Montag, 19. Mai 2025

Montmartre (1) – Licht und Schatten, Marie Lacrosse, gelesen von Katrin Fröhlich, Der Hörverlag, 16 h 16 min. ungekürzt

 

Montmartre (1) – Licht und Schatten, Marie Lacrosse, gelesen von Katrin Fröhlich, Der Hörverlag, 16 h 16 min. ungekürzt


Paris Sommer 1866, in dem neuen 18. Arrondissement von Paris wird am gleichen Tag zwei kleine Mädchen von derselben erfahrenen Hebamme Marianne auf die Welt geholfen: Elise Lambert, die erste Tochter einer fleißigen aber armen Wäscherin und eines gutaussehenden Tunichtguts und Säufers und Valerie Dumas, die einzige Tochter des erfolgreichen Kunstgaleristen Alphonse Dumas vom Boulevard de Clichy und seiner frommen, jungen Frau Amelie. Eigentlich trennen sie Welten, doch durch die Nähe ihrer Wohnungen, begegnen sie sich immer wieder. Beide haben große Träume und Pläne, die nicht unbedingt dem entsprechen, was ihre Eltern sich für sie vorstellt haben. Bei ihrem ersten heimlichen Ball, in Begleitung ihrer gleichaltrigen Freundin und Kollegin Louise, lernt Elise (13) den 18 jährigen schneidigen Schreinerlehrling André kennen, als Louise versucht, sie aus den Fängen eines Pimps zu retten. Elise ist so unbedarft, dass sie nicht ahnt, in welcher Gefahr sie sich befindet. Denn in dem Vergnügungsviertel floriert auch die käufliche Liebe, mit der sich viele Wäscherinnen gelegentlich über Wasser halten. Valerie hat von all dem noch weniger Ahnung und träumt davon die erste Schülerin an der renommierten Académie Cormon zu werden. Dort soll sie den beliebten und von ihrem Vater verehrten realistischen Stil der Pariser Salonmaler lernen. Doch mit Mitstudenten wie Henri Toulouse-Lautrec und Vincent Van Gogh, entwickelt sich ihr Talent und ihr Interesse ganz anders. Als einzige Frau fühlt sie sich zu den Außenseitern Toulouse-Lautrec und dem jüdischen Mitstudenten Pascal hingezogen. Elise lernt unterdessen von der lebenslustigen Louise den Cancan. Diese denkt gar nicht daran ihren Lebensunterhalt mit harter Arbeit zu verdienen, wenn sie auch durchs Leben tanzen kann....


Ende des vorletzten Jahrhunderts ist Paris im Umbruch in jeglicher Hinsicht, gesellschaftlich, künstlerisch, wirtschaftlich... man versucht sich noch die nationale Identität und die Wirtschaft nach der Niederlage gegenüber den Deutschen wieder aufzubauen. Sacré Coeur ist ebenso noch eine Baustelle wie der Eiffelturm, der das Wahrzeichen und Eingangstor der kommenden Weltausstellung werden soll. Zwischen all dem blüht der Impressionismus mit all seinen Ablegern und Skandalen und der Cancan und die Cabarets bringen die Gemüter nicht minder in Wallung.


Man könnte meinen, dass nur Elise Sorgen kennt, in ihrem harten Kampf um das tägliche Auskommen. Ebenso wie Valerie spürt sie, dass man es als Mädchen in dieser Welt nicht leicht hat und immer riskiert in der Gosse zu landen. Doch sie ist ehrgeizig und ihre launige und frühreife Freundin Louise bringt ihr nicht nur das Tanzen bei, sondern ermutigt sie auch als Aktmodell die Familienkasse aufzupolieren. Anfangs ist Elise völlig entsetzt. Valérie hingegen, darf niemals männliche Nacktmodelle malen in der Académie, sondern lediglich Statuen. Während man sie und ihre Lebenswege, die sich immer wieder in Montmartre begegnen verfolgt, trifft man mit ihnen auch die Großen ihrer Zeit: Toulouse-Lautrec, Vincent und Theo Van Gogh, Aristide Briant, La Goulue, Gustave Eiffel, Edgar Degas... Toulouse-Lautrec, der wie kaum ein anderer Künstler mit Montmartre verknüpft wird, begleitet und eine ganze Weile, als guter Freund von Valérie. Dadurch bekommen wir auch absolut lebendige Einblicke in das Künstlerleben, Cabarets und Kaschemmen, Freudenhäuser und Galerien, aber eben auch die Baustellen von Eiffelturm und Sacré Coeur.


All diese Infos finde ich unglaublich lebendig und interessant in die Geschichte eingeflochten und erzählt, dass sie mich mich ebenso faszinieren. wie die persönlichen Schicksale von Valérie und Elise, aber eben auch von der ach so unschicklichen Louise. Auch wenn diese Elise immer unangenehmer wird, erweist sie sich als unglaublich loyal und tolerant, wenn auch sehr gierig. So unmöglich sie auch ist, muss ich sie dennoch mögen. Das ist alles sehr plastisch geschrieben und besonders freut es mich, dass ich nun endlich weiß, was es mit dem legendären Haussmann an sich hat...


Katrin Fröhlich haucht dem Montmartre seiner Glanz- und Skandalzeiten Leben und Menschlichkeit ein. Sehr kurzweilig und lebendig nimmt sie uns mit in menschliche Abgründe und zu ihren größten Triumphen. Ich war echt traurig, als sie im Abspann erzählt, welche Teile der Geschichte Marie Lacrosse Fantasie und wieviel ihrer sorgfältigen Recherche entsprang, wobei ich es immer mit meinem Wissen aus meiner Pariser Zeit und dem Kunstunterricht verglich. Ich habe es geliebt und freue mich auf die Fortsetzung!


