Montag, 12. November 2018

Die Trabbel-Drillinge (2) Lämmer, Glamour, Macarons, Anja Janotta, gelesen von Mia Diekow, cbj audio



Die Trabbel-Drillinge (2) Lämmer, Glamour, Macarons, Anja Janotta, gelesen von Mia Diekow, cbj audio

6 Monate ist es nun her, seit die exzentrisch glamourösen Trabbels nach Deininghofen gekommen sind und im alten Familienstammsitz „Babs bestes Bio-Hotel“ zu eröffnen. Der Trubel um die Eröffnung hat sich gelegt und selbst die Dorfbewohner haben sich langsam aber sicher an die eiigen und doch so verschiedenen 12-jährigen Zwillinge Bella (die Schöne und Sportliche), Vicky (die Kluge und Schlagfertige) und Franka (die Nette und Schokoladige), ihre Turban-tragende Powermutter Babs und die exaltierte Großmutter und Herzensbrecherin Eleonore gewöhnt. Doch die Buchungen bleiben aus und das Geld wird knapp. PR-Profi Babs ist ratlos, da sie ihre Töchter nicht wieder der Presse preisgeben möchte. So beginnt Franka in der örtlichen Bäckerei ihre feinsten Konditorwaren zu verkaufen, Eleonore startet ein Instagram-Account und Babs lässt Martin, einen PR-Kollegen kommen. Doch die Mädels mögen Martin nicht und da können auch noch so zarte Macarons und feurige Schokolade nicht weiterhelfen. Vicky ist unglücklich in ihren alten Klassenkameraden aus Berlin, Emil verliebt und will nur noch zurück in die Großstadt. Auch Bella würde gerne mal wieder richtig shoppen gehen. Franka hingegen liebt ihre neu gefundenen Freunde und setzt alle Schokoladentöpfe und Schafherden in Bewegung, um zu bleiben.

Eigentlich steht Trabbel für Trubel, doch zu Beginn ist eher Blues angesagt. Die Kasse ist leer und Weihnachten steht vor der Tür. Vicky hat Liebeskummer, Bella ist meistens im Stall um Volitigieren und Franka versucht immer wieder vergeblich mit ihrer besten Freundin aus dem Dorf einen Mädels-Film-Abend oder Nachmittag hinzubekommen. Aber nie klappt es! Immer wieder ruft sie irgendjemand herbei, weil es einen angeblichen Notfall gibt, bei dem nur sie helfen kann! Daran ob sie mal Hilfe braucht oder einfach einen Nachmittag mit ihrer besten Freundin Johanna scheint aber leider nie einer zu denken. Langsam stinkt das Franka ganz gewaltig und sie beginnt über Strategien nach zu denken, wie sie langfristig ihr Ziel erreichen kann, egal was die anderen wollen: hier bleiben! Und diesen Kampfgeist merkt man auch ihren Gaumenfreuden an, die variieren nun von pastell-süßen Macarons zu teuflisch feuriger Chili-Schoki. Doch während mir schon beim Zuhören der Rachen brannte, gehen bei ihren egozentrischen anderen Dritteln keinerlei Alarmglocken los. Was Franka aber nicht ahnt: sie ist nicht allein, Unterstützung gibt es für sie außerhalb der Familie!Denn nicht nur ihre leuchtende Haarpracht würde im Dorf fehlen, auch sie als Mensch.

Auch wenn die Geschichte in der 3. Person erzählt wird, nimmt man automatisch Frankas Perspektive ein. Klar, kann die Story nicht in Ich-Form erzählt werden, denn manchmal weiß Franka ja selbst vor lauter Wir nicht, ob sie ein Ich hat, ständig muß sie für andere da sein, da geht das Ich schon mal unter. Aber nicht bei ihren Freunden und die sind ebenso liebenswert und pfiffig wie sie! Die würde ich auch nicht missen wollen, auch weil ich selbst nicht der Großstadt-Typ bin. Städtetrip ja, aber leben? Für alle jungen Mädchen die von der Landflucht träumen und die Großstadt herbei sehnen, zeigen Franka, Vicky und Bella ganz klar, wie konträr Großstadt und Land sind. Die anfangs abweisende Art der Dorfbewohner, hat nicht nur Schattenseiten und die Großstadt ist oft mehr Glanz und Glamour als Sein. Vor allem Vicky ist diesmal ganz schön zickig, aber der erste Liebeskummer ist halt besonders schwer.... Mia Diekow spricht die drei wirklich frisch, mal traurig, mal wütend und bisweilen trotzig herausfordernd! Bei Oma Eleonore bringt sie die Exzentrik ins Ohr, nur Rudis tiefe, beruhigende Stimme gelingt ihr nicht ganz so perfekt. Meistens grinst er aber auch nur oder hat den Mund voll, da macht das nichts. Es geht also wieder schokoladig turbulent im Hause von Trabblingburg zu.

