Dienstag, 1. September 2020

Arthurs wildes Hundeleben, Heike Abidi, Illustration Barbara Fisinger, Hummelburg Verlag



Arthurs wildes Hundeleben, Heike Abidi, Illustration Barbara Fisinger, Hummelburg Verlag

Arthur (11) hat echt miese Laune, obwohl er gerade vom Tischtennis Training kommt und er Tischtennis liebt! Schuld daran ist Kira aus seiner Mannschaft, die vor allen damit geprahlt hat, dass sie ein Pony bekommt! Dabei wünscht er sich doch nichts weiter als einen Hund, aber seine Eltern sind strikt dagegen, weil es ja auch so viel Arbeit macht und Kira bekommt sogar ein Pony! Dass am nächsten Tag der ehemalige Arbeitskollege seines Vaters mit seiner Frau zum Kaffee kommen soll, ist für ihn nun auch kein Grund zur Freude, denkt er. Doch er irrt: Der Ex-Kollege und seine Frau wollen verreisen und sein Vater hat doch tatsächlich vorgeschlagen, dass ausgerechnet Arthur nun eine Woche auf Hund Lucky aufpasst. Arthur ist begeistert und knuddelt Lucky erst einmal so richtig durch! Dann wirf er Stöckchen und will sofort mit ihm Gassi gehen. Lucky ist wenig begeistert von diesem wilden Menschenwelpen, der ihn so auf Trab bringt. Noch weniger begeistert sind die beiden allerdings, als sie morgens jeweils im Körper des anderen aufwachen! Nanu, wie konnte das geschehen und kann man das wieder rückgängig machen?!

Bei aller Hundeliebe hat sich Arthur das aber ganz anders vorgestellt! So aus der Hundeperspektive sieht er so manches kritischer, was er bisher so tat und es ist gar nicht so einfach, aus einem Napf zu fressen und zu trinken, ganz ohne Hände und Besteck. Ob Lucky ihn wohl blamieren wird? Die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt: aus Arthurs und aus Luckys, so bekommt man beim Lesen jeweils hautnah die Ansichten von Kind und Hund mit. Das ist sehr witzig, da so ein veränderter Blickwinkel auch ganz schön die Einstellung verändern kann. Gerade weil beide ja keinerlei Erfahrung mit dem Leben des anderen haben, ist es nicht nur witzig, sondern auch überraschend. Damit man beim Lesen auch nicht durcheinander kommt, ist jeder Wechsel fett mit dem jeweiligen Namen überschrieben und auch wird jeweils der Schrifttyp gewechselt und natürlich auch die Erzählweise. Das finden wir wirklich geschickt gemacht. So haben meine Tochter (11) und ich auch gerätselt wie es wohl kommen konnte, dass die zwei die Rollen getauscht haben (ob es wohl auch mit unserer Katze klappen könnte, nur mal für so einen Tag?).

Ein wenig erstaunt ist Arthur, dass das Undenkbare niemanden in den Sinn zu kommen scheint. Seine Eltern wundern sich zwar, sind aber weit genug davon entfernt, die Wahrheit zu ahnen! Dafür ist Lucky etwas eifersüchtig, dass das hübsche Hundemädchen ausgerechnet interessiert an Arthur schnuppert, wobei der ja lieber ein Lächeln von dessen Besitzerin Emily hätte.... Tja, dass dann auch noch ihr erster Schultag bevorsteht, macht das Ganze nicht besser, denn beide haben sich ja bislang nie über das Leben des anderen informiert! Der Gedanke gefällt mir besonders gut. Viele Kinder träumen von einem Haustier, ohne sich intensiv mit deren Bedürfnissen und Lebensgewohnheiten zu beschäftigen. Traum und Wirklichkeit klaffen oft ganz schön auseinander, wie auch Arthur feststellen muss. Doch ist das einfach schlecht, oder nur anders als gedacht? Das sollte man besser herausfinden, ehe man sich dauerhaft für ein Haustier entscheidet. Wie wir hier nachlesen können, haben auch Tiere Gefühle, auch wenn wir ihre Sprache nicht verstehen!

Die Idee des Körpertauschs mit einem Haustier ist originell, insbesondere die Erlebnisse in der Schule, ihre Detektivmission und der verschweifelte Versuch den Tausch doch bitte wieder rückgängig zu machen! Denn das, was wir ursprünglich für ursächlich hielten, war gar nicht der Grund für den Körpertausch!

Eine sehr schöne Geschichte, über zwei sehr gegensätzliche Charaktere, die das Schicksal gegen ihren Willen verbindet und die zu seinem starken Team zusammen wachsen. Flüssig, unterhaltsam und auch mit etwas geheimnisvoller Spannung gewürzt haben wir uns bestens unterhalten gefühlt und mit viel Interesse die Illustrationen von Barbara Fisinger betrachtet. Besonders die Hunde haben uns sehr gut gefallen, wobei die Kindergesichter teilweise auch sehr witzig waren!

