Freitag, 1. September 2017

Eifelrache, Andreas J. Schulte, Emons Krimi



Eifelrache, Andreas J. Schulte, Emons Krimi
Paul David, Nato-Sonderermittler a.D. nachdem er bei einem Personenschutzeinsatz in Afghanistan seinen Unterarm verlor, lebt sich langsam wieder in das geruhsame Leben auf dem Campingplatz im Pöntertal ein, den er mit seiner coolen Tante Helga betreibt. Helga’s 57. Geburtstag steht an und neben Helgas Freundinnen werden auch Pauls Freundin die Spiegeljournalistin Susanne, POK Kalle Seelbach und der erfolgreiche Nerd Steffen erwartet. Als Paul anlässlich der Anpassung seiner neuen bionischen Prothese nach Frankfurt a. M. fährt, trifft er sich mit Susanne, die ihn aber schon kurz nach ihrem Eintreffen wieder versetzt: es brennt in der Redaktion wegen eines Sensationsartikels über Waffendiebstähle in der Bundeswehr. Paul wurmen die von Susanne angesprochenen Taten als ehemaligen NATO-Sonderermittler, sie lassen ihn nicht los. Da war doch auch erst vor kurzen der Überfall auf den bestens gesicherten Waffentransport auf den Petersberg. Doch Zeit dort nachzuhaken hat er kaum, da sich die Ereignisse überschlagen, als der Anwalt, den er noch vor wenigen Wochen in Daun aufgesucht hatte, wegen eines windigen Schneeballfinanzierungssystems, auf merkwürdigste Weise am Ufer des Laacher Sees ermordet wurde. Ein ehemaliger Armeekamerad möchte ihn für seine private Sicherheitsfirma als externen Berater und für einen BKA-Ermittler ist Paul plötzlich der Hauptverdächtige. Und das alles im geruhsamen Pöntertal!
Eigentlich ist Paul David ja Mr. Superman, intelligent, sympathisch, drahtig, auf Zack, zu gut um wahr zu sein. Seine Prothese lässt ihn da irgendwie menschlicher erscheinen, wobei ich es gut finde, daß ihn dieses Handicap nicht ausbremst und ihn nicht zum Opfer macht. Im letzten Fall hatte er noch einen Haken wie Käptn Hook, aber dank Kalles Hartnäckigkeit hat er nun so ein High-Tech-Wunder, das sich über eine Smartphone-App steuern lässt. Wie das funktioniert, wenn das Handy mal leer, kaputt, verlegt oder sonst wie außer Betrieb ist, hat sich mir nicht erschlossen, aber es funktioniert wohl auch ein wenig anders, als ich es mir vorgestellt habe, versicherte der Sonderpädagoge meines Vertrauens ;)  Interessant fand ich diese Beschreibungen schon und ausführlichere und detailreichere Ausführungen zu dem Thema hätten nur das Tempo gedrosselt.
Auch wenn der Krimi sofort mit dem Überfall eines hochgesicherten Waffentransports mit Toten startet, beginnt er doch wie das Leben im Pöntertal eher geruhsam. Bis ca. S. 80 verdichtet sich der Fall, die Atmosphäre baut sich auf, bis das Blatt sich wendet. Der Jäger wird zum Gejagten. Paul steht offensichtlich auf der Abschussliste des BAK Ermittlers Röschel, doch warum und wie kann er ihm aus den Weg gehen, damit er endlich mal aufklären kann, was da eigentlich los ist? Das ist unglaublich spannend beschrieben, denn Paul und seine Freunde Kalle und Steffen (die zu Schulzeiten nicht die heißesten Typen der Schule waren) stehen echten Profis, die aus dem Schatten heraus agieren, gegenüber. Zum Glück bekommen sie noch Unterstützung, von einer alten Freundin und von dem ehemaligen Dorfsonderling und seinem sehr auffälligen Wagen, der die ganzen Ermittlungen etwas auflockert.
Der Schreibstil ist von einem ironisch süffisanten Grundton geprägt, der echt Spaß macht und auch vor dem Ende nicht halt macht. Wenn man denkt, so, das war es jetzt, alles geklärt, kommt noch eine kleine feine Spitze, ein Augenzwinkern zum Schluß, das diesem Krimi das gewisse Etwas verleiht.
Ansonsten macht es mir natürlich großen Spaß, daß der Krimi in meiner Heimat spielt, daher kenne ich natürlich neben dem Bahnhofskiosk, dem Krankenhaus und dem Obi, selbst die abgelegenen Eifelstädtchen und das ehemalige Botschaftsviertel von Bad Godesberg. Aber selbst wenn man diese Ecke Deutschlands nicht kennt, macht es echt Spaß Paul David und seine sehr speziellen Freunde auf der Jagd nach der Wahrheit und dem Abenteuer zu begleiten.
Wirklich sehr kurzweilig und fesselnd. Wie viel Wahres hinter den beschriebenen Verbrechen steckt, möchte ich lieber gar nicht überlegen, denn einiges ist erschreckend real.
Top, definitiv 5 Sterne.

