Mittwoch, 20. November 2019

Das gestohlene Herz der Anderwelt, Sandra Regnier, Carlsen Verlag



Das gestohlene Herz der Anderwelt, Sandra Regnier, Carlsen Verlag

Dies ist der langersehnte zweite Teil der Anderwelt, eines Spinoff der Pan-Triologie

Schon der Start ist dramatisch, in einer längst vergangenen Zeit, mit einer dunklen Priesterin und einem Drachen, der nicht nur die Priesterin in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch Elf Finn. Bei Alli kommen vage Erinnerungen hoch, da war was, aber was? Aber lange hat sie nicht Zeit darüber nachzudenken, denn sie wurden auch in dieser vergangenen Zeit aufgespürt und verfolgt. Finn packt sich Alli wieder über die Schulter und wirft sie durch die magische Pforte in die dahinterliegende Ruinenstadt. Doch Allison stirbt nicht, sie verfällt nicht zu Staub, allerdings sind die Elfenagenten noch immer hinter ihr her, so dass sie die Flucht nach vorn antritt. Dadurch findet sie den Bestimmungsort des Herzens der Anderwelt, in einer Stadt, die wohl einst von Drachen bewohnt war. Doch wie soll sie diesen Kelch in ihren Besitz bekommen, um ihn an seinen vorgesehenen Ort zu stellen? Wieder einmal ist es Nymphe Chloe, die ihr hilft, dieser unglaublich trockenen, heißen Welt zu entkommen. Aber die Zeit hat sich weiter gedreht, im Internat wurde sie mehrere Tage vermisst und auch von George fehlt jede Spur. Sie erhält Hausarrest, was nach Finns Meinung eh der sicherste Ort für sie ist.
 
Es war wunderbar alle Charaktere des ersten Bandes wieder zu treffen. Allerdings entwickeln sich diese in der Fortsetzung zum Teil anders als erwartet. Das fand ich super, da unvorhersehbar und doch in sich schlüssig. Langsam akzeptiert Allison ihre Schlüsselrolle für die ihr unerreichbare Anderwelt. Dennoch gibt es für sie viele Ungereimtheiten, zum Beispiel, wie Finn es wagen konnte, sie durch die lebensgefährliche Pforte zu werfen? Den langersehnten Reiterball muss sie leider verpassen, dafür geht ausgerechnet Valérie an ihrer Stelle hin, sie ist nun auch Internatsschülerin. Allison weiß gar nicht, was sie getan hat, um das zu verdienen... Allison erlebt eine Achterbahn der Gefühle. Sie taucht in eine völlig fremde, geheimnisvolle und eigentlich unglaubliche Welt ein und mit ihr die Leserin. Das ist spannend und faszinierend zugleich. Auch ihre Gefühle für Finn sind erschüttert und verwirrt, denn er scheint sie in den sicheren Tod geworfen zu haben. Wollte er sie umbringen? Auch die Erzählungen vom Reiterball irritieren sie noch weiter. Ganz klar ist aber, dass Valérie nervt! Doch ist gerade sie es, die die größte Wandlung durchmacht, sie und George. Das ist für mich unerwartet und hebt es aus der Masse romantischer Fantasy hervor. Die Charaktere dürfen zwiespältig sein, zweifeln und sind keine Abziehbildchen von Gut und Böse. Bei keiner Person ist stets sicher, wie man sie nun wirklich finden soll, es kommen immer wieder Zweifel auf, außer an Allison, die sich aber auch über sich bzw. ihren Körper wundert, der dieses Mal mit einigen Tücken zu kämpfen hat. Woran das wohl liegen mag?


Sandra Regniers Schreibstil ist flüssig, packend und emotional. Die Schreibpause hat ihrem Stil nicht geschadet, es ist packend und wirkt nicht wie ein Werk das man einfach mal so abliefert, um einen Vertrag zu erfüllen. Es ist mit Herzblut geschrieben und ins Detail durchdacht. Gerade wenn man fremde Welten erschafft, finde ich es wichtig, dass es schlüssig ist, damit die Welt vor dem eigenen inneren Auge erstehen kann, ohne Fragezeichen. Alle Handlungsstränge werden verwoben und zusammengeführt. Es gibt kleine Erinnerungen an die Pan-Triologie, die aber keine Vorkenntnisse erfordern. Diese Reihe ist sehr gut für sich alleine lesbar und die Pan-Triologie kann dann auch noch im Anschluss gelesen werden, ohne dass bereits zu viel verraten wurde.

Sehr gut fand ich, dass es kein reines Happy End gibt, ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Ich werde seine Charaktere vermissen, denn mit diesem Band ist die Reihe abgeschlossen.

Vielen lieben Dank an Buchcontact und den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar zur Befriedung meiner Sehnsucht nach der Anderwelt.

