Dienstag, 8. Oktober 2019

Green Witch, Andrea Russo, Coppenrath Verlag



Green Witch, Andrea Russo, Coppenrath Verlag

Elisabeth Aurora Vermeer genannt Lizzy ist Enkelin einer Kräuterhexe und Tochter einer Lichthexe und eines Gymnasiallehrers. Eigentlich dürfen „normale“ Menschen nichts von der Existenz von Hexen wissen, aber in der Familie lässt es sich nicht verbergen. Dennoch steht Lizzys Vater dem ganzen skeptisch gegenüber, aber Männer können ja auch keine Hexen sein, allenfalls Gestaltwandler. An ihrem 12. Geburtstag versammeln sich 13 Hexen in Lizzys Elternhaus, um zu entscheiden, zu welcher erfahrenen Hexe sie in den Herbstferien in die Ausbildung gehen soll. Alle scheinen sich einig zu sein, daß ihrer Großtante Camilla, einer Kräuterhexe, diese Aufgabe zu teil werden soll, als plötzlich eine 14. Hexe vor der Tür steht: Ava, erst Anfang 20, sehr cool und hübsch und außerdem eine Wasserhexe! Das passt doch so viel besser! Lizzy liebt das Wasser und kann mit Pflanzen nichts anfangen! Ava behauptet, daß auf Seiten ihres Vaters in Lizzys Adern Wasserhexenblut fließt und Lizzy schöpft Hoffnung. Auch das magische Buch scheint unentschlossen zu sein, aber dass eine Hexe zwei Ausbildungen macht, gab es noch nie! Dennoch schafft Camilla es irgendwie, daß Lizzy zur ihr in die Ausbildung kommt und sogar ihre beste Freundin Stina mitbringen darf. Die beäugt Lizzys Hexengeschenk die rothaarige Vogelspinne Rasty, sehr skeptisch, doch irgendwie ist sie auch ganz süß. Damit haben die Merkwürdigkeiten jedoch noch kein Ende gefunden. Eine turbolente Ausbildungszeit kündigt sich an!


Vorsicht, der Klappentext des Buches enthält einen Spoiler! Zu Beginn lernt man erstmal Lizzy und ihre beste Freundin Stina kennen, die auch nach Jahren noch keine Ahnung von Lizzys Naturell hat. Das Hexentreffen zu ihrem 12. Geburtstag erinnert irgendwie an Dornröschen, nur cooler. Die versammelten  Hexen haben wirklich interessante Fähigkeiten und Gaben, da wüssten wir auch nicht auf Anhieb, was wir denn selbst gerne wären. Auf jeden Fall ist ihre Mutter eine Lichthexe und sieht somit alles von der positiven Seite und versprüht good vibrations. Wer hätte nicht auch gerne so eine Mutter! Was sie von ihrer Großtante Camilla halten soll, ist ihr aber nicht so klar. Vogelspinne Rasty ist ja sehr abgefahren, das würde man so einer alten Tante ja eigentlich gar nicht zu trauen, oder ist das einfach nur eine berechnende Intrige? Dadurch, daß Lizzy ja eigentlich unbedingt zu Ava in die Lehre will, aber ihr Hexengeschenk Rasty dennoch nicht abgeben will, ist nicht nur sie, sondern auch die Leserin hin- und hergerissen. Ist Camilla wirklich so nett wie es scheint? Warum wollen alle Hexen, daß sie zu ihr in die Lehre geht? Stimmt mit Ava etwas nicht? Auch das Thema, daß eine Hexe zuviel bei der Feier ist, erinnert an Dornröschen, so daß man eine böse Vorahnung bekommen kann. Eine Hexe ist zu viel und muss gehen, bringt das für Lizzy etwa Nachteile? Ist es ein böses Omen? Die Geschichte ist sehr fluffig und kurzweilig geschrieben. Immer wieder spürt man die Nähe zwischen Lizzy und ihrer Freundin Stina und den Wunsch sich auch von den Eltern, die sie durchaus liebt, abzugrenzen. Das ist sehr passend für das Lesealter ab 10 Jahren. Denn die Bedeutung der Freunde wird immer größer, aber an den Eltern hängt man auch noch sehr. So ähnlich ist es ja auch mit Jungs, irgendwie sind sie peinlich, aber auch interessant... so kommt es dann auch, daß sie nicht die einzigen Gäste auf Camillas abgefahrenen Anwesen sind, denn ihr wurde auch noch Tim anvertraut. Der ist etwas älter als die Mädchen und hat bis vor kurzem in London gelebt, braucht nun aber Hilfe. Auch bei ihm weiß Lizzy nicht so recht, was sie von ihm halten soll, während Stina ganz verzückt ist. Aber keine Sorge, dies ist keine Liebesgeschichte, sondern ein magisches Abenteuer, denn ehe die Ausbildung zur Kräuterhexe losgehen kann, müssen die 3 Youngster erst noch eine ausgesprochen kniffelige Aufgabe lösen, bei der für Camilla alles auf dem Spiel steht. Schon bevor Camilla in Not gerät, fanden wir die Geschichte aufregend. Es gibt so viel Neues zu entdecken und der Hauch des Geheimnisvollen liegt über dem Ganzen. Dabei sind Lizzy und Stina gemeinsam mit Vogelspinne Rasty echt lässig und zugleich auch sehr sympathisch. Man kann sich sehr gut mit diesen zwei Mädchen und ihren Sorgen und Nöten identifizieren und mit ihnen staunen, noch ehe es richtig spannend wird.

