Freitag, 16. Oktober 2020

Luis und Lena (1) – Die Zahnlücke des Grauens, Thomas Winkler, cbj Verlag


Luis und Lena (1) – Die Zahnlücke des Grauens, Thomas Winkler, cbj Verlag

 

Luis (12) besuchte in Berlin eine naturwissenschaftliche Schule, wo er als Nachwuchsforscher glücklich unter befreundeten Nerds war. Doch dann beschließt seine Mutter, für eine neue Stelle als Zahnarzthelferin nach Bayern zu ziehen, in einen kleinen Ort, mit nur einem Gymnasium. Dort werden sich alle schon seit dem Kindergarten kennen, da muss er gleich einen guten Eindruck machen und so plant er diesen perfekt. Doch seine überbesorgte Mutter macht ihm einen Strich durch die Rechnung, da das Outfit nicht warm genug ist und ohne Helm zu fahren ist viel zu gefährlich. Durch das Umziehen kommt er noch zu spät und alle starren ihn an. Als es kaum noch schlimmer geht, wird er auf den letzten freien Platz neben Lena gesetzt, die alle für etwas irre halten, weil sie behauptet Kobolde sehen zu können. Um diesen miesen ersten Eindruck los zu werden, kauft er sich Eishockeyschlittschuhe und -schläger und marschiert zum Weiher. Beim gemeinsamen Training mit den Jungs wird er binnen Rekordzeit berühmt, als ihm ein Schneidezahn ausgeschlagen wird. Eine Trophäe, die ihm die sofortige Aufnahme in das Team sichert und die wie ein Schatz im Schrank des Vereinsheims aufbewahrt wird. Alles scheint bestens, bis nachts eine Zahnfee durch sein Zimmer schleicht und die Herausgabe des Zahns fordert! Das geht natürlich nicht, drum verfolgt sie ihn auf Schritt und Tritt und außer ihm und Lena, kann niemand sie sehen. Nun wird es oberpeinlich und echt brenzlig!

 

Dass Luis in die 6c geht, wie meine Jüngste, fand diese prima. Wir haben uns gemeinsam aufgeregt, wie man denn als Mutter einfach so, wegen eines völlig normalen Jobs so weit wegziehen kann und dann noch von seinem Kind verlangen, dass es das in Ordnung und schnell Freunde findet!

Die Geschichte ist allerdings so lustig geschrieben, dass wir darüber schnell hinwegsehen konnten. Es hat mir großen Spaß gemacht sie meiner Tochter laut vorzulesen und wir mussten immer wieder lachen! Daher können wir uns gut vorstellen, dass diese Geschichte auch sehr gut als Hörbuch funktioniert! Wir haben allerdings auch mit Luis und Lena gelitten. Mit Luis, weil er doch eigentlich ein Nerd ist und aufgrund des Umzugs gezwungen wird, sich mit einer gefährlichen Sportart zu beschäftigen, die die übrigen Jungs praktizieren, seit sie laufen können. Luis ist halt eher der Denker, als der Sportler, rein rational. Ganz anders als Lena, die eher fühlt, als wissenschaftlich vorzugehen. Daher wird sie auch für eine Spinnerin gehalten, allerdings zu Unrecht, wie Luis feststellen muss, außerdem ist sie eine prima Freundin. Wir mochten beide auf Anhieb, was ganz klar macht, dass Außenseiter auch eigentlich richtig klasse sein können und man ihnen unbedingt eine Chance geben sollte. Das gilt allerdings auch für Zahnfeen in Not, auch für diese sollte man immer ein Herz und ein Stück Schokolade bereithalten!

Diese Geschichte ist aber auch eine Liebeserklärung an die bayrische Provinz. Der Großstädter fühlt sich anfangs völlig verloren, gerade angesichts seiner wilden Mitschüler mit den eigenartigen Spitznamen. Als er sie näher kennenlernt, merkt er, dass diese wilden Typen echte Freunde, mit dem Herzen am rechten Fleck sind und das beste aus dem machen, was ihnen die Gegend so bietet.

