn, aber inflagranti mit einer anderen! Da hilft nur ein Ortswechsel finden ihre Eltern und überraschen sie mit einem 4-wöchigem Aufenthalt in einer Tierrettungsstation in Südafrika, als Freiwillige (Volo). Ihre beste Freundin rät ihr, sich dort mit anderen Männern abzulenken und sich neu zu erfinden. Mit Vorsätzen eine neue Nele zu erfinden trifft sie in Little Creek ein und ist sofort von dem wortkargen Wildhüter Jake angezogen, wobei  der charmante Tiermedizinstudent Sasha ganz offen mit ihr flirtet. Nele ist hin- und hergerissen. Aber natürlich gibt es in dem Camp nicht nur Kerle, auch wenn diese nur Augen für Nele zu haben scheint. Da Nele sich ihrer eigenen Schönheit nicht bewußt zu sein scheint, freundet sie sich auch schnell mit der Engländerin Tiger, und den Schweizerinnen Regula und Marie an.
Dies ist ein Liebesroman ab 16 Jahren. Die Altersgrenze hat  der Verlag wohl bewußt hinten fett in rot aufdrucken lassen, weil einige eindeutige (körperliche) Liebesszenen enthalten sind. Entsprechend geht es schon vor allem um Neles Zerrissenheit, bis sie endlich ihren M. Right findet. Aber es ist ja kein billiger Groschenroman, daher lernen wir Nele durchaus als cleveres Mädel das auch anpacken kann und mit der Zeit begreift, daß lackierte Fingernägel bei der Arbeit keine Chance haben. Sie findet äußerst loyale Freundinnen, die mir wirklich sehr sympathisch sind, was auch sehr für sie spricht (Frauen die nicht Frauen befreundet sein können, sind mir immer suspekt). Ich war ja sehr erstaunt, wie gut Internet, What’s app und Skype in dem Camp funktionierten, von zeitweiligen Einschränkungen abgesehen. Natürlich haben alle Volos Smartphones dabei, googeln unterwegs (sehr gut zum Stillen des Wissensdurst der Leserinnen) und skypen, denn das Buch orientiert sich schon am heutigen Alltag. Aber auch der Alltag im Camp, mit den anfallenden Arbeiten (Zerteilen des frischen Obstes mit Machete in der Luft!, Schrubben der Käfige, Aufzucht von Babyaffen) werden wirklich schön bildlich beschrieben. Gerade die Pflege der kleinen Affen, die nach der gemeinsamen Dusche oder dem Bad im Pool sofort einschlafen (wie auch so oft bei Menschenbabys) und der getreue Hund Benji fand ich sehr lebendig. Die Autorin Robin Lyall konnte bei diesen Erfahrungen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz aus ihrer Zeit als Volontärin im dem Tierschutzprojekt Riverside zurückgreifen, was die Anschaulichkeit der Beschreibungen erklärt. Auch gut kommt die Stimmung unter den Volos rüber, wie leicht es ist Anschluß zu finden, wenn man mit einer Hilfsorganisation, oder zum Auslandsstudium die Heimat verläßt. Andere Länder andere Sitten. Gut, die Holländer kommen in diesem Roman nicht gut weg, aber im Epilog stellt die Autorin klar, daß sie viele nette Holländer kennt. Denn neben den Wilderern ist für mich der Niederländer Willem der große Unsympath in diesem Buch, dem ich noch viel mehr schlimme Dinge zugetraut hätte, aber dafür war er wohl auch zu träge und gedankenlos ;) Es ist schön beschrieben, wie sehr eine solche Zeit einen verändert und reifen läßt, man aber immer man selbst bleiben wird. Reife kann Nele aber bisweilen echt brauche. Bisweilen hätte ich sie schon gerne schüttelt und gesagt: Mensch Mädel, entscheide Dich! Du willst nicht, daß man mit Dir spielt, also sorge für Klarheit! Aber gut, Nele ist erst 18 und bisweilen sehr unsicher, trotz ihrer Schönheit, die ihr wie gesagt nicht wirklich bewußt ist (ja es darf auch mal richtig gutaussehende Heldinnen geben und nicht nur Bridget-Jones-Typen).
Zu der tollen Südafrika-Atmosphäre kommt noch ein Spannungsstrang durch eine Gruppe Wilderer, die wirklich für Spannung sorgt. Vorrangig ist es jedoch vor allem ein Liebesroman, bei dem es auch schon zur Sache geht, ohne S/M, aber eben für die Altersgruppe ab 16 Jahren und durchaus mit Handlung.
Ein schönes Happy End, daß für mich eindeutig genug ist (denn eine 18 Jährige braucht ja zum Romanende noch nicht vor den Traualtar treten) rundet diese schöne Liebesgeschichte ab 16 Jahren ab.
Empfehle ich allen besten Freundinnen zum Verschenken, wenn ihre Freundin demnächst für längere Zeit ins Ausland geht. Tolles Auslandszeitfeeling!
Gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen.


