Montag, 3. Februar 2020

Clifford: Der große, rote Hund, Norman Bridwell, Adrian Verlag



Clifford: Der große, rote Hund, Norman Bridwell, Adrian Verlag

Emily Elisabeth ist ein ganz normales kleines Mädchen und sie hat einen besten Freund namens Clifford. Doch Clifford ist kein Kind, sondern ein riesiger, roter Hund. Sie kann super auf ihm reiten und spielen, aber er ist nicht wie andere Hunde. Er ist ein hervorragender Wachhund und dennoch nicht immer perfekt und vor allem nicht unauffällig. Aber das macht nichts, er muss nicht alles können, denn er ist ihrer. Sie gehören einfach zusammen, und gemeinsam haben sie jede Menge Spaß.

Dieses Buch wird empfohlen von 24 Monaten bis 4 Jahren. Ich habe es meiner Nachbarin zum 4. Geburtstag geschenkt und es ihr vorgelesen, zugehört haben ihre Schwester 6 Jahre und ihr Bruder 9 Jahre. Alle 3 Kinder haben sich königlich amüsiert. Sie fanden es sehr witzig, auch wenn es natürlich unrealistisch ist, aber was absolut real ist für die Kinder, sind die Emotionen. Denn Clifford ist für Emily Elisabeth der bestmögliche Freund. Er ist nicht wie andere Hunde, er ist einfach viel größer und seine Farbe sticht auch aus der Masse heraus, aber das macht nichts, denn er ist ihrer und ihr Freund. Manchmal macht er Fehler, manchmal gewinnt er nicht den ersten Preis, aber er ist immer da, egal ob sie spielen will, oder ein Einbrecher es auf ihr Sparschwein abgesehen hat. Clifford ist total auffällig und riesig, damit passt er nicht in die Norm, aber auch sein Herz ist übergroß, da macht es nichts, dass er in keine normale Hundehütte passt. Immerhin ist er so groß, dass seine kleine Freundin auf ihm reiten kann. Clifford ist nicht wie andere Hunde, denn Clifford ist Spaß und Gefühl pur. Clifford ist Liebe, für alle kleinen Macken und Fehler, Hauptsache man hält zusammen.


Die Bilder sind groß und rot und plakativ. Alle Zeichenstriche sind gekonnt gesetzt und drücken klar und verständlich die Emotionen und die Pointen aus. Die Illustrationen beschränken sich auf das Wesentliche, ohne zu viele Details, so dass auch schon kleine Kinder alles deutlich klar und deutlich erkennen. Dabei sehen sie vor allem Spaß und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

Alle drei Kinder hatten so viel Freude an dem Buch, dass ich es gleich mehrfach vorlesen musste, auch wenn der Große mitlas. Als ich ging, hat das Geburtstagskind, ihr neues Buch schnell in Sicherheit gebracht, um sicher zu sein, dass ich es nicht wieder mit nach Hause nehme  (sie ist ja meine Bilderbuchtesterin). Clifford ist nun glücklich in einem neuen Zuhause angekommen.

Das Buch verfügt über starke Papierseiten, aber keine Pappe. 2 jährige verstehen schon die Gefühle und die dazu gehörigen Bilder, aber sie sollten Bücher gewöhnt sein, damit sie nicht zerrissen werden.

Meine Buchkinder sind begeistert. Wir bedanken uns ganz herzlich beim Adrian Verlag und Buchcontact für unser Rezensionsexemplar.

Samstag, 1. Februar 2020

Das verlassene Haus, Louise Penny, gelesen von Hans-Werner Meyer, Der Audio Verlag, 8 CDs 10 h 32 Minuten



Das verlassene Haus, Louise Penny, gelesen von Hans-Werner Meyer, Der Audio Verlag, 8 CDs 10 h 32 Minuten

