Mittwoch, 11. November 2020

Fernando Magellan – einmal um die ganze Welt, Christine Schulz-Reiss, Klaus Ensikat, Kindermann Verlag

Fernando Magellan – einmal um die ganze Welt, Christine  Schulz-Reiss, Klaus Ensikat, Kindermann Verlag

 

Band 3 aus der Reihe: Kinder entdecken berühmte Leute, dieses Mal Fernando Magellan, der vor 501 Jahren als erster Mensch eine erfolgreiche Weltumseglung initiierte und somit bewies, dass die Erde doch keine Scheibe ist! Das alles auf der Suche nach einem Handelsweg zu den fernen Gewürzmärkten. Obwohl er damit die päpstlichen Lehren widerlegte, war er ein überzeugter Christ, der in seinen Seefahrten auch einen Weg zur Christianisierung sah und darin seine Pflicht. Dies wurde ihm letztendlich zum Verhängnis. Doch bis dahin hat er viel erlebt: Demütigen, Hunger, Kälte, Angst, Ruhm und Ehre, Missachtung,  Meuterei, Krankheit, glorreiche Siege, Auswanderung nach Spanien, Abenteuer, neue Länder... Einige dieser Länder und Inselgruppen, sowie der Pazifik tragen noch heute die Namen, die dieser portugiesische Landedelmann ihnen gab.

 

Für Kinder sehr interessant ist, wie früh Fernando, der damals noch Fernao hieß, mit seinem Freund Antonio in die königliche Pagenschule eintrat, um dem König von Portugal zu dienen. Als Kinder der besseren Gesellschaft lernten sie Lesen, Schreiben, aber auch die Seefahrts- und Kampfkunst. Doch wer in jungen Jahren den Dienst auf einem Schiff der königlichen Flotte antrat, muss ganz unten anfangen und gemeinsam mit Landstreichern, Sträflingen und Bettlern die Planken schrubben und das war noch nicht mal das Schlimmste. Allerdings hatten sie auch die Aussicht auf einen Aufstieg und so konnten sie schon auf ihrer ersten Fahrt die Aufgabe des Stundenglas Umdrehens und Zeitansagens übernehmen und vom Krähennest aus die Umgebung im Blick behalten.

So bekommen die Zuhörer einen guten Einblick in den Ablauf einer Jugend vor 500 Jahren und wie viel reifer man in jungen Jahren schon sein musste. Die Lebenserwartung war aber auch deutlich niedriger, vor allem, wenn man zur See fuhr. Dabei finde ich besonders eindringlich die Probleme von Hunger und Skorbut geschildert. Ob da wohl einige Zuhörer sich gleich mal schnell etwas Obst gönnen, wenn sie von diesen Qualen hören? Es werden nicht einfach nur Fakten aneinandergereiht, oder ein aufregendes Entdeckerabenteuer erzählt, sondern auch durchaus kritisch hinterfragt. Zusammenhänge werden hergestellt, so dass man durchaus für einiges ein anderes Verständnis bekommt, z.B. die noch heute bestehende Rivalität zwischen Portugal und Spanien. Wie der christliche Glaube nach Malaysia oder Südamerika kam (nein, es lag nicht alles an Kolumbus!) und eben auch Vergleiche zwischen den Landsleuten Magellan und Kolumbus hergestellt, die beide aus Enttäuschung in den Dienst des spanischen Königs traten und unter seiner Flagge, zu seiner Ehre, das Bild der damals bekannten Welt erweiterten.

 

Unglaublich hilfreich und anschaulich finden wir die Karten, die im Umschlag den Seeweg Magellans nachzeichnen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Magellanstraße legen. Die Illustrationen von Klaus Ensikat sind für viele Bücher des Verlages ein Markenzeichen. Sie sind nicht nur preisgekrönt, sie zeichnen sich auch durch Reife und Tiefe aus. Das finde ich gerade für ein Kinderbuch mit historischem Thema sehr atmosphärisch und die heute modernen bisweilen „verniedlichenden“ Illustrationsstile für das Thema und das Alter unpassend. Es gibt auf jeden Fall auf den farbigen, oft ganzseitigen Bildern viel zu entdecken und sie erinnern an kolorierte Stiche von alten Entdeckerreisen. Für mich erweckt es einen liebevollen, einheitlich ganzen Eindruck, der Geschichte zum Leben erweckt und dabei sehr hochwertig wirkt.

 

So wird Geschichte für Kinder lebendig, Interesse geweckt und vor allem ein Verständnis für die Bedeutung von geschichtlichen Ereignissen auch für die heutige Zeit begründet. Von uns erhält dieses reich illustrierte Buch für Kinder ab 8 Jahren, das Prädikat empfehlenswert!

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Kindermann Verlag und der Agentur Buchcontact für unser Rezensionsexemplar!

