Donnerstag, 26. Oktober 2017

Der alte Mann und das Meerschweinchen, Jens Sparschuh, gelesen von Robert Missler, Die Hörcompany




Der alte Mann und das Meerschweinchen, Jens Sparschuh, gelesen von Robert Missler, Die Hörcompany
Ein Hörbuch mit dem Lieblingssprecher meiner Großen: Robert Missler. Doch es kommen diesmal keine Gespenster vor!
Nein, dies ist eine kleine feine Geschichte voller hintersinnigem Humor, der Kindern nicht immer auf Anhieb auffällt, aber mithörenden Eltern irren Spaß macht!
Angelina Polke freut sich riesig auf ihren ersten Urlaub am Meer! Ihre Freundin Hanni fährt ja ständig in die Berge auf den Bauernhof, aber für Angelina ist es etwas ganz besonderes. Sogar ihr Meerschweinchen Ottilie (Hanni findet Meerschweinchen ja total out!) soll mitkommen, schließlich ist sie doch ein MEERschweinchen! Doch kurz vor der Abfahrt liest sich die schwangere Frau Polke noch mal den Mietvertrag für die chice neue Ferienwohnung durch und ach Schreck: Haustiere strengstens verboten! Wohin nur mit Ottilie? Ob der etwas verschrobene ältere Nachbar Herr Möhring, der sonst nach der Post sieht, wohl auch auf ein Meerschweinchen aufpassen kann? Herr Möhring ist willig, aber Angelina noch nicht ganz so überzeugt und lässt ihm daher ihr „Du und Dein Meerschweinchen“- Buch da, damit er Ottilie auch ganz sicher nicht mit Gemüsechips füttert. Kaum ist Ottilie in einer ruckeligen Reise ein Stockwerk tiefer bei Herrn Möhring angekommen, steht bei dem auch schon Frau Waller vor der Tür, sie hat ja schon länger ein Auge auf den einsamen älteren Herren geworfen und eine Reise ans Meer käme ihr gerade recht, gerne mit Meerschwein! So beginnt für Meerschweinchen Ottilie ein regelrechtes Roadmovie!
Meine große Johanna fand das Hörbuch gut, aber nicht sehr gut. Ich habe sie ein bißchen im Verdacht, daß das schlechte Abschneiden von Angelinas Freundin Hanni an dieser Einschätzung nicht ganz unschuldig ist. Meine jüngere Tochter Franziska (8 Jahre) kann sich viel mehr für diese Geschichte der ruhigen Töne und des schrägen Humors erwärmen. Was beide Kinder sehr lustig finden, ist das Meerschweinchen Ottilie stets in Reimen spricht und diese haben es in sich! Z.B. „Zum Zwangsurlaub mich zu verpflichten? Mensch, Leute… Ihr macht ja Geschichten.“  Wobei auch Reime wie „Bohren und Ohren“ vorkommen, so daß dies auch für Kinder sehr vergnüglich ist und gleichzeitig das Sprachgefühl schult. Die Sprache von Ottilie ist allerdings manchmal etwas derbe, ganz anders, als die von der lieben Angelina und wer will schon sprechen wie ein Meerschweinchen?
Die Einsamkeit des alten Herrn Möhring und die Linderung durch die kleine Nagergesellschaft ging meiner Kleinen sehr zu Herzen. Aber auch Angelinas Sorgen und Nöte, die vor allem durch Missverständnisse belauschter Gespräche ihrer Eltern zustande kamen, fand sie zu komisch!
Der alte Mann und das Meerschweinchen, ist eine Geschichte der feinen Zwischentöne. Angelinas Vater hat sich Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ für den Strandurlaub ausgeliehen. Meiner Erinnerung aus der Kindheit her, ein für Kinder sehr dröges Werk, da es vor allem das Seelenleben eines alten Mannes schildert. Auch hier erfährt der Zuhörer eine Menge über das Seelenleben, aber nicht nur über die Einsamkeit von Herrn Ottfried Möhring, sondern auch von der 8 jährigen Angelina und Meerschweinchen Ottilien, unbekannten Alters. Die Gedanken, die oft auch Missverständnisse hochspielen sind wirklich bisweilen richtig lustig und spiegeln gleichzeitig typische Sorgen und Nöte dieses Personenkreises dar, eben von Kindern, älteren Menschen oder eben Meerschweinchen.
Die Sprache ist für Kinder sehr gut verständlich und gemeinsam mit Herr Möhring lernt man noch eine Menge über Meerschweinchen, die nämlich stets Gesellschaft und viel frisches Grünzeug mögen und daher auch nach Angelinas Meinung viel Arbeit machen (die sie aber sehr gerne erledigt, denn sie liebt ihr Meerschweinchen sehr!).
Das Ende ist sehr schön, für alle Beteiligten ein wahres Happy End. Wir waren alle von diesem guten Ausgang sehr angetan!
Robert Missler, wie gesagt der Lieblingssprecher meiner Großen, liest sehr variabel und ordnet wieder jeder Person eine Stimme zu. Er schafft es durch das Spiel seiner Stimme die feine Ironie noch besonders herauszuarbeiten. Ich mußte bisweilen alleine schon über seine Betonung lachen und hatte dann Mühe, meinen Kindern zu erklären, was ich so lustig fand. Er schafft es einfach durch seine Stimmmodulation vor meinem inneren Auge ein bildliches Clichée entstehen zu lassen, hanseatisch trocken!
Wer auf Abenteuer, Action und Verfolgungsjagden steht, wird hier wohl nicht auf seine Kosten kommen, aber für sensible Kinder, die ein Herz für Einsame haben oder Spaß an witzigen Reimen, ist dieses Hörbuch sehr gut geeignet. Mithörende Eltern werden auch ihre Freude an den hintersinnigen Kommentaren haben. Vorsicht: schräg und trocken und irgendwie herrlich! Eine sehr ungewöhnliche Geschichte, die aus der Masse wirklich heraussticht.
Ist Dir gerade lang und weilig – mach dieses Buch an, aber eilig!
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses besondere Hörerlebnis bei der Hörcompany

