Mittwoch, 23. Juni 2021

Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst und so ein kleines Stück Welt rettest, Sigrid Drage, Löwenzahn Verlag

Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst und so ein kleines Stück Welt rettest, Sigrid Drage, Löwenzahn Verlag

 

Welcher leidenschaftliche Gärtner möchte nicht lieber die Zeit im Garten, als im Gartencenter verbringen und dabei noch Saatgut und alte Sorten schützen? Wie das geht und warum es sinnvoll und wichtig ist, erklärt dieses Buch.

 

Ich habe hier einiges gelernt, z.B. warum bei mir Ringelblumen, Kornblumen und Cosemea nie nachkommen, während bei meinen Nachbarn stets eine wunderschöne Ringelblumenpracht den Vorgarten ziert und bei meiner Mutter die Cosmea einfach überall wächst. Das Blütenportrait hat es mir verraten: ich habe einfach nie genug! Es benötigt einen Minimalbestand von ca. 10 Pflanzen, auf die ich nie komme, weshalb es sich einfach nicht von alleine vermehren will... aber nun bin ich ja schlauer! Sehr interessant finde ich bei den Blumenportraits auch, dass diese nicht nur die bevorzugten Standorte, die Art der Aussaat, Erntezeit, Pflegebedürfnisse, Eigenheiten, Verwendung, Verkreuzung und Vermehrung kurz erklären, sondern auch den Samenstand (damit man ihn nicht übersieht), die Samengröße und die Lebensdauer der Samen angeben.

Meine Mutter hat die Angewohnheit aus dem Urlaub immer Pflanzen mitzubringen. Auch wenn sie keine Handtaschen nutzt, scheint sie immer was zum Buddeln zu finden und so vermehrt sie in unserem sehr milden Klima alle möglichen Pflanzensorten fort und schützt sie vor dem Aussterben. Sie ist dabei so erfolgreich, dass nun auch bei mir Schlüsselblumen wachsen und bald auch in Nachbars Garten. Aber dafür muss man ja erst mal wissen, wie man welche Pflanze vermehrt! Pflanzen die meine Mutter irgendwo in der Wildnis ausbuddelt (was sie sicher nicht darf) sind garantiert keine Hybridsorten und somit zur Vermehrung geeignet. Dabei finde ich die unergründlichen Wege der Natur faszinierend, denn ich bin fest davon überzeugt, dass auch Regenwürmer die Samen verschleppen, alleine mit Vögeln kann ich mir einige originelle Orte des Wuchses nicht erklären, aber ich möchte ja, dass die Blumen nicht alle in der Wiese wachsen, sondern auch bitte dort, wo ich sie gut sehe und nicht jeder drüberläuft. Dabei war mir dieses Buch eine große Hilfe, um mein Verständnis der Zusammenhänge zu vergrößern. Klar, wie ich Stiefmütterchen und Löwenzahn vermehre war mir klar, aber wie war das mit den Senkern von Tränenden Herzen, die letztens in meinem Hörbuch vorkamen. Davon hatte ich noch nie gehört. Aber ich habe ein Tränendes Herz, einen festen Willen und nun dieses schlaue Buch! Diese Pflanzensorte ist hier nicht aufgeführt, vielleicht ist sie nicht schützenswert genug, aber das Prinzip war klar und verständlich und so habe ich gleich damit begonnen. Da es länger dauert, als das Keimen von Sonnenblumenkernen, kann ich leider noch keinen Erfolg dokumentieren, wegen der aktuellen Gewitterlage, bin ich aber zuversichtlich, dass es früher oder später Wurzeln schlagen wird. Der Erhalt der Anlagen meiner ermüdenden alten Stachelbeeren durch Vermehrung über Stecklinge hat aber hervorragend funktioniert, ebenso bei der nicht so alten Jostabeere, die ich bei meiner Mutter als Steckling abschnitt und die nun bei meiner Nachbarin und mir wachsen und hoffentlich reiche Frucht tragen wird. Denn das Teilen und Tauschen von Saatgut ist ein wichtiges Prinzip der Autorin. Es geht nicht um Profit und Kommerz, sondern um die Freude an der Natur und deren Erhalt.

