Sonntag, 25. April 2021

Dauercamper, Dosenbier und eine Leiche, Culinario Mortale, Online oder Real-Life Krimidinner

 

Dauercamper, Dosenbier und eine Leiche, Culinario Mortale, Online oder Real-Life Krimidinner

 

Der Campingplatz am Teufelssee in der Osteifel ist aufgrund seiner Lage und der umliegenden Landschaft einer der schönsten Orte in der Eifel. Da er im Laufe der Jahre aber immer mehr verkommt, weil die mürrische, ketterauchende Schnapsdrossel von Eigentümerin Gisela Nickel nichts mehr investiert, kommen immer weniger Touristen. Doch ein harter Kern von Dauercampern bleibt. Nun nach dem Ende der Ferienzeit sind sie bald wieder ganz unter sich, was sie mit ihrem traditionellen Herbstgrillfest feiern wollen. Inzwischen sind die Kohlegrills den Luxusgasgrill- stationen gewichen, doch das gute alte Dosenbier zischt wie eh und je. Auch die Neulinge auf dem Platz, Ricos neue Flamme Ina und der zufällig eingetroffene Arjen aus den Niederlanden sind eingeladen. Doch schon bevor der schrille Entsetzensschrei von Hildegard Parschau gegen 21.40 h quer über den idyllischen Platz gellt, als sie Giselas Leiche an der Rezeption findet, ist nicht alles eitel Grillromantik. Die persönlichen Eitelkeiten, unterschiedlichen Bedürfnisse und Empfindsamkeiten sind schon mehr als einmal aufeinandergeprallt und so hat auch mehr als ein Anwesender ein echtes Mordmotiv und es erstaunt mit der Zeit, dass es nur einen Todesfall aufzuklären gilt, ehe die Polizei eintrifft!

 

Dieses Spiel ist für 6-8 Personen geeignet, mit männlichen und weiblichen Rollen. Man wählt die Anzahl der Mitspieler und somit fallen dann ev. 1 bis 2 Rollen weg. Wir haben die Online-Version während der Corona-Pandemie gewählt, es gibt aber auch eine Real-Life-Variante mit Einladungen, Platzkarten u.ä. Es ist nicht unser erstes Krimidinner von Culinario Mortale, nein, im Laufe des Lockdowns sind wir echte Profis geworden und es macht immer mehr Spaß in die fremden Charaktere zu schlüpfen. Dabei hilft tatsächlich angemessene Kleidung und vielleicht ein angepasstes Setting. Die Camperszene ist da zum Einstieg sehr dankbar, wobei es mir bislang leichter fiel, mich als glamouröser Filmstar, Bayer, Brite, Gothic-Girl oder Expeditionsteilnehmer zu kleiden. Aber die Persönlichkeiten sind bei jedem Spiel sehr unterschiedlich, da ist für jeden Kleiderschrank was dabei! Online finde ich es auch leichter, da man ja sehr gut mit Hüten, Schminke, Ohrringen, Kunstpiercings und Oberteilen arbeiten kann und es auf das Untenherum gar nicht ankommt, sieht ja keiner!

 

