Donnerstag, 12. September 2019

Die Geschichten von Yggdrasil: Das kleine Familienbuch der nordischen Sagen, Luci van Org Audiolino



Die Geschichten von Yggdrasil: Das kleine Familienbuch der nordischen Sagen, Luci van Org Audiolino
Luci van Org (mir noch bekannt als Lucilectric von „weil ich ein Mädchen bin) erzählt die nordischen Sagen. Bei Audiolino ist es als Hörbuch für große Ohren gelistet, daher habe ich es mir vorerst alleine angehört, obwohl meine Tochter der Fan der nordischen Götter ist.
Yggdrasil ist der Lebensbaum der alle 9 Welten nährt, wobei es quasi 2 Welten mit Göttern gibt, die Asen (rund um Odin) und die Wanen (die mit unermesslichem Reichtum an Edelsteinen gesegnet sind), die der Menschen, Zwerge und Riesen…. Von der Krone Yggdrasils hat man einen wunderbaren Blick auf alle neun Welten. Doch auch wenn der Lebensbaum lange lebt, ist klar, daß er eines Tages untergehen wird und aus seiner Asche ein neuer Baum wachsen wird. Diesen Weltuntergangs- und Auferstehungsgedanken kannte ich so nicht aus der nordischen Sage, fand ich aber sehr interessant.
Luci van Org entstaubt die Geschichten der Edda und bringt Dinge auf den Punkt, erläutert und kommentiert. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, das war für mich zwar erfrischend, für meine 12- jährige Tochter wäre es mir aber zu viel. Denn die Götter benehmen sich nur allzu menschlich, die Liebeleien gehen so rund und querbeet, daß es unmöglich wäre einen gescheiten Stammbaum zu zeichnen, den man noch überblicken könnte. Und es gibt eine Vielzahl von Göttern, Riesen, Zwergen… Die schiere Fülle hat mich zu Beginn erschlagen, im Laufe des Hörens wurden sie mir jedoch stets vertrauter und ich erkannte auch Namen wieder, die mir bis dato noch nie untergekommen waren. Auch mit der Erzählweise freundete ich mich an. Als ich mich darauf einließ, wurde es sehr kurzweilig, etwas schräg und wirklich packend. Dem christlichen Glauben völlig fremd, aber an Drama-Baby kaum zu überbieten. Dabei changieren auch die Charaktere, weil jeder Gott gleich mehrere Funktionen hat. So ist Loki der Gott des Feuers, des Chaos und des Unsinns - das muss man erst mal auf die Reihe kriegen, weil er sich dann auch unterschiedlich verhält. So hätte ich ihn zu Beginn verjagt, während er mir dann wieder sympathischer wurde und er zum Schluss nur Unverständnis von mir erntete. Diese Götter sind alles andere als unfehlbar, aber sie sind ja auch sterblich, wenn sie auch deutlich länger leben als wir und dank des täglichen Genusses von Idunas Äpfeln nicht altern….
Es ist eine Geschichtensammlung, die keiner chronologischen Vorgabe folgt, weil sie jahrelang nur erzählt wurden, und wohl auch verschiedene Geschichten an verschiedenen Orten nebeneinander entstanden. Sie stürzt sich in ihrer Sammlung nicht nur auf die Eddas, sondern auf unterschiedliche Quellen, weshalb die „Kartierung“ der Helden und der Abfolge der Ereignisse unmöglich ist. Es macht die Handlung aber vielseitiger und stellt eine Bereicherung dar. Stets betont sie, warum die nordischen Gottheiten sicherlich keinen Nationalismus unterstützen würden, da die Asen die Gastfreundschaft als höchsten Gebot streng einhielten, naja, fast immer, denn Loki braucht nun mal das Chaos.

Luci van Orgs Sprechweise war mir zu Beginn einfach zu viel. Zu intensiv, zu dramatisch, sie hat mich einfach überfordert, wobei ich ihre Stimmfarbe durchaus als angenehm empfinde. Als aber die Entstehung des Baums und der Welten vorüber war und auch die ersten Geschichten, fand ich sie nicht mehr so überspannt, sondern lebhaft und überzeugt, vor allem sehr engagiert. Das hat sich auch in der Wiederholung als Eindruck nicht geändert. Sie spricht klar und deutlich und ihre Fähigkeit all diese fremdartigen Namen flüssig auszusprechen, hat mich schon beeindruckt.
Dem Hörbuch ist ein kleines Booklet beigefügt, in dem die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte des zugrundeliegenden Buches erzählt, die Verbreitung der nordischen Sagen, ihre Bedeutung und ihre Bücher erläutert werden. Auch geht die Autorin hier auf die Bedeutung der Christianisierung für das Vergessen der Geschichten rund um Yggdrasil ein. Das finde ich eine sehr schöne Ergänzung, gerade auch zur Erläuterung der zugrundeliegenden Weltansicht. Sehr schön finde ich übrigens die Runen mit ihren Namen, die das Innencover zieren.
Ein sehr interessantes Hörbuch, das mich nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten aber richtig gepackt hat. 
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Audiolino Verlag für dieses Hörexemplar!
 
