Donnerstag, 24. August 2017

Die Zeitdetektive 34: Barbarossa und der Raub von Köln, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Bernd, Jumbo Verlag



Die Zeitdetektive 34: Barbarossa und der Raub von Köln, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Bernd, Jumbo Verlag
Köln - 1164 nach Christus. Kaiser Barbarossa hat der Stadt die Gebeine der Heiligen Drei Könige geschenkt. Pilgermassen strömen herbei, um die kostbaren Reliquien zu bewundern. Doch dann sind die Gebeine plötzlich verschwunden und auf den Erzbischof wird ein Mordanschlag verübt.
Nach einer Stadtführung in Köln erzählt der wissbegierige Julian ganz aufgeregt von den Gebeinen der heiligen drei Könige, die als Reliquien im Kölner Dom, der wertvollste Schatz der Stadt sei, der früher ganze Pilgerscharen und damit Wohlstand in die Stadt spülte. Doch angeblich lägen die Gebeine nicht mehr im Dom, wurden sie wirklich gestohlen? Der Frage wollen Leon, Julian, Kim und die ägyptische Katze Kija nachgehen und reisen daher mit Hilfe des Zeitraumes Tempus nach Köln in das Jahr 1164.
Dort werden die Gebeine im alten Dom zu Köln aufbewahrt, der jedoch dem Pilgerstrom nicht gewachsen ist. Daher ist ein neuer, größerer Dom in Arbeit, in welchem künftig die Reliquien ruhen sollen. Die Großbaustelle bietet den Kindern eine Möglichkeit während ihres neuen Abenteuers für ihren Unterhalt zu sorgen, sie heuern an. Der Aufseher hat keine Skrupel den Kindern schwerste Arbeiten zu übertragen, sollten sie diese nicht schaffen, würden sie keinen Lohn erhalten. Unterschlupf bietet ihnen eine junge Wahrsagerin, die sich nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes mehr schlecht als recht durchschlägt.
Auf der Dombaustelle gehen merkwürdige Dinge von statten und die Freunde können gerade noch einen Überfall auf den Erzbischof von Dassel verhindern, doch die Reliquien sind irgendwie dennoch unbemerkt samt ihrer goldenen Truhe verschwunden…
Sehr schön und liebevoll ist wieder das Booklet zu diesem Hörbuch gestaltet. Auf der ersten Seite gibt es eine Einführung für Neueinsteiger in die Reihe, so daß man auch problemlos mit Band 34 starten kann.
Anschließend gibt es Ausführungen zur Geschichte des Dombaus und der dort aufbewahrten Reliquien zum Nachlesen und Vertiefen. Zuletzt folgt ein ausführliches Glossar in welchem sowohl Begriffe aus dem Sakralbau wie Apsis oder Langhaus erklärt werden oder das Habit, die Kleidung der Mönche.
Für mich als ehemalige Zugfahrerin war es sehr spannend zu erfahren, wer denn der Namensgeber der Dasselstraße am Kölner Südbahnhof ist. Aber nicht nur für Köln-Kenner ist dieses Abenteuer spannend. Gerade im Luther Jahr kommt man um viele katholische Bräuche und Riten nicht herum, zu denen auch die Pilgerreisen gehörten, die für die Katholiken damals wohl mindestens so wichtig waren, wie die Reise nach Mekka für Moslems heute. Sicherlich ist es aber damals schon deutlich angenehmer gewesen, nach Köln, als ins Heilige Land zu pilgern. Insofern müssen die Gebeine der heiligen 3 Könige für die Gläubigen, die sich durch die Pilgereise einen Platz im Himmel erhofften, eine enorme Anziehungskraft gehabt haben, die den Reichtum Köln begründeten (Das Erzbistum Köln dürfte noch heute das zweitreichste Bistum nach Chicago sein).
Den Einstieg in die Geschichte fand meine Tochter (10) schon sehr ansprechend und gelungen, durch die Frage nach dem Wertvollsten in Köln. Nein, nicht der 1. FC ! Für Kinder sehr gut verständlich und anschaulich wird anhand dieses spannenden Abenteuers Geschichte begreiflich gemacht. Sie hat richtig mit gefiebert und auch ich wollte wirklich wissen, was denn nun dahinter steckt….
Bernd Stephan liest sehr lebhaft und betont. Man kann ihn wirklich gut verstehen und meine Tochter mag seine Stimme sehr gerne. Ich persönlich bevorzuge Stephan Schad, aber das ist einfach Geschmackssache, weil ich eine jüngere Stimme für ein Kinderhörbuch passender finde, die Jugend sieht es aber anders. Meine Tochter scheint Bernd Stephan zu bevorzugen, was eigentlich ein sicheres Zeichen ist, daß beide ihre Aufgabe wirklich gut bewältigen.
Wieder eine gelungene Zeitreise, spannend und wirklich informativ, wir sind auf weitere Abenteuer gespannt und es regnet wieder 5 von 5 Sternen für dieses rundum gelungene Infotainment.
Vielen lieben Dank auch an @Jumboverlag für dieses tolle Hörexemplar!

