Samstag, 26. Oktober 2019

Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19



Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19

Mein Tag auf der Messe startete damit, daß ich mir erst mal einen Überblick über die Messe verschafft habe, um zu meinen Terminen auch ja pünktlich zu kommen. Dabei habe ich dann gleich mal meine Blogger-Freundin Sonja Wagner aka Wildpony oder books & shoes getroffen. Gemeinsam haben wir schon am am Gmeiner-Stand gestöbert, ehe wir uns in Halle 4.1 zum Bloggertreffen des Conte Verlags mit dem Verlagsteam und Autorin und Schauspielerin Isabella Archan getroffen haben. Neben den Salzburger-Schoko-Leckerlis bekamen wir den neuen Fall von Inspektorin Willa Stark „Ein reines Wesen“ in gedruckter Form und mit Widmung. Aber natürlich konnten wir auch alle miteinander quatschen.... und haben dabei erfahren, daß Isabella auch mal das Gretchen in Goethes Faust spielte und dabei Tatort Kommissar Harald Krassnitzer küsste... Dank ihrer Theaterengagements hat es sie nicht nur nach Wien, sondern auch ins Saarland verschlagen, so wie auch ihre Inspektorin Willa Stark, und letztendlich ins schöne Rheinland nach Köln. Isabella verströmte eine überbordende Energie und Omnipräsenz, so ist sie mir auch nachdem wir die Kurzgeschichte zur Blogtour erhalten haben, immer wieder begegnet (ja freitags war das noch möglich!).

So schwirrte sie auch am Stand des Emons Verlags (bei dem ihre mörderischen Reihen um Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff in Köln und die MörderMitzi in den Alpen erscheinen) herum, der sich dieses Jahr gedacht hat, warum kleckern? Und gleich mehrere Bloggerhighlights servierte und nicht nur das: Es gab auch echt „kölsches Wasser“ aus Pfandflaschen zum Wecken unserer Lebensgeister, damit wir nach so viel Mord und Totschlag uns ganz lebendig fühlen konnten. Bei den vielen sympathischen Krimiautoren war das aber eigentlich kein Problem. Ehrlich, Krimiautoren sind wahrscheinlich deswegen so umgänglich, weil sie all ihre finsteren Gedanken zu Papier bringen, statt sie an ihren Mitmenschen auszulassen! Wobei ich da Thriller-Autorinnen gerne mit einschließen will.


Sowohl Myriane Angelowski (links), die ihren Thriller „Porzellankind“ präsentierte, als auch die Mutter der iCats Kerstin Fielstedde (rechts), die mit „Katerminator“ den zweiten Katzenfall nach „Kamikatze“ (als Hörspiel übrigens preisgekrönt) präsentierte, mal mit Katzenkopf, mal ohne. Nun habe ich einen wunderschönen iCats-Sticker und überlege verzweifelt, welcher Ort denn seiner würdig wäre. Ich bin ja mal sehr gespannt, ob Katerminator auch so schwarzhumorig und nervenaufreibend wie sein Vorgänger ist! Myriane Angelowski ist bislang vor allem für ihre Köln-Krimis bekannt. Da sie Sozialarbeit studierte und als Referentin für Gewaltfragen tätig war, kann man sich bei ihren Büchern auf nervenaufreibende Fälle gefasst machen.

Während ich auf das nächste Highlight wartete entdeckte ich am benachbarten Stand des 360 Grad Verlages das Dreamteam für den Kriminachwuchs Antje Szillat und Jan Birck (links), die junge Lesemuffel mit den witzigen Flätscher Krimis mit Spaß ans Lesen heranführen und nun auch mit „Henning – Ein Elch reist ins Glück“ ein altersloses Gute-Laune-Glücklich-mach-Buch  beim dtv Verlag erschaffen haben.

Etwas später folgte der Austrian Writers Club mit Bernhard Hofer, Michaela Kastel (rechts) und Andrea Nagele (rechts), die sich gegenseitig „interviewten“ und so ihre Arbeit, ihre Schreibweise und ihre Motivation präsentierten.

Bernhard Hofer (links) fühlte sich schon immer zum Autor berufen und sprach immer von seinem großen Roman, bis es seiner Frau zu bunt wurde und sie ihn zum Berufswechsel drängte. Seither lebt er was er ist, und seine Töchter kennen ganz genau sein „Schriftstellergesicht“ wenn ihn mal wieder eine Idee überkommt, die unbedingt zu Papier gebracht werden will. Auch wenn er inzwischen mit seiner Familie in Potsdam lebt, spielen seine Romane in seiner Heimat in den Bergen. Diesmal wurde „Tannenfall: der erste Schnee“ vorgestellt, Fortsetzung des Alpenkrimis „Tannenfall“. Die Reihe wird das Schicksal von vier Frauen in der beklemmenden Enge eines Alpenorts entwickeln.

