
Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche, Akram El-Bahay, Baumhaus
Verlag
Will und Charlotte sind ungleiche Zwillinge, nicht nur vom
Aussehen her. Die strahlende Charlotte kann alles und macht alles richtig,
während ihr Zwillingsbruder immer wieder Ärger bekommt und versucht, sich aus
brenzligen Situationen herauszuschwindeln. Irgendeine abenteuerliche Geschichte
fällt ihm immer als Ausrede ein! Doch auch wenn sie nicht immer einer Meinung
sind und auch ganz schön sticheln, verstehen sie sich bisweilen blind. Als Will
aber nach einem Ausflug in den Central Park von einer silbrigen Elfe unter
einem seltsamen Baum erzählt, tut Charlotte es als Spinnerei ab. Bis sie nach
Hause kommen und ihre Mutter verschwunden ist. Stattdessen erwartet sie dort
eine Furie und durchwühlt alles! Nur knapp können sie entkommen und in den
Central Park fliehen, geretten von einer Elfe. Der riesige Baum mit seinem
silbrigen Schatten dort, erweist sich als Portal in eine Welt voller
Fabelwesen. Obwohl sie völlig überfordert sind, wird ihnen schnell klar, dass
sie hier nach ihrer Mutter suchen müssen und sie sicherlich nicht zufällig dort
gelandet sind. Sie sind dazu bestimmt sowohl ihre Welt, als auch diese, die der
Fabelwesen und Erzählungen zu retten!

Die magische Zahl 13 hat schon seit Ewigkeiten die Menschheit
fasziniert. Kein Wunder also, dass dieses Abenteuer mit dem dreizehnten
Geburtstag der Zwillinge erst so richtig Fahrt aufnimmt. Natürlich gab es
bereits vorher das Portal durch den mächtigen Weltenbaum im Park, aber sie
hatten nichts davon geahnt, ebenso wenig wie von der Bestimmung ihres seit
Jahren verschollenen Vaters. Nachdem Schreck der Furie nur knapp entkommen zu
sein, haben sie in der neuen Welt kaum Zeit durchzuatmen. Noch während sie
versuchen zu begreifen, was um sie herum geschieht, rettet sie der Jäger Orion
vor dem Misstrauen des Zentaur Kenta und macht sie zu seinen Lehrlingen. Als
solche werden sie eingekleidet und ausgestattet. Dabei finden sich in den
Geheimtaschen ihres sie unsichtbar machenden Jägermantels Gimmicks, die James
Bond vor Neid erblassen lassen würden. Sie wollen herausfinden, was die Furie
in ihrer Wohnung suchte und wohin ihre Mutter wohl gebracht worden sein könnte.
Freiwillig hätte sie ihre Kindern nicht verlassen, nicht nach dem Verschwinden
ihres geliebten Mannes. Sehr geheimnisvoll wird diese fremde Welt erschaffen,
die doch ganz eng mit der unsrigen verknüpft scheint. Sehr bildhaft und
detailreich wird die Leserschaft in die 13 Teile von Fabula mitgenommen. Jeder
Teil wird von einer anderen Fee angeführt, wobei dreizehn Reiche waren es mal,
jetzt sind es nur noch zwölf, an das verlorene dreizehnte Reich vermag sich
niemand mehr zu erinnern.
Der Detailreichtum hat bisweilen das Tempo etwas gedrosselt, da
hätte ich mir im Mittelteil manchmal etwas weniger, dafür aber eben eine etwas
höhere Spannung gewünscht. Doch geht es um die Liebe zu Worten und ihrer
Fähigkeit neue Welten zu erschaffen. Nicht nur in den Köpfen wie bei uns,
sondern in Fabula ganz real, dafür benötigt es nur einen begnadeten Erzähler.
Eine sehr schöne Idee, wie unser Leben durch Worte und Geschichten bereichert
wird, aber diese Geschichten auch nur davon leben, dass wir sie lieben. Eine
Symbiose, die beiden Seiten nur Vorteile bringt, solange sie besteht. Doch hier
ist zunächst unbemerkt ein Ungleichgewicht entstanden und Fabula schrumpft, der
Platz für seine Bewohner schwindet. Eine ganz schön gruselige Vorstellung, die
etwas an die der Antike erinnert, als man glaubte, dass die Erde eine Scheibe
sei, von der man hinunter fallen könnte. Ähnlich gefährlich ist es auch, denn
die Welt Fabulas schrumpft und zwar immer schneller. Die Zeit drängt und die
Geschwister müssen sich ganz dringend etwas einfallen lassen, auch weil sie
langsam entdecken, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet sie in Fabula
gelandet sind. Sowohl Charlotte als auch Will entwickeln sich fort, nicht nur
weil sie es müssen, sondern weil sie ihre wahre Natur entdecken. Damit stehen
ihnen ungeahnte Fähigkeiten zur Verfügung, was aber auch eine große
Veranwortung mit sich zieht.
Dieses fantastische Abenteuer ist wunderschön gestaltet und damit
meine ich nicht nur das Lesebändchen. In der Umschlagklappe findet man eine
Übersicht über den fraglichen Teil des Central Parks in New York, eine
Abbildung der 13 Feenkreiszeichen Fabulas und eine Darstellung eines Zwergs und
einer Sirenenelfe. Immerhin trifft man diese nicht alle Tage, da ist es ganz
hilfreich, sie mal zu sehen. Im Anhang findet man dann noch eine Beschreibung
der 13 Feenkreiszeichen durch den Vater der Zwillinge und einen Charaktertest,
mit dessen Hilfe man ermitteln kann, welchem Charakter dieses Buches man sich
zuordnen lassen kann.
Ein Fantasy-Abenteuer über die Macht der Worte und die Bedeutung
von Geschichten für unser Leben. Sehr gut durchdacht, allerdings hätte es für
mich bisweilen etwas temporeicher sein können. Es hat mir aber trotz der
kleinen Schwäche gut gefallen.
Ganz herzlichen Dank an die Bloggerjury für mein fantastisches
Rezensionsexemplar.
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