Dienstag, 24. September 2019

Die Nachtflüsterer (2) – Die Bedrohung, Ali Sparkes gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CD s gekürzte Leseung 4 h 54 Minuten



Die Nachtflüsterer (2) – Die Bedrohung, Ali Sparkes gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CD s gekürzte Leseung 4 h 54 Minuten

Noch immer wachen Elena, Tima und Matt jede Nacht um 1.34h auf. Noch immer bleiben sie wach und treffen sich und oft auch, ihr „Vertrauenstier“. Auch wenn der Schlafmangel steigt, wollen sie auf keinen Fall auf ihre neuen Fähigkeiten verzichten und schon gar nicht auf ihre neuen Freunde. Eines nachts finden sie den Vampir, oder was immer Spin sein mag, verletzt im Gestrüpp. Er ist völlig benommen und weiß nicht genau, was ihm passiert ist, reagiert aber ungehalten und aggressiv. Vorerst denken sie sich nicht so viel dabei. Auch nicht als sie nacheinander alle einer fremden jungen Frau begegnen, die ihnen ganz merkwürdige Fragen stellt und bei jeder Begegnung merkwürdiger und gefährlicher wird. Außerdem bemerken sie eine neue Gabe an sich, die zwar praktisch, aber auch etwas unheimlich ist. Vorerst unbemerkt bleibt die sich langsam aber sicher ausbreitende Atemnot. Es werden schon die Bestände an Asthmamitteln in den Apotheken knapp. Woran das aber liegt, weiß keiner so genau.

Dieser Band setzt unmittelbar am Folgeband an, als die Zufallsfreunde eine große unbekannte Gefahr von ihrer Heimatstadt abwendeten. Leider gibt es weder eine kurze Zusammenfassung, noch ein Personenverzeichnis. Es lohnt sich wirklich Band 1 noch mal schnell vor Start von „Die Bedrohung“ zu hören, denn es ist sofort von Anfang an ziemlich spannend und unheimlich. Ausgerechnet der undurchschaubare „Vampir“ Spin wird von den drei Freunden ausgeknocked und verletzt aufgefunden, angeblich kann er sich nicht mehr erinnern, was ihm passiert ist. Ganz langsam braut sich eine bedrohliche Atmosphäre zusammen, während die Alltagsschwierigkeiten der „Nachflüsterer“ um sie herum weitergehen. Elenas Mutter ist nach wie vor manisch-depressiv und das junge Mädchen muss sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre alleinstehende Mutter kümmern. Matt wird immer noch von seinem alkoholkranken Vater verprügelt und in der Autopflege eingebunden, während seine alten Schlägerfreunde nun ihm nachstellen. Tima findet nach wie vor keinen Anschluß in ihrer Privatschule und soll nun gemeinsam mit ihrer Erzfeindin ein Duett in der Schulaufführung singen, was bei dieser natürlich gar nicht gut ankommt. Diese Alltagserzählstränge gefallen mir ausgesprochen gut und sie entwickeln sich auch in einem angemessenen Tempo weiter. Leider schaltet diese Geschichte irgendwann von Fantasy auf Dystopie/Science-Fiction um. Dabei nimmt sie nicht nur stark an Geschwindigkeit zu, sondern wird auch wieder schwerer zu durchdringen. Ich empfinde es etwas als einen Bruch, daß der Vampir wohl nicht „nur“ ein Vampir ist.... Der Showdown ist für mich auch nach mehrmaligem Hören etwas undurchdringlich, auch wenn ich ihn wohl intellektuell wohl verstanden habe, ging es mir emotional etwas zu schnell. Allerdings, auch wenn ich hier von Vampir schreibe, nein, allen Klischees zum Trotz, ist dies ein Abenteuer ab 10 Jahren, es gibt keinen schmachtenden, lakonischen Vampir, in der Tiefe dessen seelenvollen Blickes man sich verlieren könnte. Nein, es ist vor allem spannend und unheimlich, es geht aber auch um Freundschaft, Zusammenhalt und Aufopferung. Wichtig ist auch die Kommunikation mit der jeweiligen Tierart, mit der jeder einzelne Nachtflüsterer sich verständigen kann. Sehr gut gefällt mir, daß nicht nur die süßen, „schönen“ Tiere wichtig sind, sondern es am Ende vor allem, die unansehnlichen, die man meistens Ausrotten will, das Ruder rumreißen. Das hat schon starke emotionale Momente, es ist aber weder Liebesgeschichte, noch Romanze, auch wenn ich ja immer noch an Spins-Vampirdasein zweifle...

Auch dieser Folgeband wird wieder unverkennbar von Oliver Rohrbeck  (die Stimme von Justus Jonas, Richard Fish von Ally McBeal, Ben Stiller, Chris Rock....) gelesen. Stark im Ausdruck und wandelbar, kann man ihm wirklich gut folgen und hört gerne zu. Er schafft es Emotionen auszudrücken, nur über die Stimmlage und nicht über die Lautstärke, das finde ich prima, da man die Lautstärkeregler einmal für das ganze Hörbuch einstellt. Ebenso mag ich die regelmäßig gesetzten Tracks, die nie länger als 5 Minuten sind, so daß ich bei jeder überraschend längeren Hörpause schnell wieder an die richtige Stelle springen konnte. Wenn man sich die Cover genau ansieht, kann man immer in der rechten unteren Ecke eine Tierskizze erkennen. Jedes Tier steht für die Tierarten, mit denen einer der Dreien kommunizieren kann.

