Dienstag, 15. Januar 2019

Penny Pepper (7) – Diebesjagd in London, Ulrike Rylance, Illu. Lisa Hänsch, dtv junior



Penny Pepper (7) – Diebesjagd in London, Ulrike Rylance, Illu. Lisa Hänsch, dtv junior

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum sie nicht mitreisen können. Elfriede z.B. behauptet, ihr empfindlicher Magen würde das englische Essen nicht vertragen, aber das ist Quatsch, sie ist einfach nur mäkelig! Überhaupt nicht nachvollziehbar für Pennys immer hungrige Freundin Ida. Daher dürfen auch Penny mit Hund Mailie, Flora mit Hund Dschastin, Ida und Marie Oma begleiten, um ihr Englisch aufzubessern. Als erstes lernen die Mädchen aber, daß die Hunde nicht einfach so auf die Insel mitreisen dürfen, sie benötigen dafür einen Hundeausweis, den der Tierarzt ausstellt. Aber als echte Spürhunde, sind die zwei für die jungen Detektivinnen natürlich unverzichtbar! Schon im Bus sind die vier Freundinnen froh gemeinsam zu vereisen, denn einige ihrer Mitreisenden sind ziemlich seltsam! Kaum sind sie in London angekommen, wartet auch schon ein neuer Fall auf sie. Omas wertvolle Kette ist weg, und nicht nur die, es wurden auch ein Fotoapparat, eine teure Sonnenbrille und ein Handy gestohlen. An Verdächtigen mangelt es den Detektivinnen nicht, aber wenn die Auswahl so groß ist, muss man systematisch vorgehen, am besten man erstellt erst mal Listen.

Keine Sorge, auch Pennys eigenwilliges Diktiergerät ist mit von der Partie und kann plötzlich sogar Sätze auf Englisch verdrehen und bringt Penny natürlich wieder in absolut unmögliche Situationen! Sehr witzig, allerdings stellte sich hier das Problem, daß der Wortschatz des Diktiergerätes größer ist, als der meiner 9-jährigen Tochter, die nämlich kein „Luder“ (reimt sich auf Bruder) kannte. Die englischen Ausdrücke und Sätze sind alle im Text erklärt, ebenso wie die Londoner Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, die Penny wieder mit einem Sternchen versieht und in einem Erklärkästchen auf ihre unnachahmliche Art und Weise verständlich macht. Einiges erfährt Penny diesmal aber auch von Professor Stinker, äh Zinker, der gerne sein Wissen vor seinen Mitmenschen kundtun. Damit kann Penny auch das Grübeln bleiben lassen, wer denn nun Big Ben ist und warum Little Ben überhaupt nicht erwähnt wird. Ja, Gerechtigkeit muss ein, auch für Sehenswürdigkeiten! Diese Diebesjagd durch London ist so kurzweilig und witzig, mit seinen Erklärungen, Listen, Kritzeleien und Zeichnungen, daß es das erste Buch seit langem ist, daß meine Tochter nicht nur alleine begonnen, sondern auch beendet hat. Eben ein prima Buch für Lesemuffel!
Es wäre auch spannend, wenn sie nicht immer als erstes alle Kommentare des Diktiergerätes im ganzen Buch lesen würde, um sich darüber kaputt zu lachen. Dessen Wortverdreher findet sie besonders lustig, allerdings hat sie dabei natürlich auch gesehen, wer die Tat begangen hat. Da aber viele Menschen mit merkwürdigen Ticks mitreisen, bin ich mir nicht sicher, ob ich darauf gekommen wäre, hätte sie es mir nicht verraten.
Sehr schön finde ich, daß Penny und Co. gerne auch bereit sind ihre Vorurteile abzubauen, wenn sie feststellen, dass sie sich in jemandem geirrt haben. Niemand ist frei von Vorurteilen, aber sie dürfen nicht in Stein gemeißelt sein.

Ulrike Rylance wurde in Deutschland geboren, lebt aber nun mit ihren zwei süßen Töchtern und Hunden und ihrem Ehemann in Seattle. Sie schreibt gerne Kinderbücher, aber auch für Jugendliche und Erwachsene, aber dann immer unter anderem Namen.

Lisa Hännsch zeichnet für ihr Leben gerne, sowohl für Kinderbücher, Trickfilme oder einfach nur so in der U-Bahn (sehr spannend, seine Mitmenschen in der U-Bahn zu beobachten und zu zeichnen). Sie hat nur einen Hund, der mit ihr und ihrer Familie in der Nähe von Köln lebt.

Weil Oma, Penny und Co. so erfolgreich waren, hätten sie eigentlich noch eine Reise nach Paris gewonnen, aber leider freuen sie sich am Ende alle auf zu Hause! Mal sehen, was ihnen dort als nächstes Spannendes passiert! Eine echte Lesemuffel-Detektiv-Leseempfehlung von uns!

