Mittwoch, 28. März 2018

Fritzi Klitschmüller – Geheimkram-Alarm! Britta Sabbag, gelesen von Birte Schnöink, Silberfisch



Fritzi Klitschmüller – Geheimkram-Alarm! Britta Sabbag, gelesen von Birte Schnöink, Silberfisch
Dies ist der zweite Band von Fritzi Klitschmüller, der kessen 8 Jährigen, die mit ihrem besten Freund Thies am liebsten auf dem Skateboard durch die Straßen brettert. Sollte es mal nicht so laufen, wie sie es sich vorstellt, hilft nur eins: Ein Geheimplan!
Nachdem Thies mit seiner Familie in das Haus nebenan gezogen ist, hat Fritzis Vater den Plan vom Eigenheim noch nicht aufgegeben, auch wenn es nun nicht mehr das Nachbarhaus sein kann. Doch so das neue Haus auch sein mag, daß Fritzi deswegen die Schule wechseln soll und nicht mehr mit Thies morgens zur Schule skaten kann, ist echt blöd. Da hilft nur ein Geheimplan! Sie will nicht einfach auf eine andere Schule, wenn schon Schulwechsel, dann wenigstens auf eine ganz besondere: Die Domsingschule! Gut, die Musikschullehrerin hat ihr zwar bescheinigt, daß sie Null Talent für ihre Blockflöte hat und ihr Summen findet sich auch völlig daneben, aber davon lässt sich doch eine Fritzi Klitschmüller nicht abbringen! Wie praktisch daß ihre neue Nachbarin Dio auch auf diese Schule will. Vor ihr erfährt Fritzi, daß morgen das Vorspielen ist, für daß sie sich vor 8 Monaten angemeldet hat. Aber so einfach sind Fritzi und Thies nicht zu stoppen.

Auf Anhieb fand ich Birte Schnöink wirklich die perfekte Besetzung für Fritzi Klitschmüller. Sie ist definitiv die weltbeste Summerin und singt mit Schmackes, genau wie Fritzi! Ihre Stimme ist jung, frisch und frech, dabei aber mit Herz. Sehr melodiös, kann man ihrer wohl modulierten Stimme sehr gut folgen. Einfach sympathisch, eine Stimme zum Pferdestehlen. Die Aufnahme ist wirklich gut ausbalanciert mit praktischen Tracks alle paar Minuten.

Da wir alle sehr unterdurchschnittliche Blockflötenspieler sind, dachte ich ja, daß dies die perfekte Geschichte für meine Töchter ist. Doch nach dem ersten Hören, war ich pädagogisch gesehen ein wenig unglücklich und erzählte meine Bedenken meinem hauseigenen Pädagogen. Und was macht der Pädagoge, als ich ihm die Geschichte erzählte? Er lachte! Er fand es total lustig! Als ich dann meine Bedenken überdachte, mußte ich mitlachen, denn Fritzi macht es eigentlich genauso wie ich es auch immer mache. Einfach mal versuchen. Wenn man nett und freundlich fragt, dann werden manchmal ganz unglaubliche Dinge möglich. Ja, Fritzi ist nicht die Talentierteste, sie hat anders als andere Bewerber nicht monatelang nur geübt, aber sie hat andere Qualitäten und für die wird sie belohnt. Sie ist absolut ehrlich und entwaffnend frisch. Was sie bekommt, bekommt sie freiwillig, nicht ermogelt und mit offenen Karten auf dem Tisch. Sie hat ihr Ziel und das verfolgt sie, einfach weil sie es will. Alles was ihr passieren kann, ist daß sie an der Schule nicht aufgenommen wird, wenn sie sich aber erst gar nicht vorstellt, kann sie auf keinen Fall auf die Schule ihrer Wahl. Gut, sie handelt ohne die Kenntnis ihrer Eltern, aber sie macht nichts Schlimmes und nichts Gefährliches, von daher habe ich wirklich Verständnis für diesen Geheimplan, denn Eltern können ja furchtbare Bedenkenträger sein. Ja, mein Mann hat Recht, es ist eine richtige Mut-mach-Geschichte! Man muß nicht immer der Beste, Tollste, Schnellste sein, man muß nur man selbst sein und auch mal was wagen, auch auf die Gefahr hin, seinen Traum nicht wahr zumachen. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Wie ich es mir dachte, findet meine Jüngste (8) die CD total super! Mit Fritzis Blockflötenfrust kann sie sich perfekt identifizieren. Sie selbst muß es in der Schule lernen und wir könnten uns alles schöneres vorstellen. Aber wie unverstellt Fritzi dann mit ihrem Freund Thies alles daran setzt ihren Traum zu verwirklichen, das bringt sie regelmäßig zum Kichern. Sie spricht immer wieder von den lustigen Kommentaren bei ihrer Vorstellung. Ich persönlich finde am witzigsten die ziemlich schräge Nachbarsfamilie, die so intellektuell ist, daß die arme Tochter bislang keine Freunde hat und alle Kinder Namen tragen, bei denen der Spott der Klassenkameraden vorprogrammiert ist.

