Johnny Sinclair. Beruf: Geisterjäger, Sabine Städing,
Baumhaus Verlag
Der junge 12- jährige Johnny Sinclair lebt alleine mit
seinem karibischen Kindermädchen Cécile auf Greyman Castle, hoch in den
schottischen Highlands, nur vom Churchmoor und der Festwiese vom kleinen
schottischen Örtchen Blacktooth getrennt. Allerdings gehen Johnny die Geister
auf den Keks, die ihn einfach nicht in Ruhe lassen wollen. Cécile versucht zwar
mit Vodoo, die Geister (den säbelschwingenden Highlander, den alten Uhrmacher
Mr. Hopkins, die gesichtslose Braut und Tommy Drum) zu vertreiben, aber die
juckt das nicht. In seiner Verzweiflung schreibt Johnny schon an Schottland
Yard mit der Bitte Inspector John Sinclair möge ihm zur Hilfe kommen.
Vergeblich.
Doch nach einem ziemlich ätzenden Schultag verläuft Johnny
sich im Nebel im Moor und findet einen tätowierten Totenschädel der noch dazu
sprechen kann. Mit seiner Erfahrung aus mehreren hundert Jahren will er Johnny
beistehen die Geister von der Burg zu vertreiben. Johnny fällt fast vor Schreck
in Ohnmacht, als er zum ersten Mal die Stimme des Schädels hört. Doch er kennt
sich offensichtlich aus mit der Welt des paranormalen. Er empfiehlt dringen
einen Assistenten mit auf die Geisterjagd zu nehmen. Doch ob ausgerechnet
Johnnys bester Freund, der aus England zugezogene Russel der Richtige für den
Job ist?
Dies ist der Auftakt einer neuen Serie von Sabine Städing,
deren Petronella und Fox Girls Geschichten meine Töchter lieben! Diese Reihe
richtet sich an Jungs und Mädchen die Geistergeschichten mögen und meine
Älteste steht gerade total auf Scary Harry und Die Gespensterjäger. Das Buch
mußten wir daher einfach lesen!
Schon das schwarzgrüne Cover mit dem mehrdeutigen Bild ist
schon herrlich gruselig und geheimnisvoll zugleich. Der Schriftzug ist an die
legendäre John Sinclair Heftchenreihe angelehnt. Ansonsten hat es optisch aber
nichts mit Groschenromanen gemein. Im Inneneinband vorne, sieht man Johnnys
Ahnengalerie abgebildet. Im hinteren Klappeneinband ist eine Karte von Greyman
Castle und seiner Umgebung zu erkennen. Der Lageplan ist sowohl hilfreich, als
auch anschaulich, während die Gemäldegalerie vor allem alte Burgatmosphäre
verbreitet.
Der Einstieg in die Geschichte ist gleich schon schaurig,
als man Johnny kennenlernt, der auf der Flucht vor den Hausgeistern die
Uhrenschläge zählt, um noch rechtzeitig in sein Zimmer zu gelangen. Eine
ganzseitige schwarz-weiß Zeichnung zeigt die düstere Burg auf einer Anhöhe
einsam und alleine in der Dunkelheit daliegen. Nach diesem gruseligen Anfang
ist echt eine humoristische Erleichterung für die Nerven Cécile, das nicht ganz
alltägliche Vodoo-Kindermädchen von Johnny kennenzulernen. Diese hält auf der
Burg spirituelle Séancen und Konsultationen mit dem Jenseits für alle Leichtgläubigen
des Dorfes und der weiteren Umgebung ab. Zum Glück hat Johnny noch seinen
Schulfreund Russel, der ihm manchmal auf der Burg Gesellschaft leisten darf,
trotz seiner übervorsichtigen Mutter, der der Stammsitz der Sinclairs nicht
ganz geheuer ist (warum wohl?).
Außerdem begleitet man Johnny in die Schule, lernt die
fiesen Klassenmobber Barty und Alfie kennen, sowie die wunderliche Millie, die
ständig im Unterricht einschläft und stets schwarz trägt. Der eigentliche
Knaller der Geschichte ist allerdings der tätowierte sprechende Totenkopf
Erasmus, auf den auch Cécile ein Auge geworfen hat.
Gekonnt spielt Sabine Städing mit Erwartungen und
Vorurteilen. Zuerst sind einem Cécile und Russel sympathisch, doch irgendwann
wurde ich ganz schön sauer auf Cécile, die anscheinend nur ihre eigenen
finanziellen Interessen verfolgt, statt auf Johnny zu achten und Russell schien
einfach nur dusselig und ängstlich. Ausgerechnet der sollte Johnnys Assistent
werden? Dieses hin und her in der Erwartungshaltung baut noch mal eine ganz
eigene Spannung auf, fern ab der Geister dieser Burg.
Eigentlich stört es mich, daß immer häufiger deutsche
Kinderbücher mit englischen Begriffen gespickt sind und in England oder in den
Staaten spielen. Wozu? Die Kinder sollen erst einmal ihre Muttersprache lesen
können, ehe sie Sprachen lesen, die sie noch nicht gelernt haben (ich bin als
Kind mal an dem Wort Teenagerzimmer verzweifelt. Wer um alles in der Welt nagt
denn Tee und wozu braucht man da ein Zimmer für?). Da dies jedoch die Kinderserie
zum legendären Geisterjäger John Sinclair ist, ist dies nun ausnahmsweise
begründet, daß die Geschichte in den schottischen Highlands spielt. Meine
Tochter im 4. Schuljahr tat sich dennoch mit den vielen engl. Namen und
Begriffen schwer, so daß ich schließlich vorgelesen habe, damit sie den Sinn
der Geschichte noch begreift und ich die Wörter erklären kann. Daher finde ich
es super, daß die Geschichte als Hörspiel vertont wird. Dann lernt sie den
Klang und die Bedeutung der Wörter durch mehrmaliges Hören und wird Band 2 dann
vielleicht alleine lesen können (nein, sie wird nicht wirklich Englisch in der
5. Klasse lernen, der Schulwechsel wird nicht helfen, wenn man sich für
Französisch als 1. Fremdsprache entscheidet).
Zu Beginn gibt es ein paar wenige weniger spannende
Passagen, da die Welt des Johnny Sinclair ja nun erst mal erschaffen werden muß
(nein, ich verwende nun bewußt nicht das Wort Worldbuilding), ein Grund warum
die ersten Bände einer Reihe meist nicht ganz so aufregend sind, wie die 2. Bände.
Doch wird dieser erste Fall von Johnny abgeschlossen und der zweite wird ihm
zum Ende auf äußerst mysteriöse Weise erteilt. Das ist ein echter Cliffhanger.
Johannas Kommentar, als das Buch endete: Können wir jetzt mit Band 2
weiterlesen? Äh, der ist noch nicht erschienen? Und das Hörspiel? Kommt auch
erst noch. Wir bleiben also gespannt und vergeben eine Leseempfehlung mit 4,5
Sternen, weil wir denken, daß Band 2, jetzt da wir wissen wer wer ist und was
wo liegt, noch spannender wird und das muß man ja irgendwie dann auch noch
ausdrücken können.
Für Fans von gruseligen Geisterjägergeschichten ein echter
Gänsehautspaß für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren!