Samstag, 10. Oktober 2020

Drei Frauen am See, Dora Heldt, gelesen von Anneke Kim Sarnau, GoyaLiT, 1 MP3 7 h 18 Min Director's Cut


Drei Frauen am See, Dora Heldt, gelesen von Anneke Kim Sarnau, GoyaLiT, 1 MP3 7 h 18 Min Director's Cut

 

Seit der Schulzeit waren die vier Mädchen aus völlig unterschiedlichen Familien unzertrennlich: Marie (herzkrank und aufmerksam), Frederike (Tochter der schrecklichen, aber besten Freundin von Maries wunderbarer Mutter Laura), Alexandra (die Schöne und Kluge) und Jule (die Sportliche). Egal was das Leben ihnen brachte, sie liebten ihre gemeinsamen Tage in dem traumhaften Haus am See von Maries reicher Familie. Dort schworen sie sich, egal was ihnen wohl im Leben widerfahren würde, sich zumindest einmal im Jahr, zu Pfingsten dort zu treffen. Nach dem Abitur hielt jede schriftlich fest, wie sie sich die jeweilige Zukunft der einzelnen Freundinnen in 30 Jahren vorstellt. Die Umschläge wurden verschlossen und von Marie gehütet. Auch danach gehen die Freundinnen noch jahrelang durch dick und dünn, bis es zu einem Bruch kommt. Fortan redet jede Einzelne von Ihnen nur noch mit Marie, bis sie 10 Jahre später über deren Tod mit Anfang 50 und ihren letzten Willen informiert werden. Mit mulmigem Gefühl im Bauch treten sie die Konfrontation mit sich, ihrer aller Leben, ihrer Freundschaft, deren Ende und ihrer unverbrüchlichen Zuneigung zu Marie und vielleicht doch zueinander, an.

 

Mit Bestürzung erfahren Frederike, Alexandra und Jule, die einstigen Freundinnen, die sich scheinbar unüberwindbar voneinander wegbewegt haben, von dem Tod ihrer geliebten Freundin Marie. Noch schlechter ist ihr Gewissen, als sie merken, wie sehr sie Marie in den letzten Jahren vernachlässigt haben, aufgrund eines Zerwürfnisses untereinander. Doch Marie war eine Seele und nichts war ihr wichtiger, als die gemeinsame Freundschaft, so versucht sie über ihren Tod hinaus sie zu einen. Ob es klappt? Nach und nach entwirrt sich das Geflecht der vier Leben vor dem interessierten Ohr. Wieso standen sie sich so nahe, warum kam es zur Entfremdung und ist keine Annäherung möglich und warum? Man taucht ein in Jahrzehnte der Entwicklung, unterschiedlicher Lebensentwürfe und Entwicklungen wider Willen. Nicht alles lief wie geplant oder wie erwartet, aber nicht jede lebt ein alltägliches Leben. Das wäre ja auch nicht so interessant, das erlebt die Hörerin ja vielleicht gerade selbst. Aber gerade diese ungewöhnlichen Lebensläufe lassen die Hörerin vielleicht aufatmen darüber, dass ihr Leben womöglich geradliniger verlaufen ist, mit weniger Drama oder sie erkennt sich selbst, weil auch sie in diesen Zwickmühlen des Lebens feststeckt. Die Vielzahl der Schicksale lässt Raum zum Vergleich, Wiedererkennung und vielleicht auch für Erleichterung.

Dora Heldt erzählt nicht stringent. In Rückblicken erinnern sich die einstigen Freundinnen, auch bisweilen mit mulmigen Gefühlen im Bauch. Anders als in vielen anderen Büchern geht es um große Gefühle wie Reue, Verzeihung, Wut, Rache… aber es ist nicht lustig. So sehr ich es liebe über ihre Kolumnen zu lachen oder über Mathilda zu schmunzeln, würde es hier nicht passen und so habe ich den Humor auch nicht vermisst, es ist einfach ein anderes Genre, nachdenklicher, ruhiger, anders intensiv. Dafür endet es voller Hoffnung, ähnlich Scarlett O’Hara, dass es immer eine Hoffnung und eine Möglichkeit gibt, solange man am Leben ist. Man darf nicht aufgeben und das hat Marie selbst über den Tod hinaus nicht getan, so verbietet es sich für die Überlebenden erst recht.

Es entfaltet sich auch ein Einblick in die Tiefe von Gefühlen, deren Reife und deren Schmerz, es wird klar, dass es nie zu spät ist, um einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen. 

Anneke Kim Sarnau höre ich sehr gerne zu. Sie hat eine sehr prägnante, interessante Stimme. Etwas schroff, aber nicht abweisend, mehr abwartend und voller zurückgehaltener Gefühle. Diese Vielschichtigkeit passt sehr gut zu diesen Frauenschicksalen. Es macht sie noch interessanter und ist für mich ein earcatcher. So unverwechselbar wie ihre Stimme, ist auch das Zeichen der Freundschaft, das Marie ihren Freundinnen erweist. So wechselt die Stimme auch oft den Ausdruck, wenn es um Marie geht wird sie weicher, nachgiebiger, bei Alex kühler distanzierter und bei Jule scheint sie zwischen Vorsicht und Angriffslust hin – und her zu schwanken.

Ein Roman der leisen, aber nicht weniger intensiven Töne, der einen gefangen nimmt und auf das Ende hinfiebern lässt. Ein Einblick in Frauenschicksale, deren Möglichkeiten mich faszinierten, ohne sie zu beneiden. Ein schönes Erlebnis.

