Ich dachte, sie ziehen nie aus! Ein Überlebenstraining für alle
Eltern, deren Kinder flügge werden. Heike Abidi, Lucinde Hutzenlaub, Penguin
Verlag
Da ich bereits den vergnüglichen Ratgeber übers Altern „Ich dachte
älter werden dauert länger“ mit viel Freude gelesen habe, dachte ich mir, dass
ich vielleicht auch gute Tipps für das Kinder aufwachsen lassen finde.
Nun widmen sich die Autorinnen dem Thema Kindern. Wer Kinder
bekommt, muss damit leben, dass diese eines Tages groß werden und ausziehen.
Zumindest ist das der erstrebenswerte Plan, geht dieser nicht auf, ist etwas
schief gegangen. Bevor es soweit kommt, dann doch besser mal vorher schlau
machen.
Beide Autorinnen sind vor allem: 1. Autorinnen 2. Frauen 3. Mütter
und im Fall von Lucinde Hutzenlaub tatsächlich sogar eine vierfache. Das
finde ich wichtig, denn sie schreiben über etwas, was sie selbst kennen und als
erfolgreiche Autorinnen kann man also auch gewiss sein, dass es nicht
langweilig wird.
Ich habe letztes Jahr schon mal ein Buch zu einem ähnlichen Thema
gelesen „Pubertät“ da hatte ich das persönliche Problem: Die Autorin hat doch
nur ein Kind, wie kann sie denn dann überhaupt mitreden? Ich finde ja, dass die
Pubertät von einem Einzelkind und von mehreren Kindern schon was anderes ist.
Vielleicht hat man mit dem Einzelkind ja Glück und es hat nur eine Pubertät für
Anfänger? Dennoch gibt es in unserer Gesellschaft beides und so ist es
eigentlich optimal, dass unter den Autorinnen beide Familienmodelle vertreten sind.
Gemeinsam haben sie zwei Söhne und 3 Töchter und die natürlich jede Menge
Freunde und Freundinnen, die bei den freiberuflichen Müttern auch ein- und
ausgehen…. Anschauungsobjekte gibt es also genug. Für mich war es ja auch
spannend, ob das Flüggewerden für Mütter von Einzelkindern schlimmer ist, als
von Vielfach-Müttern? Anscheinend ist es eine Typfrage. Ich gehöre wohl der
seltenen Gattung an, die bei Kindergarten- und Schulabschlüssen keine
Taschentücher benötigen. Hurra, ein Meilenstein ist geschafft! Es ist noch
alles gut gegangen! So ist ja auch eine Frage des Flügge-werden-Übens ein
Auslandsaufenthalt. Seit Jahren erkläre ich „in der 8. soll meine Tochter am
Kanada-Austausch teilnehmen“ 14 Tage Kanada klingt doch super, würde ich auch
gerne machen. Bei einem SEB-Essen (Schulelternbeitrag, ich komme wie Heike
Abidi aus RlP) erklärte mir eine Mutter, in so jungen Jahren, schon so lange
und so weit weg? Ich find’s super! Man kann nicht sofort zu Mama laufen, muss
lernen, sich den unmittelbaren Problemen selbst zu stellen, aber 14 Tage sind
kurz genug, um nicht traumatisiert zu werden, lang genug um etwas Einblick in
Sprache und Kultur zu erhalten und Kanada ist zwar weit weg, aber doch sehr
sympathisch. Man könnte also meinen, ich bräuchte das Buch nicht, ich kann ja
offensichtlich super loslassen. Nee, es ist immer eine Frage dessen, worum es
geht. Es geht ja nicht nur um den Auszug der Kinder. Humorvoll wird
thematisiert, wie man als Eltern so eine Pubertät erlebt und welche Phasen man
durchlebt. Da hilft Humor und Vertrauen. Im gelassenen Umgang mit
hormonverzückten Teenies bin ich bei weitem nicht so gut, wie im Loslassen,
auch wenn ich mir erhoffe, dass meine Tochter sich in einen süßen Kanadier
verliebt und dann Englisch lernen will ? Ja, meistens geht alles gut, und es
haben schon ganz viele andere Kinder geschafft, aber ich bin nun mal von
Berufswegen mit der dunklen Seite des Lebens betraut. Also lieber doch genauer
hinschauen, mit wem die Kinder so unterwegs sind… Ich finde es ja auch sehr
interessant, wovor sich andere Mütter anscheinend so ganz besonders zu fürchten
scheinen… Es ist doch irgendwie beruhigend, dass es anderen aus so geht. Durch
die vielen Anekdoten, die locker flockig erzählt werden, kann man sich immer
wieder selbst wiederfinden oder doch den Anstoß finden, es vielleicht mal
anders, gelassener zu sehen. Es können ja immerhin mehrere Wege zum Ziel
führen… Das müssen beide Autorinnen auch feststellen, denn von ihren 5 Kinder
entscheiden sich mind. 2 gegen den vorgezeichneten Weg: Grundschule, Abi,
Studium und gehen einen anderen Weg, kurz vor dem angeblichen Zwischenziel
Abitur. Manchmal werden Kinder anders glücklich, als die Eltern sich das für
sie gewünscht bzw. vorgestellt haben. Das ist auch eine Form des Loslassens.
Die Verabschiedung von elterlichen Träumen. Hauptsache, den Kindern geht’s gut,
sie geraten nicht auf die schiefe Bahn und sie werden unabhängig, denn man wird
ja nicht ewig für sie da sein! Dieser Ratgeber richtet sich daher an „normale“
besorgte Eltern von „normalen“ Kindern, die sich einfach bisweilen auch
überfordert fühlen, oder Sorgen vor der Zukunft haben.
Sehr humorvoll, mit vielen persönlichen Einblicken und Erlebnissen
aus dem Freundeskreis, ist es kurzweilig und mit hohem Wiedererkennungseffekt!
Ja, Elternsein erfordert Mut und Gelassenheit. Jeden Morgen wieder aufs Neue!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Autorinnen und dem Verlag
für die kurzweilige Leserunde bei Lovelybooks.