Nachdem in der Hülle zu Band 1 Frankas geheimes heiße Schokoladenrezept abgedruckt war, verrät uns Anja Janotta nun das Geheimnis ihrer pastellfarbenen Macarons. Das Rezept ist gut verständlich erklärt, vor allem, wenn man vorher schon das Hörbuch gehört hat, allerdings mögen wir Macarons nicht so gerne, daß sie uns diesen Aufwand wert sind, weshalb wir das Rezept diesmal nicht getestet haben. Wir sind mehr von der Schokocrossies-mit-Zimt-Fraktion.

Anja Janotta verbrachte ihre Kindheit in Saudi-Arabien und Algerien auf. In München studierte sie Diplom-Journalistik und arbeitet heute als Online-Redakteurin, wenn sie nicht gerade Pralinen-Seminare gibt oder Kinderbücher schreibt. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie an einem See in Oberbayern (bei ihren FB Fotos kann man leicht neidisch werden, so stelle ich mir gerne die neue Heimat der Trabbels vor). Sie teilt mit Franka nicht nur die Liebe zum Landleben, sondern auch zu süßem Seelenbalsam.

Mia Diekow wurde 1986 in Hamburg geboren und ist mittlerweile nicht nur Synchronsprecherin, sondern auch Musikerin. Wir kennen sie seit Jahren als Stimme von Yakari und mittlerweile auch als Kim aus der Mädchenkrimireihe: Die drei !!!

Modern, frische Mädchenreihe um Kummer, Keks und Kapriolen! Eben Unterhaltung mit Herz.
Ungekürzte Lesung, 1 MP3 4 Std. 40 Min.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Anja Janotta, für die Rettung in letzter Sekunde, als ich hörtechnisch auf dem Trockenen saß!

Sonntag, 11. November 2018

Ein Fall für Wells & Wong (5) Mord unterm Mistelzweig, Robin Stevens, Knesebeck



Ein Fall für Wells & Wong (5) Mord unterm Mistelzweig, Robin Stevens, Knesebeck

Auch der 5. Fall der Detektei Wells & Wong spielt 1935, der erstarkende Nationalsozialismus in Deutschland findet dieses Mal keine Erwähnung, doch macht sich auch unter den Elitestudenten von Cambridge z.T. Das nationalistische Gedankengut bemerkbar. Denn dieses Mal sollen die blondgelockte, analytische Daisy Wells (15) und die empathische Hong-Kong-Chinesin Hazel Wong (noch 14) ihre Ferien ganz ohne mörderische Zwischenfälle verbringen: in Cambridge, gemeinsam mit Daisys älterem Bruder Bertie, der dort Geschichte im 1. Jahr studiert. Die Mädchen sind dort im Frauencollege von St. Lucys unter der Aufsicht von Daisys Großtante Eustacia Mountfitchet untergebracht und die Geschichtsstudentin Amanda Price soll sie als Anstandsdame begleiten. Wie abgesprochen verbringen auch Alexander Arcady und George, die Jungs von der Detektei die Junior Pinkertons in Cambridge bei Georges großem Bruder Harold Mukherjee ihre Weihnachtstage in Cambridge, im St. John's College. Harold studiert wie Bertie im ersten Jahr Geschichte und geht in dessen College, dem Maudlin, ein und aus. Denn Bertie gehört genau wie seine Mitbewohner aus dem Treppenhaus Nr. 9, dem Geheimclub der Nachtkletterer an. Doch schon beim ersten Besuch bei Bertie merken die vier jungen Detektive, daß dort im Haus etwas nicht stimmt. Der älteste Melling Zwilling Donald, der in wenigen Tagen ein millionenschweres Erbe antreten wird, ist in letzter Zeit ständig Opfer von merkwürdigen Unfällen. Sein beliebterer Bruder Charles, der beim Erbe leer aus gehen wird, bleibt jedoch verschont. Die Detekteien schließen eine Wette ab, da sie spüren, daß ein neuer Fall auf sie zu kommt. Als dann tatsächlich ein Unfall tödlich endet, müssen die jungen Ermittler ganz schnell umdenken.