 

Dieses Abenteuer ist irre witzig, voller Pointen und Wendungen, aber auch in sich abgeschlossen, obwohl sich schon die nächsten Schwierigkeiten am Schulhofhorizont bemerkbar machen. Alle Zeichen deuten auf Fortsetzung (so rein im analytischen Sinne!), wir würden uns darüber auf jeden Fall freuen!

Ach ja, natürlich ist dieses Buch wahrscheinlich offiziell ein Comicroman, da er erfreulicherweise von Daniel Stieglitz reich illustriert ist, manchmal mit Sprechblasen und manchmal mit Bilderfolgen... aber an alle Eltern: es ist vor allem ein Buch, mit vollständigen, grammatikalisch korrekten Sätzen. Die zahlreichen Illustrationen, die nur die Schmankerl, die das lästige Lesen versüßen, mit spitzer Feder.

Thomas Winkler arbeitet übrigens in Bayern als Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik, wenn er nicht gerade Kinderbücher schreibt. Daher ist ihm wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass in Berlin das Gymnasium erst mit der 7. beginnt ;) Allerdings beherrscht er etwas, was gute Lehrer auszeichnet und was mich von Lehrern geschriebene Bücher so schätzen lässt: er weiß, was Kinder in dem Alter verstehen und was nicht. Alle Begriffe, die meine Tochter nicht kannte (es waren nicht viele) wurden umgehend erklärt und das auch noch verständlich. Was will man mehr!?

 

Ein witziges Buch für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren, um Freundschaft und die verrückten Unerklärlichkeiten des Universums, mit Lachgarantie.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Agentur Literaturtest und dem cbj Verlag für unser Rezensionsexemplar!

 

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Mittwoch, 14. Oktober 2020

Magic Tales, Verhext um Mitternacht, Stefanie Hasse, gelesen von Fanny Bechert, Steinbach Sprechende Bücher, 2 MP3 592 min. ungekürzt


Magic Tales, Verhext um Mitternacht, Stefanie Hasse, gelesen von Fanny Bechert, Steinbach Sprechende Bücher, 2 MP3 592 min. ungekürzt

 

Eine moderne, magischere Form des Aschenputtelmärchens, erzählt aus zwei Perspektiven:

Der junge Tristian ist der Sohn eines mächtigen Hexenmeisters gewesen, die Identität seiner Mutter nicht bekannt. Als sein Vater als dunkler Magier der Blutmagie bezichtigt, im Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet wird, ändert sich alles für ihn. Seine Stiefmutter und Stiefbrüder Chris und Noah verspotten ihn und demütigen ihn regelmäßig mit verbotenen magischen Streichen sogar in der Schule. Nur sein Hund Roger, der ihm noch von seinem Vater blieb und seine beste Freundin Mara, geben ihm Halt und Trost. Eines Tages taucht die schöne Austauschschülerin Ela aus Rom auf ihrer Schule auf und erstaunlicherweise erliegt sie nicht Chris und Noahs Charme, sondern interessiert sich für die schlaue Aussenseiterin Alex und den misstrauischen Tristan. Was er nicht weiß: Ela ist die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie, unterwegs in geheimer Mission, auf der Suche nach Dunkelhexen, die das anstehende Ritual, das die Einigkeit zwischen Menschen und Hexen garantiert, gefährden. Wie sehr wünschte sich Ela, dass in Tristan auch nur ein Funke Magie stecken würde, um ihr als Auserwählter als Partner beim Ritual beistehen zu können, doch er praktiziert nur Kampfkünste und verabscheut Magie!

 

Mitternacht ist der Moment, an dem die Kräfte der Magie schwinden und nur sehr mächtige Hexen es vermögen ihre Illusionen aufrecht zu erhalten. Nein, Aschenputtel ist nicht um Mitternacht in Gefahr, Mitternacht betrifft alle Hexen und sofern diese magische Kleidung tragen, könnte dies peinlich für sie werden....