Michaela Kastner ist seit ihrem Erstlingswerk „So dunkel der Wald“ für das sie den Viktor Crime Award erhielt, der neue österreichische Shootingstar. Ihre düsteren Fantasien entwickelt sie ganz alleine in ihrem stillen Kämmerlein, ohne eigene negative Erfahrungen. Sie spielt in ihrem Hirn die Szenarien durch, was wäre wenn... So sind auch die finsteren Szenarien und beklemmenden Gefühle in „Worüber wir schweigen“ reine Fiktion. Derweil erfüllt sie sich einen Traum und schreibt ein Jugendbuch in dem die Liebe keine Leichen braucht!

Durch Andrea Nageles „Tod in den Karawanken“ habe ich damals gelernt, wie lange und schwierig und mit wie vielen Nebenwirkungen und körperlichen Entzugserscheinungen ein Alkoholentzug begleitet wird. Bislang habe ich immer nur so tolle Erfahrungsberichte von Mandanten gehabt wie „Wissen sie Frau Bross, mit dem Heroin auf zuhören, ist schwieriger als das Rauchen bleiben zu lassen“ woran ich nie gezweifelt habe ;) Diese nahezu körperlich erlebbaren Entzugssymptome von Kommissar Rosner, sind bei mir nicht nur unvergessen, sondern in meinem Verständnis für meine nicht immer perfekten Mitmenschen sehr hilfreich. Als erfahrene Psychotherapeutin kann sie unglaublich eindrucksvolle berufliche Erfahrungen in ihre psychologischen Krimis einfließen lassen, ohne die Erfahrungen alle selbst zuvor gemacht zu haben. Sehr beeindruckend, daher freue ich mich schon sehr auf „Grado im Sturm“. Andrea Nagele legt in Klagenfurt am Wörthersee, wo sie auch praktiziert und hat auch eine Wohnung in Grado. Kein Wunder also, daß es an beiden Orten Krimireihen von ihr spielen, da sie sich dort Inspiration sucht. Upsi, sie hat auch angemerkt, daß gut und gerne die anwesenden Blogger einige ihrer Merkmale in einem der nächsten Bücher wiederfinden könnten. Aber bitte nicht an der Leiche ;)
Was alle drei verbindet, ist die Bedeutung, die das oft schneereiche österreichische Wetter für sie und ihr Werk hat, allen voran der Niederschlag, auch als Schnee! So trägt die Grado-Reihe von Andrea Nagele auch gleich die unterschiedlichsten Wetterphänomene im Titel. Außerdem räumen sie freimütig ein, daß sie in ihren Schreibphasen ganz schön ungesellig werden, wofür ihre Freunde nicht immer so viel Verständnis haben. Uff, das war auf der Messe völlig anders!

Auch beim Gemeiner Verlag ließ man die Frauen morden, ging es doch um Anne Nordbys  (rechts) Thriller „Kalter Strand“. Eigentlich heißt die Autorin Annette Strohmeyer, lebt aber bereits seit Jahren in  Kopenhagen. So skandinavische Szenarien sind ja nicht so mein Fall, aber die Autorin war so sympathisch, daß ich es nun doch lesen will. Ihre Kommissarin Jette Vestergard nimmt sich alle Rechte heraus, die für männliche Ermittler selbstverständlich sind: sie trinkt zu viel, sie geht fremd... und da fragt man sie: wie kann man als Frau so 
etwas eigentlich schreiben?! Das finde ich ja ziemlich logisch, denn da Frauen ja lieb, nett und angepasst seinen sollen, können wir oft schon als kleine Mädchen in Gedanken morden oder zumindest mit Matsch werfen! Ihre Ermittlerin findet daher nicht immer so viele Sympathien. Tja, männliche Ermittler mit diesen Eigenschaften, werden auch selten zu meinen Lieblingen, denn im Ansatz gebe ich ihr Recht, gleiche Ansprüche an männliche und weibliche Ermittler, ich mag sie daher beide lieber anständig ;) Doch sie mag ihre Figuren mit all ihren Macken und der Düsternis an diesem Ort, wo sie selbst viele Ferien in ihrer Kindheit verbracht hat. Ein unheimliches Szenario entbrennt, wenn ein redlicher Familienvater zu einem höllischen Mord getrieben werden soll! Außerdem habe ich Daggi von Daggis Welt (links) wieder getroffen!


Auch völlig anders, war das Bloggertreffen mit der gut gelaunten Elke Pistor! Diese ließ uns nicht nach ihrer Pfeife tanzen, sondern nach ihrer elektrischen Zahnbürste summen!  Klar, Weihnachten naht, da muss man die Stimmbänder ölen und schon mal ein wenig im Blogger-Chor „Lasst uns tot und munter sein“ einüben! Den Film zu diesem Event (natürlich mit Ton!) könnt Ihr auf Instagram unter ursuladanielamaria bewundern! Auf diesen vergnüglichen Weihnachtskrimi freue ich mich jetzt schon!

Ganz klar, es war kriminell gut auf der Messe! Demnächst werden also jede Menge Krimirezensionen folgen!