Ich bedanke mich ganz herzlich bei Marie Lacrosse und dem Der Hörverlag für mein Hörexemplar!


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Samstag, 17. Mai 2025

Lügen haben schnelle Beine – Laufende Ermittlungen (2), Achilles, gelesen von Hajo Schumacher, usm audio, 9 h 4 min. Download

Lügen haben schnelle Beine – Laufende Ermittlungen (2), Achilles, gelesen von Hajo Schumacher, usm audio, 9 h 4 min. Download


Das letzte Heimspiel der Saison für die Hertha und Kriminalkommissar Peer Pedes (36) besucht es pflichtbewusst mit seiner Mutter und rund 70.000 anderen Zuschauern. Während er sich noch für die Bemühungen von Mama schämt für Stimmung zu sorgen, wird auf der Ehrentribüne gegenüber ein Aufsichtsratsmitgleid vor aller Augen erschossen. Peer ahnt, dass hier ein Scharfschütze angelegt hat, doch er ist nicht der einzige Kriminaler vor Ort. Sein Chef Bülow wiegelt ab und übergibt den Fall ausgerechnet an seinen Intimfeind Koslowski von der 1. Mordkommission, statt ihm von der 8. Tage später muss man einsehen, dass Peer recht hatte, doch die Spuren sind inzwischen kalt, bis auf den Fingerabdruck seiner Kollegin und einstigen Trainingspartnerin und Jugendliebe Marina von den Scharfschützen des SEK. Um sie nicht der Blamage offizieller Ermittlungen auszusetzen, soll er sich an sie heranwagen und unauffällig ihr Alibi überprüfen. Zu seinem Leidwesen, bedeutet das auch, dass er nun gegen Koslowski beim Berlin Triathlon antreten muss und Marina um Hilfe beim Training bittet. Ausgerechnet Triathlon. Radfahren gingen ja noch, aber Schwimmen? Während sich Peers Form tatsächlich steigert, geschieht ein zweiter Präzisionsmord und dieses Mal ist Perr Marinas Alibi, weil sie gerade trainierten. War es das jetzt? Doch es rumort weiterhin in seinem Hinterkopf. Nicht nur ihn führen die Ermittlungen ins Milieu von Zwangsprostitution und Drogen, auch seine liebste inoffizielle Undercoverfrau, die junge Ukrainerin Uli, gerät durch ihren Bruder in diese Kreise und das gefällt beiden ganz und gar nicht.


Ehrlich, über Triathlon habe ich mir ja noch nie den Kopf zerbrochen, schon gar nicht über dessen Tücken, auch wenn mein kleiner Bruder gerade an diesem schon mehrfach teilgenommen hat...

Es hat sich aber als erstaunlich interessant erwiesen und gerade in Kombination mit dem ewigen Wettstreit zwischen Peer und Koslowski, aber auch der langsamen Annäherung wieder an seine ehemalige Trainingspartnerin Marina war es absolut reizvoll. Humorvoll, und mit einer gewissen Spannung, zum Teil persönlicher, z.T. ehrgeiziger und zum Teil knisternder Natur. Dabei ist dieser Fall allerdings trotz oder gerade wegen des ernsten Themas Zwangsprostitution dennoch nicht spicy, aber reizvoll. Vor allem die humorvoll bissigen Beobachtungen zu Berlin und seinen Eigenheiten haben mich ebenso amüsiert, wie die Einblicke in die Ermittleranimositäten.


Obwohl ich den ersten Fall in dem Peer gemeinsam mit Uli und seiner Kollegin der Transkommissarin zur Erprobung Stefanie noch nicht kannte, bin ich sehr gut in die Geschichte und die Charaktere hereingekommen. Sie werden so anschaulich und nachvollziehbar in ihren Handlungen beschrieben, dass ich sofort das Gefühl hatte mittendrin zu sein, nur dass ich nun auch gerne den Auftaktband kennen würde. Wirklich geschickt verknüpft fand ich auch den Parallelhandlungstrang, in dem Uli versucht, ihren Bruder Dimitrov, der auch als Kriegsversehrter von Berlin aus versucht seine Waffenbrüder in der Ukraine zu unterstützen, vor äußert riskanten Dummheiten zu bewahren und dabei ihr Herz verliert. Die Einblicke in die ukrainische Community fand ich sehr gelungen und man hat Dimitrovs Verzweiflung über seine Untätigkeit in Deutschland, als auch Ulis im Angesicht von Dimitrovs naiven Aktionen nahezu körperlich gespürt.


Lange tappt man mit den sympathischen Ermittlern und ihren Helfern im Dunkeln, weil es keine Zusammenhänge und Motive zu gegeben scheint. Doch der Schein trügt und Hajo Schumacher führt und gekonnt nicht nur auf die Aschebahn, sondern auch immer wieder in die Irre. Er schafft es sehr gut, den ironisch, bisweilen etwas bissigen Humor von Achilles rüber zu bringen, ebenso wie Peers Qual mit den mehr oder weniger unfreiwilligen Bädern und schmerzenden Gliedmaßen. Dafür bekommt man Lust mit ihm durch Berlin zu radeln, denn die bisweilen montrösen Schläglöcher in den Fahrradwegen werden nicht erwähnt. Männlich markant führt er uns in Männerdomänen und verkörpert dabei auch immer wieder glaubhaft die Fremdscham des Kommissars, vor der Skrupellosigkeit seiner Geschlechtsgenossen.


Spannung, kurzweilig, humorvoll und sogar rechtsphilosophisch. Absolut zu empfehlen.


Ich bedanke mich ganz herzlich bei USM Audio, für mein Hörexemplar!


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