Atmosphärisch ist dieser Fall wirklich klasse angelegt. Man spürt schon mit dem Eintreffen im Maudlin College, daß sich ein Mord ankündigt. Als er dann nach all der aufgebauten Anspannung geschieht, ist man dennoch überrascht! Auch wenn alles anders kam, als erwartet, kann die Aufklärung doch nicht so schwer sein, da die Anzahl der Personen, die sich nachts im Haus Nr. 9 aufhielten ja sehr überschaubar war. Allerdings versucht die Collegeleitung den Vorfall doch als Unfall darzustellen. Der herbeigerufene Wachtmeister hatte trotz all seiner Dienstjahre noch nie mit einem Mordfall zu tun und so sehen sich die vier jugendlichen Detektive vor Ort, wohl oder übel gezwungen, den Fall zu klären und somit die Frage, welche die bessere Detektei ist. Damit die Leser eine Möglichkeit haben, den Fall ebenfalls zu lösen gibt es in bewährter Manier wieder ein Personenverzeichnis als auch Pläne von Cambridge, so wie unsere Helden es vorfinden und zwei Aufrissen von Berties Treppenhaus, in welchem sich der erste Mord ereignete. Dieses Mal ist es wirklich besonders wichtig sich die Örtlichkeiten immer wieder vor Augen zu halten und ebenso allen Beteiligten genaueste Beachtung zu schenken. Je cleverer die Personen, desto wichtiger die Hinweise die sie liefern, auch wenn sie anfangs nebensächlich erscheinen. Alles Hinweise zur Lösung des Falles sind gut versteckt in der Geschichte, wer logisch analytisch der Geschichte folgt, kann also in der Tat den Täter/Täterin ermitteln. Damit mag zwar für einige die Spannung verpuffen, aber ich ärgere mich immer total, wenn in einem Krimi Ungereimtheiten vorkommen, die es verhindern, daß der Lesern zumindest eine Chance hat, den Fall zu lösen. Robin Stevens opfert die Logik nicht auf dem Altar der Spannung. Sie schafft es mit anderen Mitteln selbst für diejenigen die Spannung zu halten, die den Täter/-in bereits vor dem Ende ermittelt haben. So kommen dieses Mal zarte Gefühle ins Spiel. Hazel wird immer wieder durch ihr eigenes Erröten erwischt bzw. verraten und sie ist nicht die einzige, deren Gefühle außer Kontrolle zu sein scheinen. Dabei reichen oft kleine zarte Hinweise im Text, wunderbar dezent, denn die Geschichte spielt ja immerhin 1935. Das macht sich hier in Kleinigkeiten bemerkbar. Daran z.B. daß Hazel es gewohnt ist, als Exot angesehen zu werden. Die fremdenfeindlichen Äußerungen von Charles Melling, verletzten dieses Mal aber nicht nur sie, denn auch andere Dunkelhäutige, haben schlaue Köpfe. Das Empire und seine Auswirkungen, machen auch vor Cambridge nicht halt. Dabei aber in Hazels Gedanken- und Gefühlswelt einzutauchen ist ebenso reizvoll, wie die Kleinigkeiten am Rande, wie der Einblick in die exklusive Welt von Cambridge und ihre Benachteiligung von Frauen, oder aber auch die zeitgenössischen Autorinnen von Kriminalromanen, die Daisy zu Weihnachten erhält (Margery Allingham kann ich sehr empfehlen). Dabei schreibt Robin Stevens viel flüssiger für unser Sprachverständnis als Margery Allingham. Auch wenn sie tolle Einblicke in die Zeit damals gibt, ist ihre Sprache zwar angemessen, doch nicht antiquiert, so daß es ein Vergnügen ist zu lesen. Sehr schön sind auch die in den Text eingestreuten Erklärungen zu der geheimnisvollen Welt der Elitecolleges von England, wie z.B. der merkwürdigen Aussprache des berühmten Magdalen College, daß als Vorlage des fiktiven Maudlin diente.

Mir gefällt diese Reihe immer besser, je mehr ich in die Welt von Daisy und Hazel eintauche, obwohl ich sie von Anfang an geliebt habe!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für diesen herrlichen Weihnachtskrimi!