Dienstag, 28. Februar 2017

Leonie Looping – Das Geheimnis auf dem Balkon, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, Ravensburger


Leonie Looping – Das Geheimnis auf dem Balkon, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, Ravensburger
Die 7 jährige Leonie hatte sich so auf den Strandurlaub mit ihren Eltern gefreut, aber nun müssen die zu einem wichtigen Auftrag nach Stockholm. Sie muß alleine mit der Bahn zu ihrer Oma fahren und den Sommer  in der Stadt verbringen. Das wird sicher öde denkt sie. Besonders als Oma am nächsten Morgen die Wohnung schon verlassen hat, als sie aufwacht und sie nur einen Zettel auf dem Küchentisch vorfindet auf welchem steht: muß was besorgen, bin nachmittags zurück, geh bitte nicht auf den Balkon!“ scheinen sich ihre schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten. Doch der Balkon entpuppt sich als der zauberhafte Wohnort der zwei Schmetterlingselfen Mücke und Luna. Mit Hilfe einer Schrumpferbse wird Leonie 3,5 cm klein und besitzt nun ebenfalls schillernde Flügel. Wenn sie kräftig mit den Ohren wackelt, kann sie die Flügel auch bewegen und ein Sommer voller Abenteuer beginnt!
Als Leonie so enttäuscht wurde, daß ihr Sommerurlaub gestrichen wurde, hatte meine 7 jährige Tochter wirklich Mitleid mit ihr. Und dann mußte sie auch noch alleine Zugfahren und den halben Tag alleine bleiben! Nein, so mutig wie Leonie wäre meine Tochter nicht! Die Elfenhäuser auf dem Balkon fand sie allerdings sehr schön. Auch gefiel ihr gut, daß sich witzige Elemente wie das Ohrenwackeln zum Bewegen der Flügel und das Treffen mit der hungrigen Katze sich abwechselten. Für junge Leser ist die Geschichte bisweilen richtig spannend!
Auch kamen einige überraschende Begegnungen vor (damit meine ich jetzt nicht das Treffen der Elfen auf dem Balkon), die es vermögen die Spannungsbogen zu halten. Kindern wird zudem vermittelt, daß man seine vorgefaßte Meinung hinterfragen sollte, denn anfangs ist Leonie überzeugt, daß der Nachbarsjungen Florian, den ihre Oma so begeistert erwähnt, sicher doof ist. Zum Glück ist sie aber bereit ihre Meinung zu ändern, als sie ihn kennen lernt.
Zu Beginn haben wir über den seltsamen Namen gerätselt, aber gegen Ende des Buches wird auch das erklärt: Leonie schafft als Menschenkind etwas, was die Elfen für unmöglich hielt: Sie kann Loopings fliegen! Zwar versuchen wir gerne, es zu vermeiden zu viel zu verraten, aber wenn Buchtitel nur wegen des Wohlklangs gewählt werden, ohne wirklichen Bezug zum Buch, stört uns das. Dies ist hier anders. Der Name wird erklärt, aber es bleiben noch genügend Fragen offen, daß man gerne direkt mit Band zwei: Leonie Looping, das Abenteuer am Waldsee weiterlesen möchte. Band 1 und 2 sind auf dem Hörbuch das im Jumbo Verlag erschienen ist, gemeinsam aufgenommen.
Konstanze von Kitzing sind zauberhafte farbige Illustrationen gelungen, die Mädchenherzchen ebenso höherschlagen lassen, wie der dezente Glitter auf dem Buchcover.
Cally Stronk ist uns als Autorin der Mafflies Reihe bekannt, in der es um kleine Wesen geht, die heimlich unter der Treppen wohnen, die großen Hunger haben und von denen es nur eines pro Haus geben darf! Daher wollten wir als große Mafflies Fans (die sind wirklich sehr witzig und einfallsreich) natürlich auch unbedingt dieses Buch für Leseanfänger kennenlernen. Wir wurden nicht enttäuscht, allerdings fand meine Tochter bisweilen den Text pro Seite zu umfangreich.
Diese neue Reihe von Ravensburger richtet sich an sehr lesebegeisterte Erstleser. Die Schriftgröße entspricht der der Reihe Der Leserabe, aber der Textumfang ist erheblich mehr, es sind wenig Abschnitte und weniger Bilder als bei der Leserabenreihe für das 2. Schuljahr. Lesetechnisch ist es daher deutlich anspruchsvoller, als die Erstlesebücher des Ravensburger Leseraben. Mit 95 Seiten bietet das Buch dafür mehr Raum für Handlung und Entwicklung. Aus diesem Grund eignet es sich auch sehr gut für Kinder ab dem Vorschulalter zum Vorlesen. Gerade die farbigen Illustrationen gefallen jungen Zuhörerinnen sicherlich gut. Sie sollten aber geübte Zuhörerinnen sein, daß Textverhältnis ist schon anspruchsvoller als in Bilderbüchern. Es ist daher ein schönes Übergangsbuch, zwischen den klassischen Erstlesebüchern und normalen Kinderbüchern, die nicht mehr in Fibelschrift abgedruckt werden. Abgerundet wird das Konzept durch die Aufnahme in das Antolinsystem.
Ein wirklich schönes Buch aus einer neuen Reihe, die wir weiterhin verfolgen werden. Allerdings hätten uns ein paar Absätze mehr und vielleicht noch etwas mehr Bilder für diese Altersgruppe (offiziell ab 6 Jahren) noch besser gefallen. Gerne empfehlen wir es mit guten 4 von 5 Sternen weiter.