Dienstag, 29. August 2017

Fabelhafte Feline Bd. 1, Antje Szillat, Angela Glökler, Coppenrath



Fabelhafte Feline Bd. 1, Antje Szillat, Angela Glökler, Coppenrath
Feline ist kreuzunglücklich als sie mit dem Wagen auf ihrem neuen Zuhause im Norden ankommen. Anders als ihre schöne ordentliche Wohnung in Bamberg ist der „Glückkleehof“ ein reines zugewachsenes heruntergekommenes Chaos, der reinste Rumpelhof! Hier soll ihr Vater die Tierarztpraxis des Onkels wiedereröffnen? Noch ehe sie die Schönheit des verwilderten Gartens entdeckt hat, spürt sie eine unheimliche Präsenz, trifft den Nachbarsjungen Tom von einem angrenzenden Pferdehof und einen riesigen Kater mit Leopardenfell, der sich ihr als Paulo von Panama vorstellt. Bitte was? Ein Kater der mit ihr spricht? Aber nur mit ihr, es ist ihr Seelenverwandter der sie beschützt und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Paulos Rat ist auch schon schnell gefragt, als kaum, das der Umzugswagen auf den Hof gerollt ist, eine bärbeißiger Bauer mit einem Alpaka auftaucht, das sich nicht von dem neuen Tierarzt, Felines Vater aus dem Anhänger führen lassen will. Während alle Menschen ratlos vor dem Hänger stehen, weiß Paulo sofort was Sache ist, doch wie soll Feline seinen Rat unbemerkt weitergeben?
Der Auftakt zu dieser neuen Mädchenbuchreihe vo Antje Szillat ist ebenso gelungen wie das dezent schillernde Cover und die Illustrationen von Angela Glökler, mit der wir eine uns bis dato unbekannte, sehr ansprechende Illustratorin kennenlernen durften. Die Schwarz/Weiß-Zeichnungen sind wirklich warmherzig und ansprechend, genau wie diese Geschichte, die mit einer wirklich ausgewogenen Mischung an Freundschaft, Geheimnis, Tierliebe und Grusel überzeugt. Ja, tatsächlich Grusel, was das Cover jetzt nicht unbedingt erahnen lässt. Denn diese unheimliche Präsenz, die Feline bereits zu Beginn spürt, ist sehr real und noch sehr geheimnisvoll. Wir möchten unbedingt mehr darüber wissen und sind sehr zuversichtlich, daß Paulo im nächsten Band Feline noch mehr über diesen seinen Widersacher verraten wird. Dieser Erzählstrang baut eine echte Spannung über mehrere Bände auf, zusätzlich zu den spannenden Fragen, was denn den einzelnen Tieren fehlen mag, der Frage ob Feline neue Freunde finden wird, oder ob Bauer Knutson dem neuen Tierarzt nun das Leben schwermachen wird. Die Geschichte ist daher eigentlich auch für Jungen geeignet, allerdings werden diese sich von dem wunderschönen Cover wahrscheinlich nicht angesprochen fühlen.
Für Kinder sehr gut nachvollziehbar ist Felines Traurigkeit über den Verlust ihrer alten Freunde und ihrer Heimat. Zum Glück ist ihre Mutter sehr einfühlsam. Der Umgang innerhalb der kleinen Familie ist überhaupt sehr vorbildlich. Über die Ordnungsliebe der Familie konnten meine Töchter aber nur kichern.
Die Sätze sind bisweilen etwas länger und vor allem für Mütter, die die Namen durcheinanderbringen etwas schwieriger (die Töchter hatten aber stets den Durchblick und korrigierten mich mit einem überhaupt nicht vorwurfsvollen „Mama!“). Aber nein, unbekannte Wörter werden im Text nebenbei erklärt und für die Zielgruppe ab 8 Jahren weisen die Sätze durchaus eine sinnvolle Länge auf. Die Sprache ist auch wirklich der Altersgruppe angemessen, die Kinder sollen sich ja auch mit ihren Büchern entwickeln. Durch die angenehme Buchlänge von knapp 140 Seiten hat Feline auch eine echte Chance bei jungen Leserinnen zu punkten, die nicht so gerne lesen. Daher habe ich es auch bereits meiner Freundin empfohlen, die ihrer Lesemuffeltochter zur Einschulung des kleinen Bruders ein 240 Seiten-Buch schenken wollte. Ich bin fest überzeugt, mit dem richtigen Buch, bekommt man auch echte Lesemuffel zum Lesen und diese Reihe hat wirklich das Potenzial einige tierliebe Mädchen zu Bücherwürmern zu machen.  Ein tolles Geschenk zum Start ins neue Schuljahr und bei dem Einführungspreis von 4,99 € kann man es auch einfach mal so verschenken.
5 von 5 Sternen, da sind wir 3 uns absolut einig.