Montag, 24. Januar 2022

Holgers Haus, Jule Wellerdiek, Knesebeck Verlag

 

Holgers Haus, Jule Wellerdiek, Knesebeck Verlag

 

Fuchs Holger und sein Freund Stein leben in einem gemütlichen kleinen Häuschen mit Garten im Grünen. Gemeinsam machen sie es sich schön, eigentlich. Denn wenn man genau hinsieht, erledigt Holger die Hausarbeit und räumt auf, während Stein spielt, Unfug macht und ihm beim Versuch zu helfen, immer wieder die völligen Katastrophen unterlaufen, die Holger dann wieder aufräumt. Holger ist sauer! Ständig macht ihm dieser Tollpatsch nichts als Ärger und er hat dann die Arbeit! Wie schön wäre es doch alleine in dem Häuschen zu wohnen, dann hätte er jede Menge Zeit und Ruhe und viel weniger Arbeit! Als Stein im Garten ist, hievt er das Haus auf seinen Fahrradanhänger und radelt schnell los, auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Doch ohne seinen alten Freund, fühlt sich das Haus leer und verlassen an und gar nicht mehr nach seinem zu Hause!

 

Jedes Kind kennt es! Irgendwas geht schief und die Mama schimpft, über das Chaos, den Dreck und die viele Arbeit. Was wünschen sich Eltern manchmal einfach nur Ruhe, aber wenn sie sie dann haben, können sie sie nicht immer genießen. Denn es fehlt der Trubel, das Leben, das Lachen und das Gefühl von zu Hause. Die Eltern wünschen sich ihre kleinen Tollpatsche gar nicht weg, denn sie haben sie ja lieb. Aber so ein Tag können ruhig etwas länger sein, damit auch Zeit für die schönen Dinge im Leben ist. An diese erinnert sich Holger, als Stein nicht mehr bei ihm ist und er vermisst diese schönen Zeiten, denn es gibt sie nicht ohne das übliche Chaos! Oft merkt man erst, wie gerne man etwas hat, wenn es nicht mehr da ist. Auch bei Freundschaft ist das so, wenn die Freunde da sind, fühlt es sich richtig an, es sei denn man streitet mal, aber selbst nach einem Streit, ist es ohne die Freunde ganz schön langweilig. Dafür ist ein zu Hause ganz alleine, gar kein richtiges zu Hause, es fehlt das Leben, die Freude, das Lachen, die Gemeinsamkeit, und und und!

 

Sehr liebevoll und verständlich erzählt Jule Wellerdiek für Kinder ab 3 Jahren in Wort und Bild von Freundschaft, Streit und Versöhnung, von dem Wunsch nach Ruhe und dem Bedürfnis nach Nähe. Der Wunsch mal allein zu sein ist genauso normal wie die Angst vorm Alleinesein. Durch Holgers Augen erleben Kinder sowohl den Spaß am Unfug, den Ärger über viel zu viel unnötige Arbeit und den paradoxen Gefühlen des Alltags. Manchmal steht man vor allem sich selbst im Weg. Das ist in einfacher Sprache auf für die ganz Kleinen zu verstehen, während die aquarellartigen Bilder nicht nur Genuss und Angst und somit vor allem die Gefühle ausdrücken, die Kinder oft noch nicht so gut in Worte fassen können. Die Bilder sagen ihnen aber alles, was sie begreifen müssen, wollen, sollen. Dabei ist die Idee, dass ein Fuchs mit einem tollpatschigen Stein befreundet ist, ganz besonders witzig! Steine haben doch keine Gefühle, dieser hier aber schon und jede Menge witzige Ideen und natürlich Pech! Ein Stein mit einem großen Herzen, das auch verzeihen kann, ist nicht nur in Holgers Haus letztendlich willkommen, sondern wird sicherlich zu einem treuen Kindheitsbegleiter!

 

Ein liebevoll sensibles Bilderbuch ab 3 Jahren!

 

Vielen lieben Dank an den Knesebeck Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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Samstag, 22. Januar 2022

Das Inselweihnachtswunder, Janne Mommxen, gelesen von Sabine Kaack, Argon Verlag, 1 MP3 5h ungekürzt

Das Inselweihnachtswunder, Janne Mommxen, gelesen von Sabine Kaack, Argon Verlag, 1 MP3 5h ungekürzt

 

