Montag, 2. April 2018

Ponyhof Apfelblüte 1- 3, Pippa Young, gesprochen von Christiane Leuchtmann, Jumbo



Ponyhof Apfelblüte 1- 3, Pippa Young, gesprochen von Christiane Leuchtmann, Jumbo
Diese Box enthält die ersten drei Bände der beliebten Ponyhof Apfelblüte-Serie:
Lena und Samson: Nach der Trennung ihrer Eltern zieht Stadtkind Lena mit ihrer künstlerisch begabten Mutter aufs Land, nach Willow Springs. Ganz in der Nähe befindet sich ein altes Schloss, auf welchem sich das Gestüt Apfelblüte befindet. Isabell, die älteste Tochter der Familie, ist unglaublich begabt und wirklich sehr nett, doch die gleichaltrige Julie ist ausgerechnet die arrogante Zicke, mit der Lena vorhin einen Zusammenstoß hatte. Ob Lena dennoch eine Chance hat, die Ponys mal zu streicheln, auch wenn ihre Mutter sich keinen Reitunterricht leisten kann?
Paulina und Lancelot: Lena fühlt sich auf Hof immer wohler und auch Julie wird zugänglicher. Langsam freundet sie sich auch mit den anderen Ponymädchen an, z.B. mit Paulina die sich mit ihrem Pony Lancelot auf ein großes Springreitturnier vorbereitet. Aber irgendetwas scheint mit Lancelot nicht zu stimmen. Kann ausgerechnet die Anfängerin Lena ihr weiterhelfen?
Lotte und Goldstück: Charlotte, genannt Lotte ist mit ihren Glitzerspangen und ihrer pinken Kleidung, die mädchenhafteste auf dem Hof. Mit ihrer zurückhaltenden, ruhigen Art ist sie Lena dennoch sehr sympathisch. Das von ihr gerittene Pony Goldstück liebt sie für ihre sanfte verständnisvolle Art. Doch welch ein Unglück, als ausgerechnet Goldstück verkauft werden soll! Julie versucht die Kaufinteressenten zu vergraulen, aber Lena ist unwohl bei dem Gedanken.
Eine Box mit den ersten 3 Bänden der Reihe ist sehr praktisch. Meine Jüngste (8) liebt diese Box. Sie ist auch wirklich pädagogisch wertvoll, da hat die Mutter diesmal nichts dran auszusetzen. Ihr gefällt die Stimme, von Christiane Leuchtmann, sie konnte wunderbar mit allen drei Folgen einschlafen, selbst die dramatischeren Szenen waren wohl dank der freundlichen Stimme für sie, absolut unproblematisch, obwohl sie Geschichten zum Einschlafen normalerweise lieber vorher kennt, damit sie keine Albträume bekommt. Wunderbar, auf Ponyhof Apfelblüte ist die Welt für meine Tochter in Ordnung. In die Geschichten sind pädagogisch wertvoll viele kleine Hinweise zum besseren Umgang und Verständnis von Tieren eingewoben, was ich sehr einfühlsam gemacht finde. Auch lehrreiche Verhaltensratschläge für Kinder untereinander, werden vermittelt. Meine Jüngste mag die Mädchen und findet die vielen Reittipps wirklich interessant. Das kann ich gut verstehen, da ich auch den Eindruck habe, daß ich mit all den verdeckten Hinweisen, das nächste Mal nicht wie ein Mehlsack auf einem Pferderücken hängen werde. Meine Tochter ist also rund um glücklich und zufrieden. Die Tonträger sind auch wirklich schön gestaltet, man sieht auf jedem eine Illustration von Pony und Mädchen, nach denen die jeweilige Folge benannt ist. Auch das Booklet mit der Trackliste ist absolut ansprechend gemacht, so wie auch das Personen und Ponyverzeichnis im Anschluss.
Wie gesagt, meine Tochter ist mit dieser Hörbuchbox wirklich glücklich. Die Mutter, die die Rezensionen verfasst, möchte dennoch so schnell keine weitere Folge hören: Nach 3 Folgen am Stück, war ich echt von Lenas Perfektion genervt! Immer war sie brav, immer macht sie alles richtig. Da fand ich die bisweilen zickige Julie echt erfrischend neben. Während ich das schreibe, fühle ich mich fast als Verräter, weil mich genau das bei neuen skandinavischen Kinderbüchern oft stört, daß die Kinder keine Grenzen zu kennen scheinen.  Auch hat mich Christiane Leuchtmanns Interpretation einiger Charaktere echt genervt. Sie wirkten auf mich einfach herablassend und belehrend und die gewollt englische Aussprache der Namen fand ich völlig unnötig. Bisweilen hatte ich auch meine Zweifel, daß zumindest Lena so ausgesprochen wird. Christiane Leuchtmann liest nicht einfach die Personen, sie interpretiert wirklich jeden, sie spielt sie. Mir persönlich gefallen einige Interpretationen besser als andere, aber das ist Geschmackssache und kommt bei meiner Tochter wirklich völlig anders an. Sie fand nur die englische Aussprache der Namen merkwürdig, das war ihr einziger Kritikpunkt, gewöhnte sich aber auch daran.
Meine Tochter ist mit der Hörbuchbox glücklich, hört sie gerne, darf sie auch gerne, nur bitte nicht in meinem Auto und schon gar nicht alle 3 Folgen hintereinander. Auch wenn die Geschichten wirklich lehrreich und pädagogisch wirklich wertvoll sind, haben sie mein Herz nicht erobert. Macht nichts, ich bin nicht die Zielgruppe, nur die Rezensentin, daher mit dezidierter Meinung von Kind und Mutter.

