Freitag, 14. Juli 2017

Flätscher – Die Sache stinkt! Antje Szillat und Jan Birck, Dtv Junior



Flätscher – Die Sache stinkt! Antje Szillat und Jan Birck, Dtv Junior
Flätscher, das coolste Stinktier der Stadt hat bisweilen Ladehemmungen und daher eine Stinkkanone gebaut. Er lebt in einem stilvollen Zuhause, einer Garage mit Rolls Royce, ist von seinen Fähigkeiten als Meisterdetektiv ohne Fall überzeugt und hat vor allem eins: Hunger auf seine Leibspeise Semmelknödel! Am besten von Sternekoch Bode vom Restaurant „Wilder Elch“. Doch als er enttäuscht in die knödellose Mülltonne des Lokals schaut, fängt ihn der Chefkoch persönlich mit einem Kartoffelsack. Zum Glück befreit ihn letztendlich dessen Sohn Theo, der nicht nur Flätschers Sprache versteht, sondern auch einen hervorragenden Assistenten abgibt und einen ersten Fall: ein Zechpreller kommt mit täglich wechselnden Verkleidungen in den „Wilden Elch“ und bestellt erlesene Gerichte, um nach dem Verzehr heimlich zu entwischen. Schnell benötigen Flätscher und Theo ein Büro, eine Sekretärin und ein Netzwerk. Mit Zwergwieseldame Cloe und der O-Clique der Kellermäuse Olaf, Flo, Mo und Jo, sind die Detektive bestens aufgestellt und bereit sich ins Abenteuer zu stürzen.
Erst mal voran ein dickes Lob an das Autoren/Illustratoren-Team. Der Text und die vierfarbigen Illustrationen greifen ganz toll ineinander. Uns hatte ja Band 2 so viel Spaß gemacht, daß wir unbedingt wissen wollten, wie alles begann, auch wenn man Band 2 ohne Vorkenntnisse durchaus gut folgen kann.
Flätscher hat es ja offensichtlich noch nie an Selbstbewußtsein gefehlt. Er ist einfach zu cool, wenn er nicht diese Schwäche für Cloe hätte, die ihm butterweiche Knie bereitet, aber im Ernstfall ist auf ihn ja Verlass! Seine großmauligen Sprüche sind einfach zu herrlich, ebenso wie seine kreativen Wortschöpfungen wie Logissimo! Die aber natürlich jedes Kind auf Anhieb versteht. Im Übrigen ist die Sprache recht salopp, die Sätze recht kurz, wie sie so einem großmauligen Stinktier und einem 12-jährigen Jungen über die Lippen gehen, ohne vulgär oder ordinär zu werden. Da es sich um einen Comic-Roman handelt wird die Sprache hierdurch unmittelbarer und direkter.
Sehr gut gefällt mir, daß der Kriminalfall wirklich kindgerecht ist. Hier geht es um einen fiesen Zechpreller, der Theos Vater in den Wahnsinn treibt, aber nicht unbedingt die organisierte Kriminalität. Da hier ein sprechendes Stinktier ermittelt würde ich jetzt nicht von Realitätsnähe sprechen, aber es ist eine Straftat, zu der Kinder einen Bezug haben, die sich konkret vorstellen können, etwas Greifbares. Das zieht die jungen Leser noch mehr in den Bann, falls das überhaupt noch möglich ist. Denn die Kombination aus Text, Sprechblasen und Illustrationen ist sehr lustig.
Die Kapitel sind ziemlich kurz und dann noch so herrlich witzig illustriert, da merkt man gleich, daß Antje Szillat und Jan Birck ein Herz für Lesemuffel haben und sie schaffen es, ihre junge Zielgruppe wirklich voll zu erwischen. Die Geschichte ist so lustig und auch so spannend, wie auch gleichzeitig skurril, daß selbst Lesemuffel weiterlesen. Die Kapitel sind ja so kurz, da schafft man ja gerade noch schnell ein Kapitel und so ist das Buch schneller beendet als gedacht.
Durch die schöne, wie schlaue Cloe, die nicht einfach nur Sekretärin bzw. Möchtegernsängerin ist, gibt es sogar eine weibliche Identifikationsfigur. Auch wenn Flätscher und Theo männlich sind, ist Cloe eigentlich die Einzige, die nie einen Black-out hat, also die heimliche Heldin. Aber Hand auf’s Herz, Theo’s ständige Fragen und Flätschers weiche Knie bei Cloes Anblick oder seine ständige Angeberei, sind echt liebenswert, sowohl für Jungs als auch für Mädels, selbst die die gut und gerne Lesen. Es empfiehlt sich die Reihe mit Band 1 zu beginnen, da Flätscher in Band 2 noch etwas frecher ist und Jan Birck sich noch weiter von den üblichen Illustrationsstandards entfernt, so daß man in Band zwei das Buch bisweilen drehen muß, um der Story zu folgen oder noch mehr Pfeilen folgen oder ähnliches. In Band 1 ist der Comic-Charakter der Illustrationen noch zahmer.
Was für eine tolle Reihe, die demnächst sogar noch mit einem 3. Band „Flätscher – mit Spürnase und Stinkkanone“ im Dezember 2017 fortgesetzt wird, wenn man nicht schon zum neuen Schuljahr Anfang September das Flätscher Freundebuch bekommt. Die Erwartungen sind nun extra hoch ;)
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Dtv für dieses witzige und kurzweilige Rezensionsexemplar