Der Gastgeber erhält den Spielecode und die Spielleitung, weiß aber selbst auch nicht, wer der Mörder ist, ist also ebenso planlos, wie seine Mitspieler. Gespielt wird in drei Runden, die nacheinander freigeschaltet werden. Es empfiehlt sich neben dem Rechner für die Videokonferenz mit den anderen Campern, auch noch die Informationen auf einem Tablet oder Handy zu öffnen, um parallel seine Rolle und vor allem die Orte und Zeiten mitlesen zu können. Nach und nach verraten die Mitspieler, was sie wann und wo gemacht haben und vielleicht warum, damit langsam wie ein Puzzle ein Bild aller Anwesenden entsteht. Dazu gibt es auch einen Lageplan vom Platz, auf welchen man immer wieder zugreifen kann. Sobald alle offenbart haben, was sie im ersten Zeitabschnitt so getrieben haben, wird durch den Gastgeber ein weiteres Ereignis vorgelesen ehe die nächste Runde startet. Aber Vorsicht, diese Ereignisse sind sehr überraschend. Da nur der Täter lügen darf und alle anderen strikt bei der Wahrheit bleiben müssen, muss der Täter stets einkalkulieren, dass dieses Ereignis dem widerspricht, was er bislang dazudichtete, um den Verdacht von sich abzulenken! Daher ist es gerade zu Beginn wichtig sich an die Fakten zu halten und eher in der letzten Runde die Wahrheit kreativ anzupassen! Dies ist, glaube ich, einer der ersten Fälle, denn bei anderen Fällen der Reihe kann man neben dem Lageplan auch eine Übersicht anklicken, wer wann wo war. Hier ist es eventuell hilfreich, sich Notizen zu machen, oder einfach häufiger mal nachzufragen. Wir haben die Mikrophone übrigens immer an gelassen, für frotzelige Zwischenkommentar, wie Liebschen..., allerdings waren zwei unserer Mitspieler da etwas benachteiligt als Bayern, während die meisten von uns hier fast ein Heimspiel hatten und unsere „Holländer“ meinte, sie habe ja in Trier studiert! Nein, Trier ist nicht in der Osteifel, liebe Niederrheinerin! Es macht wirklich richtig Spaß sich wenigstens so mit Freunden zu treffen und im Lockdown mal was anders zu machen. So viel Spaß, dass wir aktuell alle 14 Tage das Tatort-Absperrband auspacken, die Notizblöcke zücken und die Bildschirme heiß glühen. Dieses Mal musste übrigens ein 15 jähriger Sohn einspringen. Aufgrund von anzüglichen Verwicklungen und in diesem Fall sogar Drogenmissbrauch ist dies keine kindertaugliche Spielrunde, unser einziger männlicher, minderjähriger Mitspieler hat es aber unbeschadet überstanden und hatte auch wirklich Spaß, auch wenn er als Neuling mit seiner Rolle als Täter echt gefordert war!

 

Fazit: Ganz klar, wir haben immer soviel Spaß, wir werden weiter morden – äh ermitteln! Absolut durchdachtes und empfehlenswertes Konzept!

 

Vielen lieben Dank an Culinario Mortale für unseren Rezensionsspielcode!

 

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Samstag, 24. April 2021

Irmelina Geisterkind (2) Der Fluch vom Ringelbach, Lydia Ruwe, Ill. Julia Bierkandt, Boje Verlag

 

Irmelina Geisterkind (2) Der Fluch vom Ringelbach, Lydia Ruwe, Ill. Julia Bierkandt, Boje Verlag

 

Es ist Herbst in Hügelhausen und die Kastanienallee, aus der Naturgeistermädchen Irmelina stammt, ist immer wieder gern besucht von Kastaniensuchern. Die Naturgeister bereiten sich langsam aber sicher auf ihre Winterruhe vor, gemeinsam mit der von ihr beschützen Natur. Da bekommt die 10 jährige Juna, Irmelinas Geisterfreundin nächtlichen Besuch vom Geisterrat: sie und Irmelina sollen herausfinden, was hinter dem Fluch vom Ringelbach steckt und diesem ein Ende setzten. Dank dieses Fluchs, der seit Jahrzehnten für Angst und Schrecken unter den Naturgeistern sorgt, trauen sich diese nicht mehr in die Gegend und lassen die Natur in diesem Bereich schutzlos. Juna ist verblüfft, immerhin haben sie und Irmelina sich genau dort kennengelernt. Irmi hatte damals schon angedeutet, dass ihre Lieblingsbadestelle als gefährlich gilt. Während die zwei Freundinnen dort versuchen dem Geheimnis auf dem Grund zu gehen, machen sie einige erschreckende Entdeckungen. Da wartet mehr als nur eine große Aufgabe auf sie, ob sie es gemeinsam schaffen können?

