Freitag, 2. April 2021

Mia und das große Halligalli der Gefühle (14), Susanne Fülscher, Carlsen Verlag

 

Mia und das große Halligalli der Gefühle (14), Susanne Fülscher, Carlsen Verlag

Mia (13 Jahre) hat es erwischt! In Miss Butterflys Bauch schwirren die Schmetterlinge und Max geht es zum Glück ebenso bei ihr. Das Leben könnte so glimmerig schön sein, wäre auch ihre beste Freundin Jette so megagigaglücklich wie sie. In der Schule hat sich Jette bei dem Anblick eines neuen Schülers schockverliebt, doch nun scheint er wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Dabei kennt Jette noch nicht mal seinen Namen! Noch schlimmer wird es, als dann auch noch Justyna, ihr geliebtes Au Pair Mädchen wohl zurück nach Polen muss, weil ihre beiden Eltern die Arbeit verloren haben. Dabei war es doch ihr Traum in Deutschland zu studieren! Jette, Mia, Alina und Leonie haben sie inzwischen so in ihr Herz geschlossen, dass dringend eine Lösung her muss. Leider ist das nicht ihr einziges Problem, denn Verliebte vergessen bisweilen Zeit und Raum und so profane Dinge wie die Kosten der Realität!

Mia und ihre Freundinnen werden langsam flügge und das erkennen auch ihre Eltern, weshalb sie eine große Überraschung für sie planen! Wie es bei Mia aus Hamburg, Tochter eines Gymnasiallehrers und einer Fußpflegerin so ist: das Leben ist aufregend, glimmerig, mega-giga-vollgepackt und doch ganz normal und real. Klingt eigentlich widersprüchlich und doch gelingt es Autorin Susanne Fülscher ganz fluffig, die Szenen eines Alltags-Teenies, witzig, aufregend und kribbelig zu erzählen. Da fühlt man sich gleich als Teil dieses sympathischen Freundeskreises und trubeligen Großfamilie, denn Mia hat noch drei Geschwister, ihre Eltern sind nicht getrennt, niemand trinkt…. es ist auch mal herrlich entspannt, von ganz typischen Leserinnenfamilien zu lesen, nur mit den Sorgen, die man so halt hat im Alltag. So hält die Geschichte auch eine gekonnte Balance zwischen Familie, Verliebtsein, Freundschaft und Schule, denn alles ist Teil von Mias Leben und jeder sollte dem anderen Raum lassen. Das finde ich auch eine ganz wichtige Botschaft für die Leserschaft: Schmetterlinge im Bauch sind toll, man darf aber dennoch nicht alles andere darüber vernachlässigen. Vielleicht verschwinden die Schmetterlinge eines Tages wieder (nein, das ist hier nicht in Sicht, versprochen!) und dann hat man niemanden auch, auch keinen, der einen wieder auffängt! Freundschaft ist wichtig, in guten, wie in schlechten Zeiten und darf nicht vernachlässigt werden. Also ganz schön stressig für die verliebte Teenagerin! Sehr gut finde ich auch, dass Mia genau weiß, was sie will. Mia will es langsam angehen lassen und damit meine ich nicht Sex, nein, selbst Knutschen wäre ihr noch zu viel. Händchenhalten, das Kribbeln im ganzen Körper und gemeinsam, eng beieinander quasseln ist herrlich und sollte richtig ausgekostet werden. Zum Glück sieht Max das auch so und zum Glück hat Mia den Mut zu sagen, was sie will. Das macht auch den Leserinnen Mut! Ein Junge der das nicht versteht, ist halt vielleicht doch nicht der Richtige? So werden hier ganz sensibel und behutsam ganz drängende und wichtige Probleme dieser Altersgruppe angesprochen, ohne an Leichtigkeit und Humor einzubüßen, denn auch das Lachen kommt in diesem Band wieder nicht zu kurz – versprochen!

Mia sammelt seit zwei Jahren Schmetterlinge, weshalb sie liebevoll Miss Butterfly genannt wird. Natürlich sammelte sie keine echten Schmetterlinge oder tote, das würde sie doch gar nicht übers Herz bringen, aber solche aus Glas, für die Haare, als Lesezeichen…. und so schwirren auch immer kleine Schmetterlingsvignetten vergnügt über die Seiten und verbreiten megagiga Zuversicht, ein elementares Muss in der Pandemie und tröstlicher Seelenbalsam. Auch wenn Dreizehnjährige gerade nicht so viel unternehmen können, mit Mia durch die Seiten zu ziehen, fühlt sich unheimlich real an und man wird direkt hineingezogen!

Ein herrliches Ende, dass mich glimmerig-glücklich gemacht hat und  mit dem ich nun Mia in diesem Finalband zuversichtlich in die Abenteuer der Pubertät entlasse. Ich bin ganz gewiss, dass Mia und ihre Freundinnen sie meistern werden!

Ganz lieben Dank an Susanne Fülscher für die engagierte Leserundenbegleitung!

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Mittwoch, 31. März 2021

Der Sommer der blauen Wünsche, Antje Babendererde, Katinka Kultscher, Goyalibre, 4 CDs 330 Min.


Der Sommer der blauen Wünsche, Antje Babendererde, Katinka Kultscher, Goyalibre,  4 CDs 330 Min.

