Mittwoch, 22. Februar 2017

Das Adenauer Komplott, Sebastian Thiel, Gmeiner



Das Adenauer Komplott, Sebastian Thiel, Gmeiner
Köln 1944 Oberstleutnant Maximilian Engel, Kampfpilot a.D. als Kriegsversehrter beginnt am Sinn des Krieges zu zweifeln -leider volltrunken und mit einem Aufputschmittel vollgedröhnt noch dazu lautstark in einer strammen Nazi-Kneipe.
Er wird daraufhin von der Gestapo verhaftet und in den gefürchteten El-De-Bau gebracht, aus dem es kein Entkommen gibt. Doch plötzlich taucht die geheimnisvolle Luisa auf und bietet ihm die Freiheit an, sollte er es schaffen den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer aus dem Lager der Messehallen Deutz zu befreien.
Dieser Kontakt zu Adenauer wird Engels Leben auf immer verändern, ebenso die Begegnung mit Luisa. Denn als Adenauer wieder als Oberbürgermeister von Köln installiert ist, erkrankt dessen Fahrer und da fällt seine Wahl sofort auf Max, welcher fortan dem legendären Pragmatiker nicht nur mit seinen Fahrkünsten zur Seite steht.
Dieses Buch beginnt wie ein Agententhriller und endet auch wie ein solcher. Dazwischen ist er ein Lehrstück der Geschichte und des politischen Kalküls. Ein Mahnstück gegen das Vergessen und ein Erinnern an die Wurzeln dieser Republik. Es macht klar, daß es damals auch ganz anders hätte kommen können, hätte nicht der damals schon betagte Adenauer angenommen, daß es einfach keinen Besseren für den Job des Republikgründers und Hungervermeiders gab. Wen die Frage noch weiter interessiert, der kann auf einen der Recherchelinks gehen, auf die der Autor zurückgegriffen hat: http://www.sueddeutsche.de/politik/innovationen-im-ersten-weltkrieg-erfindungen-die-das-leben-erleichtern-1.1956058-10
Die Schicksale von Max, Luisa und Adenauer werden eng miteinander verzahnt. Das ist so spannend und kurzweilig, wie Geschichte und Politik es durchaus sein können, werden sie gut erzählt und das ist hier durchaus der Fall. Dies ist aber auch wichtig, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt, die sich erinnern, die Erinnerung verblassen und werden verfälscht (mir wurde immer vom Drachenfels aus Rhöndorf zu seinen Füßen gezeigt, wo Adenauer lebte und habe es nie hinterfragt. Nun weiß ich, Rhöndorf ist ein Teil von Köln und sicher nicht südlich von Bonn ;)) Durch das Schicksal von Adenauer, dem es als Pragmatiker und überzeugtem Katholiken darum ging den Menschen was in den Magen und Brennstoff für die Öfen zu bieten, ohne die Kölner Parks dabei zu roden, beginnt auch wieder der Dialog in der eigenen Familie, sofern dies noch möglich ist. Das Buch hat nämlich noch einen weiteren Vorteil: es ist relativ groß gedruckt, so daß es auch meist noch diejenigen lesen können, die damals zumindest einen Teil der Zeit miterlebt haben. Für jüngere Menschen ist die Schrift aber durchaus auch sehr angenehm zu lesen. Eigentlich wollte ich das Buch an meine Kölner Tante Jahrgang 1935 weitergeben, aber durch die vielen Gespräche beim Mittagessen über diese Zeit, über meine Opas, Omas, meinen Schwiegervater der mit 17 frohgemutes in den Krieg zog und in russische Gefangenschaft geriet, wollen nun alle dieses Buch lesen, auch weil es relativ groß gedruckt ist.
Wunderbar werden sowohl Adenauer, als auch Max und Luisa nicht als Helden verklärt, sondern als Menschen mit Stärken, aber auch mit Schattenseiten dargestellt. Adenauer wußte genau was er tat und wen er wie zu nehmen hatte.
Für mich war es sowohl interessant, die Entbehrungen und die Andauerschen Spezialitäten mal aus einer anderen Perspektive, als von meiner Oma zu hören (den Verwandten meines Vaters ging es relativ gut) oder von meiner Mutter, die immer noch eine Abscheu vor einigen Lebensmitteln und Gerichten hat.
Dieses Buch macht diese Erlebnisse lebendig und gibt dabei wirklich faszinierende Einblicke in die geschickt eingefädelten Ränkespiele Adenauers, eines wirklich ausgebufften Fuchses und Taktierers.
Zudem gewährt es auch wirklich Informatives zum Schicksal des ziemlich zerbombten Kölns, das Adenauer durch Verhandlungen mit den Amerikanern, noch vor der offiziellen Kapitulation, vor noch größerem Schaden bewahrte.
Spannend ist auch die Frage herausgearbeitet, ob die Teilung Deutschlands zu vermeiden war, ohne sie jedoch zu beantworten.
Der Autor ist mit Jahrgang 1983 selbst kein Zeitzeuge und kann sich wohl auch an die DDR nicht wirklich erinnern. Dennoch lässt er diese Zeit unheimlich spannend und fundiert zu Leben erwecken. Stilistisch ausgezeichnet verbindet er die quasi Agententhrillerteile mit dem Politkrimi.
Für Liebhaber intelligenter Spannung, die Fragen nach dem Warum, weshalb, wieso in Geschichte und Politik stellen oder dem zumindest nicht abgeneigt sind. Daher vergebe ich gerne begeisterte 5 von 5 Sternen.

