Freitag, 28. Februar 2025

Interview mit Charlotte Charonne zu dem Hörbuch „Asklepios“ gelesen von Charlotte Sonntag.

Interview mit Charlotte Charonne zu dem Hörbuch „Asklepios“ gelesen von Charlotte Sonntag.


Liebe Charlotte, ich durfte gerade Dein erstes Hörbuch "Asklepios" gelesen von Charlotte von Sonntag hören. Was ist das für ein Gefühl, wenn man zum 1. Mal sein eigenes Buchbaby vorgelesen bekommt?

 

 

Liebe Dani,

 

ganz, ganz herzlichen Dank für das Interview und die bedachten Fragen.

 

Die Rechte für das Hörbuch wurden vom Verlag edition krimi an die Hörbuchmanufaktur Berlin lizensiert. Da ich keinen Einfluss auf die Auswahl eines Sprechers bzw. einer Sprecherin hatte, war ich natürlich sehr aufgeregt. Als ich erfuhr, dass das Buch von Charlotte von Sonntag gesprochen wird, fiel mir ein Stein vom Herzen. In meinen Thrillern sind starke Frauencharaktere am Start und einen Sprecher konnte ich mir kaum vorstellen.

 

Beim Hören kamen mir mehrmals die Freudentränen. Die wundervolle Charlotte von Sonntag hat meine kühnsten Hoffnungen und Erwartungen übertroffen. Es ist mir ein Rätsel, wie es ihr gelungen ist, jeden einzelnen Charakter und auch mich exakt nachzufühlen. Ganz großes Kino für die Ohren.

 

In diesem Thriller tritt erstmals das Ermittlerduo Ruby und Spike in Erscheinung, die erfreulicherweise zwar auch private Probleme haben, aber weder Alkoholiker, Kettenraucher oder ein sonstiges Clichè erfüllen. Was macht Sie für Dich so besonders und was hat Dich inspiriert?

 

Bei der Entwicklung des Ermittlerduos hat mich tatsächlich das Klischee inspiriert. Genau diesen Abklatsch wollte ich nicht bedienen. Neben den bereits von dir genannten Typen fielen somit auch geschiedene Ermittler - evtl. mit Übergewicht dank ungesunder Ernährung und wenig Zeit für Sport – und weitere Stereotypen weg.

 

Natürlich haben Ruby und Spike Probleme und sind alles andere als perfekt. Sie bekommen aber durch die Fälle bzw. Personen, die ihnen in den einzelnen Bänden begegnen, die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und persönlich zu wachsen. Bei Ruby geht es um das Thema „Vergebung“. Sie muss lernen, ihrer Mutter zu vergeben (Artemis) und sich selbst (Aphrodite). Im Mittelpunkt von Spikes Problemen steht das Thema „Bindungsangst“. Diese muss er überwinden, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.

 

Ruby ist eher ein „Haudegen“ und hält sich nicht immer an die Regeln. Spike trumpft mit Charme und Einfühlungsvermögen auf. Gemeinsam sind sie ein perfektes Team.

  

Kommissarin Ruby trifft bei ihren ersten inoffiziellen Ermittlungen auf eine patente ältere Dame, Anneliese Goldberg, deren Beobachtungsgabe sicherlich auch Jane Maple erfreut hätte. Gab es für sie ein reales Vorbild?

 

Anneliese Goldberg. Ich liebe die Figur, weil sie Leichtigkeit in die bedrückende Geschichte bringt und dem Leser Raum zum Durchatmen bietet. Sie ist einzig und allein meiner Fantasie entsprungen. Wäre schön, ihr im echten Leben zu begegnen. 

 

Asklepios deckt ziemlich viele Bereiche ab: das Strafrecht sowohl seitens der Polizei, als auch Justiz, Medizin und auch hier mehrere Fachgebiete und natürlich die klassische Mythologie. Zumindest rechtlich hatte ich nichts zu beanstanden. Wie hast Du Dich auf diese Themenvielfalt vorbereitet?

 

Die Sagen der Griechen und der Römer“ und „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ haben meine Eltern mir zum ca. 12. Geburtstag geschenkt. Auch im Lateinunterricht sind mir verschiedene Götter immer mal wieder begegnet.

 

Bezüglich Polizeiarbeit habe ich einen befreundeten Bundespolizisten, der mir bei Fragen zur Seite steht, wobei sich Ruby ja nicht immer an die Regeln hält. Bei rechtlichen Fragen wende ich mich, soweit ich es nicht recherchieren kann, an befreundete Juristen in meinem Umfeld. Bei ASKLEPIOS habe ich mich bezüglich der Rechtslage an dem „Fall Silvio S.“ orientiert, der mich auch zu dem Psychothriller inspiriert hat. (Bei ARTEMIS hat mir ein Staatsanwalt unter die Arme gegriffen, damit die Strafmaße stimmen.)

 

Am wichtigsten war die Recherche zu medizinischen Themen. Natürlich haben mir Fachbücher und Dr. Google nicht weiterhelfen können. Hilfe habe ich offline bei einer Medizinerin (Augenheilkunde) gefunden. Obwohl sie echt top ist, konnte sie nicht alle Fragen meinerseits mit hundertprozentiger Sicherheit beantworten. Deshalb hat sie eine Professorin (HNO) mit ins Boot gezogen. 

 

In Deinen Thrillern geht es immer wieder auch um Selbstjustiz. Was fasziniert Dich daran? 

 

Ich denke, Rache und Selbstjustiz sind Themen, die viele Menschen faszinieren, da sie tief in menschlichen Emotionen, wie Wut und Gerechtigkeitsempfinden, verwurzelt sind. Rachegeschichten sind fest in unserer Kultur verankert – von Odysseus über Hamlet bis heute – und neben Raub und Eifersucht zählt Rache zu den häufigsten Mordmotiven.

 

Durch diese Themen ist es mir möglich, mit den Emotionen der Leser zu spielen, weil Selbstjustiz unsere Vorstellung von Recht und Moral herausfordert. Ist es gerechtfertigt, das Gesetz zu brechen, um einen grausamen Täter wie Georg Schwarz dingfest zu machen? Ihn davon abzuhalten, Kinder zu quälen? Wie weit kann ASKLEPIOS gehen? Wann ist das Maß voll?

 

Jeder verabscheut Selbstjustiz und selbst ASKLEPIOS lehnt in einem Dialog des Thrillers Selbstjustiz ab. Da ist es doch hochinteressant, dass die meisten Leser – auch wenn sie ASKLEPIOS‘ Vorgehen „eigentlich“ nicht gutheißen – moralisch an seiner Seite stehen. Vor allem Mamas und Papas.

 

Am 1.3.25 erscheint das Hörbuch zu Deinem 2. Thriller mit Ruby und Spike. Möchtest Du uns dazu schon was verraten?

 

ARTEMIS ist ebenso wie ASKLEPIOS (und APHRODITE) in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Psychothrillern gelesen werden. ARTEMIS ist ein reiner Psychothriller – also ohne medizinische Inhalte –, den ich nicht ohne Unterstützung einer hervorragenden Psychologin hätte schreiben können. Der Plot ist komplexer als bei ASKLEPIOS. Wer einen spannenden Psychothriller sucht und Freude an einer bildhaften Sprache hat, liegt hier bestimmt richtig.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir liebe Charlotte für Deine Zeit und Deine Offenheit!

 

Vielen lieben Dank für die bedachten Fragen und an alle Leser ein großes DANKESCHÖN für euer Interesse. 

 

Von Herzen

Charlotte


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Interview mit Charlotte Charonne zu dem Hörbuch „Asklepios“ gelesen von Charlotte Sonntag.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Asklepios, Charlotte Charonne, gelesen von Charlotte von Sonntag, die Hörbuch Manufaktur Berlin, 8h 26 min. Download

Asklepios, Charlotte Charonne, gelesen von Charlotte von Sonntag, die Hörbuch Manufaktur Berlin, 8h 26 min. Download


Vor 15 Jahren wollen Sophie und Paul, zwei Ärzte zum ersten Mal seit der Geburt ihrer 5 jährigen Tochter Emma ein gemeinsames Paarwochende, romantisch in Hamburg verbringen. Sophies Mutter Maria, ebenfalls eine Chirurgin, passt solange auf Emma auf und genießt die Oma Tochter Zeit, bis Emma spurlos aus ihrem Garten verschwindet. Wochen später wird ihre Leiche gefunden und auch der Täter Georg ist schnell überführt.

Als Georg allerdings nach 15 Jahren, aufgrund eines positiven forensischen Gutachtens entlassen wird, ist die Ehe von Emmas Eltern zerbrochen und auch ihre Großmutter Maria hat das Skalpell an den Nagel gehängt.

Selbst Anna, die damals in der entscheidenen Kammer des Landgerichts saß, ist betroffen. Als der Täter nur 2 Monate später verschwindet, ist es ihre Mitbewohnerin Kriminalkommissarin Ruby, die mit ihrem Womanizer Partner Spike die Ermittlungen übernimmt. Was ist mit dem Kinderschänder geschehen? Ist er untergetaucht um seine Triebe zu befriedigen oder ist er selbst Opfer einer Racheaktion geworden?


Das Schicksal von Emmas Familie ist mir echt unter die Haut gegangen, vor allem auch das ihrer Großmutter, die sich immer wieder Vorwürfe macht und ihre Schuldgefühle im Alkohol ertränkt... Der Verlust eines Kindes ist kaum zu ertragen.... parallel zu diesem tragischen Schicksal schwenkt die Geschichte immer wieder in die Frauen/Kinder-WG von Ruby und ihrer besten Freundin Anna sowie deren zwei Töchtern.... Wenn sie die Mädchen ansehen und das Glück in deren Augen sehen, ist es unfassbar, dass jemand diesen unschuldigen Kindern so etwas grauenvolles antun kann! Rubys Partner Simon Pike, genannt Spike einen Sonnyboy zu nennen, trifft es nicht ganz, aber nach und nach erfahren wir, woher seine Bindungsangst kommt. Anfangs fragte ich mich noch, warum Ruby ihn aushält, doch schon bald werden seine Qualitäten jenseits der Matratzen offensichtlich. Er gleicht Rubys rubbige Ungeduld bestens aus und ist noch dazu ein geduldiger Zuhörer. Da kommen viele Zeugen gerne mal ins Plaudern. Sie sind mir als Team beim Hören ebenso ans Herz gewachsen, wie Rubys WG und Louisa, die Wirtin des Blu Lou, wo es die örtlichen Polizisten nach Feierabend nur allzugerne hinzieht und vor allem die wehrhafte Nachbarschaft des verschwundenen Kinderschänders! Coolness kennt kein Alter.


Anders als die Ermittler, wissen die Zuhörenden genau was mit Georg los ist. Sie erfahren nach und nach, welch grausame Strafe sich Asklepios für ihn ausgedacht hat, denn der Tod ist für diesen Unmenschen, der auch nichts zu bereuen scheint, noch zu harmlos. Asklepios war einst der Gott der Heilkunst der von Hades für seine Hybris Tote wieder auferstehen zu lassen bestraft wurde. Nun ist es Asklepios der bestraft, ebenso perfide, wie äußerlich schmerzfrei und doch viel böser... Doch kann man ihm das verüblen? Und wer spielt sich hier als göttlicher Richter auf? Ruby und Spike scheinen sich im Kreis zu drehen. Eine sehr perfide Strafe, man sich nur allzu lebhaft vorstellen kann... doch ohne Bedauern.


Die Stimme von Charlotte von Sonntag passt super, denn Asklepios Stimme wird als honigsüß und warm beschrieben. Diese Sprecherin verkörpert genau das, aber auf sehr angenehme, schöne weiße, ohne klebrig süß zu sein... Natürlich würde dies nicht zum coolen Spike passen, daher wandelt sie ihre schöne Stimme sehr lebendig und je nach Charakter, denn es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.


Die Auflösung ist absolut schlüssig, aber wenn wir mit den Ermittlern lange im Dunkeln tappen, während wir dem Leid des Täters folgen. Dennoch konnte ich mit ihm kein Mitleid empfinden und dachte stets, wie teuflisch und doch gerecht...


Das Ende lässt mich für Asklepios hoffen, doch noch eine Zukunft jenseits von Rache und Vergeltung zu finden.


Ich bedanke mich ganz herzlich bei Charlotte Charonne für meinen Hörbuchgewinn und habe mit Begeisterung festgestellt, dass bald schon die Fortsetzung mit derselben Sprecherin folgen wird.


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