Mittwoch, 23. Mai 2018

Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel, Carola Dunn, atb Verlag



Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel, Carola Dunn, atb Verlag

Die honourable Daisy Dalrymple, nun mehr frisch verheiratete Mrs. Alec Fletcher, hat ihren Mann nach Amerika begleitet wo er J. Edgar Hoover bei dem Umbau des von Skandalen erschütterten FBI beraten soll. Während Alec hierzu nach Washington reist, steigt Daisy in New York im legendären Künstler Hotel „The Chelsea“ ab, da sie ein Treffen mit ihrem Verleger Mr. Thorwald hat. Noch ehe sie zu ihrem Geschäftstermin aufbricht, lernt sie schon einige der Originale in ihrem Hotel kennen und beobachtet auch ihren sehr unangenehmen Hotelnachbar, einen regierungskritischen Skandalreporter. Dieser hat nicht nur laut im Zimmer nebenan gestritten, sondern fällt schon beim Warten auf den Aufzug unangenehm auf. Als sie mit ihrem Verleger später am Tag zu Mittagessen aufbrechen will, wird eben dieser Skandalreporter vor ihren Augen angeschossen und stürzt in den Fahrstuhlschacht.  Als unmittelbare Zeugin fühlt Daisy sich berufen den Fall aufzuklären und ihre neuen Freunde aus dem Hotel sind ebenfalls mit Feuereifer dabei.
Dieser Fall erschien im Jahre 2002 im Original unter dem Titel „The Case of the murderd Muckraker“ als 10. Band der Reihe, diese Info nur am Rande, da dieser Band nun erstmals auf Deutsch erschienen ist, ich aber den englischen Titel nirgendwo finden konnte, da ich fast alle vor Jahren im Original gelesen habe und eben auch diesen schon.
Der Beginn dieses Krimis gefällt mir auch beim zweiten Lesen noch sehr gut. Ich liebe einfach Daisy’s Welt und mag die liebenswert skurrilen Persönlichkeiten die sie immer wieder trifft. Sehr interessant finde ich auch die Atmosphäre der Prohibition im Jahre 1932 in den Staaten, die Korruption der New Yorker Polizei und die Neuordnung des FBI durch J. Edgar Hoover, nachdem der letzte Präsident in einen Bestechungsskandal verwickelt war, der von der Presse ans Licht gebracht wurde. Sehr schön durchdacht und geschrieben. Besonders hervorheben möchte ich die Schwestern Cabot, die beide selbst journalistisch tätig sind, wobei die jüngere die erste weibliche Kriminalreporterin der Staaten war, allerdings unter männlichem Pseudonym schrieb. Frauenrechte werden in diesem Roman immer mal wieder angesprochen, da ja Daisy selbst auch unter den gesellschaftlichen Vorgaben ihrer Zeit und ihrer Schicht leidet. Schön wird auch noch klargestellt, welche Veränderungen gerade für die Stellung der Frau der  1. Weltkrieg mit sich gebracht hat.
Dennoch ist es nicht mein Lieblingsfall von Daisy. Zum einen überzeugt mich das Mordmotiv nicht so wirklich, das stellt für mich einen gewissen Antiklimax da, aber vor allem weil der typische Krimi-Showdown 1/5 des Buches ausmacht. Eine so lange Verfolgungsjagd kann nicht durchgängig die Spannung halten. Zwar werden auch hier wieder wirklich interessante Informationen zu weiblichen Pionieren und Rassengesetzen in der USA eingeflochten, aber die wirkliche Stärke dieser Reihe, die Interaktion wirklich besonderer Persönlichkeiten bleibt bei so einer langen Jagd auf der Strecke.
Die Übersetzung finde ich größtenteils gelungen. Rootbeer hätte ich jedoch wohl nicht als Wurzelbier übersetzt, weil mir nicht bekannt ist, daß es soetwas hier gibt. Es drängte sich jedoch gerade in diesem Zusammenhang bei mir die Frage auf, ob das fiese amerikanische Rootbeer eine Folge der amerikanischen Prohibition ist? Denn wer trinkt denn sonst schon freiwillig so etwas?
Nicht der stärkste Band der Reihe, deren Fortgang ich aber bereits kenne und daher kann ich versprechen, daß auch wieder bessere Bände folgen, dann aber wieder in Großbritannien, die dann wohl noch übersetzt werden müssen.
Eine Reihe, die ich wirklich sehr lesenswert finde, auch wenn dieser Band, trotz einiger starker Persönlichkeiten leider nicht wirklich mehr als mittelmäßig ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Aufbau Verlag für dieses über netgalley zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Dienstag, 22. Mai 2018

Flätscher (4) – Schurken voraus! Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior



Flätscher (4) – Schurken voraus! Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior

