Sonntag, 1. Juli 2018

Eiskalter Hund, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmaier, Random House Audio



Eiskalter Hund, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmaier, Random House Audio

Ich bin kein Bayer und mein Bayrisch ist nun mal nicht wirklich vorhanden, dennoch sind ja Bayern-Krimis gerade sehr en vogue. Da ich aber keine Lust hatte mitten in eine Serie einzusteigen oder bei Band 1 von 11 einzusteigen, kam mir dieser eiskalte Hund von Fellinger sehr recht. Mal was anderes, ein Lebensmittelkontrolleur, statt eines Kommissars oder Detektivs. Ich habe mal im Referendariat für die Verwaltungsstage bei der Referndarsbetreuerin als Wunsch angegeben: Egal welches Rechtsgebiet, Hauptsache, der netteste Ausbilder. Den bekam ich und der war auch mal Lebensmittelkontrolleur. Ich habe also eigentlich ein Herz für Lebensmittelkontrolleure.
Fellinger ist ein kerniger Typ, ein bayrisches Urgestein, grantelig und geradeaus. Naja, bei dem Charme ist er natürlich unverheiratet, ganz zum Leidwesen seiner Mutter. Aber noch schlimmer ist es für seinen Vater natürlich, daß er nicht den elterlichen Hof übernehmen will, sondern Polizist werden wollte. Nur den Gesundheitscheck hat er nicht bestanden, sein Knie. Jetzt ist er Lebensmittelkontrolleur und eigentlich passt ihm das ja schon ganz gut. Eines Tages bekommt er einen anonymen Anruf, daß er mal die schwarze Sauce im China-Restaurant überprüfen solle. Vor Ort fangen natürlich alle an zu zittern, sobald der Fellinger auftaucht. Die schwarze Sauce ist ekelig, aber ungefährlich, doch was drücken sich der Koch und die Spülhilfe so verdächtig vor der Kühlkammer herum? Zu seinem Erstaunen findet er dort einen toten, abgehangenen Hund, den Liebling seines Frauchens. Warum hat sie dessen Verschwinden eigentlich nicht gemeldet? Auch die betuchte Witwe ist wie vom Erdboden verschluckt. Fellinger macht Meldung bei seinem Schafkopfkumpan Lechner bei der örtlichen Polizei, aber der nimmt ihn nicht ernst und macht lieber Feierabend. Doch wenn der Fellinger einmal Witterung aufgenommen hat, dann verbeißt er sich, bis er weiß warum der Hund tot und das Frauchen verschwunden ist! Eigentlich will er ja auch nicht wirklich ermitteln, aber er kann halt nicht anders, weil dem Lechner immer wieder ein Grund einfällt, warum er als Polizeibeamter nicht ermitteln muß. Seine Ausreden sind dabei durchaus kreativ und man freut sich beim Hören schon auf seine nächste.
Ich mag ja Krimis mit Humor, aber bitte schwarzen Humor, gerne urige Typen und keinen Klamauk. Schon das Wortspiel im Titel ließ mich da hoffen, denn „Der kalte Hund“ war in den 80ern eine sehr beliebte und sehr heftig-deftige Süßspeise. Zum Glück, hat nicht nur der Titel meinen Geschmack getroffen. Der Fellinger ist ja nicht so der Traummann, auf Track 1 hat es bei uns noch nicht so gefunkt, aber je mehr ich mich in seinem Revier umschaute und die Marotten der dort ansässigen ansah, desto besser gefiel mir seine trockene und beharrliche Art. Und wenn‘s drauf ankommt, z.B. bei seinem Stammlokal, dann ist der Fellinger eigentlich ein echter Rheinländer, kann auch mal Fünfe gerade sein lassen und drückt ein Auge zu. Klar, sonst müßte er ja selbst kochen! Geht es wirklich nur um einen toten Hund? Nee, hier geht es auch darum recht zu haben, „und es ist doch ein Kriminalfall!“. Außerdem geht es um unsere tschechischen Nachbarn, das liebe Geld und seine Pappenheimer, die man eben so kennt.
Was mir aber außer den wirklich sehr urigen Gestalten sehr gut gefiel, war daß ich überrascht wurde. Ich fand diesen Fall nicht offensichtlich oder vorhersehbar. Die Spannung war zwar bisweilen etwas zurückhaltend, der Genuß der Bayern aber weniger. Ich habe mit viel Vergnügen den verbalen Schlagabtausch zwischen Fellinger und Kommissar….
Michael Schwarzmaier liest unverkennbar bayrisch, aber durchaus so, daß ich als Rheinländerin, die auch nach jahrelanger Übung bei den Rosenheim Cops nicht alles versteht, bei „Eiskalter Hund“ alles auf Anhieb verstanden habe. Hut ab! Der Sprecher war mir bislang völlig unbekannt, aber er passt optimal zum Fellinger, etwas trocken, etwas eigen und etwas gnarzig. Passt schoa. Dabei schafft er es aber dennoch, daß die Geschichte nicht behäbig, sondern äußert lebendig und auch amüsant daher kommt. Einige Stellen haben durchaus Slapstick-Charakter, aber ohne albern zu sein, sondern lustig. Diese Gradwanderung hat Michael Schwarzmeier wirklich mit Bravour gemeistert. Seine Stimme ist jetzt weder unangenehme, noch zum Verlieben (vielleicht bei anderen Hörbüchern schon, aber eben nicht als Fellinger, der ja auch kein Traummann auf den ersten Blick ist), sondern einfach Fellinger, ein echtes Original halt.
Gelungene Ferien-Krimi-Unterhaltung, die  ich besonders in seiner Vertonung wirklich sehr empfehlen kann.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für dieses gelungene Hörbuch.

