Klassenreise mit Miss Braitwhistle, Sabine Ludwig, Dressler Verlag
Dies ist der 5 Band mit Abenteuern der 4a wie Albtraum, der Klasse der
englischen Grundschullehrerin Miss Braitwhistle, die zwar keine Umlaute
beherrscht und bisweilen noch andere Kämpfe mit der deutschen Grammatik
verliert, die aber auch immer ein Hauch von Magie umgibt. Miss Braitwhistle hat
nämlich nicht nur einen Sonnenschirm, sondern auch eine Handtasche, aus der sie
zu gegebenen Zeiten die wundersamsten Dinge hervorzaubern kann.
Inzwischen hat die Klasse die Schule verlassen und ist über die Stadt in
unterschiedliche Schulen zerstreut. Doch Aki und sein Freund Franz, der
Ich-Erzähler, treffen sich immer noch. Diesmal erinnern sie sich aus gegebenen
Anlass, an ihre Abschlußfahrt, die eigentlich gar nicht hätte stattfinden
sollen. Im Gegensatz zur 4b von Frau Sauermann, hat Miss Braitwhistles Klasse
nicht schon das ganze Jahr für eine Klassenfahrt gespart. Doch die nette
Hausmeisterin hat Erbarmen mit den im Hochsommer schwitzenden Schülern und lädt
sie ein. Nun dürfen sie auch auf Ekis Erlebnishof, gemeinsam mit der 4b fahren.
Die hatte ihnen schon mit den Hochglanzprospekten die Nase lang gemacht. Doch
Eki ist seiner Bäuerin davon gelaufen und diese hat das Konzept nun auf Arbeiten
im Einklang mit der Natur umgestellt. Leider ist auch das Essen angeblich im
Einklang mit der Natur und muss erst geerntet oder sonst wie erarbeitet werden,
wie gut, daß Miss Braitwhistle ihre Handtasche mitgebracht hat!
Für uns war es das erste Miss Braitwhistle Abenteuer, auch wenn es bereits
der 5. Band ist. Auch wenn wir die Protagonisten aus der 4a und 4b und ihre
Lehrerinnen bislang nicht kannten, war dies völlig unproblematisch. Sabine
Ludwig erzählt immer nur von einigen wenigen Kindern aus den jeweiligen
Klassen, also deutlich weniger als Klassenstärke. Anfangs waren wir etwas
enttäuscht, daß Miss Braitwhistle so selten auftaucht. Sie scheint sowohl ihrer
Kollegin, als auch der Bäuerin gezielt aus dem Weg zu gehen. Dabei fand meine
Tochter (9) ihre Sprache sehr lustig. Dass andere Nationen unsere Umlaute nicht
aussprechen können, ist für Kinder bisweilen unvorstellbar. Auch die
Grammatikfehler fand sie lustig. Ein prima Sprachtraining übrigens, weil sie
mir stets verkündete, wie es richtig hätte heißen sollen. Auch mit dem
Vokabular hat die englische Miss bisweilen Schwierigkeiten, weshalb sie dann
englische Begriffe einfließen lässt, die dann sofort erklärt werden wie z.B.
fire fly für Glühwürmchen oder shooting star für Sternschnuppe. So lernt man
zwischen all dem Unsinn, den diese zwei Schulklassen anstellen, ein paar
englische Begriffe und auch ein paar Fakten über das Landleben. Das finde ich
als Mutter sehr geschickt gelöst und die Kinder fanden es spannend. Eigentlich
wollte ich nur mit der jüngsten Tochter lesen, doch die Große (11) schien von
der Geschichte magisch angezogen zu werden und spitzte stets die Ohren. Auch
sie fand die Geschichte lustig und hätte gerne von Anfang an mitgehört (auch
wenn sie sich für das Cover von Susanne Göhlich zu alt fand, weswegen ich es
nur der Jüngeren vorlas). Meine jüngere Tochter mochte sowohl das Cover, als
auch die Illustrationen im Buchinneren sehr gerne und fand sie witzig.
Die zwei Parallelklassen stehen in ständiger Konkurrenz zu einander. Die 4b
mag wohl ihre Frau Sauermann auch nicht wirklich, aber immerhin ist sie
„normal“. Die 4a findet ihre Lehrerin überhaupt nicht normal, liebt dafür aber
ihre lustige und zauberhafte englische Miss. Durch die ewigen Reibereien lassen
sich gerade die „schlimmen Jungs“ Aki und Franz immer wieder neue Streiche und
Herausforderungen einfallen. Manchmal gehen die Aktionen nach hinten los, aber
solange man selbst nicht betroffen ist, kann man herzhaft darüber lachen. Es
ist eine moderne Mischung aus Mary Poppins und dem Krieg der Knöpfe. Sowohl für
Jungen als auch für Mädchen sehr unterhaltsam. Nicht immer zum Nachmachen
geeignet, aber wehr hat schon eine Lehrerin mit solch speziellen Fähigkeiten?
Sabine Ludwig verfasst seit Jahren erfolgreich Kinderbücher, die z.T. („Hilfe,
ich habe meine Lehrerin geschrumpft!“, „Hilfe, ich habe meine Eltern
geschrumpft!“) auch bereits fürs Kino verfilmt wurden. Außerdem übersetzt sie
Werke andere Autoren vom Englischen ins Deutsche. Auf ihre kleinen eingebauten
Englischlektionen ist also Verlass. Neben dem Spaß verpackt sie auch gerne noch
eine Botschaft mit in ihre Geschichten. So ist die 4a kein wirklicher Albtraum
und keinen Deut schlimmer als die gelobt 4b.
Wir fanden es etwas schade, daß die namensgebende Miss Braitwhistle anfangs
fast gar nicht auftauchte. Gelangweilt haben wir uns aber auch in diesen
Kapiteln nicht, doch kam mit Miss Braitwhistle einfach mehr Magie in die
Geschichte und noch mehr Humor.
Eine wirklich schöne Geschichte, von der wir allerdings befürchten, daß sie
tatsächlich der Abschlußband der Reihe ist.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Dressler Verlag für die unterhaltsame
Leserunde und das Rezensionsexemplar.