Mein Feuerpferd – Ritt im Nordlicht, Chantal Schreiber, cbj Verlag
Eva (10) ist ein klassisches Scheidungskind. Ihre Eltern haben sich
getrennt, als sie ganz klein waren. Sie liebt beide Vater und Mutter. Früher
ist ihr Vater mit ihr auf einen Isländerhof reiten gegangen. Seit ihr Vater,
ein isländischer Pilot, wieder in seine Heimat zurück gekehrt ist und dort
wieder geheiratet hat, will sie mit Pferden nichts mehr am Hut haben. Doch dann
hat ihre Mutter, eine ehemals sehr erfolgreiche Schauspielerin ein
Rollenangebot, daß sie nicht ablehnen kann. Annehmen kann sie aber nur, wenn
sie dann für 6 Wochen zu ihrem Vater und dessen neuer Frau zieht. Da sie ihre
Mutter innig liebt, sagt sie aus Vernunftgründen zu. Trotzdem beschließt sich
Hrönn, Papas neue Frau nicht zu mögen und nicht zu verraten, daß sie noch etwas
Isländisch spricht und sich nach Pferden sehnt. Das ist gar nicht so einfach,
wenn eine kleine aber feine Herde direkt vor ihrem Fenster grast. Als Papa dann
auch noch ungeplant zu Langstreckenflügen herangezogen wird und sie mit der
hochschwangeren Hrönn alleine im Haus ist, stiehlt sie sich nachts heimlich auf
die Koppel. Ein Isländer hat es ihr besonders angetan. Eldur (Feuerpferd)
scheint nur auf sie gewartet zu haben und lässt sie sogar heimlich aufsteigen.
Doch lange geht diese Heimlichtuerei nicht gut und Eva bringt sich und Eldur in
ganz schöne Gefahr.
Auch wenn dieser Auftaktband auf Island spielt, dem Land der Feen und
Trolle, ist das einzig magische an der Geschichte, der Charme der rauen Insel.
Es ist eine Geschichte über die Liebe zu Pferden, die einmal erwachst, einen
nie wieder loslässt. Über Freundschaft, Familie und auch Abenteuer. Und damit
schreibt Chantal Schreiber über das, was sie am besten kann. Über Irrungen und
Wirrungen in der Freundschaft, Familie und die Liebe zum Pferd. Sehr warmherzig
beschreibt sie Evas Gefühlschaos. Wie sie hin und hergerissen ist. Sie will
Papas neue Frau nicht mögen und ihre keine Chance geben und ihre Vorschläge
doof finden. So wie auch das Nachbarsmädchen Salka, das sich angeblich schon so
sehr auf sie freut. Wieso denken Erwachsene eigentlich immer, daß Kinder
einander mögen müssen, nur weil man im gleichen Alter ist? Diesen Satz fanden
meine 9 jährige Tochter und ich richtig klasse. Denn es stimmt. Kinder in dem
Alter haben ihren ganz eigenen Kopf und bestimmen selbst, wen sie mögen und wen
nicht. Alter ist da auch nicht unbedingt das vorrangige Kriterium. So geht es
Eva mit ihr, wie mit dieser Insel, gegen ihren Willen, erobert Salka ihr Herz.
Einfach durch ihre offene, ehrliche Art, genau wie Island. Das ist übrigens
sehr schön und treffend beschrieben. Man meint direkt selbst den kühlen Wind zu
spüren, die Seeluft zu riechen und einen Thermoanzug herbei zu sehnen. Eva
macht eigentlich ziemlich viel, was sie besser bleiben lassen sollte, aber sie
sieht es selbst ein und reflektier ihr Handeln. Sie spürt, wie leicht man sich
mit der Witterung verschätzen kann, wenn man noch neu ist auf der Insel, so wie
man sich auch in vielen anderen Dinge irren kann. Man muß nur bereit sein und
offen und sich und den anderen eine 2. Chance geben. Die ganz große Stärke des
Buches sind seine Emotionen, die die jungen Leserinnen gut nachvollziehen
können, aber auch seine Spannung, die zum Glück nicht zum Nachahmen anregt.
Chantal Schreiber schreibt locker leicht und besonders die Whats
app-Nachrichten zu Beginn haben es meiner Tochter angetan. Da es auf Island
aber kalt ist, hält der Akku nicht lange und so hängt Eva nicht ständig am
Handy, sondern hofft auf gemeinsame Zeit mit Eldur, dem Pferd, daß nur auf sie
gewartet zu haben scheint. So warten wir nun auf die Fortsetzung, wenn Eva mit
ihrer Mutter zu Weihnachten nach Island und zu Eldur zurückkehrt! Chantal
Schreiber ist übrigens selbst Mutter, Reiterin und hat auch mal als
Flugbegleiterin gearbeitet. Daher kennt sie sich so gut mit den Gefühlen der
10jährigen Eva, Pferden und dem Flugbetrieb aus.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Chantal Schreiber für diesen schönen Gewinn
von ihrer Facebook-Seite!