Flätscher, das coolste und schlauste Stinktier der Stadt ist zurück! Diesmal ist er in argen Nöten! Spitzenkoch Bode, der Vater seines Detektiv Assistenten Theo und zuverlässiger Lieferant von Flätschers Leibspeise Semmelknödeln ist verreist und das ohne den von seinem Sohn erbetenen Semmelknödelvorrat da zu lassen! Flätschers Magen knurrt, er ist der Verzweiflung nahe, wie soll ein Detektiv so denken können? Doch auch Theo hat es nicht leicht, immer wenn sein Vater verreist, behält Haushälterin Hannelore ihn stets im Auge. Keine Semmelknödel, keine Freiheit! Äußerst schlecht gelaunt begibt sich Flätscher auf den Wochenmarkt, wo er sich früher auch mit Lebensmitteln versorgt hat. Während er die Reste von Hildas-Fischköppe-Stand verspeist macht der gerissene Detektiv, ohne aktuellen Auftrag, eine Entdeckung: immer mehr Wochenmarktbesucher vermissen ihr Portmonnaie und ihre Schlüssel. Als sich auch Hannelore und Theo dem Stand eines windigen und höchst verdächtigen Wunderpastenverkäufers nähern, wird Flätscher misstrauisch und versteckt sich unter dem Stand. Dabei fällt sein Blick auf eine Kiste mit unerwartetem Inhalt! Ein klarer Fall für den Meisterdetektiv und seine Helfer!

Flätscher is back! Und das ist auch gut so! Autorin Antje Szillat und Illustrator Jan Birck sind ein eingespieltes Team. Da stimmt einfach das Zusammenspiel von Text und Bild auf jeder Seite dieses Comic-Romans für junge Lesemuffel und Jungdetektive. Denn dies ist einer von Flätschers spannendsten Fällen und er und Theo machen dabei eine ganz unglaubliche Entdeckung, die wahrscheinlich den Fortgang der nächsten Bände erheblich beeinflussen wird. Aber psst, streng geheim!
Sehr schön finden wir als weibliche Leser, daß die Rolle von Cloe der Zwergwieseldame, die nicht nur eine begnadete Sängerin, hinreißend schön und lieblich ist, sondern auch die Sekretärin und gute Seele der Detektei, immer mehr zum heimlichen Star aufsteigt. Während Flätscher versucht sie zu beschützen, rettet sie ihn. Herrlich! Hierdurch gewinnt die Reihe dicke Sympathiepunkte bei den weiblichen Lesern. Die garstige Knesemeier und Haushälterin Hannelore eignen sich ja nicht wirklich als Identifikations-Figuren für weibliche Leser.
Außerdem lernen alle Leser, egal welche Alters und welchen Geschlechts noch einen Trick, um Angst abzubauen, den Theo verrät. Woher er den Trick hat? Na, aus den Comic-Romanen der Rick-Reihe der Autorin. Wem das Konzept gefällt und nach 4 Bänden noch nicht genug hat, aber immer noch keine Lust auf „normale“ Bücher ohne Anleihen aus der Comic-Sprache und Sprechblasen und lustigen Illustrationen, dem wird somit empfohlen einfach mit die Rick-Reihe der Autorin weiter zu lesen (geschickte Eigenwerbung im Buch, Frau Autorin!)
Das Konzept dieser Reihe? Flätscher ist ein echtes Großmaul und so spricht und denkt er „verträufelt nochmal“. Er hat seine ganz eigene, liebenswert großspurige Sprache, ist ja wohl logissimo! Schon an seinen charakteristischen Sprachschöpfungen ist Flätscher eindeutig zu erkennen. Meine Töchter lieben das und sprechen fast schon mit, ist ja wohl stinkologisch! Wegen der vielen farbigen Illustrationen, eignet sich die Reihe hervorragend auch zum Vorlesen, weil man gerade auch durch die eingestreuten Sprechblasen super mit verschiedenen Stimmen lesen kann, aber eigentlich geht es hier darum, durch ein optimiertes, kurzweiliges Text-Bild-Verhältnis und großem, sehr gut leserlichen Druck, Lesemuffeln die Angst vor Büchern zu nehmen. Die Comic-Elemente lockern den Text sehr auf, die Sprache ist einfach frech und kreativ. Wir haben den Eindruck, den wir aber nicht nachgeprüft haben, daß dieser Band über einen hören Textanteil verfügt (klar, die Leser sollen ja auch Fortschritte machen), doch bleiben noch genügend doppelseitige Illustrationen, um die Augen zu erfreuen. Wer möchte, daß die Kinder nur sprachlich ausgefeilte Sätze lesen, die sie eins zu eins in Schulaufsätze übernehmen könnten, sollte wohl andere Bücher wählen. Wer aber möchte, daß sein Lesemuffel endlich mal Spaß am Lesen hat, der ganz gewiss sein, freudiges Gegiggel beim Lesen der Kinder zu hören, diese eventuell eine Weile nicht mehr zu sehen, weil sie mit der Nase im Buch stecken und sie anschließend nicht mehr so reden wie bisher. Is ja logissiomo, sie haben vom Meister persönlich gelernt. Die Reihe spricht Kinder wirklich humorvoll an und man kann problemlos mit jedem Band der Reihe einsteigen. Wir selbst haben mit dem 2. Band begonnen und den ersten gleich hinterher geschoben, weil's so lustig war.

Ein herrlicher Spaß für Lesemuffel oder solche, die es dank Flätscher nun nicht mehr sind, aber immer noch nicht genug von seinen Abenteuern haben. 
    5 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim dtv junior Verlag für das tolle Rezensionsexemplar