Montag, 12. Oktober 2020

Konichiwa! Rund um die Welt mit Fuchs und Schaaf, Fox Sheep, Illu. Karoline Pietrowki, Migo Verlag


Konichiwa! Rund um die Welt mit Fuchs und Schaaf, Fox Sheep, Illu. Karoline Pietrowki, Migo Verlag

 

Das erste Bilderbuch basierend auf der erfolgreichen Fox & Sheep-App und dem Spotify-Podcasts:

Fox und Sheep leben auf dem Land, in einem gemütlichen Bauernhaus, mit Bauerngarten und fruchtbaren Apfelbäumen. Von dort aus beliefern sie mit ihrer eigenen kleinen Eisenbahn die ganze Welt mit ihren Hofprodukten: Marmelade, Wollsocken, Gürkchen, Apfelkompott und -saft... Eines Tages erhalten sie einen Großauftrag Apfelpunsch aus Osaka, der drittgrößten Stadt Japans. Wie aufregend! Eifrig begeben sie sich an die Arbeit, um rechtzeitig vor Weihnacht wieder zurück in ihrem gemütlichen Häuschen sein zu können. Doch bis dahin liegt noch eine abenteuerliche Reise durch fremde Länder, mit fremden Sprachen vor ihnen.

 Meine Tochter (11) liebt Bilderbücher und ihr hat die Geschichte sehr gut gefallen. Besonders die Versprecher vom Fuchs fand sie sehr witzig, sowie das Apfelpunsch-Rezept, das bei uns genau zur Apfelernte kommt. Außerdem meinte ihre Freundin letztens „Ich kann ein Wort Chinesisch: „Konichiwa!“ - „Konichiwa, ist doch Japanisch“. Tja, Lesen bildet ;) Sowohl die Postkarte, als auch die Weltkarte in der „Schatz-Tasche“ am Ende fand sie prima, allerdings fehlten ihr die Landesbezeichnungen: „Wo ist denn nun Japan?“ - „Meinst Du echt? So klein!?“, tja, ich denke, das war Japan, aber kann ich sicher sein? - Die Illustrationen sind aber schön!

 

Ich bin etwas zwiegespalten. Ich habe das Gefühl, dass etwas zu viel auf einmal gewollt wird, der Fokus schwenkt mir zu oft. Erst der Bauernhof, wahrscheinlich für Neulinge der Reihe, so wie wir und die Eisenbahn, die aber später kaum noch Erwähnung findet, wohl aber ein zentraler Bestandteil der Reihe ist und die wunderbare Ausstattung, die aber den Inhalt nicht so wirklich widerspiegelt. Superschön finden wir die Weltkarte, die hinten eingelegt ist und ein eigenes Staufach hat, eine wunderbare Idee, aber noch schöner hätten wir es gefunden, wenn zumindest Japan benannt worden wäre. So waren wir uns etwas unschlüssig, als wir Osaka suchten, da sie ja wirklich nicht kartografisch korrekt ist. Die Reise wird angerissen, aber irgendwie Potenzial ungenutzt gelassen, wahrscheinlich um die Zielgruppe nicht zu überfordern. Es hätte mir dennoch gefallen, wenn dann etwas mehr Wissen mit der Reise vermittelt worden wäre, oder diese ganz gestrichen. Es ist für Dreijährige z.T. echt relativ viel Text. Die meisten Kinder in diesem Alter können sich nicht so lange am Stück konzentrieren. Die Illustrationen sind hinreißend und sprechen sowohl Jungs und Mädchen an und bieten jede Menge zu entdecken.

Das Apfelpunschrezept ist eigentlich eine tolle Mitmach-Idee, aber nicht unbedingt mit Dreijährigen, selbst wenn sie motorisch in der Lage sein sollten, Äpfel klein zu schneiden, dürfte ihnen das Durchhaltevermögen für 2 kg Äpfel gemeinsam mit einem Elternteil fehlen...

 Die Geschichte ist zwar schön, lustig und unterhaltsam, aber irgendwie bleibt bei mir das schale Gefühl zurück, dass da noch mehr ginge. Denn, was antwortet man auf „Konichiwa“? Oder wie verabschiedet man sich? So hatte ich die Erwartung, dass man etwas mehr Einblick in japanische Besonderheiten bekommt, aber es sind vor allem die grellen Lichter der Stadt. Meine Tochter fragte mich sehr erstaunt: ist das wirklich so, gibt es da sonst nichts? Doch ein Schloss wird noch erwähnt... ich musste aber einräumen, dass die grellen Neonlichter bei Nacht, nicht nur für Osaka typisch sind, sondern auch für Tokio und andere japanische Großstädte. Es ist schön Bewusstsein bei den Kindern zu schaffen, dass fremde Länder mehr als eine bedeutende Stadt besitzen, aber so ganz wird die Bedeutung hier nicht deutlich. Sie hätten genauso gut nach Tokio fahren können.

Für 3 Jährige ist es mir einfach zu umfangreich und für Ältere hätte ich mir ausgereiftere Infos gewünscht – aus Elternsicht, denn meiner Tochter gefällt die Geschichte ja uneingeschränkt, mit Ausnahme der fehlenden Bezeichnung in der Karte.

 

Ein interessantes Konzept mit Ausbaupotenzial. Hier sollen Kinder beim Lesen durch eigene Handlungen mit einbezogen werden. Es wurde mit Eltern gemeinsam entwickelt, aber vielleicht hätte man noch Erzieherinnen einbeziehen können.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Migo Verlag für unser Rezensionsexemplar.