Samstag, 31. März 2018

Geflüchtet, Zu Hause in Deutschland, daheim in Syrien, Abdullah Al-Sayed, Arena



Geflüchtet, Zu Hause in Deutschland, daheim in Syrien, Abdullah Al-Sayed, Arena
Als in Syrien die Aufstände gegen das brutale Willkürregime von Assad beginnen. Niemand hätte damit gerechnet, daß die Bevölkerung, der es relativ gut ging, auf die Straße geht. Syrien war von der Bevölkerung her liberal und offen. Es sah auf eine lange blühende Kultur zurück, es hätte alles so schön sein können, wäre da nicht dieser Autokrat, dessen unberechenbare Brutalität, die Meinungsfreiheit einschränkte. Die Angst war auch damals ein ständiger Begleiter in diesem Land. Abdullah hat das Glück in einer sehr gebildeten, liebevollen und wohlhabenden Familie aufzuwachsen. Nie hätte er es sich vorstellen können, woanders zu leben. Er wollte Abitur machen und studieren, wie seine Eltern, Brüder und Cousins. Doch als der IS in Rakka die Oberhand gewinnt und auch der Tod nicht vor seiner Familie halt macht, beschließt sein ältester Bruder, das neue Familienoberhaupt, daß ein Bleiben für sie unmöglich ist. Sie können es sich leisten zu fliehen, sie können sich sogar mehrere Fluchtversuche leisten, eine Wahl die nicht alle haben. Denn auch Wohlstand macht die Flucht nicht sicherer. Als Abdullah als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling (UmF) in einer kleinen Kinderheimwohngruppe ankommt, ist alles fremd, er ist allein und einsam.
Abdullahs Geschichte beginnt kurz vor dem Ausbruch der Aufstände in Syrien. Man erlebt, wie das Land, trotz der Autokratie durch die Bevölkerung ein offenes, tolerantes Leben zwischen den verschiedenen Religionen ermöglicht. Sehr schön finde ich dabei, daß man wirklich einen guten Alltag in Abdullah Alltag bekommt. Hierdurch bekommt man ein besseres Verständnis für die dortigen Verhältnisse und dafür, wie fremd er sich hier fühlen muß. Neben der Schilderung seines Integrationsprozesses und der Widerstände durch Verständigungschwierigkeiten, wird in Rückblenden von seinem Leben in Syrien und der Flucht erzählt. Obwohl Abdullah unvorstellbares Leid mit ansehen mußte, gerade auch bei Hinrichtungen am Straßenrand durch den IS oder Bomben, ist es dennoch so geschrieben, daß es für Jugendliche verträglich ist. Es geht nicht um unnötige Gewaltexzesse oder blutrünstige Schilderungen. Vor allem Abdullahs Gefühle und Gedanken als Reaktion auf den Terror und die Gewalt, lernt der Leser kennen. Heimat ist für ihn Syrien, aber dort gibt es für ihn keine Perspektive. Für seine Familie ist Bildung sehr wichtig und die ist in Syrien nicht mehr gewährleistet. Im Heim im Harz merkt er auch, wie wichtig Sprache ist, um seine Gefühle und seine Gedanken ausdrücken zu können. Ohne Sprache kommt es zu völlig unnötigen Missverständnissen, Ablehnung und Ausgrenzung. Sehr verständnisvoll erzählt Abdullah, wie er im Harz dann doch Freunde fand und sein Ziel des Studiums weiter verfolgt.
Auch wenn Abdullah den Horror des Krieges und die Gefahren der Flucht nicht ausschmückt sondern relativ knapp schildert, kann jeder Leser begreifen, daß diese Flucht, keine Flucht aus Wunsch nach Wohlstand war, sondern ein Kampf ums Überleben und um verpasste Chancen. Sehr gut gefiel mir aber auch, dass er einem Einblick in sein Leben, seinen Alltag und seine liberale Reliogionsausübung gibt. Wie er mit seinen Freunden freiwillig für ein Gebet in der Moschee das Fussballspiel unterbricht und wie schrecklich es wurde, dies unter Druck, mit vorgehaltenem Maschinengewehr es durch den IS wurde. Die Atmosphäre des Friedens und der Ruhe ging völlig verloren. Abdullah erfährt sowohl im Heim, als auch in der Schule viel Misstrauen und Abneigung, bis man ihn persönlich kennt und teilweise darüber hinaus. Wie wichtig war dann jedes Lächeln und jedes freundliche Wort. Ich bin auch sehr froh, von ihm einiges gelernt zu haben, um die syrische Freundin meiner jüngsten Tochter besser zu verstehen.
Heute ist Abdulla 19/20 Jahre und ist mit seinem Fachabi beschäftigt, er möchte nun Medizin studieren, wie seine Brüder. Beim Verfassen dieses Erlebnisromans (es ist sehr persönlich geschrieben und nimmt einen gefangen, ein Gefühl, das ich bei Biografien und Sachbüchern so sonst nicht habe) war ihm die 1973 geborene Journalistin Kerstin Kropac behilflich, damit aus seiner persönlichen Geschichte auch ein packender Roman wird.
Ein wirklich tolles Buch, daß ich ganz dringend empfehle und von dem ich hoffe, daß es viele Schulklassen lesen werden. Wer einem Nicht-Muttersprachler begegnet und nicht weiß wie er reagieren soll: Ein Lächeln ist international und durchbricht Barrieren.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Arena Verlag für dieses wunderbare Rezensionsexemplar.