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Pasta Mista – 5 Zutaten für die Liebe, Susanne Fülscher, Carlsen Verlag



Pasta Mista – 5 Zutaten für die Liebe, Susanne Fülscher,  Carlsen Verlag
Die 16 Jährige Liv lebt mit ihrer attraktiven Mutter seit sie denken kann, in ihrer kuscheligen Münchner Wohnung alleine. Das ist auch gut so, sie kennt es nicht anders und mit ihrer Mutter versteht sie sich bestens. Gut ihre Mutter hat wegen ihres Bücher-Cafés nicht so viel Zeit und Kochen kann sie auch nicht, aber da dies Liv Leidenschaft ist, nimmt sie es ihr gerne ab. Als sie aus der Schule kommt, überrascht sie ihre Mutter mit der Ankündigung, daß sie nicht erst am Abend in die Pizzaria gehen, nein, Roberto ihr neuer Freund käme gleich mit seinen Zwillingen Sonia und Roberto, die in ihrem Alter seien vorbei und sie gingen alle zusammen! Ihre Mutter hat einen Freund, jetzt echt? So richtig? Warum weiß Liv nichts davon? Doch das ist noch nicht alles. Die angekündigten Zwillinge ziehen Liv die Schuhe aus! Sonia ist eine gertenschlanke Schönheit, neben der sich Liv nur dick und häßlich fühlt und bei Angelos Anblick ist es gleich um Liv geschehen. Oh je, wie soll sie es mit denen nur aushalten. Angelo bringt sie so aus dem Konzept, dass sie ständig rot wird und sie von einem Fettnapf in den nächsten stolpert. Wie soll es nur werden, wenn sie für 3 Wochen in ihrer kleinen Wohnung einziehen?
Ein wunderbar emotionaler Jugendroman, bei dem man sich herrlich über Livs Mutter aufregen kann, die ja eigentlich sympathisch, aber gerade vor lauter Liebesglück überhaupt nicht bemerkt, was mit ihrer Tochter eigentlich los ist. Ich nehme mir ganz fest vor, daß ich das Zimmer meiner Töchter nicht ohne anzuklopfen betreten werde, wenn sie 16 sind und keine Gäste ohne Absprache mit ihnen einladen werde (mein Mann wird natürlich auch befragt!). Das Buch ist aber vor allem auch ein Appell daran miteinander zu reden, das macht einiges einfacher, wenn man sich die Zeit dafür nimmt.
Wenn in einer Wohnung für 2 plötzlich 5 Personen leben, kann Liv ihren Pannen und ihren Peinlichkeiten auch kaum aus dem Weg gehen. Wie gut, daß sie gerade einen Kochkurs begonnen hat, der ist immer für eine Flucht tauglich und der nette Nick ist eine prima Ablenkung, damit Liv mal gerade nicht an Angelo denken muss.
Sehr gerne mag ich außer dem patenten Nick auch Liv’s Freundinnen Franzi, die stets ihre Kristallkugel befragt und dort erstaunliche Antworten findet und die pink-liebende Kussexpertin Pauline, die es bisweilen etwas übertreibt. Auf sie kann Liv sich immer verlassen und mich haben sie immer wieder zum Schmunzeln gebracht. In all dem familiären und emotionalen Chaos sorgen sie für Leichtigkeit und Beständigkeit.
Man muß kein Patchwork-Kind sein um dieses Buch zu mögen. Man kann sich auch daran erfreuen, was einem alles erspart blieb, denn auch mit Liv zu leiden, zu lachen und im Boden zu versinken macht wirklich Spaß. Klingt jetzt eigentlich ziemlich vorhersehbar, ist es aber nicht, dafür sorgen schon Sonia, Nick und die selbsternannte Schulschönheit: Nastja Elena Schulz! (Wenn man schon so heißt….)
Ein wunderbares Buch für ungemütliche Herbsttage, das Lust zum Kochen und Experimentieren weckt und das Herz erwärmt. Nicht nur für Mädels die dem „Mia“ oder „Fritzi“-Alter entwachsen sind. Einfach ein toller Auftakt zu einer neuen Jugendbuchserie von Susanne Fülscher. Fluffig leicht wie ein gutes Soufflé geschrieben, da kann man noch mehr von lesen.