Donnerstag, 22. Juni 2017

Wie Kater Konrad seinen Freund wiederfand, und den Rattenkönig besiegte, Sabine Ludwig, gelesen von Oliver Rohrbeck, cbj audio



Wie Kater Konrad seinen Freund wiederfand, und den Rattenkönig besiegte, Sabine Ludwig, gelesen von Oliver Rohrbeck, cbj audio
Dieser von uns allen sehnlichst erwartete 2. Teil hat uns trotz hoher Erwartungen alle begeistert!
Konrad wird von seiner Mutter immer „Konrääääädchen“ gerufen, sie ist immer noch übervorsorglich und seine große Schwester natürlich immer noch nervig. Aber in der Schule läuft es deutlich entspannter, er ist viel beliebter, auch wenn einige sein Hundeabenteuer nicht glauben können. Auch Hundekunde in der Schule hält er weiter für Blödsinn, denn Hund Hubsi ist ja sein Freund geworden. Als sein Vater mal wieder eine Grillparty geben will, sind sämtliche Grillratten weit und breit verschwunden und viele kleine rosa Dinge fehlen, ohne daß Einbruchsspuren zu sehen sind. Da erhält Kater Konrad einen Hilferuf von Marie Antoinette, der kleinen nervigen Maus mit royalen Allüren. Klar, muß er der kleinen Freundin helfen. Also baut er mit seinen Katzenfreunden ein Floß und sticht damit alleine in See, denn seine Freunde trauen sich nicht zur Hundinsel zu fahren. Auf dem Weg dorthin trifft er die Biber, die ihm erzählen, daß es bei den Hunden nun furchtbar sei. Ratte Ratfried mit seiner Grillrattenbande hat die Macht übernommen und kommandiert alle rum! Wer nicht gehorcht wird eingesperrt, Feste sind verboten und die Schule zerstört und geschlossen! Hubsis Mutter ist verschwunden und wird von Ratfried gefangen gehalten. Und Marie-Antoinette? Der geht es bestens, trächtig mit 11 Mäusekindern will sie nur endlich vor den Traualtar treten, aber nicht ohne Konrad als Trauzeugen. Na, da hat Konrad noch einiges zu erledigen, ehe er fröhlich auf der Nagerhochzeit mitfeiern kann!
Die Geschichte ist eigentlich hochkomplex und unglaublich vielschichtig. Das macht das mehrfache Hören so unglaublich toll und nie langweilig. So lief Kater Konrad nun fast 2 Wochen ununterbrochen (es gab ja mal wieder ein langes Wochenende) bei meiner Ältesten im CD-Spieler und bei uns z.T. im Auto (ich wollte sie ja auch mal hören). Fazit von diesem Dauertest mit vielen Zuhörern: Super, sagen Johanna (10), Franziska (noch nicht 8), Elena (Freundin 8,5), Jonathan (Nachbarsjunge 6), Papa und Mama.
Auch wenn die Geschichte ja erst einmal auf dem Papier grausam wirken mag, so ist sie es nicht und das liegt nur zum Teil am großartigen Oliver Rohrbeck (Eltern kennen ihn seit ihrer Kindheit als Justus Jonas von den ???). Dieser liest die Geschichte unglaublich locker und lebendig, so daß man auch den feinen Humor der Autorin spüren kann.
