Montag, 14. Oktober 2019

Scary Harry (8) – zu tot, um wahr zu sein, Sonja Kaiblinger, gesprochen von Christian Rudolf, Jumbo Verlag, 3 CDs, 244 Minuten



Scary Harry (8) – zu tot, um wahr zu sein, Sonja Kaiblinger, gesprochen von Christian Rudolf, Jumbo Verlag, 3 CDs, 244 Minuten

Leider sind Otto (13), Sensenmann Harry (557) und Emily (13)  noch keinen Schritt weiter bei der Befreiung von Ottos Eltern, die im Verlies von Qualcatraz festsitzen. Dass der ehemalige korrupte SBI-Boss Darko noch immer auf der Flucht ist, beruhigt sie auch nicht unbedingt. Dieser scheint eine Art Schnitzeljagd mit ihnen vollführen zu wollen, denn er schickt immer wieder neue rätstelhafte Hinweise über seinen Aufenthaltsort auf Harrys Seelenmessenger. Die Rätsel sind für Otto etwas zu kniffelig, aber ausgerechnet Gina hilft ihm weiter, in der Annahme, daß es sich um eine Hausaufgabe handele. Nun wird Emily eifersüchtig, ganz zu ihrer eigenen Verblüffung. Doch all diese Problemchen sind bedeutungslos, als Harry nach dem Verzehr der Pizza von der neuen Pizzaria unter seiner Wohnung völlig außer Gefecht gesetzt ist. Oh je, er hat noch dringende Aufgaben zu erledigen und Seelen von Verblichenen einzufangen, ehe der nächste Vollmond morgen aufgeht! Also schlüpft Otto in Harry's Kutte und übernimmt die Sense. Emily begleitet ihn, getarnt als Gundula, aber natürlich verplappert sie sich.... und wird in letzter Sekunde gerettet, ausgerechnet von der echten Gundula!

Während das letzte Abenteuer die Freunde nach Russland führte, geht es diesmal quer durch Europa, wodurch die jungen Zuhörer dank Ottos Planlosigkeit auch gleich noch etwas über dessen Hauptstädte erfahren. Sollte der ungeregelte Brexit kommen, würde dies für die Freunde zukünftig schwieriger werden.
Mit dem neuen Nebenerzählstrang, daß nun Otto eine Verehrerin hat, die Emily nicht passt, obwohl sich dieser in der Vergangenheit auch mit Emilys Freund Albert abfinden musste, wendet sich ein wenig das Gefüge der Freundschaft. Doch ist Gina so wie Albert? Ist Emily zu recht misstrauisch, oder ist sie nur eifersüchtig? Für die Zielgruppe von 10 bis 12 Jahren sind das Fragen von wachsendem Interesse, wobei es vor allem gruselig, spaßig und aufregend bleibt.

Doch während Harry nach dem Verschwinden von Darko eigentlich Ruhe haben sollte, ist er offensicht noch immer in dessen Visier. Heimlich wird er das Opfer von Anschlägen und Otto, Emily, Vincent und Gundula haben alle Hände voll damit zu tun, ihn vor sich selbst zu schützen, während sie weiterhin auf der Jagd nach Darko sind. Die Mission Ottos Eltern zu befreien, würde da glatt in Vergessenheit geraten, würden sie nicht einen Abstecher nach Qualcatraz unternehmen. Doch statt dem Ziel näher zu kommen, scheint es durch neue Komplikationen und den Arm der Geister-Mafia in immer weitere Ferne zu rücken. Ob sie es wohl jemals schaffen werden, Otto und seine Eltern zu vereinen? Immerhin Onkel Archibald konnten sie retten, daher sind wir auch zuversichtlich, daß auch Otto und seinen Eltern ein Happy End gegönnt sein wird, dann aber die Reihe beendet sein wird.

Mittlerweile habe ich mich in Christian Rudolfs Stimmvielfalt hinein gehört, der diese große Aufgabe von Robert Missler übernommen hat. Es ist natürlich sehr schwierig, dieses Amt von einem Stimmwandlungskünstler wie ihm zu übernehmen. Aber er findet immer mehr in seine Aufgabe hinein und gibt jedem Charakter seine eigene Note, ohne jedoch seinen Vorgänger zu imitieren. Dabei machen ihm die Bösewichte, als auch Fledermaus Vincent ganz besonderen Spaß. Seine Erzählstimme ist warm und ruhig und bildet einen deutlichen Kontrast zu den uralten Wesen aus dem Jenseits. Ein ganz besonderes Highlight ist für uns immer der Gespenstergroove als Melodie, die optimal in der Lautstärke angepasst ist, so daß es nicht zu Schwankungen kommt. Der Sound ist einfach genial, auch als Handyton.