 

Klassische Märchen neu zu erzählen, in einem anderen Kontext ist gerade sehr populär und Aschenputtel/Cinderella/Cendrillion ist eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen, so daß man seine Strukturen schnell wieder erkennt. Daher liegt dann der Spaß im Wiedererkennen und in einer guten Erzählung und interessanten neuen Varianten, sofern sie geboten werden.

 Hier sind z. B. die Rollen vertauscht: Tristan ist nicht der Prinz in der schimmernden Rüstung, sondern der verstoßene Sohn, des verstorbenen Hausherren, der von seiner Stiefmutter und seinen Stiefbrüdern regelmäßig gedemütigt wird. Er wurde aus seinem Zimmer verbannt, in den Keller. Da er über keinerlei Magie zu verfügen scheint, wird er verspottet und durch verbotene magische „Streiche“ in der Schule lächerlich gemacht... Ela ist keine Prinzessin, aber die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie und die für das Ritual Auserwählte. Das ist vor allem ein böses Omen, denn diese große Ehre, könnte sie auch leicht das Leben kosten, weshalb sie zu ihrem eigenen Schutz bislang vor der Öffentlichkeit ferngehalten wurde und erst beim großen Hexentreffen zur Erneuerung des Bannes in die Hexengesellschaft eingeführt werden soll.

Es gibt hier keine Schichtunterschiede wie Adel und Gesindel, es geht um Hexen, Wissende (Menschen, die Magie immerhin sehen können) und Unwissende (die meisten Menschen).

 

Beide fühlen sich auf Anhieb zu einander hingezogen und durch ihre Herkunft aber auch durch scheinbar unüberwindbare Gräben getrennt. Aber nein, wir wechseln nicht zu Romeo und Julia, immerhin ist dies ein modernes Märchen ab 13 Jahren. Beide umgibt ein Geheimnis, doch nicht beide wissen davon.... Das finde ich sehr interessant gemacht, wobei die Neugierde auch immer wieder geschickt gesteigert wird. Wer ist Tristans Mutter und warum ist sie geheim und warum ist er nicht magisch? Zum Teil werden die Rätsel gelöst, aber zum Teil auch nicht. Ein „Warum“ lässt mich noch immer grübeln, da finde ich die Erklärung nicht so logisch.

 

Ela und Tristan sind sehr sympathisch, interessanter fand ich aber fast die zwiespältigeren Personen Alex und Chris. Ela hat aufgrund ihrer Bestimmung kein ganz unbelastetes Verhältnis zu ihrer Schwester Gloria, die auch immer wieder ins Zentrum dieser Geschichte drängt. Durch die zahlreichen Personen, sollte man also durchaus genau hinhören. Fanny Bechert mag ich als Sprecherin für Ela sehr gerne. Sie klingt jung, dynamisch und bisweilen verletzlich. Allerdings hätte ich mir einen zweiten, männlichen Sprecher für Tristan gewünscht. Da ich Hörbücher immer nebenbei höre, brauche ich einen deutlichen akustischen Reiz und nur die Erwähnung des Perspektivwechsel kann leicht mal überhört werden, so dass ich dann etwas verwirrt war, weil Ela und Tristan gleich klingen. Das ist nicht unangenehm und mir deutlich lieber, als jemand der mit schlecht verstellter Stimme spricht, aber gerade für Hörer, die zum Einschlafen oder nebenbei hören, nicht wirklich deutlich genug.

 

Dennoch hat mir das Hörbuch gut gefallen. Es war abwechslungsreich, mit erfrischenden Ideen, spannenden Zwischenereignissen und einem großen Showdown mit anschließender glücklicher Auflösung. Was will der magische Märchenfan ab 13 mehr? Seufz!

 

Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Hörexemplar bei Steinbach Sprechende Bücher für unterhaltsame Stunden!

 

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