Mittwoch, 23. August 2017

Agatha Christie, Das Geheimnis der Goldmine, gelesen von Regina Lemnitz, der Hörverlag



Agatha Christie, Das Geheimnis der Goldmine, gelesen von Regina Lemnitz, der Hörverlag
Rex Fortescue ist das Familienoberhaupt und der Leiter einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die immer skrupellos und hart an der Grenze der Legalität agiert. Inzwischen ist er in zweiter Ehe mit der deutlich jüngeren und unglaublich erotischen Adele verheiratet und auch sonst hat er in den letzten 1, 5 Jahren einen ganz erschreckenden Verhaltenswandel an den Tag gelegt. Nur seinen Ernährungsgewohnheiten blieb er treu. Als er eines Morgens im Büro über seinem Tee vergiftet zusammenbricht, fällt der Verdacht zuerst auf seine Sekretärin, doch dann stirbt auch noch seine Frau Adele und das einfältige Hausmädchen Gladys. Scotland Yard steht vor einem Rätsel, da diese Morde keinerlei Gemeinsamkeiten aufzuweisen scheinen. Doch Gladys war einst kurz nach ihrer Entlassung aus dem Waisenhaus bei Miss Jane Marple zur Ausbildung im Haushalt und diese kann natürlich nicht still in St. Mary Mead vor sich hin stricken, während woanders der Mord an ihrem ehemaligen Mädchen aufzuklären ist. Aufgrund ihrer gepflegten Erscheinung und ihrer höflichen Art erhält sie sofort Zutritt ins Haus, wo ihr die Schwägerin des Verstorbenen ihr Gästezimmer überlässt. Schnell weiß der ermittelnde Inspektor die Beobachtungsgabe und den wachen Verstand dieses selbsternannten Hausgastes zu schätzen.
Im Original heißt dieser Fall „A pocket full of rhye“ und ich habe ihn vor Jahren gelesen, konnte mich aber überhaupt nicht mehr erinnern. Milena Moser möchte ich jedoch ein dickes Kompliment für diese gelungene Übersetzung aussprechen, da sie den trockenen Humor der Vorlage wirklich gut getroffen hat. Die Schweizer Schriftstellerin die 8 Jahre in San Francisco lebte, macht mit dieser Übersetzung ihrem Sprachgefühl alle Ehre. Nicht zuletzt das trocken ironische Personenverzeichnis im Inlet ( z.B. „Percival Fortescue, genannt Val, ältester Sohn von Mr. Fortescue, mit farblosem Haar und einer etwas pedantischen Ausdrucksweise“) das wirklich jeden noch so unbedeutenden Charakter aufzählt, hat mir echt Spaß gemacht zu lesen. Hier möchte ich ein ganz dickes Lob an den Verlag aussprechen. Gerade bei Hörbüchern mit einer Vielzahl von Personen ist es bisweilen schwierig der Geschichte zu folgen, weil man nicht weiß, wer wer ist und wie die Leute heißen und gerade Krimis hören die meisten nur einmal. Dieses Personenverzeichnis ist gerade wegen der bisweilen merkwürdigen Namen wirklich Gold wert und vereinfacht es dem Hörer ungemein dem Fall zu folgen und mit zu rätseln.
Regina Lemnitz liest und spielt wirklich toll, da aufgrund der Kürzung Bemerkungen wie „sagte XY“ wegfielen, oder dies nur im Text optisch ersichtlich ist, war ich mir nicht immer ganz sicher wer was sagt. Dabei schafft sie es wirklich verschiedenen Personen verschiedene Stimmen zu verleihen, wobei ihre Synchrontätigkeit ihr dabei zu Hilfe kommt. So habe ich mich total gefreut „Whoopy Goldberg“ „Diane Keaton“ und „Kathy Bates“ herauszuhören, aber auch ganz andere Charaktere wie die einfältige Gladys sind wirklich toll herausgearbeitet. Noch ein wirklich zu lobender Punkt ist die gleichbleibende Lautstärke, die ohne störende Schwankungen auskommt.
Der Fall, den ich ja vollkommen vergessen hatte, ist für Deutsche etwas schwieriger nach zu vollziehen, da er auf einem englischen Kinderreim basiert, der uns hier nicht geläufig ist. Die Auflösung hat ein paar kleinere Schwächen, ist aber dann doch im Großen und Ganzen zufriedenstellend gelöst, auch wenn ich Miss Marples Schlussfolgerungen nicht unbedingt offensichtlich finde. Toll ist aber, daß Jane Marple entspannte am Rande des Geschehens sitzt und strickt, während sich Inspector Neele das streng frisierte Haar rauft. Denn als alte Beobachterin überlegt Miss Marple, welcher der Anwesenden denn die entsprechende Persönlichkeit für diese Verbrechen hätte und wie das dann zu bewerkstelligen gewesen wäre?
Wer mit diesem Fall seinen ersten Miss Marple Fall kennen lernen will, wird feststellen, daß Agatha Christies Heldin wenig mit den 4 Margarethe Rutherford Filmen zu tun hat. Diese Ermittlerin ist die Ruhe selbst und fällt kaum auf. Dadurch sprechen viele Menschen mit ihr und verraten ihr Details, die sie der Polizei gegenüber nicht erwähnen. Sie wirkt so harmlos und ist doch blitzgescheit. Wie auch in einigen anderen von Miss Marples Fällen, tritt sie erst auf Mitte der CD 2 in Erscheinung, was ich aus heutiger Sicht sehr interessant finde. Dieser Superstar unter den Ermittlern ist eigentlich die Bescheidenste ihrer Art und drängt sich nie in den Vordergrund, daher hat sie es auch gar nicht nötig von Anfang an dabei zu sein, oder die Vorgänge aus ihrer Sicht zu schildern. Dennoch versprüht sie unglaublich viel Menschenkenntnis und Erfahrung.
Das Ende dieses Falles, der unbefriedigend zu enden scheint, hat es dann aber doch in sich, so daß man das Hörbuch mit einem kleinen feinen Lächeln beendet. Very british!
Auch wenn es nicht mein Lieblingsfall der charmanten Jane Marple ist, wurde er jedoch unschlagbar vom Hörverlag umgesetzt. Ein ganz großes Kompliment an die Produktion.
Gerne gebe ich diesem wirklich guten Hörkrimi 4 von 5 Sternen und bedanke mich ganz herzlich für dieses mehrfach gehörte Rezensionsexemplar beim @Hörverlag.