Carlin ist stets eine Außenseiterin, aufgrund der bipolaren Störung ihrer Mutter. Die leidenschaftliche Malerin, ist sehr emotional und dabei vor allem zwischen zwei Extremen schwankend. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum Carlins Vater sie schon früh verließ. Seit dem letzten Umzug hat Carlin in der neuen Schule keinen Anschluss gefunden und nach ihrem 14. Geburtstag während einer manischen Phase ihrer Mutter, war auch jeder Versuch zwecklos. Jetzt mit 17 ist sie erschöpft und lässt ihre aktuell schwer depressive Mutter unterbringen. Sie selbst reist zu ihrer Mutter väterlicherseits, die in einer Künstlerkolonie an der Küste der schottischen Highlands lebt und zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gleich zu Beginn begegnet sie Arran MacKay, den Sohn des örtlichen Großgrundbesitzers und Lords. Seine roten Locken und grünen Augen faszinieren ihn. Dass er seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt stört sie nicht. Immer wieder geraten die zwei aneinander, doch die Funken knistern. Als Carlin erfährt, dass der Lord die Ländereien rund um Caladale an einen norwegischen Milliardär verkaufen will, erwacht in ihr der Kampfgeist!

Ich hatte im ewigen Lockdown Lust auf Heile Welt in Schottland, schön und leicht, so ein bisschen Rosamund Pilcher für Jugendliche. Ein wenig klang der Klappentext so, aber nur wenn man nicht gründlich liest und die Autorin nicht bereits kennt…

Mit „Wie die Sonne in der Nacht“ und „Schneetänzer“ bin ich Antje Babendererde bereits zu den Native Americans nach New Mexiko bzw. den Norden Kanadas gefolgt. Die Probleme der Ureinwohner fand ich sensibel und eindrucksvoll dargestellt, aber stets behandelt die Autorin auch eine problematische Familienkonstellation. Dies ist hier auch wieder der Fall. Sowohl Carlin, als auch Arran haben ein problematisches Verhältnis zu ihren alleinerziehenden Elternteilen. Aber anders als die übrigen männlichen Helden der Autorin, befindet sich Arran immer noch in der Bad Boy Phase und für meinen Geschmack vermittelt die Geschichte zu sehr, dass durch Liebe auch die wildesten Kerle gezähmt werden können. Mädels das klappt so nicht, denkt nicht mal daran!

Vielleicht bin ich als Mutter überbehütend, aber die Altersangabe von ab 13 Jahren finde ich noch zu früh dafür ist mir diese Geschichte zu lustbetont und sinnlich.  Meine 13 jährige Tochter würde das alles noch nicht so genau wissen wollen, aber das ist entwicklungsabhängig. Die Großmutter finde ich echt ziemlich cool und ihren Rat Arran aus dem Weg zu gehen, mehr als begründet. Ich habe lange überhaupt nicht verstanden, was Carlin an ihm findet, denn ich stehe weder auf Bad Boys, noch auf Kiffer oder Säufer und als solcher stellt sich Arran ganz klar zu Beginn dar, da helfen auch keine grünen Augen und roten Locken. Gut finde ich, dass Carlin nicht mitkifft, aber die Exzesse von Arrans Clique sind mir zu unkritisch dargestellt für die Zielaltersgruppe, wofür ich einen Stern abziehe.

Sehr einfühlsam und treffend finde ich Carlins Schwierigkeiten im Alltag mit ihrer geliebten, aber bipolaren Mutter dargestellt, ebenso wie die daraus resultierenden Probleme sich in der Schulgemeinschaft zu integrieren oder mit dem anderen Geschlecht. Auch Arrans seelischer Balast wird nach und nach sehr sensibel offengelegt. Der Rollstuhl als Fortbewegungsmittel ist da in der Tat das geringste Problem. Wie gehen Kinder mit ihren Gefühlen nach dem Suizid eines Elternteils um? Was, wenn dann noch Schuldgefühle nach dem Tod des besten Freundes dazukommen? Ganz langsam wandelt sich Scheusal Arran zu einem verletzlichen Menschen. Dennoch hätte ich wie die Großmutter jeden Kontakt der minderjährigen Enkelin zu ihm versucht zu unterbinden. Es ist auch nicht nur die Liebe zu Carlin, die diese Veränderung mit sich bringt, sondern auch die Liebe zum Land seiner Vorfahren, das nun gerade akut gefährdet ist. Danke, das wäre mir sonst nämlich zu einfach gewesen. Doch das Leben in so einer kleinen Gemeinschaft ist auch sehr speziell und wer aus der Masse hervorsticht, riskiert ausgeschlossen zu werden, was neben Arran auch seine Cousine Fiona und der osteuropäische Neuankömmling Mitja fürchten müssen. Am Beispiel der Gemeindepflegerin Bridget sehen die jungen Leute ganz deutlich, dass das Dorf ein langes Gedächtnis hat und selten Milde walten lässt. So gibt es neben Arran und Carlin noch weitere gut ausgearbeitete Charaktere, die einen mit in die tiefen Geheimnisse der Highlander nimmt.

Katinka Kultscher klingt als Carlin jung und zerbrechlich. Die Sorgen ihrer Großmutter um sie, kann man da umso leichter nachvollziehen und auch ihre gewisse Naivität hinsichtlich der grünen Augen des geheimnisumwitterten Highlanders. Ihre Stimme ist angenehm und abwechslungsreich, so dass es Spaß macht ihr zuzuhören.

Eine sinnliche Geschichte in den Highlands mit zwei Jugendlichen, die sich gegenseitig helfen, mit ihrer Familiengeschichte zurecht zu kommen! Tiefgründig.

Vielen lieben Dank an Goyalibre für mein ersehntes Hörexemplar!

Hier könnt Ihr eine Hörprobe finden:

https://www.jumboverlag.de/sommer-der-blauen-wuensche/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3237&f=true&backToShop=true

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