Sabine Ludwig (u.a. „Hilfe, wir haben die Lehrerin geschrumpft!“, „der 7. Sonntag im August“) versteht es mit der Sprache und der Erwartungen der Hörer zu spielen. Immer wenn ich dachte, die Geschichte wäre bald zu Ende, kam die nächste aufregende Entwicklung in der Geschichte. Diese ist unglaublich abwechslungsreich und teils sehr dramatisch. Dennoch werden die kindlichen Ängste gut abgepuffert. Auch weil der Titel bereits verrät, daß am Ende alles gut gehen wird. Hubsis Mutter ist weg, aber man hat stets den Eindruck, daß sie das schon schaffen werden!
Piraten tauchen auf?! Spannend, aber unblutig. Selbst die Waffen sind kein Grund für Panikattacken. Dies ist wirklich toll und kindgerecht umgesetzt worden. Dazu sind diese tierischen Freunde auch einfach echt komisch. Die hochträchtige Marie Antoinette in ihrem Brautkleid und Schleier muß wirklich urkomisch aussehen und dennoch bewahrt sie die Haltung einer Königin!
Für Eltern gibt es noch Zusatzschmankerln: Der Brombeerwein schmeckt fies, macht einen dicken Schädel…. Aber das sagen die Tiere selbst! Oder, wer was absichtlich zerstört, muß es wieder in Ordnung bringen. Oder die Frage: Ist Schule sinnlos? Wäre ein Leben ohne Schule schöner?
Ähnlich einer Fabel nutzt Sabine Ludwig ihre tierischen Helden für jede Menge starke Botschaften, die bei den Kindern ankommen, aber ohne erhobenen Zeigefinger! Die Botschaften sind eher subversiv und werden nebenbei wahrgenommen, während die Kinder mit Konrad lachen, bibbern oder auf die Befreiung vom Tyrannen hoffen. Doch neben diesem witzigen Abenteuer, geht es wie bei Fabeln um viel mehr. Um Freundschaft und Familie und um Zusammenhalt. Wie bei Freundschaft gibt es auch bei der Familie kein zwangsläufig richtig oder falsch. Man ist Familie oder nicht und dann hält man zusammen, auch wenn es schon mal nervt. Und wer sagt denn, daß Freunde immer zur selben Art gehören müssen? Klar können Hunde, Katzen und Mäuse (Jungen, Mädchen, In- und Ausländer) Freunde sein, wenn man sich mag ist alles möglich! Allerdings haben die Kinder mit 2 h 30 min. an diesem Hörbuch viel länger Spaß als an einer Fabel.
Wenn man sich dann noch die tollen Illustrationen von Astrid Henn auf dem Cover, im Inlet und auf den CD’s anschaut, dann macht das noch mehr Spaß, da man sich diese tolle Truppe dann noch besser vorstellen kann.
Übrigens durfte ich mir dieses Rezensionsexemplar von meiner Tochter nur ausleihen, unter dem Versprechen, daß sie auch Band 3 bekommen wird. Na ja, hoffen wir doch erst mal, daß es Band 3 geben wird!
Ganz großes Hörkino, große Klasse, klare 5 von 5 Sterne von einer 6-köpfigen Fach-Jury ;)
Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj-audio für dieses tolle Rezensionsexemplar und hoffen auf eine Fortsetzung!

