Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst und so ein kleines Stück Welt
rettest, Sigrid Drage, Löwenzahn Verlag
Welcher leidenschaftliche Gärtner möchte nicht lieber die Zeit im
Garten, als im Gartencenter verbringen und dabei noch Saatgut und alte Sorten
schützen? Wie das geht und warum es sinnvoll und wichtig ist, erklärt dieses
Buch.
Ich habe hier einiges gelernt, z.B. warum bei mir Ringelblumen,
Kornblumen und Cosemea nie nachkommen, während bei meinen Nachbarn stets eine
wunderschöne Ringelblumenpracht den Vorgarten ziert und bei meiner Mutter die
Cosmea einfach überall wächst. Das Blütenportrait hat es mir verraten: ich habe
einfach nie genug! Es benötigt einen Minimalbestand von ca. 10 Pflanzen, auf
die ich nie komme, weshalb es sich einfach nicht von alleine vermehren will...
aber nun bin ich ja schlauer! Sehr interessant finde ich bei den
Blumenportraits auch, dass diese nicht nur die bevorzugten Standorte, die Art
der Aussaat, Erntezeit, Pflegebedürfnisse, Eigenheiten, Verwendung, Verkreuzung
und Vermehrung kurz erklären, sondern auch den Samenstand (damit man ihn nicht
übersieht), die Samengröße und die Lebensdauer der Samen angeben.

Meine Mutter hat die Angewohnheit aus dem Urlaub immer Pflanzen
mitzubringen. Auch wenn sie keine Handtaschen nutzt, scheint sie immer was zum
Buddeln zu finden und so vermehrt sie in unserem sehr milden Klima alle
möglichen Pflanzensorten fort und schützt sie vor dem Aussterben. Sie ist dabei
so erfolgreich, dass nun auch bei mir Schlüsselblumen wachsen und bald auch in
Nachbars Garten. Aber dafür muss man ja erst mal wissen, wie man welche Pflanze
vermehrt! Pflanzen die meine Mutter irgendwo in der Wildnis ausbuddelt (was sie
sicher nicht darf) sind garantiert keine Hybridsorten und somit zur Vermehrung
geeignet. Dabei finde ich die unergründlichen Wege der Natur faszinierend, denn
ich bin fest davon überzeugt, dass auch Regenwürmer die Samen verschleppen,
alleine mit Vögeln kann ich mir einige originelle Orte des Wuchses nicht
erklären, aber ich möchte ja, dass die Blumen nicht alle in der Wiese wachsen,
sondern auch bitte dort, wo ich sie gut sehe und nicht jeder drüberläuft. Dabei
war mir dieses Buch eine große Hilfe, um mein Verständnis der Zusammenhänge zu
vergrößern. Klar, wie ich Stiefmütterchen und Löwenzahn vermehre war mir klar,
aber wie war das mit den Senkern von Tränenden Herzen, die letztens in meinem
Hörbuch vorkamen. Davon hatte ich noch nie gehört. Aber ich habe ein Tränendes
Herz, einen festen Willen und nun dieses schlaue Buch! Diese Pflanzensorte ist
hier nicht aufgeführt, vielleicht ist sie nicht schützenswert genug, aber das
Prinzip war klar und verständlich und so habe ich gleich damit begonnen. Da es
länger dauert, als das Keimen von Sonnenblumenkernen, kann ich leider noch
keinen Erfolg dokumentieren, wegen der aktuellen Gewitterlage, bin ich aber
zuversichtlich, dass es früher oder später Wurzeln schlagen wird. Der Erhalt
der Anlagen meiner ermüdenden alten Stachelbeeren durch Vermehrung über
Stecklinge hat aber hervorragend funktioniert, ebenso bei der nicht so alten
Jostabeere, die ich bei meiner Mutter als Steckling abschnitt und die nun bei
meiner Nachbarin und mir wachsen und hoffentlich reiche Frucht tragen wird.
Denn das Teilen und Tauschen von Saatgut ist ein wichtiges Prinzip der Autorin.
Es geht nicht um Profit und Kommerz, sondern um die Freude an der Natur und
deren Erhalt.
Die zahlreichen Fotos lassen Gartenfans das Herz aufgehen,
insbesondere da sie mit den Originalakteuren aufgenommen wurden, ohne Filter,
ohne Tricks, ganz natürlich. Da bekommt man gleich Lust zu Buddeln und zu
Werkeln, ohne über sein Outfit nachzudenken. Dabei sind die Bilder durchaus
anregend und ich bewundere die Bilder von den Blumensamen, schön sichtbar
sortiert und trocken verwahrt in alten Marmeladengläsern. Bei mir fehlt es
leider am Platz, daher nehme ich Teefilter mit Musterklemmen, die ich dann in
Eisdosen aufbewahre, wenn ich sie nicht vorher vertausche.
Hier gibt es so viel zu entdecken, dass man immer wieder
hineinlesen möchte. Zum Glück hat es gleich zwei farbige Lesebändchen mit denen
man seine nächsten Projekte aus dem Buch markieren kann. Lesebändchen kann man
in Büchern, die zum Nachschlagen geeignet sind, nie genug haben!
Die Autorin ist mir bereits aus ihrem Werk „Permakultur – Dein
Garten, Deine Revolution“ aus dem Löwenzahn Verlag bekannt, weshalb ich mir
schon vorab bewusst war, hilfreiche Tipps von einer Gärtnerin zu erhalten, die
das was sie schreibt auch selbst praktiziert und mich an ihrer Erfahrung
teilhaben lässt.
Leider ist es mir trotz der wundervollen Pflanzenportraits nicht
immer möglich zu bestimmen, zu welcher Sorte oder Art eine Pflanze nun gehört
und wie ich sie am besten vermehre. Einige Einordnungen haben mich staunen
lassen. Da fehlt mir vielleicht das botanische Grundverständnis, oder ich
vergesse zu schnell, deswegen muss ich bei Zweifeln an meinen Erkenntnissen
bisweilen noch mal schnell nachgoogeln. Das liegt jedoch nicht an dem
mangelnden Ausdrucksvermögen der Autorin, deren Schreibweise ich als sehr
angenehm, anschaulich und gut verständlich empfinde. Sie erklärt, statt zu
dozieren und lässt jedem Gärtner Raum für die eigene Umsetzung, was mir sehr
gut gefällt. Die Gliederung mit ihren Verzeichnissen: Saatgut im Portrait (mit
Foto), Glossar, Stichwortregister, weiterführende Literatur und Quellen und
Bezugsquellen ist übersichtlich und erleichtert die Alltagsnutzung
ungemein.
Das Buch ist ökologisch und nachhaltig gedruckt, voll
kompostierbar, aber da denke ich nicht mal dran! Einfach wertvoll für alle
natürlichen und naturnahen Hobbygärtner!
Vielen lieben Dank für diese Bereicherung für meinen Gartenalltag
mit der Leserunde bei Lovelybooks an den Löwenzahn Verlag
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