Samstag, 27. Oktober 2018

3 Zimmer, Küche, Mord, Eine Ruhrpott-Krimödie, Lotte Minck, Droste Verlag



3 Zimmer, Küche, Mord, Eine Ruhrpott-Krimödie, Lotte Minck, Droste Verlag

Dies ist der 10. Fall von Loretta Luchs, der Erotik-Call-Center-Mitarbeiterin, die die dumme Angewohnheit hat, über Leichen zu stolpern und es nicht lassen kann, ihre neugierige Nase in die Ermittlungen zu stecken. Hierbei bringt sie sich und ihre Freunde bisweilen in höchste Gefahr. Mit so viel Gefahr konnte Freund Pascal, nicht leben, weshalb er sich von ihr trennte. Nun ist es daher Zeit für einen Neuanfang und dazu passt am Besten auch gleich eine neue Wohnung. Außerdem schwört sie sich, egal was passiert, nie wieder zu ermitteln, auch wenn ihr Chef ihr eine Detektei innerhalb des Callcenters eingerichtet hat. Versprochen, nie wieder! Doch dann zieht Loretta in ein scheinbar ehrenwertes Haus mit handverlesenen Mietern, die alle nicht ganz ohne Schrullen sind. Damit könnte Loretta eigentlich ganz gut leben, besonders da sie ihren neuen Balkon genießt und ihn nicht mehr missen möchte. Als sie allerdings nach kaum einer Woche früh morgens in den Hof schaut und einen der Nachbarn tot von der Bank kippen sieht, ruft sie zwar sofort die Polizei, aber auch ihre Neugierde erwacht. Ehe es ihr bewußt ist, steckt sie mitten in den Ermittlungen, schon weil die neugierigen Nachbarn sie bedrängen und mit Fragen bestürmen, die ihr auch nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Der Einstieg in diesen 10. Fall von Loretta ist schon sehr originell. Loretta muß nämlich dem „Blockwart“ Frau Schiller des Mietshauses ihrer Wahl Rede und Antwort stehen, während sie auf ihre Eignung als potenzielle Nachbarin auf Herz und Niere geprüft wird. Hierbei legt Loretta eine große sprachliche Fantasie bei der Beschreibung ihres Arbeitsplatzes an den Tag, während Frau Schiller mit ihrem Nebenerwerb selbst Loretta noch zu erstaunen vermag. Richtig gut gefiel mir auch, daß gleich zu Beginn ein Großteil von Lorettas Freunden wieder auftauchte. Klar, so ein Umzug mit Einzugsumtrunk, da kann man ja fast nicht fehlen. Ihre beste Freundin Diana schafft es dann doch nicht von der Nordsee in den Pott, aber sie meldet sich immer wieder telefonisch und als es am Ende was zu Feiern gibt, ist auch ihr der Weg nicht zu weit.

Da sich die Leiche in einem geschlossenen Innenhof befand, ist der Täterkreis auf die Hausbewohner begrenzt, wobei Lorettas „Lieblingskommissarin“ Küppers, sie gleich mal ausschließt, da sie das Opfer noch nicht kannte. Doch warum eigentlich ausgerechnet der nette Herr Lembeck, der doch stets allen im Haus behilflich war, wenn sie Computerprobleme hatten? Da gäb es doch ganz andere Hausbewohner, die Lorettas Nerven strapazieren. Neben der neugierigen Frau Schiller, die bisweilen recht aufdringlich wird, wären da noch die älteren Eheleute Horst und Mitzi Kabolek mit dem blühenden Balkon, noch blühenderer Fantasie und dem erlesenen Geschmack, den Loretta nicht teilt. Der Geschmack von Arnold Reitmüller, den seine Freunde und somit nicht Loretta, Arnie nennen, gefällt ihr auch nicht. Dieser David Hasselhoff des Ruhrpotts hält sich wohl für unwiderstehlich, sehr zum Missfallen der 13-jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin, die ihn zu hassen scheint. Immerhin die Studentinnen aus der WG unterm Dach, scheinen einfach nur das zu sein, was sie vorgeben, während die Zuchttauben von Taubenvatta Anton aus dem Nachbarhaus sich bisweilen für Elstern zu halten scheinen....