Freitag, 25. Oktober 2019

Interview mit Dagmar Geisler, Illustratiorin und Autorin



Interview mit Dagmar Geisler, Illustratiorin und Autorin

Liebe Dagmar, das Bilderbuch „Mein Körper gehört mir!“, das sich dem Schutz von Kindern vor Missbrauch widmet, feiert dieses Jahr 25 jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! Inzwischen wurde der Band um die Themen des Rechts am eigenen Bild und Schutz der seelischen Unversehrtheit ergänzt. Bestanden diese Probleme vor 25 Jahren noch nicht, oder fehlte damals eher das Bewusstsein dafür?

Liebe Dani, ja, das stimmt. „Mein Körper gehört mir“ ist 25 Jahre alt geworden und dabei ist das Thema so aktuell wie eh und je.
Ich habe das Buch vollständig überarbeitet und eine für mich wichtige Ergänzung zugefügt. Und zwar geht es hier um die elektronischen Medien und um die Gefahren, die damit auf das Kind zukommen können. Die seelische Gesundheit war auch vor 25 Jahren schon wichtig. Aber damals war es weniger wahrscheinlich, dass ein Kind viel zu früh, mit Inhalten konfrontiert wird, die es so nachhaltig verstören können, wie das heute mit der ständigen Verfügbarkeit von Smartphones und  Tablets der Fall ist. 


Das Thema ist ernst, die Illustrationen sind freundlich. War das damals für pro familia und den Loewe Verlag selbstverständlich, oder musstest Du dafür Überzeugungsarbeit leisten?

Wir haben das damals ja gemeinsam erarbeitet und die Freundlichkeit, die du ansprichst war für mich ein wichtiger Aspekt, der von den anderen nicht in Frage gestellt wurde. Mir und auch der pro familia war und ist es wichtig, Kinder zu stärken und zu ermutigen, ohne ihnen Angst einzujagen.


Leider ist das Thema immer noch aktuell, hast Du bei Deiner Arbeit den Eindruck, dass die Eltern inzwischen ein Bewusstsein entwickelt haben, dass man dieses Thema nicht zu früh ansprechen kann?

Ich beobachte unterschiedliche Entwicklungen. Einserseits ist das Thema inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es ist nicht mehr so tabuisiert und es wird offen darüber gesprochen. Das fing vor 25 Jahren erst so langsam an.
Andererseits gibt es jetzt wieder vermehrt Eltern, die ihre Kinder am liebsten davon fernhalten wollen und deshalb das ganze Thema Sexualität ausklammern wollen, bis die Kinder älter sind. Da ist eine neue Unsicherheit entstanden. Das finde ich schade, denn ich finde es gut, wenn Kinder sehr früh und bevor sie irgendetwas Verstörendes über andere Kanäle zu sehen oder zu hören bekommen haben, ein Gefühl dafür entwickeln konnten, dass man darüber in liebe- und verständnisvoller Art und Weise sprechen kann.  


Ich finde es prima, dass in „Mein Körper gehört mir!“ auf keine Gruppe mit dem Finger gezeigt wird. Täter eines Missbrauchs, sind Kindern meistens zuvor schon bekannt, nicht jedoch die Gefahr, die von ihnen ausgeht. War der Gedanke für Euch in einem Bilderbuch zu grauenhaft, um darauf hinzuweisen?

Nein, das würde ich nicht sagen. In dem Buch geht es ja darum, Kinder zu stärken und dafür zu sensibilisieren, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen. Sie sollen wissen, dass sie das Recht haben zu unerwünschten Berührungen „Nein“ zu sagen und sich jederzeit Hilfe zu holen, wenn etwas geschieht, das ihnen Angst macht oder sie nicht einordnen können. Was wir nicht wollen, ist ein grundsätzliches Misstrauen zu schüren.


Inzwischen bist Du auch Autorin und mit Deiner Reihe „Emotionale Entwicklung ab 5 Jahren“ sehr erfolgreich. Suchst Du Dir die Themen für die Reihe inzwischen selbst aus?

Ja, darüber freue ich mich sehr. Diese Reihe ist inzwischen sehr etabliert und so kann ich dort auch Themen unterbringen, die mir am Herzen liegen. Gerade habe ich zum Beispiel ein Buch darüber gemacht, was passiert, wenn Eltern sich trennen. Es heißt: Was, wenn Eltern auseinandergehen.
Ich finde es gut, dass der Verlag mir hier Vertrauen schenkt, auch wenn so ein Buch vielleicht im ersten Moment keine riesigen Absatzzahlen verspricht.


Wie ist es dazu gekommen, daß Du inzwischen zu einigen Deiner Bücher auch die Texte verfasst?

Der Wunsch meine eigenen Geschichten zu schreiben entstand schon, als ich in der dritten Klasse war. Dass ich Illustration studiert habe, war eigentlich ein Umweg. Aber einer, den ich nicht bereue. Meine Geschichten kann ich jetzt in Text und Bild entwickeln. Das macht mir großen Spaß.



Gibt es noch ein Thema, das Dir ganz dringend unter den Nägeln brennt?

Das gibt es noch eine Menge. Die Möglichkeit, Erwachsenen und Kindern dabei zu helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Scheu vor „schwierigen“ Themen zu verlieren, treibt mich dabei immer weiter an.

Vielen lieben Dank für Deine Zeit!

Ich danke dir für deine einfühlsamen Fragen.