Mit Fritzi Klitschmüller ist Britta Sabbag eine wirklich liebenswerte Heldin gelungen, die zwar ganz anders ist, als ihre erfolgreiche „Hummel Bommel“, aber sie richtet sich ja auch an ältere Kinder. Übrigens kennen wir Band 1 noch nicht, man kann also auch ohne weiteres mit dem zweiten Band einsteigen, ohne Verständnisprobleme.
Wir bedanken uns noch mal ganz herzlich für diesen großartigen Facebook-Gewinn beim Hörbuch-Hamburg/Silberfisch Verlag!

Dienstag, 27. März 2018

Mord ist nichts für junge Damen, Ein Fall für Wells & Wong, Robin Stevens, Knesebeck



Mord ist nichts für junge Damen, Ein Fall für Wells & Wong, Robin Stevens, Knesebeck

England 30. Oktober 1934: die 13 jährigen Internatsschülerinnen Daisy Wells und Hazel Wong, haben den ersten Fall für ihre streng geheime Detektei: Durch Zufall stolpert die junge pummelige Hong Kong Chinesin nach dem Unterricht in der Turnhalle, über die Leiche ihrer Lehrerin Miss Bell. Der Hysterie nahe holt sie die zierliche, blondgelockte Daisy, Tochter des Earl of Hastings, sowie in der Nähe befindliche Lehrer zur Hilfe. Doch als sie in der Turnhalle eintreffen, ist die Leiche verschwunden. Hazel und Daisy bekommen für diesen geschmacklosen „Streich“ mächtig Ärger. Daisy nimmt es gelassen und überträgt Hazel, die Aufgabe, alles bisher beobachtete fein säuberlich in einem Heft zu dokumentieren. Da mangels Leiche, niemand Hazel glaubt, müssen sie wohl oder übel selbst ermitteln, zu Daisys großer Begeisterung. Natürlich bleibt Miss Bell verschwunden und die Gerüchteküche des Internats brodelt. Daisy überträgt ihren Bewunderinnen aus den unteren Klassen die Aufgabe, ihr sämtliche Gerüchte, die sie aufschnappen, weiterzuleiten. Schnell scheinen die ersten Alibis festzustehen und sich die Anzahl der Verdächtigen dadurch einzugrenzen. Während Daisy sich ziemlich schnell auf eine Verdächtige festlegt, scheint für Hazel das Gesamtbild nicht recht zusammen zu passen.
Dieser Jugendkrimi spielt in den Hochzeiten Agatha Christies und Sherlock Holmes. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die mit allen Wassern gewaschene Daisy, sich als weiblichen Sherlock Holmes ansieht. Genau wie ihr Vorbild müssen sie und Hazel ohne technischen Schnickschnack, Handys oder Internet auskommen. Sie sind allein auf ihren Verstand, ihre Beobachtungsgabe und die Berichte der übrigen Internatsangehörigen angewiesen. Das ist umso kniffeliger, als das Zeugen nicht immer die zuverlässigsten Aussagen treffen und sie im geheimen ermitteln müssen. Denn in Zeiten in denen Polizisten in besseren gesellschaftlichen Schichten verpönt waren, gehört sich ein solches „Hobby“ für höhere Töchter überhaupt nicht. Daher versucht Daisy auch immer wieder ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, um keinen Verdacht zu erregen, wobei sie doch nach nichts mehr lechzt, als nach Anerkennung. Es ist sehr witzig und unterhaltsam, zu lesen wie Daisy es anstellt, von ihrem Verstand und ihrem wachen Geist durch Schauspielerei und gerissene Kniffe abzulenken. Doch als Musterschülerin wäre sie wohl kaum eines der beliebtesten Mädchen der Schule, der die Mitschülerinnen blindlings ihre Beobachtungen anvertrauen würden. Hazel hat es als Hong Kong Chinesin da deutlich schwerer. Nicht nur, daß ihr Asiatisches Aussehen von einigen misstrauisch beäugt wird, ihr fehlt auch Daisys natürlicher Anmut und ihre Selbstverständlichkeit für alles, was ihr zuzufliegen scheint. Der Stil ist zurückhaltend ironisch und zieht seinen Humor auch aus der Exzentrizität, die man Engländern bisweilen nachsagt. Natürlich sind viele Begriffe des damaligen Internatslebens heute nicht mehr jedem bekannt, daher gibt es hinten ein Glossar in dem Daisy die Begriffe erklärt, die Hazel zu Beginn ihrer Internatszeit merkwürdig fand.
Es macht einfach Spaß ihnen in die Internatswelt zu folgen, in diese Mischung aus Enid Blytons „Dolly“ mit Mitternachtsgelagen, Hausmutter und Französischlehrerin Mamzell und den jungen Ermittlerinnen „Tina und Tini“.
Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet, nicht nur das nostalgisch anmutende Cover, und das Glossar, nein, es gibt auch noch eine Übersichtskarte über das Internatsgelände mit allen Gebäudeteilen auf beiden Stockwerken und eine Doppelseite später ein Personenverzeichnis, das alle Schulangehörigen mit Funktion aufzählt.
Ein verheißungsvoller Serienauftakt für alle Fans klassischer Krimis, englischer Internatsgeschichten und des englischen Humors. Für alle jungen Leserinnen: ja, es gab auch ein Leben ohne Internet und Smartphones und es war auch lebenswert!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für dieses Rezensionsexemplar, auf das ich schon so lange neugierig bin und werde dieser Reihe, die bislang aus 3 Bänden besteht noch weiter folgen.