Samstag, 30. Juni 2018

Unser Wald, Auf Entdeckungsreise zu Fuchs, Farn und Fabelwesen, Simon Kamphans, Hörspiel, Head Room Sound Productions



Unser Wald, Auf Entdeckungsreise zu Fuchs, Farn und Fabelwesen, Simon Kamphans, Hörspiel, Head Room Sound Productions

Bei uns stehen im 3. Schuljahr die Waldjugendspiele an und da sowohl im 3. als auch im 5. Schuljahr bei uns gerade der Wald Thema war, dachte ich mir, das Hörbuch könnte ja prima passen, auch wenn ich mir nicht wirklich viel darunter vorstellen konnte:

Die Zwillinge Ella und Ben waren noch nie im Wald, wie auch einige ihrer Klassenkameraden, weshalb die Lehrerin einen Waldausflug mit der Klasse macht. Sie bekommen Aufgaben, die sie im Wald durch ihre Beobachtungen oder Wissen lösen sollen. Als Ben einen Schritt macht ohne auf den Boden zu achten, fällt er in einen Fuchsbau und Ella folgt ihm. Dort treffen sie Jeremy, den schlauen Fuchs. Er kann ihnen bei der Beantwortung ihrer Aufgaben helfen und erzählt ihnen einiges wissenswertes über den Wald und seine Bewohner. Das ist so spannend, daß die Kinder die Zeit vergessen und es für sie echt knapp wird, noch rechtzeitig den gemeinsamen Treffpunkt zu erreichen. Kein Problem für Jeremy: er ruft ein Einhorn herbei, auf dessen Rücken die Kinder ganz schnell ihr Ziel erreichen. Da ihnen der Ausflug zu gut gefallen hat, denken sich die Geschwister nun zu jeder Jahreszeit einen Grund aus, in den Wald zu gehen, um ihren Freund Jeremy zu treffen. Dabei lernen sie nicht nur viel über das Leben der Füchse, sondern erleben auch die Veränderungen des Waldes durch die Jahreszeiten.

Meine Jüngste Tochter hat die CD sehr gerne gehört und das freundliche Einhorn hat ihr auch sehr gut gefallen. Das Wissen ist für sie so lebendig aufbereitet worden, daß sie wirklich sehr viel davon behalten hat und sich sehr stark im Unterricht eingebracht hat (sie meldet sich immer nur dann, wenn sie etwas weiß, was die anderen nicht wissen und zum Wald wußte sie halt sehr viel, was nicht im Unterricht bereits behandelt wurde). Die Klasse hat übrigens den 3. von 38 Plätzen bei den Waldjugendspielen gemacht. Da es ja das zweite Mal ist, daß ich das Thema Wald mit den Kindern durch nehme, war ich sehr erfreut festzustellen, wie spielerisch hier die wichtigen Schulthemen „Die Stockwerke des Waldes“, Winterschlaf/Winterruhe, Pilze, Farne, Waldregeln, die Gefahren des Waldes, die wichtigsten Baumarten, ihre Merkmale und ihre Lebenserwartung behandelt werden. Die komplexeren Themen hiervon kann man dann noch im beiliegenden Booklet nachlesen und nachschauen. So kann man z.B. während des Hörens sich die farbige Illustration zu den Stockwerken des Waldes anschauen und mit- bzw. nachlesen. Außerdem treffen die Kinder mit Jeremy einige Waldbewohner durch die Jahreszeiten hinweg immer wieder: den Eichelhäher, das Wildschwein, den Rothirsch (mit dem ist nicht gut Kirschen essen), wobei gerade der freche Eichelhäher es meiner Jüngsten angetan hat. Ein Waldarbeiter, den die Kinder im gesperrten Wald treffen, gibt ihnen wichtige Verhaltensregeln mit auf den Weg und erklärt ihnen die Bedeutung der Forstbewirtschaftung.
Neben weiteren Literatur und Internethinweisen zur Vertiefung des Themas ist zum Ende des Booklets ein poetischer Spruch abgedruckt, den die Kinder an einem alten Forsthaus aus dem 17. Jahrhundert entdecken. Die Geschichte startet übrigens mit einem Gedicht zum Wald. Es geht also nicht um schnöde Wissensvermittlung, es werden vielmehr sämtliche Sinne angesprochen, na ja, der Geruchssinn und Geschmackssinn werden nur indirekt angesprochen. Durch das Einhorn und die Verse ist dieses Hörerlebnis vielleicht nicht unbedingt für sehr nüchterne Menschen gemacht, es bedarf durchaus einer poetisch verträumten Seite, welche bei meiner Jüngsten hier aber absolut zum Klingen gebracht wurde. Ich persönlich stand dem Einhorn ja etwas kritisch gegenüber und bin auch keine Frau deren Herz man über Gedichte erobern kann, dennoch fand ich diese szenische Inszenierung sehr gelungen und habe gerne mitgehört. Um ein Hörbuch zu rezensieren höre ich es mehrmals, daher war ich sehr erleichtert, daß all meine Bedenken unnötig waren. Die einzelnen Sprecher waren mir bislang keinen Begriff, sie gefallen mir aber sehr gut. Sie sprechen sehr lebendig und authentisch, es wirkt nie gestelzt oder gekünstelt. Die Stimmen der 8 Sprecher sind sehr angenehm und gut von einander unterscheidbar.

Eine wirklich runde Sache, bei der alles stimmt von den Stimmen über den Inhalt bis zur Bookletgestaltung. Wir werden dieses Hörspiel sicher noch häufiger hören. 5 von 5 Sternen

Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Head Room Sound Productions für dieses tolle Hörspiel.