Freitag, 7. März 2025

Wer mit den Wölfen heult, Die Canterbury Fälle, Tessa Duncan, gelesen von Heike Warmuth, Der Audio Verlag, 2. MP3 ca. 12 h ungekürzt

Wer mit den Wölfen heult, Die Canterbury Fälle, Tessa Duncan, gelesen von Heike Warmuth, Der Audio Verlag, 2. MP3 ca. 12 h ungekürzt


Lillys Kollege Matt hat gerade einen neuen Krankheitsschub und gibt ihr einen lukrativen Auftrag als beratende Pschotherapeutin ab: Sie soll in maximal 10 Sitzungen ein Gutachten über die mögliche Diensttauglichkeit des PS Martin Gordon erstellen, der im Einsatz einen Kollegen angeschossen hat. Da er nicht zum ersten Mal innerhalb der letzten 6 Monate auffiel, steht für ihn nun alles auf dem Spiel. Während ihrer Sitzungen, wird er ihr immer sympathischer, dort sie spürt auch, dass er etwas verheimlicht, vielmehr als seine extremen Konflikte mit Jeff Clark, den er anschoss. Doch ehe sie ihren Auftrag erfüllen kann, nimmt Martin sich das Leben und fordert in seinem Abschliedsbrief auf, Lilly Brown die Umstände seines Todes zu ermitteln. Ein Auftrag, dem Lilly nur allzu gerne nachkommt und dabei auf eine entsetzliche Entdeckung stößt. Doch auch Sozialarbeiterin Mabel hat ihr einen neue Fall verschafft. Sie soll sich der 22 jährigen Gerry annehmen, die kurz nach dem Verlust ihres ersten Babys durch plötzlichen Kindstod, erneut schwanger ist und von Sorgen geplagt wird, dass es sich wiederholen könnte. Diese Therapie fällt ihr sehr schwer, gerade jetzt wo Jocelyn, die Noch-Ehefreund ihres Partners, des Profilers Dan schwanger ist und ihre Spielchen mit ihm treibt.


Da kommt wieder einiges auf die junge Psychotherapeutin und forensische Fallanalytikerin Lilly Brown zu, sowohl privat, als auch beruflich. Denn Lilly war ja einst selbst Teil der MET und kennt den dortigen Corps-Geist und die Schikanen weiblicher Polizistinnen, die von viel zu vielen ihrer männlichen Kollegen nur verächtlich Flintenweiber genannt werden, nur zu gut. Da kommen wirklich unangenehme Erinnerungen hoch, die Lilly mit ihren neuen Patienten nicht so recht in Einklang bringen kann. Je näher sie den Hintergründen zu Martin Gordons Schüssen auf seinen Kollegen kommt, desto überzeugter ist Lilly, dass da eine ganz große Schweinerei vertuscht wurde und Martins das nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Die Einblicke in die Strukturen innerhalb der Polizeibelegschaft sind ebenso erschütternd wie erschreckend. Wer allerdings Presseberichte über den Zustand der MET und anderer Dienststellen in England verfolgt hat (und ich will damit nicht sagen, dass bei uns immer alles perfekt ist), der weiß, dass die Autorin dies nicht an den Haaren herbei gezogen hat, sondern es sich leider an realen Vorfällen orientiert. Das macht diese Thematik aber vielleicht nur umso interessanter!


Ihr Partner Dan ist da ganz anders und sehr viel respektvoller und einfühlsamer. Ehrlich, Lilly? Es gibt einies, woran sie zu knabbern hat, aber irgendwie scheint es sie nie zu stören, dass Dans Ehefrau, von der er sich angeblich getrennt hat, 2 mal von ihm schwanger wird, obwohl er behauptet, da sei nichts mehr und er habe sich nur für sie entschieden.... Also, unter uns... ich wurde nicht durch Windbestäubung schwanger, ich war daran durchaus beteiligt. Ich finde die Charaktere wirklich gut ausgearbeitet (kein Wunder, immerhin ist die Autorin ja selbst Psychologin), aber dass sich Lilly daran nicht stört, ist mir unbegreiflich. Natürlich ist niemand perfekt, aber Dan ist nicht nur deswegen weit davon entfernt, ein akzeptabler Partner zu sein.


Ansonsten gefällt mir diese Reihe allerdings ausgesprochen gut, gerade wegen der psychologischen Komplexität. Gerade das Thema des plötzlichen Kindstods finde ich interessant, weil ich in meiner Zeit im Jugendamt von Brighton & Hove einen recht ähnlichen Fall hatte. Aber da möchte ich nicht spoilern, ich finde es aber auch jenseits der Schwangerschaft interessant. Dans familiäre Situation ist heftig und ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass das Familienrecht in England auch im Sorgerecht so völlig anders ist, als bei uns: bei uns ist es für einen ehelichen Vater schier unmöglich, kein gemeinsames Sorgerecht zu haben. Das muss ihm schon gerichtlich entzogen werden, aufgrund ganz gravierender Umstände zugunsten des Kindeswohls (nee nee, Haft und Sucht reichen da nicht aus, selbst Gewalt nicht zwangsläufig). Die Familienrichter können dort aber wirklich ziemlich frei über Hab und Gut der Eheleute entscheiden.


Nach und nach kommt Lilly einer teuflischen Verbrüderung, die sogar Kapitalverbrechen vertuscht auf die Spur. Dabei geht sie gründlich und detailliert vor, so dass man nie den Faden ihrer Gedanken verliert und alles logisch ist, selbst ganz am Schluss, als Lilly Martins letzten Willen mehr als nur erfüllt.


Sehr geschickt finde ich den perspektivischen Einstieg in Tessa Duncans Erzählweise gewählt, da sie mit den Erwartungen und Vorurteilen der Zuhörenden spielt... Ich bin da echt aufs Glatteis gefhrt worden.


Heike Warmuth übernimmt Lillys Ermittlungen wieder voller Wärme und Entschlossenheit. Man hört ihr aber auch bisweilen ihre Entschlossenheit und ihre Sorge, auch um ihre Katze an. Insgesamt finde ich ihre Interpretation sehr lebendig und absolut überzeugend.


Für Fans anspruchsvoller Krimiunterhaltung mit Brit-Flair und psychologischen Einblicken sehr zu empfehlen.


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für mein Hörexemplar!


Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/wer-mit-den-woelfen-heult-die-canterbury-faelle-duncan-tessa-978-3-7424-2696-3/


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