 

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Montag, 9. November 2020

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 4 CDs 4 h 41 min. ungekürzt

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 4 CDs 4 h 41 min. ungekürzt

 

Die hektische Vorweihnachtszeit in Paris scheint zum Erliegen gekommen zu sein, durch ein Wunder: es schneit erstmals seit rund 10 Jahren in Paris! Der dichte Schneefall und die Kälte lassen Plätze und Straßen verwaisen. Lacroix ist langweilig, denn wenn niemand das Haus verlässt, passieren auch keine Verbrechen, die er aufklären kann. Doch dann liest er eine kleine merkwürdige Notiz in der Zeitung: In Montmartre ist die neue, funkelnde und von einem Stromkonzern gesponserte Weihnachtsbeleuchtung des Place du Tertre gestohlen worden! Eigentlich eine Bagatelle, doch sein Bauchgefühl warnt ihn, dass da mehr hinter steckt und als am nächsten Tag die große Weihnachtstanne unterhalb von Sacré Coeur von Unbekannten gefällt wird, bietet er der dortigen, schwer erkälteten Kollegin seine Mithilfe an. Inzwischen interessieren sich auch die großen Zeitungen für diesen vermeintlichen Weihnachtshasser, allen voran die von ihm gefürchtete Reporterin Romy Schneider. Dieser Fall führt den Revierleiter des edlen 7. Arrondissement ins Herz der einstigen Hochburg der Bohème.

 

Der Kommissar mit Hut, Pfeife und ohne Handy ermittelt wieder, diesmal aus Langeweile und noch dazu in einem fremden Revier. Doch nicht nur die mangelnden Fälle setzen ihm zu, seine Pfeife ist auch irgendwie verschwunden und so ganz ohne, fehlt ihm was. Da er die Métro ablehnt und die Autos auf den verschneiten Straßen ob quer stehen, muss er halt zu Fuß laufen, sehr zum Leidwesen seiner Füße, aber mit viel Muße zum Nachdenken. Während er darüber nachdenkt, wer sich denn an der Beleuchtung oder einem Weihnachtsbaum stören könnte, hört er sich unter den Künstlern um. Der berühmteste und beliebteste unter ihnen ist empört über diese Kommerzialisierung und Verkitschung seines Viertels. Doch reicht diese Wut aus, um auch noch die folgenden, teilweise brutalen Taten zu begehen? Lacroix hat da so seine Zweifel und keine Beweise und nur bedingt Zeugen. Er fühlt sich aufgeschmissen, lässt sich treiben, hört sich in Bistros um und trifft sich mit seiner Frau Dominique, der Bürgermeisterin ihres Quartiers und deren Kollegen von Montmartre auf dem Weihnachtsmarkt auf den Champs Elysées. Wenn man keine Fakten findet, dann hilft es, gut zu zuhören und langsam meldet sich sein Unterbewusstsein, das über Anomalien stolpert....

 

 Auch dieses Mal hat mir der Teilzeit-Wahl-Pariser Autor Alex Lépic wieder einige interessante Infos über Paris geliefert. Ich hatte keine Ahnung, dass die Parischer Bezirksbürgermeister ihr Amt auf Lebenszeit verliehen bekommen oder dass es für das Flair des Viertels von der Stadt besondere Konditionen für die dortigen Künstler gibt. So lebt dieser Krimi wieder sehr von dem geruhsamen Flair dieser eigentlich hektischen Stadt. Er ist atmosphärisch und verzichtet diesmal komplett auf hektische Verfolgungsjagden. Es geht um den Geist der Weihnacht, trotz aller Kriminalfälle und Brutalität gibt es in diesem Fall ein leuchtendes Vorbild, das an die ursprüngliche Bestimmung dieses Festes erinnert und mit Güte und Glauben vergangene Gräueltaten zwar nicht ungeschehen machen kann, aber den Menschen, denen sie begegnet es Vorbild ist für eine bessere Zukunft. Zwischen all der Missgunst und Intrigen, gibt es auch aufrechte Menschen, die die Welt ein bisschen besser machen, jeden Tag, nicht nur zu Weihnachten. So kommt es wohl auch, dass dies der ruhigste der bislang 3 Fälle des neuen Maigret von Paris ist. Aber Vorsicht: Lacroix ist ein Genießer und so könnte es sein, das der Genuss dieses Hörbuchs den Appetit anregt und vielleicht am Besten bei Kaffee oder Rotwein genossen wird.

 

Felix von Manteuffel verkörpert perfekt den Bonvivant. Er klingt wie der Kommissar nicht mehr ganz jung, aber dafür reif und bloß nicht zu unterschätzen. Den mangelnden Pfeifenrauch, der ihm bisweilen die Freude an der weißen Pracht verdampfen lässt, scheint man seiner Stimme geradezu anzuhören. Seiner angenehm tiefen Stimme zu lauschen ist gefährlich entspannend.

 

Ein Weihnachtskrimi für Genießer und Parisfans, Thrillerfans werden nicht auf ihre Kosten kommen. Dafür versteckt sich hinter den Taten eine Erinnerung an vergangene Gräuel, an die man nicht oft genug erinnern kann.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für diesen weihnachtlichen Ausflug nach Paris, in Zeiten, in den ich dort nicht hinreisen kann!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/lacroix-und-die-stille-nacht-von-montmartre-sein-dritter-fall-lepic-alex-978-3-7424-1582-0/

 

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