Die Aufmachung ist sehr ansprechend, nicht nur wegen des Metallicdrucks auf dem Cover, sondern auch wegen der schönen Rankenvignetten. Das Druckbild ist übrigens ausgesprochen augenfreundlich, mit deutlichem Zeilenabstand und angenehm großer Schrift für das Lesealter ab 10 Jahren, das lieben wir!

Meine zwei Junghexen sind sich absolut einig, daß Green Witch sehr cool ist und unbedingt fortgesetzt werden sollte, sie wollen unbedingt mehr über Lizzy/Sabeths Ausbildung wissen! Ein absoluter Lesetipp, nicht nur zu Halloween!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Coppenrath Verlag und Andrea Russo für die anregende Leserunde und wunderbare Lesestunden.

Montag, 7. Oktober 2019

Beast Changers (1) – Im Bann der Eiswölfe, Amie Kaufman, gelesen von Julian Greis, 5 CDs 347 min Goya libre



Beast Changers (1) – Im Bann der Eiswölfe, Amie Kaufman, gelesen von Julian Greis, 5 CDs 347 min Goya libre

In Vallen wachsen die zwölfjährigen Zwillinge Anders und Rayna als Straßenkinder auf, nachdem ihre Eltern im Kampf der Eiswölfe gegen die Feuerdrachen gestorben sind. In aller Heimlichkeit besorgen sie und die anderen Straßenkinder sich, was sie zum Überleben brauchen. Sie sind eine Gemeinschaft, die im Notfall für einander einsteht, mit einem ungeschriebenen Codex. Als Rayna beim Stehlen erwischt wird, versucht sie ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem sie behauptet, daß sie und Anders gerade zum Text der Eiswölfe angereist seien. Auf der Bühne für jedermann sichtbar ergreift sie den magischen Stab und verwandlet sich in einen Feuerdrachen. Die Menge ist entsetzt und verängstigt und Rayna muss fliehen. Dann geschieht das Undenkbare und Anders wird zum Eiswolf, den erklärten Feinden der Feuerdrachen. Bislang galt es als unmöglich, daß aus einer Familie sowohl Eiswolf, als auch Feuerdrachen-Gestaltwandler stammen. Zu krass sind die Gegensätze der Feinde, bei denen die Einen die Hitze und das Feuer lieben und die Anderen Frost und Eis. Um seine Schwester vor den Feuerdrachen zu retten, beschließt Anders doch in die Ulfar-Akademie für junge Eiswölfe einzutreten, um seine neuen Fähigkeiten kontrollieren zu lernen.