Mittwoch, 12. Juli 2017

Achtung, fertig, Mutprobe! Barbara Wernsing, Coppenrath Verlag



Achtung, fertig, Mutprobe! Barbara Wernsing, Coppenrath Verlag
Auf der Suche nach einem Geschenk für einen Jungen zum 8. Geburtstag bin ich auf dieses Werk gestoßen:
Mutproben, ohne große Gefahr und mit abschätzbarem Risiko. In diesem Taschenbüchlein werden Kindern verschiedene mögliche Mutproben aufgezeigt, die ihnen helfen sollen persönlich zu wachsen, selbstständig und selbstbewußt zu werden. Sehr gut für Stadtjungs. Unsere Väter hätten dieses Buch ebenso wenig gebraucht wie Michel aus Lönneberga, aber die Zeiten sind rum. Zwischen Helikopter Eltern und Computern verlernen Kinder immer häufiger den Mut zur Wagnis, den Mut etwas Unbekanntes zu probieren, die Natur zu entdecken.
Hier werden kurze Vorschläge unterbreitet und erklärt, warum es für ein Kind Mut erfordert, warum es toll ist, sich an die Aufgabe heran zu trauen. Hat es die Aufgabe geschafft, kann es stolz in einem Feld das Datum notieren und mit einem der beiliegenden Stickern bewerten, u.a. mit Smileys.
Gegliedert sind die Mutproben in folgende Bereiche:
1.     Trau Dich!
2.     Extrem rutschig oder wackelig
3.     Hoch hinaus und tief hinab
4.     Ganz schön ekelig!
5.     Beißt das?
6.     Tut das weh?
7.     Gruseliger geht’s nicht!
8.     Durchhalten
Für Kinder die auf dem Land aufwachsen, sind viele der genannten Aufgaben selbstverständlich wie z.B. auf einen Baum zu klettern, die nackten Füße in einen Fischteich zu halten, oder eine Spinne auf die Hand zu nehmen. An diese Kinder richtet sich das Buch nicht, es ist nicht für Naturburschen gedacht, die meist über ein gesundes Selbstverständnis im Umgang mit der Natur und ihren Fähigkeiten haben, sondern an Stadtkids oder eher ängstliche Kinder. Sie sollen mit den bestandenen Aufgaben Ängste abbauen, Selbstvertrauen gewinnen und Risiken und Gefahren einzuschätzen lernen. So wird z.B. bei der Aufgabe einen Baum hochzuklettern erst einmal darauf hingewiesen, woran man erkennt, daß ein Baum gesund ist, daß man Äste ohne Blätter aber voller Flechten meiden soll. Bei der Aufgabe sich einem fremden Hund zu nähern, sollte man knurrende und zähnefletschende Hunde meiden, möglichst den Besitzer fragen. Sollte der Hund zu knurren beginnen, sich ganz langsam rückwärts vom Hund wegbewegen… Kurz, niemand wird aufgefordert unkalkulierbare Risiken einzugehen oder Mut mit Dummeheit verwechseln. Dafür kann man aber, wenn man es geschafft hat, durchaus eintragen, wie groß der Hund ungefähr war.
Sehr gut gefällt mir auch die Nachwanderung für eine Kindergruppe, bei der die vorangehende Gruppe Knicklichter auf dem Weg verteilt, die die nachfolgenden Kinder einsammeln sollen.
Im Buchinnenrücken erklärt der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Dr. Christian Lüdke, warum Mutproben in der Natur wichtig sind, um Kindern zu helfen selbstbewußt und stark zu werden.
Das Vorsatzpapier ziert ein Abenteurer-Ausweis mit Platz für ein Steckbrieffoto während der hintere Bucheinband Raum für ein Foto mit weiteren Heldenfreunden ist. Denn das gemeinsame Abenteuer mit Freunden stärkt Kinder ebenso. Daher finde ich diese Möglichkeit sein Buch zu personalisieren richtig toll und eine schöne Motivation.
Diese Räume für Notizen, die Sticker und das äußere Gummi-Band, daß an ein Notizbüchlein für die Hosentasche erinnern soll, sind für Kinder so interessant und ansprechend gestaltet, daß sich meine Töchter sofort darauf gestürzt haben und es haben/ausprobieren wollten. Layout und Illustrationen kommen also auch bei der Zielgruppe richtig gut an.  
Eine tolle Geschenkidee für Kinder von 8 bis 10 Jahren, besonders für Jungen, aber nicht nur. Ich persönlich leide nur oft an Geschenkideenmangel für Jungs, da ich nie einer war und auch keinen Sohn habe, den ich befragen könnte.
Schön durchdacht und sehr ansprechend gestaltet auch für eher-Nichtleser, da die Texte kurz, knackig und auf den Punkt sind.
5 von 5 Sternen!
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Coppenrath Verlag für dieses inspirierende Leseexemplar.