Montag, 14. Januar 2019

Heinrich Heine – Dichter unbekannt!, Rolf Becker & Claus Bremer, gelesen von Rolf Becker, audiolino 2 CDs



Heinrich Heine – Dichter unbekannt!, Rolf Becker & Claus Bremer, gelesen von Rolf Becker, audiolino 2 CDs

Heinrich Heine, ja, das war ein bekannter deutscher Dichter, aus Düsseldorf, nachdem ist sogar die Uni dort benannt, die Lorelay hat er besungen und dann? So spontan fiel mir da auch nicht mehr ein, aber darauf bezieht sich der Zusatz „Dichter unbekannt!“ nicht. Heinrich Heine wurde am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren, also knapp 8, 5 Jahre nach Beginn der französischen Revolution, die Zeit seines Lebens sein Denken prägte. Nach dem Abitur studierte er Jura in Bonn, eigentlich ein staatstragendes Fach, aber er setzte sich dennoch stets kritisch mit der Staatsform, den sozialen Unterschieden und den Besitzständen auseinander. Er bewunderte die Revolution, behielt jedoch stets seinen Geist offen und reflektierte stets alles. So liebäugelte er später auch mit dem Kommunismus, aber auch dies nicht unkritisch. Da er bereits in Preußen für seine Denkweise unter Druck geriet, zog er nach Paris. Obwohl er deutsches Liedgut und Gedichte des Volksmundes aufschrieb und sein deutsches Liederbuch lange beliebt war, war er es nicht. Da er vor allem das Nationalistische Denken in Deutschland anprangerte, das ihn anwiderte, wurde sein Ansehen zu Bismarcks Zeiten nicht besser und die Nationalsozialisten übernahmen zwar zum Teil seine Texte in die Schulbücher, versahen sie dann aber mit dem Hinweis: „Dichter unbekannt!“, was natürlich Quatsch war, doch war Heine nicht nur gegen alles Nationalistische gewandt, er war auch noch Jude, was für Hitler noch erschwerend hinzu kam. 
Das war mir gar nicht so bewusst. Ich habe in Trier studiert und die Uni dort hat bis heute noch keinen Namen, weil der berühmteste Sohn der Stadt Karl Marx von vielen für unwürdig empfunden wird, Namenspatron der Uni zu sein. Bei den ewigen Diskussionen kam auch immer wieder auf, daß nun ja auch die Uni Düsseldorf einen Namen habe, aber die Brisanz dieser Namensgebung in Düsseldorf war mir in den 90er Jahren gar nicht bewusst. Daher fand ich diese Verknüpfung des lyrischen Werkes von Heine, von dem mir durchaus mehr bekannt war, als mir bewusst war, und des politischen Heine sehr interessant. Noch besser fand ich es, weil ich parallel einen Roman über eine hohe französische Adelige (Prinzessin Charlotte von Rohan) zur Zeit der Revolution und Heines las, die dieser geistigen Strömung natürlich kritischer gegenüberstand. Einige Gedanken Heines sind noch immer sehr aktuell und als er in etwa zitiert wurde mit „bei solchen Missständen wie in Deutschland damals hätten die Franzosen längst 10 Revolutionen angezettelt“ musste ich an die Gelbwesten denken und grinsen. Wie recht Heine doch hatte. Rolf Becker liest mit viel Gefühl und Nachdruck, wobei auch die Instrumentalisierung sehr passend ist. Seine Stimme kam mir allerdings bekannt vor, doch Becker ist ja als Nachname schon ähnlich wie Müller, Meier, Schmidt. In diesem Fall jedoch nicht so ganz. Rolf Becker ist der Vater der Schauspieler Ben Becker und Meret Becker und selbst nicht unbekannt, so kann man ihn regelmäßig Di. abends ab 21.00h in der Sachsenklinik „In aller Freundschaft“ auf dem ZDF sehen. Eigentlich mäßig spannend, bis man sich mehr mit seiner Person befasst und einem dann auch sein Sohn Ben besser verständlich wird. Rolf Becker hat sich schon sehr früh mit Heinrich Heine befasst, der gerade im Zuge der 68er Bewegung wieder in den Fokus rückte. So erhielten Rolf Becker und Claus Bremer im Juni 1972 den Auftrag zu einer ersten Fassung von „Dichter unbekannt“. Wie Heine ist auch Rolf Becker im linken Gedankengut verwurzelt und hat sich für den langzeitinhaftierten Christian Klar eingesetzt und ihm das Theaterpraktikum zur Resozialisierung verschafft. (Das stand jetzt so nicht alles im Begleitheft, aber als ich das Bild des Sprechers sah, dachte ich mir, den kenne ich doch! – und befasste mich mit ihm).
Die Informationsflut dieses Hörbuches ist nicht zu unterschätzen, daher sollte man es unbedingt mehr als einmal hören und das 12 seitige Begleitbuch lesen, es ist wirklich nicht nur sehr interessant, sondern auch eine wunderbare Ergänzung zu den zu hörenden Texten und Gedanken Heinrich Heines. Sehr komplex, sehr vielschichtig, nicht zum Nebenbeikonsum geeignet, besser in kleinen Dosen zum Mitdenken und auf sich Wirken lassen. Wer bei seinem Namen nur an „Die Lorelay“ denkt, dem wird nicht bewusst sein, wie sehr sein Werk die Denker dieses Landes doch geprägt hat und welch Risiko viele von ihnen eingingen, die in der Weimarer Zeit ein Denkmal für ihn forderten. Ich bin noch ganz geflashed vom Hören und kann es wirklich jedem sehr empfehlen, der Zeit und Bereitschaft hat sich mit Heinrich Heine zu befassen.

Vielen lieben Dank an den audiolino Verlag für das überraschend politische Rezensionsexemplar.