Die Konstellation der Bewohner ist bunt und schräg, das ist äußerst unterhaltsam. Leider zeichnet sich ein möglicher Täter allzu früh ab. Es ist zwar schön, wenn Krimileser die Möglichkeit haben, selbst den Täter zu erraten, aber vielleicht nicht ganz so früh. Dass mir das aber nicht völlig die Lust am Lesen lag, liegt in einem scheinbaren Nebenstrang des Buches. Loretta kann es nicht nur nicht lassen zu ermitteln, sie hat auch das dringende Bedürfnis zu helfen! Das bringt sie letztendlich in ganz schöne Schwierigkeiten, die für die eigentliche Spannung sorgen. Denn so viel darf verraten werden, am Ende kommt es noch knüppeldick und überraschend. Denn nicht der Täter ist das eigentlich Ziel der Ermittlungen, sondern ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und geballter Vorurteile, die allzu gerne zu voreiligen Schlüssen verleiten. Da bin ich der Autorin ganz schön auf den Leim gegangen!

Dieser Fall spielt wieder mitten im Ruhrpott und da dürfen natürlich die üblichen Ruhrpott-Marotten nicht fehlen, ebenso wie der Ruhrpott-Jargon à la Lorettas Freund Frank Kropka, ein echtes Original. Gerade dieses Spiel mit Clichés und überzogenen Stereotypen sorgt für spaßige Unterhaltung, ohne zu nerven (manchmal ist es mir in einigen Romanen, die auf dieses Prinzip bauen, einfach zu viel und zu platt), da es zwischen den gängigen Vorurteilen auch immer wieder überraschende neue Marotten gibt, die liebenswert kombiniert werden.
Der Stil ist leicht, beschwingt und schwarzhumorig. Eine tolle Lektüre für zwischendurch oder um die Laune zu heben. Auch wenn dies Lorettas 10. Fall ist, kann man ruhig mit diesem Fall beginnen. Die einzelnen Bände bauen zwar aufeinander auf, so daß es lustiger ist, wenn man den Freundeskreis schon kennt, aber ich selbst bin auch erst bei Fall Nr. 5 oder so eingestiegen. Lustig ist es allemal und für alle, die gerne Krimödien ohne viel Blutvergießen oder Autopsie-Details lieben, ein echter Tipp.

Freitag, 26. Oktober 2018

Gloria Glühwürmchen (3) – Zauberhafte Glitzernächte, Kirsten Vogel und Susanne Weber, inszenierte ungekürzte Lesung mit Sabine Bohlmann, cbj audio



Gloria Glühwürmchen (3) – Zauberhafte Glitzernächte, Kirsten Vogel und Susanne Weber, inszenierte ungekürzte Lesung mit Sabine Bohlmann, cbj audio

Endlich gehen die Geschichten von Gloria Glühwürmchen, dem hilfsbereiten Glühwürmchen Mädchen, ihrer besten Freundin der Libelle Lilli Belle und ihrem Zwillingsbruder Gustav weiter!
Auch diesmal gibt es wieder 10 in sich abgeschlossene Geschichten, die auf einander aufbauen. So proben zu Beginn Gloria und ihre Freunde für die Schultheateraufführung, in der Lilli die Hauptrolle spielen soll. Doch Lilli ist verzweifelt, sie konnte den Text  nicht lernen, da sie ihre Brille Glorias Opa geliehen hat für seine Reise ans Meer, damit er den Weg finden kann, nachdem seine Brille zerbrochen war. Nun ist Opa immer noch nicht zurück und Lilli steckt in echten Schwierigkeiten. Selbstverständlich versuchen Gloria und Gustav alles um ihr zu helfen. Außerdem träumt Gloria von einer Nacht im Freien, um nicht nur die Sterne zu sehen, sondern auch mal einen Sonnenaufgang. Ihre Eltern finden es jedoch zu gefährlich, bis sie auf die Idee kommen eine Veranda vor ihrem Haus in der alten Linde anzubringen. Die Arbeiten sind nicht ohne und bei dem Versuch einen Freund zu retten, verletzt Gloria sich selbst. Stärkender Gänseblümchensaft ist da die beste Medizin, aber jetzt im Herbst werden die Gänseblümchen knapp. Wo bekommen sie nur genügend Nachschub her?