Dienstag, 19. November 2019

Agatha Oddly (2) – Die London-Verschwörung, Lena Jones, gesprochen von Leonie Landa, Jumbo Verlag, 3 CDs 237 Minuten, gekürzt



Agatha Oddly (2) – Die London-Verschwörung, Lena Jones, gesprochen von Leonie Landa, Jumbo Verlag, 3 CDs 237 Minuten, gekürzt

Worum es geht: Agatha Oddlow ist 13 Jahre alt, 1,60 m groß, hat dunkelbraunes Haar, zum Bob geschnitten. Sie trägt am liebsten Vintage-Klamotten, bei denen sie Kleider ihrer verstorbenen Mutter mit Second-Hand Stücken kombiniert. Ihr Vater ist der Chefgärtner im Hyde Park, wo sie in einem Dienstcottage leben. Agatha wäre am liebsten Detektivin, wie ihr großes Vorbild Hercule Poirot, der  Meisterdetektiv aus der Feder von Agatha Christie. Bis sie dafür alt genug ist, besucht sie dank eines Stipendiums die elitäre Schule St. Regis. Dort wird sie von den Oberzicken der KS (Killerstyle, aber für Agatha nur Klonschwestern) spöttisch Oddly genannt. Gemeinsam mit ihren Freunden Liam Lau und der reichen Brianna, die technisch mit allen Finessen ausgestattet ist, ermittelt sie.
Diese Folge: Agatha möchte endlich genau wie ihre Mutter in die geheime Torwächter Gilde aufgenommen werden. Während sie ihre Aufnahmeprüfung absolvieren soll, stolpert sie bereits über einen ungewöhnlichen Fall, den die Polizei unterschätzt: Im British Museum ist ein Wächter ermordet worden. Bei ihren Nachforschungen im Museum entdeckt sie einen geheimen Zugang im Keller zu den unterirdischen Tunneln der Stadt. Außerdem wundert sie sich, warum das alljährliche Feuerwerk jetzt schon stattfindet und dann auch noch an einem Sonntag. Auch wenn außer ihr, das niemanden zu wundern scheint, ist sie von einem Zusammenhang der Ereignisse überzeugt!

Kurz vor ihrem 14. Geburtstag erreicht Agatha das Ziel ihrer vermeintlichen Wünsche, muss dann aber feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Regeln der Torwächer-Gilde sind streng und sie ist ein freier Geist und lässt sich nichts vorschreiben. Wenn die Torwächter sie nicht unterstützen wollen, dann verlässt sie sich eben auf ihre Freunde! So viel Renitenz mag ich ja ;) Auch privat läuft für Agatha nicht alles so, wie sie es sich wünscht. Ihr Vater denkt über einen Wegzug aus London nach, weg von ihren Freunden und den Erinnerungen an ihre Mutter! So wird die Spannung mit persönlichen Problemen Jugendlicher geschickt gepaart und das absurd witzige Detektivabenteuer gewinnt an Tiefe. Man muss die eigenwillige Agatha und ihre Freunde einfach mögen. Klar, es ist nicht unbedingt realistisch, aber welcher Kinder-/Jugendkrimi ist das schon, immerhin erwartet man eine aufregende Geschichte und so aufregend ist das Leben von 13/14-Jährigen meistens nicht. Agatha ist nicht nur clever und kennt jede Menge Codes, die ihr auch bei dem Lösen etlicher Geheimbotschaften helfen, sie hört auch immer wieder die weisen Ratschläge ihres Vorbilds Hercule Poirot in ihrem Kopf, des Meisterdetektivs aus der Feder der Frau, nach der  sie benannt wurde. Sie ist halt etwas eigen, aber dafür um so einfallsreicher. Immerhin ermittelt sie gegen die Zeit, wieder ohne Hilfe von Erwachsenen, die sie als eine fantastische Spinnerin abtun. Denn schnell merkt Agatha, dass gerade die Zeit in diesem Fall wieder gegen sie spielt. So legt die Geschichte neben Witz ein hohes Tempo an den Tag, ausruhen, kann man nach der Auflösung des Rätsels!


Leonie Landa klingt genau so, wie man sich Agatha vorstellt, jung, neugierig und offen für Abenteuer. Sie liest klar und deutlich, dabei aber so lebendig, dass man die Spannung förmlich knistern hört. Es macht einfach Spaß mit ihr Agatha durch das unterirdische London zu irren und auch so manche Panne zu überstehen.

Wie auch der Vorgänger ist es ein London-Krimi. Man folgt Agatha durch die Stadt, zumeist unterirdisch und lernt dennoch einiges über die oberirdische Stadt. Dennoch ist es unterirdisch natürlich viel gruseliger und unheimlicher! Man weiß nie, wer hinter welcher Ecke lauert... Es ist also wirklich spannend und auch humorvoll, britisch eben. Auch wenn Lena Jones keine reale Person, sondern der Künstlername eines jungen talentierten englischen Autorenteams ist.

Das Booklet enthält diesmal nicht nur die Kapitelüberschriften mit Trackliste, sondern auch eine Übersicht diverser Geheimcodes mit einem Tipp von Agatha persönlich. Außerdem stellen sich Lena Jones (inkognito) und Leonie Landa vor. Die Codes sind hier natürlich der Hit! Es ist wieder sehr schön gestaltet und auch jeder einzelne Tonträger hat ein anderes Design auf der Oberseite.

Rasant, spritzig, frech und spannend, wurde ich bestens von Agathas Jagd durch London unterhalten.

Vielen lieben Dank an den Jumbo Verlag für dieses kurzweilige Rezensionsexemplar.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: