Freitag, 12. März 2021

Und dann kam Juli, Petra Eimer Baumhaus Verlag

 

Und dann kam Juli, Petra Eimer Baumhaus Verlag

Der 11 jährige Paul ist sauer! Bisher war alles normal und prima, doch nun stand plötzlich ein Pferd in ihrem schönen großen Garten und macht sich dort breit. Seine Eltern, die sich seit Ewigkeiten vehement gegen seinen Hundewunsch wehren, schmelzen dahin! Sie sind völlig blind dafür, dass Pferd Juli (klar, es ist ja gerade Juli und das Pferd braucht ja einen Namen) den ganzen Garten ruiniert. Alles frisst Juli ab, egal ob Gemüse oder Blumen. Einen Hund durfte er nie haben, weil das ja im Urlaub so aufwendig ist, aber nun hat seine Mutter beschlossen, eh nicht in den Urlaub zu fahren, weil sie gerade angefangen  hat Geschichten für eine Zeitung zu schreiben und es ihr solchen Spaß macht! Nun fährt sein bester Freund Max weg und er bleibt zurück mit Juli, die den Garten und die Bandenbude verwüstet und wegen der der Pool abgebaut werden musste. Juli nervt und muss ganz klar weg! Dabei entwickelt Paul eine solche Energie, dass es sogar Max nervt und Nachbarin Anna aus der Parallelklasse, die eigentlich ganz nett ist, für ein Mädchen.

 Entschuldigung, aber Paul benimmt sich wie ein verzogenes Einzelkind, das erfährt, dass ein Geschwisterchen kommt. Er ist unglaublich egozentrisch und sauer auf Juli, während alle anderen über ihre Eigenheiten lachen können, weil Juli ja eigentlich von nix eine Ahnung hat und es nicht böse meint. Aber Max wollte halt immer einen Hund haben, das ist ja auch viel cooler und es bleiben auch nicht gleich alle Mädchen stehen und quietschen ganz begeistert! Denn hier taucht man in die Tiefen von Pauls Gedanken ein, völlig ungeschönt und ganz ehrlich. Sind wir in unseren Gedanken nicht alle kleine Egomanen? Es ist auf jeden Fall sehr lustig, was er sich so denkt und welche Pläne er schmiedet. Allerdings sind sie nicht alle so richtig gut durchdacht und mit 11 Jahren, sind einige Pläne nun mal in ihrer Ausführung begrenzt! Das ist witzig. Allerdings geben Max und Anna ihm richtig Contra und das finden wir super. Zum einen, weil echte Freunde einem auch die Meinung sagen, wenn man mal völlig daneben liegt und weil sie das Herz am rechten Fleck haben! Freunde zum Pferdestehlen, ach nee, Pferde loswerden. Tja, denn der Traum der meisten Mädchen ist Pauls persönlicher Albtraum, auch wenn er nicht so genau weiß warum. Aber braucht man immer einen Grund um dagegen zu sein, wenn man 11 Jahre alt ist? Sehr schön ist, wie Julis Bedürfnisse von Pauls Mitmenschen in Relation gerückt werden. Auch wenn Paul sich echt verrannt hat, ist er doch nicht verbohrt, auch wenn es so scheinen mag.

Warnung: Die meisten Kinder wohnen nicht so ländlich, dass sie ausreichend Platz für ein Pferd im Garten haben, für einen Hund mag es ja reichen, aber bitte nicht nachmachen mit einem Pferd. Pauls Garten ist wirklich groß, denn in der Eifel ist das möglich. Pferde werden nicht gerne von Kindern ohne Erfahrung besprungen und beritten und Eltern würden die Haare zu Berge stehen, wenn ihr Nachwuchs dies ohne Sattel und Helm täte! Also, diese Geschichte hat zwar ein wahres Vorbild, aber ich bin ganz sicher, dass Sohn Paul Eimer auch  nicht ohne Helm und Sattel reiten darf. Aber aus Gründen der Dramaturgie kommt es bisweilen besser, wenn es pädagogisch weniger wertvoll ist. Diese Episode ist aber auch offensichtlich nicht so ernst gemeint.