Im beschaulichen Three Pines in den dichten Wäldern von Québec verfällt das alte Hadley Herrenhaus inzwischen. Um etwas Aufregung in das beschauliche Örtchen zu bekommen, beschließen einige Bewohner aus einer Laune heraus eine Séance durchzuführen. Immerhin gastiert gerade ein bekanntes Medium bei ihnen. Die erste Séance ist ein etwas gruseliger Spaß und ruft nach Wiederholung. Diese soll nun aber der unheimlichen Atmosphäre wegen im Hadley Haus stattfinden. Die Atmosphäre lässt sogleich einige der Gäste zweifeln, ob die Entscheidung so gut war. Das Gemäuer scheint regelrecht eine negative Energie zu verbreiten und so empfindet es keiner als allzu verwunderlich, dass während der Beschwörung eine von ihnen, die schöne Madeleine Favreau, zu Tode. Ob dies nicht doch mehr, als ein Unglücksfall ist, soll auch dieses Mal Chiefinspector Gamache von der Sûreté du Québec untersuchen. Während er in dem malerischen Örtchen in die verwickelten Beziehungsgeflechte blickt, braut sich in seiner Abwesenheit eine zerstörerische Intrige gegen ihn zusammen. Die Anhänger des von ihm vor fünf Jahren inhaftierten damaligen Superintendant Arnaud dürsten nach Rache und wollen ihn stürzen. Dabei schrecken sie vor nichts zurück.
Auch dieser Fall für Gamache dürfte seine Wurzeln in der Vergangenheit des Opfers haben, so wie auch die Intrigen seine Vergangen betreffen. Während der Mord an Madeleine langwieriger ist, weil es kein offensichtliches Motiv gibt und das Opfer scheinbar allseits beliebt, braut sich nicht nur über Three Pines, sondern auch über Gamache ein Unwetter zusammen. Das ist ebenso bedrohlich, wie auch fesselnd.
Natürlich trifft man die liebgewonnen Bekannten aus den vorherigen Fällen wieder und die neuentdeckte Mutterliebe, der oft so zynischen Lyrikerin Ruth Sardo ist sicherlich eines der Highlights in dieser Geschichte. Auch Clara, Peter, Myrna und das Paar vom Bistro sind wieder mit dabei. Immerhin spielt in Oliviers Bistro das gesellschaftliche Leben, wenn das Wetter zu schlecht ist, für einen Schwatz auf dem Dorfanger.
Dieses Mal gibt es sehr viele Beteiligte, wovon die meisten allerdings schon aus den Vorgängerbänden bekannt sind, so dass es enorm hilft, auch für den Spannungsaufbau, die Folgen in der richtigen Reihenfolge zu hören, um bei der Vielzahl von Personen nicht den Überblick zu verlieren. In beiden Handlungssträngen gibt es daher auch eine Vielzahl von Verdächtigen, die die Lösung um so kniffeliger macht. Am Ende lädt Gamache zum Showdown ins verlassene Haus, dessen Gruselatmosphäre den Anwesenden spürbar zusetzt. Das ist vor allem psychisch interessant, da Gamache in aller Ruhe die möglichen Motive aller Anwesenden (das gefühlt halbe Dorf) erklärt und dabei die Klaviatur menschlicher Emotionen und Motive von oben bis unten präsentiert. Doch welches Motiv ist das Ausschlag gebende gewesen, denn nicht jeder, der ein Motiv hat, ist auch der Täter? Myrna hat als anwesende Psychologin mit einem entscheidenden Hinweis gegeben, über maskierte menschliche Abgründe, derer ich mir noch nie so bewusst war. Auch wenn viele der bisher liebgewonnen Dorfbewohner diesmal eine eher untergeordnete Rolle spielen, fand ich diesen Fall psychologisch am spannendsten.
Diese Spannungen werden sehr gut von Hans-Werner Meyer umgesetzt, der als Gamache den fast ewig Gelassenen spielt, bis seine Familie in den Schmutz gezogen wird. Doch auch dann lässt der Schöngeistige sich nicht zu Unbedachtheiten hinreißen. Gamache verwirrt, doch durch die Ruhe, die Hans-Werner Meyer vermittelt, verliert man als Hörer nie die Geduld mit ihm, anders als seine Mitarbeiter, Kollegen und Gegner. Auch diese bekommen natürlich ihre stimmlichen Persönlichkeiten, mal mit frankophonem Akzent, mal ohne, oder auch als raubeiniges Reibeisen, wie im Falle der bärbeißigen Dichterin Ruth Sardo. Man folgt seiner warmen Stimme gerne in die rauen Wälder, trifft dort auf so manch einen Exzentriker. Dabei spricht er stets klar und deutlich und moduliert. Er spielt gekonnt mit seiner Stimme und garantiert so, dass dieses Cosy Crime nie zu gemütlich wird.  Dennoch bringt er eine sowohl kultivierte und doch auch naturverbundene Atmosphäre in den Fall, die ich als angenehmen Kontrapunkt zu den düsteren skandinavischen Krimis empfinde.
Ein spannender 3. Fall, der neugierig auf den kommenden vierten Fall „Lange Schatten“ macht.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für dieses Hörexemplar einer meiner Lieblingskrimireihen.
Hier findet Ihr eine Hörprobe: