Framed Feelings, Marina Neumeier, gelesen von Pia-Rhona Saxe, David M. Schulze, Hannah Schepmann, Lübbe Audio, Download, 11 h 38 min.
Die junge Lilly Herzog entstammt einer Auktionshausdynastie, die auf Kunst spezialisiert ist. Sie liebt die Kunst der Moderne und möchte in die Fußstapfen ihrer bewunderten Eltern treten. Doch ausgerechnet bei ihrer ersten große Chance unterläuft ihr ein kapitaler Fehler und sie macht sich selbst die größten Vorwürfe. Erschüttert flüchtet sie ein Jahr nach London und ist nun wieder zurück in München, sehr zur Freude des lokalen Schickeria-Gossips des „Münchner Kindle“ in Social Media. Ihre beste Freundin Nova schleppt sie mit auf einen WG-Einweihungs-Party, ausgerechnet zu ihrem Erzfeind Vincent Saint Clair, mit dem sie und ihre Mitbewohner Nova und Hugo auch schon im Kindergarten waren. Aber seit einem gemeinsamen Praktikum in Wien ist Vincent ein rotes Tuch für Lilly. Niemals würde sie eigentlich zu einem Party von ihm gehen, aber ihre Mitbewohner lassen ihr keine Wahl. Wie unangenehm, dass Vincent sie dort für jeden sichtbar angräbt. Das befeuert nicht nur den Gossip, auch die Eifersucht ihres Ex-Constantin ist geweckt. Was niemand ahnt: Vincent ist auf Lillys Mithilfe angewiesen, um die väterliche Galerie vor dem Ruin zu retten und Lilly könnte bei der Gelegenheit ihren angeknacksten Ruf wieder herstellen. Eine Chance, die sie eigentlich nicht sausen lassen kann, doch macht ihr das Knistern zwischen ihnen ernsthaft Sorgen. Warum weckt ausgerechnet ihr Erzfeind solche Gefühle in ihr.
Hach, klang der Klappentext schön und einige von mir geschätze Bloggerinnen haben es als Highlight bezeichnet. Da waren meine Erwartungen echt hoch, aber was sollte denn passieren, Pia-Rhona-Saxe und Hannah Schepmann höre ich wirklich gern. Das ist auch so geblieben. Mir gefiel auch das Setting in der Kunstwelt und der Klatsch und Tratsch über die Münchner Schickeria im „Münchner Kindel“ fand ich amüsant.
Aber es gab auch leider einiges, was mir nicht gefiel:
Vinzent St. Clair fand ich mit 25 Jahren definitiv zu unreif. Ich, die ich noch viel älter bin, hätte ihm ganz einfache und elegante Wege aus seinem vermeintlichen „Dilemma“ aufzeigen können, auf die er auch hätte selbst kommen können. Aber stattdessen suhlt er sich in Selbstmitleid, am besten daran zu erkennen, dass er statt des schicken Brioni-Anzuges einen Jogging-Anzug trägt. OMG! Versteht mich nicht falsch, ich stehe nun wirklich nicht auf Jogging-Anzüge, aber Midtwenties in maßgeschneiderten Anzügen, finde ich nicht sexy, sondern anmaßend und albern. Außer als er wirklich am Boden zerstört ist, weil sie große Liebe (und Lust und Begierde) in unerreichbare Weite gelangt ist, trägt er mal keinen Maßanzug oder Smoking. Vincent ist so der Typ einsamer Wolf. Obwohl Hugo seit Kindergartentagen sein bester Freund ist, muss er alles mit sich alleine ausmachen, dabei noch die väterliche Galerie retten und seinen kleinen Bruder (er ist immerhin 22 und studiert Wirtschaft) vor der bitteren Wahrheit des drohenden finanziellen Ruins schützen. (Warum? Der ist angegehender BWLer, der sollte rechnen können!). Aber ich finde ihn vor allem furchtbar patronizing und von oben herab. Das kann vor allem an Sprecher David M. Schulze liegen, mit dem ich nicht warm geworden bin. Für mich klingt er nach mind. 35 und nicht sexy sondern nach einem furchtbaren mansplainer. Hach die kleine Lilly, muss ich beschützen, aber vorher noch vernaschen...
Lilly, sieht super aus, arbeitet so total hart, dass ihr Terminkalender übervoll ist und auch Wäsche waschen dort eingetragen werden muss, aber sobald sie sich verliebt, leert ihr Kalender sich auf magische Weise, für spontane Dates mit ihrem Liebsten.
Alle arbeiten furchtbar hart und haben super Bodies, liegen aber ständig im Bett rum, feiern bis in die Puppen (natürlich in den neuesten Designerklamotten, kein Vintage) mit Alkohol, machen nie Sport, futtern ohne Ende ungesundes Zeug.... und ihre Tage haben offensichtlich mehr als 24 h.
Die Geschichte ist mir zu spicy. Etwas weniger Lust und mehr Liebe wäre mehr nach meinem Geschmack, aber es ist genau das, Geschmackssache.
Ja, ich wollte eine glamouröse Geschichte, der Reichen und Schönen, aber ich hätte mich gefreut, wenn die Charaktere mehr Tiefgang hätten und wenigstens mal der WG-Nachbarin geholfen hätten, die Einkäufe in den Aufzug zu tragen, oder eine Katze vor dem Überfahren gerettet hätten, aber es kommt mir alles so hohl und oberflächlich vor.
Am Besten gefiel mir der schwule beste Freund Hugo, der einen Crush hat auf einen Typen, der sich ebenfalls nicht outen darf. Tatsächlich habe ich sowohl bei von-und-zu Erbadel Hugo verstanden, warum er sich ziert sich zu outen (die Erwartung eines standesgemäßen Erben von untadeligem Stammbaum), als auch bei seinem Crush (hier will ich nix verraten). Mir gefiel auch, dass Hugo zwischen seinen Loyalitäten zwischen Lilly und Vincent hin- und her gerissen ist und ich finde, er hat diesen Konflikt wirklich sehr gut gelöst
Ich fand es auch zu vorhersehbar. Mir war sofort klar, wer hier ein falsches Spiel spielt und wer die Familie Saint Clair letztendlich vor dem sicheren Ruin retten wird.
Ich habe aber nicht abgebrochen, da ich Pia-Rhona Saxe und Hannah Schepmann mit ihren jungen, frischen und sympathischen Stimmen wirklich gerne höre. Auch wenn ich manchmal dachte, „Mensch Lilly, hör auch zu jammern“ ist sie mir nicht auf den Keks gegangen, weil ich sie wegen ihrer Stimme mochte, ebenso wie Lillys beste Freundin und Skandalnudel Nova. Vielleicht findet sie im zweiten Band der Reihe ja ihren Mr. Right.
Wie ich schon erwähnte, gibt es viele Fans dieses Werkes und meine Animosität könnte wirklich an meiner Abneigung gegenüber Anzügen und der für meinen Geschmack herablassenden Stimme von David M. Schulze liegen. Mich konnten leider nur die Sprecherinnen überzeugen und das traumhafte Cover und Setting.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Bloggerjury für mein Rezensionsexemplar!
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