Schön ist auch, dass Paul sich zwar verrannt hat, es aber auch selber merkt und wieder umkehrt und es ihm keiner übel nimmt. Klar, er war ja stets ehrlich!

Dies ist das erste Kinderbuch der Kinderbuchillustratorin Petra Eimer, das auch autobiografische Züge trägt (deswegen sind die Eltern wohl auch so supernett ;)), weshalb es auch ein Comicroman geworden ist, also eine Geschichte aus der Perspektive des jungen Helden, mit ganz vielen Illustrationen, Gedanken- & Sprechblasen und überhaupt Gedanken und Gefühlen, die eine grafisch geradezu anspringen. Das ist sehr locker flockig gemacht und spricht optisch an, aber und das gefällt mir tatsächlich nicht: Comicromae sind für Lesemuffel optimal, also Kinder, die nicht gerne lesen. Da dieses Abenteuer ab 8 Jahren ist, finde ich die Schrift einen Tacken zu klein. Die Zeilenabstände sind sehr komfortabel, was die optische Lesbarkeit deutlich vereinfacht, aber Kindern ab 8 Jahren fällt es leichter, wenn die Schrift noch etwas größer ist, was der Baumhausverlag normalerweise auch immer optimal berücksichtigt. Dieser Comicroman ist witzig und optisch ansprechend, eigentlich optimal um Jungs zu überzeugen, dass Lesen, ebenso wie Juli, eigentlich cool ist, sollte aber nicht so anstrengend sein!

Ein witziger Comicromanspaß über die unverhoffte Liebe, zu seinem persönlichen Albtraum. Manchmal muss man das Leben einfach seinen Weg gehen lassen und sich auf Neues einlassen, egal ob Pferde oder Mädchen.

 

Für Jungs, Mädchen und Lesemuffel ab 8 Jahren!

 

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury und die Buchstabenbande für unser Rezensionsexemplar!

 

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Dienstag, 9. März 2021

Internat der bösen Tiere (2), Gina Mayer, Sprecher Jonas Minthe, Goya Libre, 1 MP3 ca. 6 h ungekürzt


Internat der bösen Tiere (2), Gina Mayer, Sprecher Jonas Minthe, Goya Libre, 1 MP3 ca. 6 h ungekürzt

 

Noel und Taiyo haben es geschafft! Beide dürfen auf die Insel der Jäger ziehen! Allerdings dürfen auf keiner Insel mehr als 2 Menschen leben, was bedeutet, dass Katokwe die Insel der Jäger verlassen und auf eine andere ziehen muss. Die Hoffnung sie nun regelmäßig zu sehen, wird daher für beide Jungen enttäuscht. Allerdings haben sie auch nicht viel Zeit traurig zu sein, denn der Unterricht hat es voll in sich. Da Tiere nicht schreiben können, müssen sie sich den ganzen Stoff ins Gedächtnis einprägen und bei so unbekannten neuen Fächern wie Tiergiften oder Heilmethoden ist das eine echte Herausforderung. Hinzu kommen die verstörenden Stunden mit ihrem Begleittier dem Leoparden Kumo und der Gedankensprachunterricht. Noel hat stets den Eindruck sich besonders ungeschickt anzustellen, da er das Tosen seiner Gedanken nicht in den Griff bekommt. Ach ja, da sind ja noch die Paviane, die es auf ihn abgesehen haben, da sie Menschen nicht leiden können und ihn ganz besonders verabscheuen. Ein Lichtblick scheint der Tauchlehrgang zu sein, bis er erfährt, dass er zu seiner Sicherheit ausgeschlossen werden soll, damit sein Erzfeind der Bär Uko und seine Verbündeten ihn nicht im Meer angreifen können. Doch Noel unterschätzt die Gefahr und will Katokwe unbedingt wiedersehen!

