Dienstag, 20. Februar 2024

Ostfriesenhass, Klaus-Peter Wolf, ungekürzte Autorenlesung, 2 MP3 ca. 18, 5 h, Goya LiT

 

Ostfriesenhass, Klaus-Peter Wolf, ungekürzte Autorenlesung, 2 MP3 ca. 18, 5 h, Goya LiT

 

Was für ein Tag! Erst wird Ann Kathrin Klaassen von aufmerksamen Beobachtern zu einem Tatort gerufen, der gar keiner ist, dann hat sie die Verabredung mit Wellers Tochter Sabrina und deren Neuem Finn-Hendrik, einem Alienforscher, vergessen. Kaum sitzen sie gemütlich beim Essen werden sie und Weller zu einem Mordfall gerufen, direkt neben dem Haus, das Ann Katrin zuvor vergeblich überprüft hatte. Es offenbart sich ein Bild brutalster Gewalt: das Opfer, eine junge Frau, wurde beim Lesen abgemetzelt, mit mehreren Messerstichen und einer Garotte. Auf dem Boden liegt das Buch von Finn-Hendrik „Sie sind längst gelandet“. Ihre völlig verstörte Schwester, weist die Ermittler auf Dick-Pics auf dem Handy ihrer Schwester Valentina hin. Als sie dieser Spur nachgehen, geraten sie an einen ebenso verstörenden Fetischisten. Doch mordet man auch gleich, wenn man sich getragene Frauenunterwäsche im Internet bestellt und ungefragt Bilder seines „besten“ Stücks verschickt? Auch wenn sämtliche Mitglieder der Mordkommission diesen Typen nur zu gerne wegschließen würden, passt er nicht so wirklich zu der Serie blutiger Übertötungen, die in Norden gerade erst einsetzt. Dabei finden Ann und Frank immer wieder das Werk von Finn-Hendrik und seinem ominösen Co-Autor Jolo II.  Dass Außerirdische diese Taten begangen haben, glaubt Ann Kathrin nicht, aber an einen Zufall glaubt sie auch nicht.

 

Es ist der 18. Fall für die Nordener Mordkommission rund um Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller. Da ich aber bisher sämtliche Spin-Offs und einige TV-Verfilmungen kenne, hatte ich keinerlei Einstiegsprobleme, obwohl es ja schon einige Stammcharaktere gibt.

 

Ich mag die Reihe und ihre Charaktere trotz einiger Schwächen sehr gerne, doch die Alienmanie ging mir hier ein bisschen zu weit, trotz der aktuellen Anknüpfungspunkte der abgeschossenen Flugobjekte über Nordamerika. Es fällt mir etwas schwer zu glauben, dass sich so viele Personen, so leicht, so völlig irrational in einen Alienwahn hereinziehen lassen. Dabei hat es mir aber gut gefallen, dass bei einigen sehr gut beleuchtet wurde, weshalb sie diesem Thema so verfallen sind. Wie so oft, ist es bei Frauen, das Sehnen danach geliebt zu werden, bedingungslos. Wobei die hier geschilderten Frauen durchaus unterschiedliche Motivationen hatten und mir Gundula mit ihrer gewitzten Vorgehensweise auch wirklich ein Lächeln abringt. Wellers Tochter Sabrina will wohl einfach nur auf irgendeinem Gebiet glänzen und richtig gut sein. Sie stellt sich sogar als wirklich talentiert heraus und ich hoffe, dass sie aus dieser Erfahrung auch wirklich auch etwas positives mitnehmen kann. Eine dritte Betroffene erweist sich jedoch in ihrem Wunsch nach Liebe als erschreckend manipulierbar, aber zum Glück nicht so manipulierbar, wie ihr Mentor es sich erhoffte.

 

Wie Rupert fand ich es sehr erhellend, wie denn die Typen, die kranke Bilder verschicken eigentlich an die Handynummern ihrer Opfer gelangen. Diese neue Erkenntnis musste ich meiner Familie auch gleich beim Mittagessen in einer Brasserie verkünden. Eigentlich wollten sie es gar nicht wissen, waren dann aber doch sehr bestürzt, wie einfach es geht... Sicherlich wird das nicht für alle Fans der Reihe neu gewesen sein, aber für mich war es das und es sind diese Kleinigkeiten die ich so mag. Auch der Blick hinter die Kulissen von Verschwörungstheorien, Podcasts, Medienrummel und Co. Fand ich spannend.

 

Der Autor liest auch diesen Fall wieder selbst ein und scheut sich nicht vor der Verwendung von Klarnamen, sei es aus der Pharmaindustrie, lokalen Gastrotipps und natürlich Werbung für die Lieder seiner Frau Bettina Göschl, die auch stets die Klingeltöne auf Ann Kathrins Handy sind. Immerhin ist die Masche so erfolgreich, dass ich mir „Piraten Ahoi!“ nun angehört habe (es ist aber nicht mein Klingelton, ich möchte ja keine Morde anlocken).

 

Ein guter und ungewöhnlicher Ostfriesenkrimi, wie gewohnt mit persönlicher Note der erfolgsverwöhnten Mordkommission von Norden.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei @GoyaLiT für mein Rezensionsexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/ostfriesenhass/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3569

 

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