Montag, 19. Juni 2017

Das Seehaus, Kate Morton, gelesen von Esther Schweins, Hörverlag



Das Seehaus, Kate Morton, gelesen von Esther Schweins, Hörverlag
London kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges lernt die junge schöne Eleanore den gutaussehenden Arthur Edevane kennen, den 3. Sohn eines Earls und Medizinstudent. Er ist froh nicht das Erbe des Vaters antreten zu müssen, sondern sein Leben mit einem sinnvollen Beruf an der Seite der Frau die er liebt verbringen zu können. Als Arzt fühlte er sich im Krieg verpflichtet seinen Landleuten an der Front zu helfen, ohne zu ahnen, daß dies sein bisheriges Leben für immer verändern wird.
Cornwall 1933: Die sechzehnjährige Alice Edevane fiebert dem Mittsommernachtsfest auf dem herrschaftlichen Landgut ihrer Familie entgegen ― und ahnt nichts von dem Unglück, das sich ereignen wird. Obwohl ihre Eltern am liebsten unter sich sind, öffnen sie traditionell einmal im Jahr das Haus am See für ein großes Fest. Und obwohl das Haus voller Gäste ist, verschwindet ihr kleiner Bruder, trotz Kinderfrau die bei ihm im Zimmer schlief.
Siebzig Jahre später stößt die junge Polizeiinspektorin Sadie auf das alte, verfallene Haus am See, der Familie Edevane. Weil sie Ermittlungsergebnisse an die Presse weitergab, soll sie erst einmal ihren Jahresurlaub nehmen und verbringt diesen bei ihrem Großvater in Cornwall. Als sie den Spuren des in jener Nacht verschwundenen Jungen nachgeht, gerät sie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld. Dies lenkt sie einerseits von ihrem dienstlichen Vergehen ab und doch scheint es Parallelen zu ihrem eigenen Leben zu geben.
Das Seehaus von Kate Morton stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste daher habe ich mich total über den Gewinn bei der Lovelybooks Hörbuch Challenge gefreut.
Umso erstaunter war ich dann, daß ich, obwohl ich Vielhörerin bin, nicht in die Geschichte hineinfand.
Diese Geschichte ist sehr komplex, mit verschiedenen Zeitebenen und zahlreichen Personen, zu denen es leider kein Personenverzeichnis gibt, weswegen ich mich bisweilen beim Hören fragte: „Wer zum Kuckuck war noch mal Howard?“. Nachdem ich die 1. CD ungelogen 10 mal gehört hatte (und immer wieder darüber eingeschlafen bin), wollte ich schon aufgeben, aber es war ja ein Wunschbuch. Ab CD2 war ich sehr froh, daß ich durchgehalten habe, da hat es mich dann gepackt. Ich wollte wissen, was dort im Haus am See geschehen war. Es schien ja doch nicht so eine 08/15-Liebesgeschichte von Tochter Alice mit dem schnuckeligen Gärtner zu werden, wie ich es zu Beginn befürchtet hatte. Es entwickelte sich dann ganz schön verzwickt. Auf der einen Seite Sadies vermurkster Fall im Jahre 2003, die große Liebe von Eleanor und Arthur im 2. Weltkrieg, als beide für einander brannten und das Jahr 1933, als die 16 jährige Alice dem Mittsommernachtsfest entgegenfiebert und das Fest durch das spurlose Verschwinden ihres kleinen Bruders Theo böse endet. Wie passt das zusammen?
Sehr gut gefiel mir der kantige Charakter von Alice, die für ihre damalige Zeit einen sehr ungewöhnlichen Lebensweg einschlug und Krimiautorin wurde, als alleine stehende Frau mit wechselnden Liebhabern. Die Geschehnisse im Sommer 1933 haben ihr Leben geprägt.
Zu Sadie fand ich anfangs weniger Zugang, aber nach und nach entwickelt sich durch Rückblicke ihre eigene Prägung, die sie zu dem machte, was sie heute ist, und warum sie gegen jegliche Vernunft Geheimnisse an die Presse weitergab.
Eleanor, die anfangs scheinbar perfekte Übermutter von Alice, wird durch die langsam offenbarten Fehlentscheidungen und Rückblicke sehr menschlich und tatsächlich liebenswürdig, auch wenn mir das Ende wirklich zu viel des Guten war.
Esther Schweins erzählt die Geschichte ausgesprochen wohlklingend mit ihrer schönen Stimme. Wegen der Vielzahl an Personen hätte es mir jedoch deutlich geholfen, hätte sie sich mehr darum bemüht den Text nicht nur ausdrucksstark zu lesen, sondern auch zu spielen.
Eigentlich müsste man ja nun beim Lesen dieser Rezension denken, na, das klingt aber eher nach Mittelmaß! Doch die CD’s 2-6 haben mich echt gepackt, bis mich dann das Ende doch leider enttäuscht hat. Daher mit Bedenken gerade noch 4 Sterne, da ich zwischenzeitlich wirklich gebannt dem CD-Spieler lauschte und nicht einschlafen wollte, um nur ja nichts zu verpassen.