Dienstag, 24. November 2020

Die Wilden Schwäne, Hans Christian Andersen, Anton Lomaev, Wunderhaus Verlag

Die Wilden Schwäne, Hans Christian Andersen, Anton Lomaev, Wunderhaus Verlag

 

„Weit, weit von hier, dort, wo die Schwalben hinfliegen, wenn es Winter wird....“ so beginnt eines meiner liebsten Märchen von Hans Christian Andersen. Es erzählt die Geschichte von 11 Königssöhnen und ihrer deutlich jüngeren Schwester Elisa, die alle 12 von außerordentlicher äußeren Schönheit, auffallender Klugheit und absoluter innerer Reinheit sind. Doch ihre Mutter stirbt und der König heiratet wieder. Die Stiefmutter hasst sie und vertreibt erst die Söhne, die sie noch dazu verzaubert. Das Mädchen gibt sie auf einen einfachen Bauernhof in der Nähe. Elisa ahnt nicht, dass die neue Königin ihre Brüder verzaubert hat: mit Tagesanbruch verwandeln sie sich in Schwäne, wenn die Sonne untergeht, erhalten sie ihre Menschengestalt zurück. Befinden sie sich zu diesem Zeitpunkt in der Luft, stürzen sie ungebremst auf die Erde. Als der König nach Jahren seine Tochter wiedersehen will, ist die Stiefmutter erschüttert, wie schön sie geworden ist. Also macht sie sie hässlich, damit der Vater sie verstößt. Elisa flieht in den Wald und von dort ans Meer, wo sie auf ihre Brüder trifft und von deren Schicksal erfährt. Sie schwört sich, diese von dem bösen Zauber zu erlösen, doch die Prüfung ist hart.

 Das Buch ist so liebevoll gestaltet, dass meine Jüngste (11), sich gleich das Buch schnappte und es las, statt zu essen bzw. Hausaufgaben zu machen. Die Illustrationen von Anton Lomaev sind künstlerisch sehr außergewöhnlich und mit hoher Strahlkraft, impressionistisch anmutend. Besonders die Gesichter der Königskinder strahlen nicht nur Schönheit, sondern auch Reinheit des Herzens und ein liebevolles Wesen aus. Neben den großflächigen farbigen Illustrationen, kann man bei näherem Hinsehen auch zarte graue, feinlinierte Zeichnungen entdecken, die den Text einrahmen und sehr ausdrucksstark sind. Die Übersetzung finde ich sprachlich wunderschön und poetisch. Schade finde ich nur, dass Andersen, als er beschrieb, wie die böse Stiefmutter Elisa verunstaltet, diese mit Nussschalen einreibt, damit ihre Haut ganz dunkel wird und die Blässe ihrer Adelshaut kaschiert wird. So kann Kindern leicht suggeriert werden, dass dunkele Haus nicht schön sei. Beim Vorlesen sollte man vielleicht variieren, dass sie ganz schmutzig aussieht. Dafür ziehe ich aber keinen Punkt ab, da es nun mal ein historischer Text ist und es bleibt jedem Vorleser überlassen, mit diesem entsprechend umzugehen. Es zeigt aber auch sehr gut, dass es auch damals tiefe gesellschaftliche Gräben gab und das ist vielleicht ein guter Ansatzpunkt, um darüber zu sprechen.

Auch das Ende bleibt das Originalende, dass nicht für Kinder modifiziert wurde. Ich hätte als Kind vor Wut über dessen Ungerechtigkeit und Endgültigkeit weinen können! Ausgerechnet der jüngste, liebevollste und rücksichtsvollste Bruder wird nicht vollständig erlöst, sondern behält für immer einen Flügel. Was soll er denn damit? Aber das Leben ist nicht fair, auch nicht in Andersens Märchen. Meine Tochter findet so einen Flügel allerdings eleganter als ich. Dieses Buch wird ab 4 Jahren empfohlen, das finde ich in dieser Urfassung, die wirklich wunderschön und sprachlich traumhaft ist, zumindest überdenkenswert. Meine Tochter liebt das Märchen dennoch, zeigt es doch die unverbrüchliche Liebe des reinen Herzens und der geschwisterlichen Loyalität, die über Ansehen und ernsthafte Gefahr siegt. Anders als ich, ist sie aber auch ein Fan von Andersen und skandinavischer Literatur.

 

Was mich wirklich von der Hochwertigkeit dieses Buches und der Liebe des Verlags für dieses Produktes überzeugt hat, ist dass kein Fehler im Buch ist. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Verlage immer weniger Geld für Rechtschreib- und Grammatikkorrekturen ausgeben, aber hier ist das tadellos. Das ist gerade bei Bilder- und Märchenbüchern wichtig, da sie eben oft vorgelesen werden und wenn Fehler im Text sind, kommt der Vorleser ins Stolpern. Das merken aufmerksame Zuhörer sofort.

 

Hier wurde das traditionelle Märchen um Liebe, Treue und Loyalität unter Geschwistern sehr ausdrucksstark und gleichzeitig liebevoll umgesetzt.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Wunderhaus Verlag für dieses zauberhafte Rezensionsexemplar.

 

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Montag, 23. November 2020

Gefüllte Kartoffeln, Séverine Augé, Bassermann Verlag


Gefüllte Kartoffeln, Séverine Augé, Bassermann Verlag

 

Klappentext: Feines aus dem Ofen. Köstliche Gerichte, einfach zu machen und perfekt für Gäste. Ein Familiengerechtes Rezeptbuch für neue Kartoffelideen. Sie legen sich nur die schönsten Kartoffeln und Süßkartoffeln zurecht, schneiden sie auf und füllen sie mit herrlichen Zutaten: Käse, Speck, Fleisch, Fisch, Gemüse, Gewürzte, Kräuter, ein bisschen Öl. Dann wird überbacken und dabei entstehen die wunderbarsten Aromen. Ein Genuss für große und kleine Feinschmecker.

 

Also, Kartoffeln sind toll. Sie sind nahrhaft, glutenfrei, sowohl Getreide als auch Gemüse, sie sind nachhaltig und regional, man kann sie selbst zu Hause anbauen..... Es gibt viele tolle Gründe für Kartoffeln auf dem heimischen Tisch, und dennoch habe ich meistens ein Kind, das meckert und zwar das, mit der Freundin, die glutenfrei essen muss. Salzkartoffeln will sie nicht, Reibekuchen auch nicht mehr, Bratkartoffeln brauchen bisweilen zu lange und immer nur Püree will sie auch nicht und ich nicht nur Pommes oder Kartoffelscheiben aus dem Ofen! Was nun? Da lachte mich dieser Titel an. Baked Potatoes liebe ich als Pub Food, aber ich weiß ja nicht so genau, wie lange sie in den Ofen sollen und überhaupt, mag dann wieder ein Kind keine Baked Beans.... Also, hier findet man alles Mögliche was man prima zu Ofenkartoffeln kombinieren kann. Man kann auch die Mengen reduzieren und einfach Kartoffeln mit verschiedenen Füllungen machen, dann kommt jeder auf seinen Geschmack und es ist auch super Party Food, da variabel und auch vegan und vegetarisch möglich... Allerdings mache ich es mit verschiedenen Toppings. Der Gedanke, dass ich die Hälfte der Kartoffel aushöhle und die Autorin mir dann nicht verrät, was ich mit dem Inneren der Kartoffel anfange, hat mir nicht so behagt. Also habe ich mir das Aushöhlen gespart und einfach die Füllung als Topping auf die aufgeschnittenen Kartoffeln geklatscht. Geht ziemlich schnell und lässt sich super vorbereiten, man muss nur die lange Garzeit im Backofen mit einrechnen, aber diese ist deutlich im Rezept angezeigt.

 

Leider verrät die Autorin nicht, wie groß die Kartoffeln in etwa sein sollen. Ich habe das einfach so nach Gefühl gemacht und entsprechend viele Kartoffeln genommen. Der französische Originaltitel verrät übrigens mehr: es sollen sehr große, dicke Kartoffeln sein und die Zubereitung geht mit einem Topf, bzw. Auflaufform/Backblech. Es werden Kartoffelsorten genannt, aber leider nicht, ob es sich um mehligkochende, vorwiegend festkochende oder festkochende Sorten handelt. Hier müsste man wohl im Internet recherchieren. Je nach Kartoffelgröße eignen sie sich prima auch als leckere Beilage. Auch etwas schade finde ich, dass die Rezepte nicht als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet sind, sofern sie es sind. Manche Kochbücher versehen hierzu das Rezeptregister mit kleinen Symbolen. Dafür gibt es aber noch vor dem Rezeptverzeichnis am Ende, das in Kartoffeln und Süßkartoffelrezepte unterteilt ist, noch eine nach Rezepten aufgegliederte Einkaufsliste. Öl, Salz und Pfeffer werden als vorhanden vorausgesetzt. Die Mengenangaben beziehen sich auf die geputzten Zutaten. Die Rezepte sind jeweils für 4 Personen ausgelegt und sowohl die Vorbereitungszeit, als auch die Garzeit sind zutreffend angegeben.

 

Übrigens: alle Familienmitglieder lieben die Backofenkartoffeln, leider nicht unbedingt mit dem gleichen Topping, aber die sind nur wirklich nicht kompliziert und es gibt reichlich unterschiedliche Rezepte, da findet jeder was, was ihn glücklich macht. Durch die vielen verschiedenen Kombinationen ist das Risiko auch nicht so groß, dass die Familie dieses Essen schnell schon wieder leid ist. Dabei sind einige Rezepte durchaus auch raffiniert und aufwendig, andere allerdings absolut alltagstauglich. Sehr gut geeignet für Menschen im Homeoffice, die das Essen morgens vorbereiten können, oder in einer Arbeitspause und dann etwas über eine Stunde in den Backofen stellen können. Es geht aber auch mit Timer.

 

Autorin Séverine Augé und Fotografin Delphine Amar-Constantini dürften Landsleute des großen französischen Starkochs Alain Ducasse sein, der Kartoffeln prinzipiell nur im Backofen zubereitet, damit die guten Inhaltsstoffe nicht im Kochwasser verloren gehen. Anders als dessen Rezepte, kann man diese hier aber auch gut ohne ein Heer von fleißigen Küchenhelfern selbst umsetzen und sie gelingen und schmecken! Was will man mehr? Ach ja, schöne Fotos die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und eine gut verständliche Anleitung. Alles gegeben. Ein prima Kochbuch für die ganze Familie und auch für Partys. Stressfrei, lecker, nahrhaft, fettarm, glutenfrei, wirklich zu empfehlen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bassermann Verlag und dem Bloggerportal für mein Rezensionsexemplar!

 

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