Carola (35) ist die Pastorin des Friesendoms auf Föhr. Sie liebt ihren Beruf und ganz besonders die Weihnachtszeit und dennoch fürchtet sie auch nichts so sehr wie diese, wenn alle glücklich aus der Kirche zu oder mit ihren Familien strömen und auf sie nur ihr leeres Reetdachhäuschen wartet. Warum kann für sie nicht mal ein Wunder geschehen? Geht es nicht vielen anderen auch so? Wäre es nicht schön gemeinsam z.B. in der gemütlichen kleinen Buchhandlung zu feiern? Doch alle, die sie begeistert dazu einladen möchte, lehnen dankend ab! Da ruft sie überraschend der Kollege von der gegenüberliegenden Hallig an, der es nicht rechtzeitig zum Gottesdienst auf die Hallig schafft, ob sie ihn vertreten könnte? Nach der Andacht bittet sie dort der junge Organist Torin, ob sie nicht für seine sterbende Urgroßmutter, die nur noch ihrem Geburtstag an Heiligabend entgegen fiebert, ihn aber wohl nicht mehr erleben wird, jetzt eine Christmette abhalten könne. Erstaunt kommt sie seiner ungewöhnlichen Bitte nach und wird von seiner Großfamilie herzlich aufgenommen. Verblüfft stellt sie fest, wie sehr sie dieses „Weihnachtsfest“ genießt und diese Schummelei ihr kein schlechtes Gewissen bereitet. Auf der Rückfahrt übers Meer, entdeckt sie den erfolgreichen Inselmakler in Seenot und hilft bei seiner Rettung. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und Carola muss mehr als einmal ihrem Gewissen folgen, um die Dinge gerade zu biegen und einigen Insulanern das schönste Weihnachtsfest zu bereitet. Doch nicht nur kleine Sünden, erkennt der liebe Gott sofort...

 

Auch wenn Carola gerne ihre sinnliche Seite betont, ist dies ein Wohlfühlhörbuch und keine erotische Geschichte. Sie richtet sich auch eher an ein gesetzteres, reiferes Klientel. Zwar ist Carola durchaus spontan und romantisch und lässt sich auch gerne zu fragwürdigen Aktionen hinreißen, gleichzeitig ist sie aber auch bodenständig und folgt ihrem inneren Kompass. Sie ist jugendlich genug, um nicht flippig, oder als Pastorin unglaubwürdig zu sein, aber nicht bieder und dröge. Sie ist durchaus eine Pastorin, der man wünscht ihr privates Glück endlich zu finden und Weihnachten nicht mehr alleine feiern zu müssen. Wenn sie ihrem moralischem Kompass folgt, hat sich die Juristin in mir teilweise heftig gewehrt, sie findet dann aber doch noch eine sogar für diese akzeptable Lösung, die sich letztendlich auch als absolut fair herausstellt. Als sich der Betroffene schließlich mit ihren Scharaden einverstanden erklärt und sogar mitmacht, wird sogar Gott als oberster Richter an ihren Wegen nichts auszusetzen haben. Warum sollte ich mich also daran stören?

 

Hier darf auch die Pastorin ihre menschlichen Seiten zeigen und zwar ganz normale Wünsche und Bedürfnisse, ohne dass sie gleich in eine Schmuddelecke gestellt wird. Das gefällt mir sehr gut, ebenso wie die Andeutung des Weihnachtsgottesdienstes zur Erlösung einer sterbenden Seele. Manchmal muss man halt 5 gerade sein lassen. Aber so gut sie es auch meint, so will sich niemand von ihrer Fürsorglichkeit bevormunden lassen und sich zu ihrer Weihnachtsfeier der einsamen Herzen einladen lassen – egal wie nötig sie eine solche Einladung haben mögen. Immerhin ist es ja kein Zufall, dass zu keinem Zeitpunkt im Jahr so viele Selbstmorde versucht werden, wie an Weihnachten. Auch diese Verzweiflung greift Janne Mommsen auf, wenn auch nicht in Person von Carola, sondern von Birgit, der allein erziehenden Putzfrau der Kirche (ja, ich finde es auch ganz wunderbar, dass Birgits Beruf einfach so benannt, und nicht schöngefärbt wird, als wäre es eine Schande gegen Bezahlung sauber zu machen!). Diese hat zwar ihren Kampf ums Glück eigentlich schon aufgegeben, möchte aber dennoch Carolas Einladung nicht annehmen. Es ist wie verhext, doch sie merkt, dass sie ihre Schäfchen mit einem kleinen Kniff dann doch noch zu dem schönsten Weihnachtsfest auf der Insel verhelfen kann, dass sie alle je gefeiert haben und hoffentlich nächstes Jahr wiederholen werden. Am Ende ist wirklich alles gut, so gut, dass es wirklich das Ende sein darf!

 

Bei dem Tosen der Urgewalten um und auf der Insel, ist man schon sehr froh, sich im Warmen aufzuhalten. Die Besonderheiten des Lebens auf der Insel, die im Winter sehr viel leerer als im Sommer ist, kommt hier sehr gut zum Ausdruck. Ebenso wie die steigenden Immobilienpreise durch reiche Festland-Teilzeitbewohner, die der Inselbevölkerung das Leben schwer machen. Da wird die Inselatmosphäre im Winter sehr gut eingefangen.

 

Sabine Kaacks warme und reifere Stimme, passt sehr gut zu Carola. Würde sie jünger, flippiger klingen, würden ihre Schäfchen wohl nicht so auf Distanz gehen und sich als Bedürftige fühlen, bei ihrer Einladung. Sie klingt bodenständig und geerdet, aber jung genug, um sich nach Liebe und Geborgenheit zu sehnen. Dieses Widerstreiten zwischen der seriösen Pastorin und der jungen Frau in Carola bringt Sabine Kaacks mit ihrer lebendigen Art sehr gut zum Ausdruck.

 

Ein wirklich schönes Wohlfühlhörbuch, dass auch nach Weihnachten die Stimmung noch hebt.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag für diese Weihnachtsüberraschung!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/mommsen-das-inselweihnachtswunder-2006639/

 

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