 

Ja, Noel ist der Sohn einer der zwei Schulgründerinnen, aber das heißt nicht dass es ihm besonders leichtfällt sich im Unterricht zurecht zu finden oder ihm die Herzen der Mitschüler zufliegen. Ganz klar zeigt sich bei ihm, wie sehr zu hohe Erwartungen Kinder und Jugendliche auch belasten und hemmen können. Noel hat ständig das Gefühl zu versagen, auch wenn niemand so etwas zu ihm sagt. Das setzt ihn noch mehr unter Druck und ein regelrechter Teufelskreis scheint sich in Gang zu setzten. Dabei könnte alles so gut sein, denn zum ersten Mal in seinem Leben hat er einen Freund gefunden! Das fühlt sich wirklich gut an, allerdings sind sie auch Konkurrenten um die Gunst von Katokwe und ja, Taiyo scheint viel weniger Schwierigkeiten zu haben, als er, obwohl er nicht viel länger auf den Inseln der bösen Tiere lebt. Dieser Erwartungsdruck und die Versagensängste sind vielen Schülern vertraut, so dass sie sich ganz schnell mit Noel identifizieren können. Auch das Problem, mit der Konkurrenz unter Freunden ist sicherlich vielen jungen Hörern nur allzu vertraut, sei es im Sport, in der Schule, oder weil Freunde nun mal einen ähnlichen Geschmack haben. Neben diesen für die Zielgruppe nur allzu bekannten Problemen gibt es aber auch ganz viel aufregend Neues. Der Unterricht unterscheidet ganz erheblich von unserem Präsenzunterricht! Die Fächer sind ganz andere, aber auch die Lehrmethoden und natürlich die Mitschüler. Tiere in der Schule sind bei uns ein absolutes No-Go, von gefährlichen Raubtieren oder giftigen Exemplaren ganz zu schweigen. So wird das Vertraute mit Abenteuer und Spannung geschickt verknüpft! Denn spannend wird es auch diesmal wieder. Langsam baut sie sich auf, da Noel schon früh vor dem unzureichenden Schutz auf dem Meer gewarnt wird, doch ist seine Sehnsucht nach Katokwe größer als seine Vernunft! Man spürt erste zarte Gefühle, aber nicht übermäßig, noch nicht in einem Maße, dass es den jungen Hörern unangenehm oder peinlich würde, sondern aufregend, prickelnd und neu!

 

 Hier kommt der hervorragend gewählte Sprecher Jonas Minthe ins Spiel, der zwar mit Jahrgang 1989 deutlich älter als die Zielgruppe ist, er aber zum Glück nicht so klingt. Man nimmt ihm den 13 jährigen Noel absolut ab. Man spürt seine Unsicherheit, sein Sehnen, aber auch vor allem seine Wut. Die Wut auf die Regeln, die er einfach ungerecht findet, weil er sich seine Mutter ja nicht ausgesucht hat und sie noch nicht einmal kennengelernt hat und die Wut auf den unbekannten Gegner! Außerdem kommt er mit einigen seiner Klassenkameraden überhaupt nicht klar und Jonas Minthe gelingt es spielend dieses Gefühl der unterdrückten Wut und Hilflosigkeit in seiner Stimme anklingen zu lassen. Aber nicht nur den Menschen verleiht er eine Stimme, auch die Tiere bekommen von ihm eine jeweils individuelle Stimme, egal ob Pavian, Leopard oder Krokodil. Da wird gekrächzt, geknurrt und gefiept. Absolut lebendig, ausdrucksstark und spannend!

Am Ende wird es so unerträglich spannend, dass ich den Atem angehalten habe. Die Lage scheint schier aussichtslos, doch die Gewissheit, dass bereits die Fortsetzung angekündigt ist, hat mich zuversichtlich weiter hören lassen! Eine Reihe mit sympathischen jungen Helden und Tieren, um Freundschaft und Verrat, den ewigen Kampf zwischen Mensch und Tier um Lebensraum, die in den Bann zieht und mich mitfiebern lässt!

 

Vielen lieben Dank an Goya Libre/Jumbo Verlag für unser spannendes Hörexemplar!

 

Wenn Ihr nun neugierig seid, findet Ihr hier eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/internat-der-boesen-tiere.-die-falle/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3235&f=true&lId=9&backToShop=true

 

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