Fans der Serie finden immer wieder bekannte running gags und witzige Wortspiele wieder und können sich über neue freuen. Die Vergleiche zwischen dem Diesseits und dem Jenseits lassen immer wieder kichern! Für Neueinsteiger gibt es im Booklet wieder die Steckbriefe von Otto, Emily, Vincent und Harry, sowie einige Illustrationen aus dem Buch von Fréderic Bertrand. Das Inhaltsverzeichnis mit den Kapitelüberschriften erleichtert den Wiedereinstieg. Locker flockig haben uns Scary Harry und sein Dilemma die Herbstferien verkürzt, werden aber nicht nur in der Halloweenzeit gerne gehört!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo Verlag für dieses Herzenshörbuch!

Hier könnt ihr mal kurz reinhören:

Sonntag, 13. Oktober 2019

Darf's ein bisschen Mord sein? Lotte Minck, Droste Verlag



Darf's ein bisschen Mord sein? Lotte Minck, Droste Verlag

Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis aber mal mit ihrem detektivischen Gespür den Allerwertesten gerettet hat, genießt sie beruflich so allerlei Freiheiten, die sehr hilfreich sind, wenn sie mal wieder über eine Leiche stolpert. Aber in ihrer neuen Wohung und in ihrem neuen Viertel sieht alles ganz friedlich aus. Selbst als Gitti, die Inhaberin des Tante-Emma-Ladens um die Ecke, nach einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch hat, denkt sie sich nichts dabei. Spontan bietet sie ihr an, im Laden einzuspringen und nimmt sich hierzu frei. Schon als Kind hat sie es geliebt Einkaufsladen zu spielen und so hat sie tatsächlich großen Spaß an ihrer neuen Tätigkeit. Doch dann tauchen seltsame Gestalten im Laden auf und wollen Gitti zum Verkauf überreden. Das kommt Loretta ziemlich merkwürdig vor, aber als sie dann doch noch eine Leiche findet und sie für den tödlichen Sturz verantwortlich sein soll, muss sie natürlich wieder ermitteln. Die Polizei will ihre Version ja einfach nicht glauben. Natürlich wird sie in ihren Nachforschungen von ihren Freunden unterstützt.

Loretta Luchs, die Sexhotlinetelefonistin ermittelt wieder. Wer Loretta kennt weiß, daß hier das Vergnügen durch Ruhrpottoriginale und skurile Situationen im Vordergrund steht und weniger kniffelige Knobeleien oder nervenzerreißende Verfolgungsjagden. Wer aufmerksam mitliest kann die Fälle stets lösen, weil sich abzeichnet, wer hinter den Taten steckt. Der Spaß steckt auch immer in den Frotzeleien untereinander, den schillernden Persönlichkeiten und Lorettas verzweifelten Versuchen die Kommissarin zu Ermittlungen zu überreden. Doch Theorien interessieren Kommissarin Küpper nicht, sie braucht Fakten! Nun ist es aber so, daß Täter normalerweise nicht ihre Visitenkarte am Tatort zurücklassen. So reicht es nicht zu wissen, wer der Täter ist, man muss es auch beweisen! Hierfür ist Loretta fast jedes Mittel recht, solange ihren Freunden nichts geschieht und sie ist sich auch für nichts zu schade. Immerhin lernt sie ja auch bei ihren „undercover“-Einsätzen eine Menge dazu und bisweilen die Leser auch, z.B. warum man Fenster nie bei Sonnenschein putzen sollte.

Wie immer spielt Kommissar-Zufall Loretta in die Hände, aber wer als Leser schon etwas älter ist, der weiß ganz genau: im Leben gibt es bisweilen die merkwürdigsten Zufälle, unser Leben ist voll davon! Zum Glück für Loretta aber auch voll mit guten Freunden, die ihr gerne helfen, da sie nie zum Eigennutz oder zu ihrer eigenen Bereicherung handelt, sondern um ihren Spürsinn zu befriedigen. Humorig und mit leichter Feder schildert Lotte Minck diesen neuesten Fall von Hornbrillen-Girl und Minipli-Man, sowie Kater Baghira. Auch wenn die Charaktere doch sehr speziell sind, erkennt man immer wieder bekannte Charakterzüge und kann selbstironisch mit Loretta schmunzeln. Die kleinen feinen Beobachtungen von Lotte Minck, geäußert durch Loretta bleiben einfach haften, zu sehr treffen sie ins Schwarze - sei es die bisweilen exzentrisch-fragwürdige Schoßhundmode oder die Beobachtungsfähigkeit nicht voll ausgelasteter Nachbarn. Hinzu kommt eine Prise Arbeitersiedlung und die Versuchung durch menschliche Schwächen wie Gier, Lust und Neugierde. Jeder erkennt was wieder, ohne sich aber selbst angesprochen zu fühlen. So lässt es sich herzhaft lachen! Wer alle Bände der Reihe nach liest, genießt auch noch das Extravergnügen den stets wachsenden und sich verändernden Freundeskreis von Loretta mitzuverfolgen. Dennoch ist auch ein Einstieg im 11. Band noch möglich. Dieser macht auf die Vorgänger neugierig, ohne zu viel zu verraten.

Vergnügliche Krimiunterhaltung zum Miträtseln, hier steht der Spaß vor der Spannung. Das Leben ist zu kurz, um nicht darüber zu lachen.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Lotte Minck und dem Droste Verlag für die vergnügliche Leserunde.