Mittwoch, 26. Januar 2022

Die unhöfliche: Die Queen ermittelt (die Fälle ihrer Majestät 2) Tote S.J. Bennett, ungekürzt gelesen von Sandra Voss, Audiobuch Download, 12 h

 

Die unhöfliche: Die Queen ermittelt (die Fälle ihrer Majestät 2) Tote S.J. Bennett, ungekürzt gelesen von Sandra Voss, Audiobuch Download, 12 h

 

Frühsommer 2016: Das Brexit-Referendum hat gerade den Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Union besiegelt, Theresa May löst David Cameron als Premierministerin ab, in den USA geht es in die heiße Wahlkampfphase zwischen Hilary Clinton und Donald Trump, als die Queen ihr Lieblingsgemälde von ihrer Yacht auf einer externen Ausstellung, statt vor ihrem Schlafgemach entdeckt. Sie ist not amused und beauftragt Rozie, ihre stellvertretende Privatsekretärin mal wieder diskret für sie zu ermitteln. Eigentlich sollten in der Royal Collection selbst die Privatgemälde ihrer Majestät verzeichnet sein, aber dass sich über dieses Gemälde von hohem persönlichen Wert nichts finden lässt, macht Rozie stutzig. Als dann noch die unbeliebte Chefhaushälterin tot neben dem königlichen Pool von Privatsekretär Sir Simon entdeckt wird und die Queen von Rozie erfährt, dass die Verstorbene Drohbriefe erhielt, wie auch einige andere Angestellte des Palasts, sieht Elisabeth II die Zeit gekommen Scotland Yard einzuschalten, jedoch nicht ohne diskret die Ermittlungen zu leiten und zu lenken.

 

Noblesse oblige und so ist es natürlich undenkbar, dass die Königin persönlich ermittelt, auch wenn dies ihre heimliche Passion ist, von der nur Rozie und Prince Philipp wissen dürfen, denen sie voll vertraut. Dass die kompetente und engagierte Rozie auf offiziellem Weg keine Hinweise zum Verschwinden des Bildes der Britannia finden kann, sehen sie und ihre Chefin als Indiz dafür, dass da etwas nicht stimmt. Auf Geheiß ihrer Majestät soll Rozie daher zu dem ehemaligen Leiter der Royal Collection reisen, in der Hoffnung, dass dieser in seinem Gedächtnis noch hilfreiche Informationen entdecken kann. Sholtow Harveys Gastfreundschaft ist sensationell und tatsächlich fällt ihm einiges Hilfreiches ein, doch hilft es ihr auch in der Angelegenheit mit den Drohbriefen und der verhassten Haushälterin weiter? Diese Verwicklungen bringen die kleinen grauen Zellen der Queen und Rozie ganz schön zum Glühen, während sie sich bemühen, sämtliche Erfolge anderen, männlichen Mitarbeitern und Scotland Yard zuzuschreiben. Herrlich, wie diese sich schließlich im Glanze der Erfolge der zwei Komplizinnen sonnen!

 

Ein wunderbarer Cosy Crime, beim dem das Zuhören ein Genuss ist, so viele kleine Infos zum Zeitgeschehen, den Interna der Royals und auch zum Betrieb des gesamten Hofstaates erfährt man nebenbei. Warum sind eigentlich sämtliche ausländischen Botschafter am Hofe von St. James akkreditiert? Darüber wundert sich Rozie schon seit längerem und als sie die Antwort herausfindet, staunt sie nicht schlecht. Auch hatte sie keine Ahnung, dass sämtliche Paläste in der Stadt durch ein unterirdisches Tunnelsystem miteinander verbunden sind. Über dessen Sinn und Verwendung ranken sich die unterschiedlichsten Theorien, zu denen Rozie letztendlich noch eine weitere wird hinzufügen können. Die Queen und ihre engste Familie wirken unglaublich sympathisch und die schiere Größe dieser Unternehmen, die eigentlich die royalen Güter darstellen, sind für eine Person fast zu groß, um den Überblick zu behalten. Daher kommen nur die Besten der Besten als Mitarbeiter der Queen in Betracht, auch wenn sich diese Qualität nicht unbedingt in ihrer Vergütung widerspiegelt, oft aber in ihrer unerschütterlichen Loyalität. Die Auflösung dieser Fälle ist daher ebenso komplex wie schwer durchschaubar und vielleicht ist seine Logik nicht unbedingt seine Stärke. Der Raffinesse der Queen und ihrer Komplizin tut dies jedoch keinen Abbruch. Heimliche Stars in den Nebenrollen sind natürlich Prince Philipp und ihre Corgys.

 

Sandra Voss liest diesen Krimi souverän und versteht es zwischen der jungen, kompetenten Rozie und der ebenso distinguierten, wie gewitzten Monarchin hin- und her zu wechseln. Sie arbeitet gekonnt den feinen Humor in der Interaktion der Charaktere heraus und versteht es auch Sir Simon und seinen übrigen männlichen Kollegen den sprachlichen Schliff zu verleihen. Very British!

 

Ich habe jede Minute genossen! Was für ein köstlicher Krimi, wie meine Oma gesagt hätte!

 

Ganz herzlichen Dank an Audiobuch und Lovelybooks für mein Hörexemplar.

 

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Montag, 24. Januar 2022

Holgers Haus, Jule Wellerdiek, Knesebeck Verlag

 

Holgers Haus, Jule Wellerdiek, Knesebeck Verlag

 

Fuchs Holger und sein Freund Stein leben in einem gemütlichen kleinen Häuschen mit Garten im Grünen. Gemeinsam machen sie es sich schön, eigentlich. Denn wenn man genau hinsieht, erledigt Holger die Hausarbeit und räumt auf, während Stein spielt, Unfug macht und ihm beim Versuch zu helfen, immer wieder die völligen Katastrophen unterlaufen, die Holger dann wieder aufräumt. Holger ist sauer! Ständig macht ihm dieser Tollpatsch nichts als Ärger und er hat dann die Arbeit! Wie schön wäre es doch alleine in dem Häuschen zu wohnen, dann hätte er jede Menge Zeit und Ruhe und viel weniger Arbeit! Als Stein im Garten ist, hievt er das Haus auf seinen Fahrradanhänger und radelt schnell los, auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Doch ohne seinen alten Freund, fühlt sich das Haus leer und verlassen an und gar nicht mehr nach seinem zu Hause!

 

Jedes Kind kennt es! Irgendwas geht schief und die Mama schimpft, über das Chaos, den Dreck und die viele Arbeit. Was wünschen sich Eltern manchmal einfach nur Ruhe, aber wenn sie sie dann haben, können sie sie nicht immer genießen. Denn es fehlt der Trubel, das Leben, das Lachen und das Gefühl von zu Hause. Die Eltern wünschen sich ihre kleinen Tollpatsche gar nicht weg, denn sie haben sie ja lieb. Aber so ein Tag können ruhig etwas länger sein, damit auch Zeit für die schönen Dinge im Leben ist. An diese erinnert sich Holger, als Stein nicht mehr bei ihm ist und er vermisst diese schönen Zeiten, denn es gibt sie nicht ohne das übliche Chaos! Oft merkt man erst, wie gerne man etwas hat, wenn es nicht mehr da ist. Auch bei Freundschaft ist das so, wenn die Freunde da sind, fühlt es sich richtig an, es sei denn man streitet mal, aber selbst nach einem Streit, ist es ohne die Freunde ganz schön langweilig. Dafür ist ein zu Hause ganz alleine, gar kein richtiges zu Hause, es fehlt das Leben, die Freude, das Lachen, die Gemeinsamkeit, und und und!

 

Sehr liebevoll und verständlich erzählt Jule Wellerdiek für Kinder ab 3 Jahren in Wort und Bild von Freundschaft, Streit und Versöhnung, von dem Wunsch nach Ruhe und dem Bedürfnis nach Nähe. Der Wunsch mal allein zu sein ist genauso normal wie die Angst vorm Alleinesein. Durch Holgers Augen erleben Kinder sowohl den Spaß am Unfug, den Ärger über viel zu viel unnötige Arbeit und den paradoxen Gefühlen des Alltags. Manchmal steht man vor allem sich selbst im Weg. Das ist in einfacher Sprache auf für die ganz Kleinen zu verstehen, während die aquarellartigen Bilder nicht nur Genuss und Angst und somit vor allem die Gefühle ausdrücken, die Kinder oft noch nicht so gut in Worte fassen können. Die Bilder sagen ihnen aber alles, was sie begreifen müssen, wollen, sollen. Dabei ist die Idee, dass ein Fuchs mit einem tollpatschigen Stein befreundet ist, ganz besonders witzig! Steine haben doch keine Gefühle, dieser hier aber schon und jede Menge witzige Ideen und natürlich Pech! Ein Stein mit einem großen Herzen, das auch verzeihen kann, ist nicht nur in Holgers Haus letztendlich willkommen, sondern wird sicherlich zu einem treuen Kindheitsbegleiter!

 

Ein liebevoll sensibles Bilderbuch ab 3 Jahren!

 

Vielen lieben Dank an den Knesebeck Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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