Vielen lieben Dank an GoyaLiT für diesen wundervollen Instagramgewinn!

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/data/media/me2413.mp3

 

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Freitag, 9. Oktober 2020

Lucas und der Zaubertrank, Stefan Gemmel, Illustration Timo Grubing, Baumhaus Verlag


Lucas und der Zaubertrank, Stefan Gemmel, Illustration Timo Grubing, Baumhaus Verlag

 

Lucas wacht nach dem Abenteuer mit seinen Freunden und den Zauberschatten auf und traut seinen Augen kaum: Eine Elster klopft an sein Fenster, am Fuß ist eine verschlüsselte Botschaft befestigt. Sie enthält eine Warnung, aber wovor? In der Schule kann er seine neuen Freund Li-Feng und Ole nicht finden, dafür finden Mobber Noah und Konsorten ihn, die ihm nicht verziehen haben, dass er sich ihnen widersetzt hat. Später sucht er daher Nathanael in der alten Fabrikhalle auf und entdeckt seine Mitwisser, die auf ihn warten. Nathanael schickt sie wieder mit Hilfe der Zauberschatten durch Zeit und Raum. Bei der Gelegenheit können sie nicht nur die Knubbelgeister Knick und Knack aus der Gewalt Shalamars befreien, sondern auch seinen teuflischen Plan belauschen, den es zu verhindern gilt: mithilfe eines Zaubertranks der Druidin Vika will Shalamar alle Menschen seinem Willen unterwerfen und die Welt ins Chaos stürzen! Das müssen sie unbedingt verhindern, da jedoch nicht klar ist, ob es die sagenumwobene Druidin wirklich gab, ist dieser Auftrag noch schwieriger, als der vorige.

 

 Dieser zweite Band knüpft unmittelbar an seinen Vorgänger an, da gibt es keine langatmigen Erklärungen oder Einleitung, nur das Nötigste, um im Zweifel ohne Vorkenntnisse einsteigen zu können. Besser ist es dennoch Lucas und der Zauberschatten zu kennen. Hat man im ersten Band Lucas noch dafür bewundert, den Schulmobbern die Stirn geboten zu haben, kommt nun die Ernüchterung: die Fieslinge haben leider nicht daraus gelernt und fühlen sich provoziert. Leider wie im echten Leben! Was danach kommt, ist allerdings alles andere als alltäglich! Uns bringt keine Elster verschlüsselte Botschaften! Diese Runenbotschaft, dann man übrigens mithilfe des Runenalphabets im Anhang auch selbst entschlüsseln, so wie all die anderen, die im Laufe dieses Abenteuers noch von einer Elster gebracht werden. Eine Elster die was bringt, statt was zu nehmen ist auch einmal eine schöne neue Idee. Zeitreisen in Kinderbüchern sind nicht ganz so neu, aber hier gefällt uns sehr gut, die Rolle der Druidinnen, die gerne mal verschwiegen wird, denn eigentlich sind Frauen ja Hexen und nicht weise, oder? So wird verschwiegen, was anders ist, wovon man sich bedroht fühlt. Das war damals zu Zeiten von König Arthus schon so und ist es heute auch noch. Ein schöner Denkansatz, den wir gerne aufgegriffen haben, der aber auch die Zeitreise so aufregend macht. Wenn das Ziel so unbekannt ist, wie kann man es dann finden?

Der schlaue Knobelmeister Lucas findet natürlich gemeinsam mit seinen Freunden, egal ob Menschen oder Knubbelgeister einen Weg. Da dies den Lesern natürlich nicht möglich ist, können sich diese mit Hilfe des Runencodes die Nachrichten entschlüsseln, aber auch den Buchstabencode von Illustrator Timo Grubing knacken, den dieser in den Vignetten zu Kapitelbeginn versteckt hat. Die Illustrationen sind sehr lebendig und ausdrucksstark und passen genau zum Alter der Zielgruppe ab 10 Jahren und werden von dieser auch dankend bestaunt.

 

 Lucas, Ole, Li-Feng und die Knubbelgeister wachsen zu einem immer besseren Team zusammen. Li-Feng ist dabei ganz klar die Favoritin meiner Tochter, mit ihren allzeit bereiten Super-Gimmicks, die diese in ihrem Zopf versteckt. Diese Abenteuerreihe richtet sich wirklich gleichermaßen an Jungen wie Mädchen. Hier steht ganz klar die Spannung und das Interesse am Kombinieren und Code-Knacken, aber eben auch der Umgang mit Schurken, egal ob Shalamar oder die Schulmobber rund um Noah im Vordergrund. Es ist keine neue Kinderbuchreihe, um Kindern Geschichtswissen zu vermitteln, sondern Freude am Lesen. Deswegen gibt es auch im Anhang wieder Mitmachseiten mit Quiz zum Leseverständnis und Koderätseln. Da werden Bücher doch gleich interessanter! Meine Tochter hat sich sofort darauf gestürzt und alle Codes im Buch gesucht.

Einige Wendungen sind für erwachsene Krimifans vorhersehbar, aber nicht für die lesenden Kinder. Das macht es aber nicht weniger spannend, weil das Ende selbst abgebrühte Vielleser zu überraschen vermag!

 

Ein spannendes Lesevergnügen, dass uns diesmal in die Welt der Sagen und Druiden entführte und uns fröhlich Codes knacken ließ!

 

Wir bedanken und ganz herzlich bei der Bloggerjury für unser Rezensionsexemplar.

 

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