Für Jungs und Mädchen ab 8 Jahren!

Vielen Dank an den Hummelburg Verlag für unser Rezensionsexemplar!

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Montag, 31. August 2020

Mathilda oder irgendwer stirbt immer, Dora Heldt, gelesen von Kaja Danowski, GoyaLiT 4 CDs 320 min.



Mathilda oder irgendwer stirbt immer, Dora Heldt, gelesen von Kaja Danowski, GoyaLiT 4 CDs 320 min.

Mathilda ist eine gestandene Frau in den besten Jahren (so um die 60) gutmütig, hilfsbereit und tief in ihrem nordischen Heimatdorf Dettebüll verwurzelt. Das Leben könnte so schön sein, mit ihrer großen Liebe Gunnar und den Kindern Nele und Max, wäre da nicht Ilse, ihre fast 90 jährige Mutter, die scheinbar nur die Boshaftigkeit am Leben hält. Doch kaum denkt Mathilda, wie leicht sich doch alle Probleme in Luft auflösen würden, würde Ilse das Zeitliche segnen, stürzt Ilse tot von ihrem Stuhl (na gut, zuvor ist eine tiefgefrorene Gans mit ihr kollidiert). Zur Beerdigung strömt nicht nur das ganze Dorf herbei, sondern auch alle ihre Lieben, die bislang wegen Ilses böser Zunge das Dorf gemieden haben, allen voran Mathildas Bruder Piet. Piet war immer so was wie das schwarze Schaf von Dettebüll und nun ist er wieder da! Aber es ist nicht die Beerdigung, die ihn hat kommen lassen, oder die Sehnsucht nach seiner Schwester, sondern übler Ärger zu Hause in Hamburg und den bringt er gleich noch mit!

Diese Geschichte passt in kein Genre. Ja, es stirbt immer mal jemand, von dem Mathilda gerade noch gedacht hat, dass das Leben ohne ihn/sie doch viel schöner wäre, aber ein Krimi ist es nicht wirklich, selbst kein Cosy Crime. Es sind vergnügliche und vertrackte Erlebnisse rund um Dettebüll und Mathildas Lieben, ihre Nachbarn, ob lieb oder nicht. Dabei geht es ebenso um Korruption, Hinterlist und Verrat, wie die Idylle des englischen Königshauses oder den Fahrradausflug der örtlichen Landfrauen. Mit spitzer Feder werden dabei die einzelnen bisweilen recht eigenwilligen Charaktere skizziert, so daß es eine wahre Freude ist, zuzuhören. Auch wenn die Geschichte ohne die ganz großen Dramen auskommt und es mehr auf Mathildas Ansichten und Überlegungen ankommt, können uns diese auch zum Schluss noch überraschen. 

Katja Danowski ist gelernte Schauspielerin und so wundert es wenig, dass es ihr dennoch gelingt überzeugend all die Boshaftigkeit, einer alten, verbiesterten Frau in ihre Stimme zu legen. Als Mathilda klingt sie hingegen absolut freundlich und gutmütig, sofern man ihr nicht ihr wöchentliches Highlight, die Frauenzeitschrift mit den neuesten Infos über die Royals vor der Nase wegschnappt, nein wirklich, selbst Mathildas Geduld ist begrenzt! Ihre Tochter Nele hingegen ist ziemlich verzweifelt, was Katja Danowski ebenso stimmlich trifft, wie den Ton des schmierigen Nachbarn Niels Mommsen in der Midlife Crisis oder den gierig, dubiosen Bürgermeister, der auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Ein Dorf voller widersprüchlicher Charaktere und Interessen, gemeinsam vereint in einer Stimme. Eine sehr gute Wahl finde ich!

Sehr vergnüglich trotz diverser, nachgeholfener Todesfälle. Unkitschig und amüsant, für alle die gut unterhalten werden wollen, ohne große Tragödien oder stürmischer Leidenschaft (grüne Augen oder Bauchmuskeln werden nicht einmal erwähnt!). Das Leben ist oft viel leiser und bescheidener und dennoch voller Überraschungen. Da dem so ist, kann man dieses Hörbuch auch durchaus mehrmals genießen, denn es kommt auf die kleinen Momente und Gedanken drauf an und nicht auf die Entlarvung des Bösen!

Dies ist die gekürzte Lesefassung auf CD, es gibt aber auch eine ungekürzte Lesung auf MP3. Ich fand die Kürzungen sehr sensibel vorgenommen, mir hat nichts gefehlt!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei GoyaLiT für meinen Instagram-Gewinn!

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

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