Eine Hörprobe findet Ihr hier:

Montag, 9. September 2019

Malve will keine Elfe sein, Heike Abidi, Hummelburg Verlag



Malve will keine Elfe sein, Heike Abidi, Hummelburg Verlag

Endlich Blütenferien im Elfeninternat Albenheim! Nur die kleine Elfe Malve hat etwas Bauchgrummeln. Klar ist es toll wieder nach Hause zu kommen, aber ihre Leistungen in der Schule waren alles andere als überzeugend. Hoffentlich muss sie nun nicht auf das Internat für schwer erziehbare Elfen wechseln, davon hat sie schon so viel Schreckliches gehört! Und nun steht auch noch das große Apfelblütenfest, das Highlight im Elfenjahr bevor. Alle singen und tanzen und vergnügen sich beim großen Blumenquiz. Alles Tätigkeiten die Malve als einzige nicht zu schätzen weiß! Aber sie ist ja auch furchtbar groß für eine Elfe und wäre lieber ein Menschling, auch wenn sie ihre Familie noch so lieb hat. Irgendwie passt sie da gar nicht so recht rein. Das spüren auch ihre Eltern und haben sich daher für sie etwas ausgedacht: Sie soll schon am nächsten Tag in eine Menschlingsschule wechseln, vielleicht würde sie dort merken, daß es doch besser ist eine Elfe zu sein! Das wird ganz schön aufregend für Malve!

Eine wunderschöne Geschichte, über ein kleines Mädchen, daß einfach anders ist und das Gefühl hat, nirgendwo reinzupassen, auch wenn sie sich geliebt fühlt! Was hat sie doch für eine Angst in das Internat des Grauens geschickt zu werden, dabei erfüllen ihr ihre Eltern ihren heimlichsten Wunsch. Oft gibt es ja Warnungen davor, was man sich wünscht, denn der Wunsch könnte ja in Erfüllung gehen. Bei Malve ist es der Fall und für sie bringt es tatsächlich die kaum erhoffte Erlösung. Sie blüht auf, denn in ihrer Banknachbarin findet sie eine Freundin, die so ganz anders ist und sie dennoch versteht. Sie ist glücklich wie nie zu vor, bis...

Für Kinder ist es ein gar nicht mal so seltenes Gefühl, sich völlig unverstanden zu fühlen. Daher ist es umso schöner, daß Malve sich dennoch geliebt fühlt. Ein Gefühl, nachdem unglückliche Kinder besser mal in sich hineinfühlen sollten. Denn dann ist alles nur noch halb so schlimm, aber immer noch nicht so wie es sein sollte. Da muss einfach jeder seinen eigenen Weg finden, möge er noch so ungewöhnlich sein, wie eine kleine Elfe auf einer Menschenschule. Dabei entdeckt die junge Leserin mit Malve viele liebevolle Details, wie der Traum vom Schlafen in einem Bett, statt in einer Hängematte, von einem Leben ohne ständige Blumenpflege oder Tanz und Gesang! Aber eigentlich ist ja alles auch nur halb so schlimm, wenn man eine Freundin findet. Ein sehr tröstliches Gefühl! Da hat sich meine Tochter (10) richtig mit ihr gefreut und fand es sehr witzig, wie Alma jeweils die Elfenwelt erkundete (pst streng geheim!) und Malve die Menschenwelt (Kicheralarm!). Die Geschichte hat ihr so gut gefallen, daß ich sie gleich noch mal vorlesen sollte. Dabei ist die Schrift schön groß und auch die Zeilenabstände sehr entspannt, so daß man nicht so leicht in der Zeile verruscht. Die schwarz-weiß Illustrationen sind so fröhlich, daß sie sich nicht für eine Lieblingszeichnung entscheiden konnte. Allerdings sind die Kapitel für junge Leser recht lang, aber man kann ja auch mal pausieren, ehe das Kapitel zu Ende ist.

Malve ist zwar eine Elfe, kommt aber gänzlich ohne Kitsch aus, denn in ihr schlägt ein zartes Rebellenherz. Dabei will sie nicht die Welt auf den Kopf stellen, sondern nur ganz friedlich sie selbst sein.

Eine schöne, in sich abgeschlossene Geschichte, die Mut macht, witzig ist und Mut macht!

Ab 8 Jahren.

Wir bedanken und ganz herzlich bei Heike Abidi und Lovelybooks für diese zauberhafte Leserunde.