 

Der erste Band endete so fröhlich und harmonisch, doch gegen Neid, Missgunst und Bosheit ist man auch in kleinen Gemeinschaften nicht gefeit. So wird Juna leider immer noch von dem großen Bauernsohn Chrissie und seinen Freunden drangsaliert. Dieser hält sie sogar für eine Hexe! Auch ist er sich nicht zu schade sie gemeinsam mit 2 Freunden als jüngeres Mädchen zu bedrängen. Doch der jüngere Moritz, den sie früher immer nur nervig fand, rettet sie durch seinen Einfallsreichtum. Wenn doch nur Chrissie ebenso bereit wäre wie Juna, alte Vorurteile zu begraben und den wahren Menschen kennenzulernen, dann könnte er genauso positiv überrascht werden wie sie! Durch den Besuch des Geisterrats und deren Auftrag hat Juna allerdings kaum Zeit für Moritz, der gerne die Zeit mit ihr verbringen würde. Die Zeit bis zur Winterruhe drängt aber und der Auftrag ist ja nicht nur streng geheim, er ist angeblich auch gefährlich! Davon merken die Geisterfreundinnen allerdings eine ganze Weile lang nichts und entdecken bei ihren Beobachtungen eine ganz andere Gefahr für ihre Heimat, die sie unbedingt auch abwenden wollen!

Irmi und Juna respektieren die Natur und achten auf sie. Dabei sind sie jedoch nicht alleine, auch die Dorfälteste Eleonora und der nette ältere Nachbar Herr Roggi lieben ihre Gärten und lassen sich gerne von Juna helfen und erklären ihr viel dabei. Das ist nicht nur für die junge Geisterfreundin spannend, sondern auch für die jungen Leser wirklich informativ. Keine Sorge, das passiert quasi nebenbei, denn vor allem ist diese Geschichte magisch, aber auch ganz schön spannend. Denn die Freundinnen haben es direkt mit mehreren Gefahrenquellen zu tun, mit ganz realen und sichtbaren und mit geheimnisvollen, gut verstecken, deren Quelle sie nicht so einfach ausmachen können. Beide Handlungsstränge sind dicht miteinander verwoben und garantieren Spannung und beste Freundschaftsunterhaltung. Natürlich wachsen Juna, Irmi und das Dorf noch fester zusammen, als sie ihre neue Aufgabe (pardon, für Juna und Irmi sind es ja sogar zwei) bewältigen. Mit Humor und Spannung macht Lesen einfach am meisten Spaß. Da es sich um ein Herbstabenteuer handelt, gibt es auch wieder hinten einen Mitmach-Teil mit weiteren Infos zu Herbst und Wintergemüse und Obstsorten und einer Anleitung, um sich eine kleine Irmelina aus Kastanien zu basteln. Mit und ohne Schutzhelm aus Kastanienschale. Denn immer wenn es Irmi zu gefährlich wird, setzt sie sich ein Kastanienhütchen auf!

 

Die Schrift ist angenehm groß mit entspannten Zeilenabstand, so dass junge, wenig geübte Leser ab 8 Jahren es leichter haben, nicht in den Zeilen zu verrutschen. Immer mal wieder wird das Druckbild durch Fettdruck aufgelockert und man kann sich die erstaunten Ausrufe der kleinen Helden prima vorstellen. Das hilft sehr beim Überwinden etwaiger Lesehemmungen, weil man es etwa zu mühsam findet und das Lesen anstrengt. Die quirligen Illustrationen von Julia Bierkandt sorgen für weitere Abwechslung. Bisweilen sind es nur kleine Zeichnungen wie eine Birne oder ein Eichenblatt, aber keine Seite ist ausschließlich bedruckt. Dadurch wirkt der Text viel fröhlicher und weniger lang. Für Kinder mit Lesehemmungen nimmt dies ein wenig die Bedenken. Das hochwertige, grüne Lesebändchen macht es auch immer wieder leichter, nach einer Pause die richtige Stelle wieder zu finden.

 

Lydia Ruwe ist eine fantasievolle und spannende Fortsetzung gelungen, die ermutigt den Dingen auf den Grund zu gehen, weil vieles ganz anders ist, als es erscheint! So lohnt es sich auch immer seinen Mitmenschen eine zweite Chance zu geben und Vorurteile zu hinterfragen. Ein gelungener Lesespaß für junge Leser!

 

Vielen lieben Dank an die Buchstabenbande und die Bloggerjury für mein Rezensionsexemplar!

 

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