Auch wenn Vallen ein fremdes Reich ist und man ohne große Einführung mitten in Anders und Raynas Leben platzt, fühlt man sich gleich mittendrin. Der Auftaktband legt den Schwerpunkt auf die Eiswölfe. So begleitet man erst beide Geschwister und die Hörer, die wohl kaum auf der Straße aufgewachsen sein dürften, bekommen Einblick in eine völlig fremde Welt mit unbekannten Gefahren und Gefühlen. Welches Kind kennt bei uns heute noch das Gefühl von Hunger und die Not das Überlebensnotwendige stehlen zu müssen. Aber das ist nur der Backround, darauf liegt nicht der Schwerpunkt der Geschichte. Diese zeigt vor allem, daß Anders, getrennt von seiner Zwillingsschwester sich erst mal völlig neu organisieren muss. Um sie zu retten, tritt er in die Ulfar-Akademie ein, ein bislang unvorstellbares Unterfangen. Dort muss er sich in völlig unbekannte Strukturen einleben, die ihm fremd sind, in die er sich aber erstaunlich schnell einpasst. Es gibt Zusammenhalt, Regeln und Freundschaft, auch wenn er dieser zunächst skeptisch gegenübersteht. Anders muss lernen seine Kräfte zu Bündeln, seine Stärken zu beherrschen und herausfinden, warum er offensichtlich anders ist als die anderen, wobei er sein Geheimnis wahren will. Spannend und geheimnisvoll. Man fühlt sich gefangen, hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für die Einrichtung und Skepsis, denn immerhin hatte Rayna ihr gegenüber erhebliche Vorbehalte. Es werden die Sehnsüchte vieler Kinder und Jugendlicher nach Gemeinschaft, die wohl der Vorliebe für all die Internatsgeschichten zugrunde liegt, gebündelt und mit Fantasy und Abenteuer vereint. Mir gefiel gut, daß hier die Geschichte stringent in der fiktiven Welt von Vallen und dem Reich der Feuerdrachen spielt. Tierwandlerfantasy, ohne fremde Genre-Cross-over, was mich in der letzten Zeit öfter mal mehr oder weniger irritiert hat. Man spürt Anders wachsendes Vertrauen in die Akademie, aber wie auch bei ihm, bleiben beim Hörer Skepsis und Zweifel. Denn wie kann es sein, dass Rayna und Anders so sehr vom hier vermittelten Schwarz-Weiss-Konzept abweichen, wenn alles stimmt was gesagt wird? Hoffentlich regt dies einige Zuhörer auch für die reale Welt zum Hinterfragen des scheinbar Gegebenen an. Die Geschichte ist rasant, aber ohne die Zuhörer zu überrollen. Der Entwicklung der Charaktere kann man gut folgen, ihre Motivation ist klar. Die Geschichte ist in diesem Band vorerst abgeschlossen, aber es ist klar, daß der Schein trügt.

Die Meinung meiner Töchter: Der Großen gelang der Einstieg in die Geschichte nicht auf Anhieb, dann aber hörte sie ganz gerne mit und fand die Geschichte in Ordnung. Die Kleine (10) fand dieses Abenteuer deutlich spannender und mochte auch den Sprecher sehr gerne, weil er eine sehr angenehme Stimmlage hat, der ihr die Spannung „erträglicher“ macht. So hat sie das Gefühl, das schon alles gut wird. Ihr hat die Geschichte von Rayna und Anders auf Anhieb richtig gut gefallen. Beide wollen wissen, wie es weitergeht und die Große spekuliert darauf, im zweiten Band mehr über Raynas Leben unter den Feuerdrachen zu erfahren. Meine Töchter haben meinen Eindruck bestätigt, daß es doch eher ein Hörbuch für ältere Kinder als für Jugendliche ist, auch wenn es in der Jugendbuchreihe des Verlags erschienen ist.

Julian Greis Jahrgang 1983 ist seit 2009 festes Mitglied des renommierten Thalia Theaters in Hamburg, spielt außerdem in Film und Fernsehen mit und wird als Hörbuchsprecher immer beliebter. 2012, 2015 und 2017 wurde er für seine Arbeit als Hörbuchsprecher mit namenhaften Preisen geehrt. Seine Stimme ist angenehm und jung. Auch wenn er die 12 deutlich überschritten hat, klingt er absolut pausibel, wenn er Anders und Raynas Schicksal lebendig, und gleichzeitig zurückhaltend interpretiert. Seine Stimme klingt einfach selbstverständlich, sie drängt sich nicht auf, trägt jedoch die Geschichte, ohne den Fehler zu begehen, die Lebendigkeit in Überdramatik abgleiten zu lassen. So sind auch die dramatischten Stellen spannend und nehmen den Hörer gefangen, ohne dass einem bewusst wird, daß es doch nur eine Geschichte ist, der man lauscht. Er spricht klar und deutlich, ohne nennenswerte Lautstärkeschwankungen – gut ausbalanciert. Das ist gerade bei Autofahrten und beim Einschlafen wichtig.

Amie Kaufman wuchs in Australien und Irland auf, studierte in Geschichte, Literatur und Recht. Sie ist inzwischen New-York-Times Bestsellerautorin und schreibt Science-Fiction, und Fantasyromane für Jugendliche. Ihr „Illuminae“ war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nomminiert.

Ab 9/10 Jahren für Jungen und Mädchen, ein spannender Reihenauftakt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Goya libre für dieses spannende Abenteuer.

Hier findet Ihr eine Hörprobe für Euren eigenen Eindruck: