Samstag, 20. April 2019

Die Alpen sehen und sterben – Isabella Archan, Emons Verlag



Die Alpen sehen und sterben – Isabella Archan, Emons Verlag

Maria Konstanze Schlager (29) korrigiert freiberuflich Texte jedweder Art. Sie hat schon früh ihre Familie verloren und ist seitdem verschlossen und bleibt gerne für sich. Als sie sich einen Urlaub in Kitzbühl gönnt und nachts schlaflos am Fluss entlang spaziert, wird sie Zeugin eines Mordes. Doch der Mörder trägt einen Cowboyhut und sie kann sein Gesicht nicht sehen. Lediglich seine Abschiedsworte „Servus“ bleiben ihr im Ohr. Als sie die Polizei verständigt, ist diese zunächst skeptisch. Es gibt keine Spuren, ihre Aussagen sind wirr und alle die ein Motiv haben könnten, haben ein Alibi. Schnell übernimmt die Kripo Innsbruck. Allerdings sieht die junge Kommissarin Agnes in diesem Fall ihre Chance sich innerhalb des Teams zu beweisen. Sie kann den Fall nicht vergessen. Auch ein anderer hat die Nachrichten über diesen Mord mit Interesse gelesen. Der zuletzt in Frankfurt a.M. tätige Kriminalkommissar Heinz Baldur, wittert eine Serie von Auftragsmorden zu welchen auch dieser Fall zu gehören scheint. Allerdings nimmt seine Bedenken niemand wirklich ernst, denn seit einer persönlichen Tragödie leidet er unter Halluzinationen. Dank der Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen, hat er aber Zeit zu ermitteln, ganz ohne Zeit- und Erfolgsdruck. Und sein Spürsinn juckt gewaltig!

Dies ist ein etwas anderer Krimi, denn er hat einen ungewöhnlichen Fokus: Auf die Zeugin des Verbrechens, die den Mörder zwar sieht, aber dank des Cowboyhuts, der nachts sein Gesicht verschattet, diesen nicht beschreiben kann, sie nimmt ihn vielmehr wahr - als Gesamtpräsenz. Diese Beobachtung prägt sie, denn es ist nicht der erste Todesfall, schon als Kind, mit 7 Jahren, musste sie tragische Todeskämpfe beobachten, was ihr den Spottnamen Mörder-Mitzi einbrachte. Diese traumatischen Erlebnisse haben sie geprägt und halten sie gefangen. Als sie dem Täter wieder begegnet und ihn an der Stimme erkennt, entwickelt ich eine merkwürdige Beziehung aus Faszination, Anziehung und Abstoßung. Wie Katz und Maus umkreisen sie einander, während die Polizei im Dunkeln tappt. Wirklich alle Ermittler? Naja die junge österreichische Kommissarin Agnes will sich beweisen und spürt, daß Mitzi nicht alle Eindrücke preis gibt. Sie kommt aus einer Intellektuellenfamilie und will es nicht nur ihrem Team beweisen, was alles in ihr steckt, sondern auch ihrer Familie. Heinz Baldur kämpft mit seinem inneren Dämon namens Luis und seiner Überzeugung, daß ein Auftragskiller am Werk ist, seit Jahren. Eine Überzeugung, die leider niemand hören will. Killer Sam hingegen scheint ebenfalls aus der Bahn geworfen zu sein. Noch nie ist ihm ein Fehler unterlaufen, noch nie hat er auch nur eine einzige Spur hinterlassen. So ist das Schicksal dieser vier untrennbar miteinander verwoben. Mal schlägt das Pendel mehr in die eine, mal in andere Richtung aus. Nicht alle können gewinnen. Sollte der Fall gelöst werden, ist Sam enttarnt. Sollte Sam entkommen, treibt es Heinz in noch tiefere Abgründe und Agnes steckt fest. Mitzi hingegen kann nicht gewinnen. Sie steckt in einem Dilemma. Was sie braucht ist Halt, doch der scheint nirgends in Sicht. Es ist nicht klar wie es ausgehen wird. Es menschelt, selbst beim Täter, denn man bekommt tiefe Einblicke in die Gedanken und seelischen Abgründe der Beteiligten. Das Dilemma entspinnt sich mehr und mehr und keine Lösung ist in Sicht. Dabei sind die Charaktere ein Genuss in all ihrer Verschrobenheit, denn sie sind so nachvollziehbar, so krank und doch so tapfer. Sie versuchen es, ihre Ziele zu erreichen, auch wenn es unmöglich scheint.

Isabella Archan ist selbst Österreicherin und gelernt Schauspielerin. Mittlerweile lebt sie schon seit einigen Jahren in Köln, so wie ihre beliebte ermittelnde Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff, die mit ihrer neugierigen Nase immer wieder dem attraktiven Kriminalhauptkommissar Jakob Zimmer in die Quere kommt. Ihre Livelesungen sind ein echtes Schmankerl, daß man sich nicht entgehen lassen sollte!

Ein Krimi, der unter die Haut geht, dankt der tiefen Einblicke in die verstörten Seelen der Beteiligten und weil man sich immer wieder selbst dabei ertappt, daß man den Mörder selbst auch ein wenig faszinierend findet, obwohl seinen Taten abstoßen. Kann man das voneinander trennen? Kann ein Mörder sympathisch sein, oder ist er einfach nur ein Monster? Die innere Zerrissenheit vor traumhafter Kulisse fasziniert, es ist einfach kein alltäglicher Krimi, sondern schon in seiner Erzählweise eine Überraschung für sich.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für dieses außergewöhnliche Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 17. April 2019

Die Spürhasen- Bande (1) – Das Geheimnis des magischen Spiegels, Karsten Schäfer, Eulenberg Verlag



Die Spürhasen- Bande (1) – Das Geheimnis des magischen Spiegels, Karsten Schäfer, Eulenberg Verlag

Finn, Polly und Kiki sind die besten Freunde, auch wenn Finn und Polly Hasenkinder sind und Kiki ein Eichhörnchen. Sie teilen alle Geheimnisse miteinander und dieses Mal hat Finn ein besonders aufregendes: Er hatte einen lebhaften Traum, daß er als mutiger Ritter im Mittelalter kämpft. Ach, könnte er doch nur in der Zeit reisen! Das erzählt er dem weisen Bartholomäus, der ihm gesteht, daß es in seiner Familie einen geheimen Zauberspiegel gibt, mit dem man früher in der Zeit reisen konnte, nun aber nur noch von Ort zu Ort reisen, sein Vorfahr habe zwei Edelsteine aus dem Rahmen gelöst und seither ginge es nicht mehr. Die Freunde geben so leicht nicht auf und besuchen Barthis Cousin, den Familienchronist, der doch sicher mehr darüber wissen muss, wo sich diese Steine befinden könnten. So starten sie in ein aufregendes Abenteuer durch Zeit und Raum.

Der Auftakt zu dieser neuen Zeitreiseserie für Kinder ab 5 Jahren startet erst einmal mit dem großen Traum der Menschheit, die Grenzen von Zeit und Raum zu überwinden, um mehr zu erfahren und zu verstehen. Um die jungen Zuhörer nicht zu überfordern, geht dieser erste Band sehr behutsam vor, damit die innere Logik der Geschichte stimmt und man in aller Ruhe die tierischen Protagonisten kennenlernen kann. Gerade der Frage, wie Zeitreisende zu ihren Zeitreisemaschinen kommen, widmet sich dieser Band, was bei einigen Serien etwas kurz kommt, für mein Empfinden. Außerdem wird auch vor den Gefahren dieser Abenteuer gewarnt, denn es besteht natürlich immer das Risiko, sich selbst zu begegnen oder den Lauf der Geschichte zu verändern, so daß am Ende die eigene Geburt verhindert würde, was ja einer persönlichen Katastrophe gleichkäme.

Kinder lieben Hörspiele! Wobei ich ja Hörbücher oft bevorzuge, da sie mehr Raum und Zeit für Entwicklung lassen und nicht so sprunghaft sind. Dies ist hier aber sehr gut gelungen, man kann dem Geschehen sehr gut folgen, sobald man versteht, daß die Anfangssequenz nur ein Traum ist und man nicht versehentlich ein paar Tracks übersprungen hat. Die Tierkinder sprechen alterstypisch aufgeregt, fröhlich und auch von der Ausdrucksweise passend, aber nie unangemessen. Vor allen Dingen sind sie sehr gut verständlich und auch alle Stimmen gut voneinander unterscheidbar! Die Geräuschkulisse ist sehr professionell in die Geschichte gemischt worden und vermittelt das Gefühl Finn, Polly und Kiki unmittelbar zu begleiten. Dabei sind diese aber nicht nur mit dem Hörer unterwegs, sonder Bartholomäus begleitet sie. Das finde ich pädagogisch sehr gut, wenn man das Alter der Zielgruppe bedenkt. Abenteuer sind prima, aber noch besser, wenn man einen Beschützer dabei hat! So bleibt das Abenteuer immer noch spannend, aber auch beim Zuhören fühlt man sich sicherer. Der fröhliche Titelsong geht gleich ins Ohr und so werden die junge Zuhörer(innen) sicher schon bald mitsingen!

Am Ende ist der Zauberspiegel wieder intakt, der Tag aber so lange und aufregend, daß die Freunde ins Bett müssen, aber nicht, ehe sie sich den Bandennamen „Spürhasen“ gegeben haben. Kiki ist zwar ein Eichhörnchen, aber für echte Freunde spielt das ja keine Rolle und so freuen sie sich auf die Abenteuer die da kommen werden und die sie in den nächsten Bänden nach Frankfurt a. M. Und Hamburg führen werden.

Fröhliche Freundschaftsabenteuer mit Herz und Humor, bei denen es künftig auch noch eine Menge zu lernen geben wird. Ein Auftaktband, der Lust auf mehr macht.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Karsten Schäfer für das Rezensionsexemplar.