Dienstag, 21. Februar 2017

Die 10 Gebote, Felix und das Geheimnis der steinernen Tafeln, Luise Holthausen, Susanne Göhlich



Die 10 Gebote, Felix und das Geheimnis der steinernen Tafeln, Luise Holthausen, Susanne Göhlich
Meiner Tochter hatte ein Leseanfängerbuch zum Buch Mose sehr gut gefallen, ist ja auch hochspannend, daher wollte sie auch gerne das Buch zu den 10 Geboten haben. Obwohl sie das Cover kannte, weil sie sich das Buch ausgesucht hatte, war sie dann überrascht, als sie es in den Händen hielt. Da waren ja normale Kinder auf dem Cover und gar nicht Mose! Und den Illustrationsstil kannten sie auch schon von Nola!
Ich persönlich fand das gerade die Stärke des Buches, daß es eben nicht nun um Mose geht, sondern um Grundschulkinder die in der Projektwoche die Bedeutung der 10 Gebote für die heutige Zeit erarbeiten.
Das Buch beginnt mit dem liebenswert chaotischen Felix, der morgens regelmäßig zu spät zur Schule kommt, weil er immer von 1.000 anderen spannenden Dingen aufgehalten wird. Weil alles immer so spannend ist, kann er sich auch nicht wirklich für ein Schulprojekt entscheiden und vergißt seinen Anmeldezettel abzugeben. So landet er wie die meisten anderen auch, eher zufällig in dem Projekt zu den 10 Geboten des Alten Testaments. Während Felix ja eigentlich alles immer spannend findet, sind andere Kinder widerwillig in der Gruppe gelandet, weil sie das Kreuzchen an der falschen Stelle gemacht haben oder ähnliches. Diese Kinder sind sehr unterschiedlich und bislang nicht miteinander befreundet. Durch den Projektunterricht lernen sie aber nicht nur Mose und die Bedeutung der 10 Gebote kennen, sondern auch einander und da müssen wohl so einige Vorurteile überdacht werden.
Im Anhang des Buches sind die 10 Gebote alle noch einmal übereinander gestellt und 10 der 14 Kapitel beginnen mit dem entsprechenden Gebot zum Kapitel auf einer Steintafel als Illustration, so wiederholt man im Rahmen der Lektüre die 10 Gebote mehrfach.
Im Kommunionunterricht hatten wir irgendwann die 10 Gebote als Thema , eigentlich eher zufällig, weil eben diese Tochter Gott malen wollte und ihre Freundin meinte, das dürfe sie nicht, es würde gegen die 10 Gebote verstoßen. Also lasen wir den entsprechenden Teil aus einer brandaktuellen Kinderbibel. Die Drittklässler damals haben es eigentlich nicht wirklich verstanden und so haben wir ausführlich darüber diskutiert. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, wie schwierig die 10 Gebote für Kinder aus heutiger Sicht sind. Klar brechen Kinder keine Ehe und natürlich töten sie auch nicht, also was soll das?
Meine Kinder 4. Und 2. Schuljahr haben den Geschichten von Felix, Rina, Liam, Natascha, Amelie, Paul…. wirklich gut gelauscht und haben auch anregend mitdiskutiert. Ich hatte den Eindruck, daß sie sowohl verstanden, warum den Kindern das Projekt letztendlich Spaß machte als auch wieso die 10 Gebote auch heute noch universell gültig sind. Sie machen das menschliche Zusammenleben einfach lebenswerter!
Die Illustrationen der bekannten Kinderbuchillustratorin Susanne Göhlich  lockern die Erzählung zusätzlich auf.
Natürlich sind die einzelnen kleinen Schicksale der beteiligten Kinder auch pädagogisch, aber nicht aufdringlich, sondern einfach nur kindgerecht.
Eine sehr schöne Art Kindern heute die Aussage der 10 Gebote zu vermitteln, egal ob im Religionsunterricht, im Kommunionsunterricht oder einfach so zu Hause.
Sehr zu empfehlen für Eltern, Kinder und Lehrer die die Werte der 5 Gebote vermitteln oder verstehen wollen.  5 von 5 Sternen!