 

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Samstag, 10. Oktober 2020

Drei Frauen am See, Dora Heldt, gelesen von Anneke Kim Sarnau, GoyaLiT, 1 MP3 7 h 18 Min Director's Cut


Drei Frauen am See, Dora Heldt, gelesen von Anneke Kim Sarnau, GoyaLiT, 1 MP3 7 h 18 Min Director's Cut

 

Seit der Schulzeit waren die vier Mädchen aus völlig unterschiedlichen Familien unzertrennlich: Marie (herzkrank und aufmerksam), Frederike (Tochter der schrecklichen, aber besten Freundin von Maries wunderbarer Mutter Laura), Alexandra (die Schöne und Kluge) und Jule (die Sportliche). Egal was das Leben ihnen brachte, sie liebten ihre gemeinsamen Tage in dem traumhaften Haus am See von Maries reicher Familie. Dort schworen sie sich, egal was ihnen wohl im Leben widerfahren würde, sich zumindest einmal im Jahr, zu Pfingsten dort zu treffen. Nach dem Abitur hielt jede schriftlich fest, wie sie sich die jeweilige Zukunft der einzelnen Freundinnen in 30 Jahren vorstellt. Die Umschläge wurden verschlossen und von Marie gehütet. Auch danach gehen die Freundinnen noch jahrelang durch dick und dünn, bis es zu einem Bruch kommt. Fortan redet jede Einzelne von Ihnen nur noch mit Marie, bis sie 10 Jahre später über deren Tod mit Anfang 50 und ihren letzten Willen informiert werden. Mit mulmigem Gefühl im Bauch treten sie die Konfrontation mit sich, ihrer aller Leben, ihrer Freundschaft, deren Ende und ihrer unverbrüchlichen Zuneigung zu Marie und vielleicht doch zueinander, an.

 

Mit Bestürzung erfahren Frederike, Alexandra und Jule, die einstigen Freundinnen, die sich scheinbar unüberwindbar voneinander wegbewegt haben, von dem Tod ihrer geliebten Freundin Marie. Noch schlechter ist ihr Gewissen, als sie merken, wie sehr sie Marie in den letzten Jahren vernachlässigt haben, aufgrund eines Zerwürfnisses untereinander. Doch Marie war eine Seele und nichts war ihr wichtiger, als die gemeinsame Freundschaft, so versucht sie über ihren Tod hinaus sie zu einen. Ob es klappt? Nach und nach entwirrt sich das Geflecht der vier Leben vor dem interessierten Ohr. Wieso standen sie sich so nahe, warum kam es zur Entfremdung und ist keine Annäherung möglich und warum? Man taucht ein in Jahrzehnte der Entwicklung, unterschiedlicher Lebensentwürfe und Entwicklungen wider Willen. Nicht alles lief wie geplant oder wie erwartet, aber nicht jede lebt ein alltägliches Leben. Das wäre ja auch nicht so interessant, das erlebt die Hörerin ja vielleicht gerade selbst. Aber gerade diese ungewöhnlichen Lebensläufe lassen die Hörerin vielleicht aufatmen darüber, dass ihr Leben womöglich geradliniger verlaufen ist, mit weniger Drama oder sie erkennt sich selbst, weil auch sie in diesen Zwickmühlen des Lebens feststeckt. Die Vielzahl der Schicksale lässt Raum zum Vergleich, Wiedererkennung und vielleicht auch für Erleichterung.

Dora Heldt erzählt nicht stringent. In Rückblicken erinnern sich die einstigen Freundinnen, auch bisweilen mit mulmigen Gefühlen im Bauch. Anders als in vielen anderen Büchern geht es um große Gefühle wie Reue, Verzeihung, Wut, Rache… aber es ist nicht lustig. So sehr ich es liebe über ihre Kolumnen zu lachen oder über Mathilda zu schmunzeln, würde es hier nicht passen und so habe ich den Humor auch nicht vermisst, es ist einfach ein anderes Genre, nachdenklicher, ruhiger, anders intensiv. Dafür endet es voller Hoffnung, ähnlich Scarlett O’Hara, dass es immer eine Hoffnung und eine Möglichkeit gibt, solange man am Leben ist. Man darf nicht aufgeben und das hat Marie selbst über den Tod hinaus nicht getan, so verbietet es sich für die Überlebenden erst recht.

Es entfaltet sich auch ein Einblick in die Tiefe von Gefühlen, deren Reife und deren Schmerz, es wird klar, dass es nie zu spät ist, um einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen. 

Anneke Kim Sarnau höre ich sehr gerne zu. Sie hat eine sehr prägnante, interessante Stimme. Etwas schroff, aber nicht abweisend, mehr abwartend und voller zurückgehaltener Gefühle. Diese Vielschichtigkeit passt sehr gut zu diesen Frauenschicksalen. Es macht sie noch interessanter und ist für mich ein earcatcher. So unverwechselbar wie ihre Stimme, ist auch das Zeichen der Freundschaft, das Marie ihren Freundinnen erweist. So wechselt die Stimme auch oft den Ausdruck, wenn es um Marie geht wird sie weicher, nachgiebiger, bei Alex kühler distanzierter und bei Jule scheint sie zwischen Vorsicht und Angriffslust hin – und her zu schwanken.

Ein Roman der leisen, aber nicht weniger intensiven Töne, der einen gefangen nimmt und auf das Ende hinfiebern lässt. Ein Einblick in Frauenschicksale, deren Möglichkeiten mich faszinierten, ohne sie zu beneiden. Ein schönes Erlebnis.

Vielen lieben Dank an GoyaLiT für diesen wundervollen Instagramgewinn!

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/data/media/me2413.mp3

 

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