 

Die zahlreichen Fotos lassen Gartenfans das Herz aufgehen, insbesondere da sie mit den Originalakteuren aufgenommen wurden, ohne Filter, ohne Tricks, ganz natürlich. Da bekommt man gleich Lust zu Buddeln und zu Werkeln, ohne über sein Outfit nachzudenken. Dabei sind die Bilder durchaus anregend und ich bewundere die Bilder von den Blumensamen, schön sichtbar sortiert und trocken verwahrt in alten Marmeladengläsern. Bei mir fehlt es leider am Platz, daher nehme ich Teefilter mit Musterklemmen, die ich dann in Eisdosen aufbewahre, wenn ich sie nicht vorher vertausche.

Hier gibt es so viel zu entdecken, dass man immer wieder hineinlesen möchte. Zum Glück hat es gleich zwei farbige Lesebändchen mit denen man seine nächsten Projekte aus dem Buch markieren kann. Lesebändchen kann man in Büchern, die zum Nachschlagen geeignet sind, nie genug haben!

 

Die Autorin ist mir bereits aus ihrem Werk „Permakultur – Dein Garten, Deine Revolution“ aus dem Löwenzahn Verlag bekannt, weshalb ich mir schon vorab bewusst war, hilfreiche Tipps von einer Gärtnerin zu erhalten, die das was sie schreibt auch selbst praktiziert und mich an ihrer Erfahrung teilhaben lässt.

 

Leider ist es mir trotz der wundervollen Pflanzenportraits nicht immer möglich zu bestimmen, zu welcher Sorte oder Art eine Pflanze nun gehört und wie ich sie am besten vermehre. Einige Einordnungen haben mich staunen lassen. Da fehlt mir vielleicht das botanische Grundverständnis, oder ich vergesse zu schnell, deswegen muss ich bei Zweifeln an meinen Erkenntnissen bisweilen noch mal schnell nachgoogeln. Das liegt jedoch nicht an dem mangelnden Ausdrucksvermögen der Autorin, deren Schreibweise ich als sehr angenehm, anschaulich und gut verständlich empfinde. Sie erklärt, statt zu dozieren und lässt jedem Gärtner Raum für die eigene Umsetzung, was mir sehr gut gefällt. Die Gliederung mit ihren Verzeichnissen: Saatgut im Portrait (mit Foto), Glossar, Stichwortregister, weiterführende Literatur und Quellen und Bezugsquellen ist übersichtlich und erleichtert die Alltagsnutzung ungemein. 

 

Das Buch ist ökologisch und nachhaltig gedruckt, voll kompostierbar, aber da denke ich nicht mal dran! Einfach wertvoll für alle natürlichen und naturnahen Hobbygärtner!

 

Vielen lieben Dank für diese Bereicherung für meinen Gartenalltag mit der Leserunde bei Lovelybooks an den Löwenzahn Verlag

 

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Montag, 21. Juni 2021

Internat der bösen Tiere (3) – Die Reise, Gina Mayer, gelesen von Jonas Minthe, Goya Libre, MP3 ca. 6 h ungekürzt

 

Internat der bösen Tiere (3) – Die Reise, Gina Mayer, gelesen von Jonas Minthe, Goya Libre, MP3 ca. 6 h ungekürzt

 

Noel fühlt sich richtig wohl auf der Insel der Tiere und im Internat, auch wenn er mit einigen Lektionen so seine liebe Not hat, zum Beispiel bei der Jagd! Also muss er quasi bei seinem Begleittier dem Leoparden Kumo „nachsitzen“ während Taiyo schon chillen kann. Als er erschöpft auf ihr Zimmer zurückkehrt erzählt ihm Taiyo, dass Mrs. Moa für ihn eine Schatulle abgegeben habe, die er unbedingt Noel aushändigen solle. Doch Taiyo hat nicht aufgepasst und nun ist die Schatulle ebenso verschwunden, wie Mrs. Moa, die die Inseln für immer verlassen hat. Seit Noels Entführung plagen sie Schuldgefühle. Noel ist verzweifelt, er findet zwar die Schatulle wieder, aber die darin enthaltenen Briefe seiner Mutter sind zerstört. Mrs. Moa war die einzige Vertraute seiner Mutter, die er kannte. Trotz der Gefahr die jenseits der Insel auf ihn lauert, flieht er heimlich, um zu erfahren, was seine Mutter ihm einst schrieb.