Auch wenn wir eigentlich schon zu alt für Gloria Glühwürmchen sind, finden wir die Geschichten so süß, daß wir sie total gerne zum Einschlafen hören. Alle, sogar die Große, die ja eigentlich mit 11 Jahren völlig über solchen Dingen steht. Aber das im Booklet abgedruckte Gloria Glühwürmchen Lied ist einfach ein wunderbarer Ohrwurm, der einen herrlich in den Schlaf wiegt. Das macht auch überhaupt nichts, da die Geschichten in sich abgeschlossen sind und man das nächste Mal einfach die nächste Geschichte hören kann. Das ist auch für ganz junge Hörer ab 4 Jahren praktisch, wenn die Aufmerksamkeitsspanne noch nicht für die Dauer einer CD von etwas über 1 Stunde ausreicht. Jede Geschichte hat wieder eine kurze Einführung, damit alles wieder klar ist. Dadurch kann man auch gut mit diesem 3. Band beginnen. Für uns, die wir die Vorgänger kennen, ist es aber auch toll zu erfahren, wie es mit Lillis Brille, die sie wie Sterntaler an den Opa in Not hergab, weitergeht. Als Brillenträger hat uns dieses Schicksal besonders berührt. Es macht aber auch kleinen Kindern begreiflich, wie schwierig es ist, wenn man nicht richtig sehen kann und welch ein Segen dann eine Brille ist. Natürlich machen sich Kinder meistens noch keine Gedanken über die Verknappung von Lebensmitteln durch die Witterung Gedanken, daher ist es umso schöner, daß sie hier anhand des Gänseblümchensaftes mal ans Nachdenken kommen, daß Lebensmittel vom anderen Ende der Welt herangeschafft werden, ist nicht selbstverständlich und für Tiere schon gar nicht. Außerdem erlebt Gloria in dieser Episode auch die Angst, ihre beste Freundin an eine andere zu verlieren, doch zum Glück ist Freundschaft ohne Gefahr teilbar. Eine Erfahrung, die für Kinder nicht nur real, sondern auch ganz wichtig ist. Anhand kurzer Geschichten über Freundschaft, Zusammenhalt und Natur tauchen die kleinen Hörer in Glorias Welt ein. Wenn sie gut zuhören merken sie auch, daß bei den Zwischengesängen der Text variiert, je nach Inhalt der gerade gehörten Geschichte. Durch die Geräusche werden die Geschichten noch realer, aber niemals bedrohlich. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, liegen der CD neue Gloria Glühwürmchen Leuchtsticker bei, die auch den empfindsamsten Kindern die Angst vor der Dunkelheit nehmen. Gloria und Gustav passen schon auf sie auf! Der Standardtext zum Gloria-Lied ist zum Mitsingen im Booklet abgedruckt und wird zu Beginn und zum Ende auch so gespielt und gesungen. Auch wenn mich Kinderlieder oft nerven, finde ich (und beide Töchter) Sabine Bohlmanns Interpretation einfach nur süß. Ein schöner Ohrwurm, der beruhigt und gute Laune macht. Facettenreich verleiht sie den kleinen Insekten und den Menschen ihre Stimme. Zart und bisweilen energisch intoniert sie die Insekten, wie man es sich vorstellt, ist sie für uns die perfekte Besetzung.

2 h 16 Minuten die ins Ohr gehen und einfach gute Laune machen und mit Freude einschlafen lassen!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj audio für diese richtig süße Fortsetzung.