Dieses Genre-Cross-over hat mich dieses Mal etwas mit gemischten Gefühlen zurück gelassen, doch auch wenn ich stets den Anfang stärker finde als das Ende, will ich auf jeden Fall noch den Abschlussband „Die Verschwörung“ dieser Triologie hören, die mir insgesamt durchaus gut gefällt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörverlag für diese spannende Hörunterhaltung.

Montag, 23. September 2019

Der Fall der linkshändigen Lady – Ein Enola Holmes Krimi, Nancy Springer, Knesebeck



Der Fall der linkshändigen Lady – Ein Enola Holmes Krimi, Nancy Springer, Knesebeck

Nachdem die 14 jährige Enola Holmes, die kleine Schwester von Sherlock und Mycroft eine Betrügerin entlarvt hat, hat sie inkognito deren Büroräume übernommen und residiert dort nun als Dr. Ragostin, wissenschaftlicher Perditor. Denn solange ihre Brüder sie suchen und in ein Internat für höhrere Töchter schicken wollen, ist dies ihre einzige Möglichkeit in Freiheit zu leben. Ihr erster potenzieller Kunde ist ausgerechnet Dr. Watson, der Dr. Ragostin beauftragen möchte Sherlocks kleine Schwester zu finden. Dabei verrät er Enola unabsichtlich, daß der große Sherlock die Übernahme des Falles der verschwundenen 14-jährigen Lady Cecily abgelehnt hat. Solche Fälle seinem ihm zu langweilig, nicht jedoch seiner Schwester, die neugierig ist, was mit ihrer Altersgenossin geschehen ist. In einer weiteren Identität sucht sie die Mutter des verschwundenen Mädchens auf. Ein Blick in deren Zimmer ist wie ein Blick in ihre geheime Seele. Genau wie sie, sehnte sie sich nach Freiheit und sollte dennoch in die Zwänge ihres Geschlechts in der damaligen Zeit gepresst werden. Ganz klar ein Fall für sie!

Wie auch schon im ersten Fall, werden immer wieder die Rolle der Frau in der Gesellschaft im Jahre 1889 in den verschiedenen Schichten thematisiert. Egal welcher Schicht man als Mädchen oder Frau angegehörte, so war man doch immer in eine Rolle gepresst. Nun wird die Gesellschaftskritik jedoch erweitert, denn nicht nur Frauen und Mädchen waren ohne Rechte, eigentlich der Großteil der Gesellschaft. Ein Grund für Karl Marx sein monumentales „Das Kapital“ zu verfassen. Wie die junge Perditorin nun erleben muss, gibt es noch viel mehr Menschen, die sich über die Klassenunterschiede und Zwänge in London aufregen, als nur sie. Doch viele greifen zu anderen Mitteln, die nicht immer friedlich sind. So gerät sie in große Gefahr. Je mehr sie diese am eigenen Leib spürt, desto mehr bangt sie um die junge Cecily, die spurlos verschwunden zu sein scheint.

Der zweite Band ist deutlich spannender als der erste und konzentriert sich auch wirklich mehr auf den Fall, als auf seine Ermittlerin. Auch kommt das Verschwinden der jungen Adeligen viel früher zur Sprache. Zwar sind die familiären Hintergründe im Auftaktband interessant gewesen, haben für meinen Geschmack aber zu viel Raum eingenommen. Diesmal sind sie wie ein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ohne diese jedoch zu erdrücken. Dabei reagieren sowohl die Perditorin, als auch der Meisterdetektiv diesmal sehr emotional, wodurch ihnen Fehler unterlaufen. Doch wer wird wird durch diese Fehler mehr Schaden nehmen, Bruder oder Schwester? Sehr untypisch die Mitglieder der Familie Holmes von der Logik abweichen zu sehen, aber durchaus reizvoll, gerade für die Zielgruppe junger Damen. Für diese finde ich sehr gut, die sozialen Misstände dieser bisweilen verklärten Zeit und die sozialen Errungenschaften, die wir seitdem erfahren durften klar und deutlich vor Augen zu führen. Sprachlich ist es für die Zeit und die Zielgruppe angemessen und gut verständlich zu lesen. Einen erläuternden Anhang zu den angerissenen politischen Ereignissen und Anschlägen hätte ich aber noch ganz schön gefunden.

Ich bin etwas hin- und hergerissen, was ich von der Auflösung des Falles halten soll. Einerseits finde ich es etwas unglaubwürdig, andereseits passt es aber gedanklich und von der Weltsicht her zur damaligen Zeit und zu den klassischen Holmesfällen. Auch die Vielzahl an Tarnidentitäten und Verkleidungen passt zu dem klassischen Detektivroman. Ganz eindeutig ist dieser Band aber kurzweiliger als der erste  und auch spannender. Er hat mir wirklich gut gefallen!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für diese spannende Fortsetzung.