Sonntag, 23. März 2025

Die Allee, Florentine Anders, gelesen von Jördis Triebel, Der Audio Verlag, 1 MP310 h 30 min. ungekürzt

Die Allee, Florentine Anders, gelesen von Jördis Triebel, Der Audio Verlag, 1 MP310 h 30 min. ungekürzt


Die 16 jährige Isi soll von ihrer großbürgerlichen, adeligen Ärzte-Familie in die Berliner Gesellschaft eingeführt werden. Ihre Eltern haben den Sohn des legendären Dr. Sauerbruch als Tischherren auserkoren, doch der Arbeitskollege ihrer Cousine, den diese aus Not um seine Begleitung bat, Hermann Henselmann, ein visionärer junger Architekt zieht sie sofort an. Auch wenn er 10 Jahre älter ist und auch einer Handwerkerfamilie stammt, verfällt sie ihm und seinen Ideen sofort. Mit 18 heiratet sie ihn und sie schlagen sich mehr recht als schlecht durch, während Isi ein Kind nach dem anderen auf die Welt bringt. Das ist während des jahrelangen Krieges mehr als nur herausfordernd, ebenso wie Herrmanns Bemühungen trotz seiner jüdischen Abstammung und seiner Liebe zu den Ideen des Bauhauses und LeCorbusiers, sowohl während des 3. Reichs, als auch später in der DDR seine Ziele durch zu setzen und seine Träume in Beton wachsen zu sehen.

Nach dem Krieg sind einige wichtige Posten neu zu besetzen und durch Glück und Zufall wird Hermann Henselmann zum neuen Direktor des Bauhauses. Isi bietet sich nun die Gelegenheit auch ohne Abitur und trotz acht Kindern endlich Architektur zu studieren.


Auch sprachlich bedient sich Florentine Anders des Credos des Bauhauses, schlicht, schnörkellos, und direkt. Sie kommt auf den Punkt und es gibt keinen Raum für Missinterpretation. Das ist erfrischend matter of fact und frei von jeglichem Kitsch und Gefühlsduselei, selbst in den schwersten Kriegszeiten. Dieser sachliche Stil mag nicht jedermanns Geschmack sein, er passt aber ganz hervorragend zum architektonischen Stil der Architekten-Dynastie Henselmann. Ihre Werke kennt jeder, der schon mal in Berlin war, der Name hingegen war mir kein Begriff und schon gar nicht, welche Geschichte dahinter steckt. Das fand ich wahnsinnig interessant, gerade auch, weil meine Eltern in einem von LeCorbusier inspirierten Bungalow wohnen, den ich furchtbar fand, bis wir ihn im Kunstunterricht in der Oberstufe thematisierten, ihn, die Charta von Athen und die gesellschaftlichen Ideen die dahinter steckten und die im krassen Gegensatz zu den Idealen der Nazis standen.


Jördis Triebel spricht die Geschichte schnörkellos und ganz direkt, ganz im Stile des Bauhauses und der Henselmannschen Baukunst. Sie klingt energiegeladen und als lasse sie sich kein X für ein U vormachen. Absolut passend zum Schreibstil. Dabei klingt ihre weibliche Stimme durchaus sympathisch, trotz der cholerischen Gewaltexzesse des männlichen Familienoberhauptes. Das hat nichts mit „so war Erziehung damals“ da ging es nur um ein Ventil für aufgestaute Wut und da traf es meist Isa und Peter, die nicht ganz so waren, wie man es von ihnen erwartete. So müssen sie früh lernen, sich ebenso aus brenzligen Situationen herauszulavieren, wie es der Vater stets im Umgang mit der jeweils herrschenden Obrigkeit ihnen vormacht. Die Kinder sind ihm und seiner Willkür ebenso ausgeliefert, wie Herrmann Henselmann den Nazis oder dem Politbüro. So schaffte er es während des 3. Reichs seine stetig wachsene Sippe trotz jüdischer Wurzeln heil durch den Krieg zu bringen und den Sozialisten seinen funktional-schlichten Baustil für die prägenden Bauten der Stalin-Allee unterzujubeln, trotz der entgegenstehenden Vorgaben aus Moskau.


Auch wenn man nicht alle Henselmanns durchweg mögen kann, hat mich ihre Cleverness doch beim Zuhören grinsen lassen. Die Autorin ist übrigens die Enkelin von Hermann und Isi und Tochter von Isa. Somit erhalten die Hörerinnen ganz persönliche und bisweilen unglaublich schmerzhafte Einblicke in diese kreative Dynastie.


Ein absolut lohnender Einblick in eine Dynastie, die nicht nur unseren Städtebau geprägt hat.


Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für mein Hörexemplar!


Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/die-allee-anders-florentine-978-3-7424-3500-2/


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Freitag, 21. März 2025

In 80 Tagen um die Welt, Frei nach Jules Verne, Manhwa – Klassiker für Kids, Ullmann Verlag

In 80 Tagen um die Welt, Frei nach Jules Verne, Manhwa – Klassiker für Kids, Ullmann Verlag


London 1872: Mr. Phileas Fogg ist ein sehr wohlhabener, angesehener Gentleman in London, der seinen klar strukturierten Tag liebt, in dem alles seinen gewohnten Gang geht. Das findet sein neuer Diener Jean Passpartout super, denn er hat schon so ziemlich alles gemacht, um seinen Unterhalt zu verdienen, inkl. In einem Wanderzirkus. Doch seine Erwartung wird enttäuscht, schon an seinem ersten Arbeitstag, geht sein junger Herr in seinem Gentleman's Club haarsträubende eine Wette ein: er wettet sein halbes Vermögen darauf, dass er es innerhalb von 80 Tagen schafft 1 mal von Ost nach West die Welt zu umrunden und an zuvor festgelegten Orten seine Anwesenheit in der britischen Botschaft bescheinigen zu lassen. Schon am nächsten Tag soll die Reise losgehen und die Zeit für Vorbereitungen und das Packen ist denkbar knapp.


Diesen berühmten Klassiker für Kinder als Manhwa (also als koreanischen Comic-Roman, der wie bei uns vorwärts gelesen wir, allerdings in einer anderen „Zeichensprache“ als in klassischen Disney-Comics zum Beispiel) umzusetzen, bedeutet natürlich ihn zu vereinfachen und zu verkürzen. Dabei ist leider auch die legendäre Ballonfahrt den Kürzungen zum Opfer gefallen, aber diese ist für heutige Kinder natürlich auch noch schwerer vorstellbar, als Dampfloks, Bisons auf der Strecke oder ein Segelschlitten. Dafür ist die Geschichte aber durchweg farbig illustriert, im koreanischen Stil, der mich stets an die Heidi Trickfilme meiner Kindheit erinnern. Als Kind habe ich auch die damalige Romanverfilmung geliebt und mein Patenkind und seine Brüder die Neuverfilmung. Das zeigt, wie zeitlos diese Geschichte ist und wie sehr Kinder aich nach über 100 Jahren, diese völlig veränderten Herausforderungen finden. Das liegt natürlich auch an den Persönlichkeiten, die hier mitspielen, wobei einem besonders, der treue Diener Passepartout (= derjenige der überall durchkommt) und Aouda, deren ihr zugedachtes Schicksal Kinder heute besonders ungerecht finden ans Herz wachsen. Phileas Fogg überzeugt durch seine Entschlossenheit, aber auch durch seine unerwartete Flexibilität, die nicht nur Passepartout an den Tag legt. Ständig kommt es anders als geplant und dennoch kommen sie immer wieder durch. Sein wahrer Charakter als Gentleman stellt er ganz zum Schluss unter Beweis. Außerdem gibt es noch eine immer wiederkehrende Gefahr, von der Fogg und Passepartout nichts ahnen, die ihre Reise aber noch zusätzlich zu der Unwirtlichkeit einiger Länder und des Klimas erschweren.


Jules Vernes Abenteuer Roman schien damals unglaublich. Natürlich gab es schon Dampfloks, die waren allerdings deutlich langsamer als unsere heutigen ICE und das Reisen darin deutlich beschwerlicher. Auch gab es noch nicht das Schengener Abkommen, dass einem zumindest in Europa die Grenzen öffnet.... Die Welt war noch viel wilder und uriger und es lauerten dort ganz andere Gefahren, als heutzutage. Doch auch wenn man heute viel schneller um die Welt kommt, sind Weltreisen, an denen man an verschiedenen Orten der Erde die Länder auch bereist, noch immer ein Erlebnis und ein Abenteuer. Jules Vernes selbst ist unheimlich gerne gereist und hat jede Menge Eindrücke von Menschen, Ländern und Kulturen von diesen mitgebracht und vieles davon in seinen Romanen verarbeitet. Dies und noch vieles mehr über den Pionier des modernen Science Fiction Romans kann man auch im Anhang der Geschichte nachlesen.


Trotz der Kürzungen, die dem Genre geschuldet sind, bin ich sehr gerne wieder mit Phileas Fogg, Passepartout und Aouda in 80 Tagen um die Welt gereist. In diesem jungen, frischen Design spricht es auch junge Lesemuffel ab 9 Jahren an.


Ich bedanke mich ganz herzliche bei der Agentur ProInternet Bookmark und dem Ullmann Verlag für mein Rezensionsexemplar.


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