Es beginnt ganz unaufgeregt, indem Noel beim Jagdtraining auf Eidechsen mal wieder unter Beweis stellt, dass er zwar der Sohn einer der Gründerinnen der Schule ist, aber dennoch vieles mühsam lernen muss. Im Laufe dieses Abenteuers verflucht Noel mehrfach seine Faulheit und seinen mangelnden Fleiß, insbesondere im Englischunterricht in der Schule. Hätte er sich dort mehr angestrengt, würde er heute nicht so herumstammeln auf Reisen! Denn Noel lässt es keine Ruhe, nicht zu wissen, was seine Mutter ihm schrieb. Er fühlt sich so unvollständig, es quält ihn nicht zu wissen, woher er kommt und wer seine Eltern sind oder waren. Er hegt Zweifel gegenüber dem, was ihm seine Tante Karin über seine Mutter erzählte. Also begibt er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und nach sich selbst. Dabei findet er so viel mehr und das sind nicht nur Erfahrungen und Abenteuer, sondern auch Erkenntnisse und das Erkennen seiner Identität. Die Suche nach sich selbst und seiner Mutter wird hier nicht abgeschlossen, aber er findet nicht nur mehr über seine Eltern heraus, sondern auch über sich selbst. Er verbringt nämlich auch viel Zeit mit Warten und Nachdenken. Das ist nicht immer nur langweilig, die Ruhe bringt Gewinn durch Besinnung und Reflexion. So ist dieser Band bisweilen ruhiger als die actionreichen Vorgänger, dafür bietet er tiefere Einblicke in die Strukturen der Schule und die Charaktere. Denn egal wie weit verbreitet einiger Irrglaube ist, mit 14 Jahren ist die Suche nach sich selbst und echten Freunden ganz zentraler Bestandteil und die Freunde auch Bestandteil der eigenen Identität. Auch wenn die jungen Hörer nicht mit einer Kopfstimme die Tiere ihrer Umgebung verstehen können und keine Kämpfe mit Wilderern zu befürchten haben, werden sie sicherlich einige Gemeinsamkeiten mit Noel teilen. So verbindet sich Abenteuer mit Fantasie und zentralen Themen des Erwachsenwerdens, wobei dieses Mal die erwachenden Gefühle für Ka. eine ganz untergeordnete Rolle spielen. Erledigt ist das Thema aber nicht, nur die Gewichtungen wechseln von Folge zu Folge, für noch mehr Spannung. Diese wird aber auch hier wieder garantiert durch den flüssigen und mitreißenden Erzählstil von Gina Meyer, der es scheinbar mühelos gelingt, Spannung, Fantasy und Coming-of-Age Themen zu kombinieren. Wieder stellt sie uns überraschende neue Charaktere vor, die Noel zu Beginn unterschätzt, die sich aber als unschlagbar an seiner Seite erweisen.

 

Jonas Minthe gefällt mir nach wie vor unglaublich gut als Noel, der auf der Suche nach sich und seinen Wurzeln ist, hin und hergerissen, zwischen seiner natürlichen Faulheit, dem Wunsch gut zu sein, der Sehnsucht nach seiner Mutter, der Loyalität zu seinem besten Freund und der Anziehung zu Kat. für die auch Taiyo schwärmt. Das Leben ist echt kompliziert, wenn man14 Jahre alt ist und dieses Wechselbad der Gefühle bringt Jonas Minthe sehr gut rüber, ebenso wie Verzweiflung und Entschlossenheit, die sich in seiner Brust abwechseln. Dabei klingt er richtig jung und authentisch, während seine frische Art, der Erzählung Lebendigkeit verleiht.

 

Packend und mitreißend für ab 10 Jahren!

 

Vielen lieben Dank an Goya libre für unser kurzweiliges Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/internat-der-boesen-tiere-die-reise/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3236&f=true&cId=118&backToShop=true